"Bist du dabei?" – Wie sieht es aus mit der Bereitschaft Jugendlicher, sich an (kommunal-)politischen Prozessen und Entscheidungen zu beteiligen? Welche Erfahrungen haben sie gemacht und welche Wünsche haben sie in Bezug auf die Gestaltungsmöglichkeiten? Um diesen Fragen nachzugehen führen die Schülerinnen und Schüler eine Befragung durch. Hierbei bringen sie sich in die Planung des methodischen Vorgehens ein. Im Zuge der Durchführung und Auswertung der Befragung üben sie sozialwissenschaftliche Methoden ein. Darüber hinaus lernen die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung des Begriffs "Partizipation" sowie die Gründe für ein Mitwirken und Faktoren, die persönlichen Einsatz verhindern, kennen.
Lernziele
Inhaltlich
Die Schülerinnen und Schüler…
lernen den Begriff Partizipation und seine Bedeutung kennen.
reflektieren, welche Einstellung sie selbst zur Partizipation haben und wie diese im Vergleich mit Jugendlichen in Deutschland allgemein einzuordnen sind.
erarbeiten Gründe für politische Teilhabe und erkennen Verhaltensmuster und Einstellungen, die das Engagement von Jugendlichen verhindern.
Methodisch
Die Schülerinnen und Schüler…
planen gemeinsam das methodische Vorgehen für die Beantwortung einer sozialwissenschaftlichen Ausgangsfrage.
planen eine Befragung, führen diese durch und werten die Ergebnisse – mithilfe der Software GrafStat – zielgerichtet aus.
vergleichen Daten der eigenen Erhebung mit Daten anderer Erhebungen, um eine Einordnung vorzunehmen zu können.
stellen selbst erarbeitete Sachverhalte korrekt und verständlich mithilfe verschiedener Präsentationsformen dar.
"Wie seid ihr denn drauf?" – Mitwirkung von Jugendlichen
Zum Einstieg präsentiert die Lehrkraft den Rapsong "mitWirkung" (
Einstiegsalternative: Alternativ, wenn ein Einstieg über den Rapsong nicht gewünscht oder technisch nicht realisierbar ist, kann mit Aussagen von Jugendlichen zu ihrem Engagement bzw. Nicht- Engagement (
In der Überleitung zur Entwicklung eines Untersuchungsschwerpunkts fragt die Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler, wie man herausfinden kann, warum sich Jugendliche engagieren oder eben nicht. Darüber hinaus sollte auch der Untersuchungsaspekt, ob Jugendliche sich überhaupt beteiligen oder nicht, herausgearbeitet werden.
Entwicklung eines Untersuchungsschwerpunktes
Die Lehrerin/der Lehrer fragt die Schülerinnen und Schüler, wie man untersuchen kann, ob die Aussage "Ihr schätzt uns falsch ein!" auf sie selbst, die Schülerinnen und Schüler an der Schule oder die Jugendlichen in ihrem Stadtteil oder ihrer Gemeinde zutrifft. Die Ausgangslage des Projektes bestimmt in dieser Phase maßgeblich die weitere Gestaltung des Unterrichts (siehe
Haben Jugendliche überhaupt Interesse an politischer Teilhabe? (Befragung, Interner Link: Baustein 1)
Aus welchen Gründen engagieren sie sich (nicht)? (Befragung, Interner Link: Baustein 1)
Wofür engagieren Jugendliche sich? (Befragung, Interner Link: Baustein 1)
Wie stark engagieren sich die Schülerinnen und Schüler in unserer/m Klasse, Schule oder Stadtteil? (Befragung, Interner Link: Baustein 1)
Für welche konkreten Themen vor Ort möchten wir uns oder sich andere Schülerinnen und Schüler unserer Schule einsetzen? (Befragung, Interner Link: Baustein 1,
Interner Link: Baustein 4 )Welche Beteiligungsmöglichkeiten kennen wir (Interner Link: Baustein 1) und welche gibt es tatsächlich in unserer Gemeinde, bzw. unserem Stadtteil. (
Interner Link: Baustein 3 )?Welche Einflussmöglichkeiten und Mitbestimmungsrechte haben Kinder und Jugendliche überhaupt? (
Interner Link: Baustein 2 )
Befragung planen und durchführen
(© berwis / pixelio.de)
(© berwis / pixelio.de)
Den Ergebnissen des Brainstormings entsprechend kann in der nachfolgenden Befragung der Untersuchungsschwerpunkt festgelegt werden. Der Fragebogen (
Je nach Alter und Leistungsstand der Lerngruppe sowie den zeitliche Kapazitäten wird das nachfolgende Planungsgespräch vorstrukturiert und durchgeführt. Die folgenden Fragen dienen hierbei als Leitfaden:
1. Zielgruppe: WEN befragen wir?
Führen wir die Befragung in unserer Klasse, in der Jahrgangsstufe, in der ganzen Schule oder sogar in der Kommune durch?
Wird die Befragung in der Gemeinde, bzw. dem Stadtteil durchgeführt?
