Schlechtes Wetter – schlechte Stimmung
Ihr kennt das sicherlich auch. Wenn es regnet und kalt ist, schlägt sich das oft auch auf euer Wohlbefinden und die Stimmung nieder. Darunter leiden dann manchmal auch die Leistungsfähigkeit und die Lust, etwas zu lernen oder zu unternehmen. Das Wetter, das Klima beeinflusst also euer seelisches und körperliches Wohlbefinden.
Ähnlich wie die äußerlichen Bedingungen in der Natur euch beeinflussen, hat auch das Klima oder die Stimmung in einer sozialen Gruppe Auswirkungen. Wie beim Wetter sind unsere Stimmungen, Handlungen und Leistungen vom Klima, der gefühlten Atmosphäre in einer Gruppe von Menschen, abhängig. Die Beschaffenheit des sozialen Umfeldes, also das Zusammenwirken und der Umgang mit anderen Menschen, sind entscheidend dafür, ob ihr euch wohlfühlt oder nicht. Das Wetter könnt ihr nicht verändern, das Klima und die Stimmung in eurer Klasse schon.
Das Klassenklima – wie es euch beeinflusst
Neben dem Klima in der Familie oder im Freundeskreis ist für euch auch das Klima in eurer Klasse entscheidend. In der Woche verbringt ihr einen großen Anteil des Tages, den ganzen Vormittag und große Teile des Nachmittags, in der Schule und somit auch in eurer Klasse. Das Klima in einer Klasse wird von dem Verhältnis der Schülerinnen und Schüler untereinander, aber auch von dem Verhältnis von Schülerinnen und Schülern zu den Lehrkräften bestimmt. Wie sich das Klima auf das Wohlbefinden und das Verhalten von Schülerinnen und Schülern auswirkt, haben verschiedene Forscher mit Studien untersucht. Sie wollten beispielsweise wissen, ob das Klassenklima eine positive oder negative Wirkung auf die Leistungen von Schülerinnen und Schülern hat.
Das Klassenklima – wichtig und unwichtig?
In Deutschland leiden schätzungsweise fünf bis zehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen an einer Form von Schulangst (vgl. Gehirn&Geist, Ausgabe 10/2007). Schulangst? Mit Schulangst ist nicht ein mal auftretendes Magengrummeln vor einem Physiktest oder die Sorge vor einer Klassenarbeit gemeint, sondern die wiederkehrende starke Angst davor, in die Schule zu gehen. Diese Angst kann sich in ganz verschiedenen Formen äußern: durch körperliche Beschwerden (Bauch- und Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung), Konzentrations- und Schlafstörungen bis zur totalen Schulverweigerung. Dazu kommen vor allem auch psychische Beschwerden wie Depressionen oder Verhaltensstörungen (Aggression, zwanghaftes Verhalten, Missbrauch von Drogen und Alkohol).
Forscher haben herausgefunden: In Klassen mit einer angenehmen Lern- und Klassenatmosphäre sind die Schülerinnen und Schüler insgesamt zufriedener und zeigen weniger Schulangst. Sie leiden weniger unter Verstimmungen und Schulstress und fühlen sich insgesamt gesünder. Eine gute Klassengemeinschaft hilft also, dafür zu sorgen, dass Jugendliche, wenn vielleicht auch nicht unglaublich gerne, zumindest aber nicht ungern oder mit Angst zur Schule gehen. Andersherum kann eine wenig ausgeprägte Klassengemeinschaft auch negative Folgen haben. Ein Klima, das durch Angst vor Misserfolg und fehlende gegenseitige Rücksichtnahme gekennzeichnet ist, kann zu Blockaden und Verweigerung auf Seiten der Schülerinnen und Schüler führen. Das kann darin gipfeln, dass einzelne Jugendliche nur ungern oder sogar nur mit Angst zur Schule gehen.
Neben einer guten Eingebundenheit in die Familie stellt die Verbundenheit mit der Schule zudem einen entscheidenden Faktor dar, Jugendliche vor risikoreichen Verhaltensweisen, wie exzessiver Alkohol- und- Drogenkonsum, Selbstaggression oder kriminelles Verhalten, zu bewahren.
Schülerinnen und Schüler in Klassen mit einem positiven Klima zeigen auch mehr Lust an Schule und Unterricht. Ein gutes Klassenklima lässt das