Kann diese Aktion bereits als punktuelle Beteiligungsform im Sinne einer Vorbereitung weiterer Aktionen verstanden werden (s. Praxisbeispiele in
Interner Link: Info 04.04 undInterner Link: Info 04.03 )?
2. Befragungsschwerpunkt: WAS fragen wir? Welche Aspekte und Fragen sollten im Fragebogen vorkommen?
Faktoren des Wohlbefindens: Was sollte sich in der Kommune verändern? (z. B. Freizeitmöglichkeiten, Verkehrslage)
Bestandsaufnahme von genereller Bereitschaft zur Mitwirkung und tatsächlichem Engagement
Gegenstand jugendlicher Partizipation – Welche Interessen haben die Jugendlichen?
Feststellung der Partizipationsmöglichkeiten in der Schule, in der Gemeinde oder im Stadtteil
3. Befragungsart: WIE wollen wir befragen?
Eignet sich eine Onlinebefragung, eine Papierbefragung mit Rücklauf oder eine Straßenbefragung?
Vorschau: Musterfragebogen "Partizipation vor Ort" (© Forschen mit GrafStat)
Vorschau: Musterfragebogen "Partizipation vor Ort" (© Forschen mit GrafStat)
Im Anschluss an das Planungsgespräch wird ein entsprechender Fragebogen erstellt oder der Musterfragebogen (
Befragung auswerten
Nachdem die Daten erhoben worden sind, können die Schülerinnen und Schüler die Daten auswerten. In arbeitsteiliger Partner- oder Gruppenarbeit untersuchen sie die Daten nach ausgewählten Aspekten.
Mögliche Auswertungspunkte sind folgende:
Wie engagieren sich die Schülerinnen und Schüler?
In welchem Maße engagieren sie sich?
In welchen Themenbereichen und Gruppen engagieren sie sich?
Wo würden sie sich gerne zukünftig engagieren?
Welche Form der Beteiligung erscheint besonders attraktiv?
Aus welchen Gründen engagieren sie sich?
Welche Motive oder äußeren Umstände verhindern ihr Engagement?
etc.
Für die Auswertung der Ergebnisse durch die Schülerinnen und Schüler stehen unterstützende Anleitungen zu einzelnen Auswertungsfunktionen der Software GrafStat zur Verfügung (
Falls aufgrund zeitlicher Beschränkungen oder fehlender Computerplätze die Auswertung der Daten nicht gemeinsam in der Klasse erfolgen kann, können stattdessen einige ausgewählte Grafiken mit markanten Ergebnissen gemeinsam interpretiert und diskutiert werden. Die Daten werden dafür von der Lehrkraft vorab allein ausgewertet und anschließend auf Folie oder über den Beamer in der Klasse präsentiert.
Einordnender Vergleich
Im Anschluss an die Auswertung vergleichen die Schülerinnen und Schüler in vier thematischen Gruppen (Gruppenarbeit, GA) die Ergebnisse der eigenen (Klassen-)Befragung mit dem Engagement von Jugendlichen in Deutschland. Als Vergleichsdaten dienen die Ergebnisse einer Studie der Bertelsmannstiftung (
Wichtig: Dieser Vergleich ist nur dann möglich, wenn bei einer Bearbeitung des Musterfragebogens die entsprechenden Fragen (Items) beibehalten worden sind.
Vertiefung
Begriffsklärung "Partizipation"
Nach der Auswertung der Daten geht es darum, sich theoretisch mit Partizipation auseinanderzusetzen. Zunächst soll der Begriff "Partizipation", der in der Fachliteratur Verwendung findet, geklärt werden. Dazu schreibt die Lehrkraft den Begriff "Mitwirkung" an die Tafel und bittet jeweils drei bis vier Schülerinnen und Schüler zeitgleich einen Begriff assoziativ an die Tafel zu schreiben. Anschließend wird die Kreide so lange an Mitschülerinnen und Mitschüler weitergereicht, dass jede/r einen Begriff an die Tafel schreiben konnte. Der Lehrer/die Lehrerin bittet die Schülerinnen und Schüler anschließend, sich die assoziierten Begriffe anzuschauen und zu erläutern, was politische Mitwirkung für sie bedeutet. Anschließend erklärt er/sie, dass 'Partizipation' ein alternativer Begriff zu 'Mitwirkung' ist. Eine genaue Definition des Begriffs können die Schülerinnen und Schüler dann mithilfe von zwei Definitionen erarbeiten. Dazu bearbeiten sie jeweils eine der zwei Definitionen zum Begriff 'Partizipation' (
Auseindandersetzung mit Faktoren
Vertiefend können im Anschluss daran die Gründe für Partizipation bzw. fehlende Partizipationsbereitschaft genauer erarbeitet werden. Eingeleitet werden kann diese Vertiefungsphase entweder mit Statements von Jugendlichen (
Für den Fall, dass für den Einstieg in den Baustein die Alternativvariante gewählt wurde, kann die Vertiefungsphase auch daran anknüpfend eingeleitet werden.
Eine tabellarische Übersicht über den Verlauf des Bausteins 1 steht als Interner Link: PDF-Dokument zum Download bereit.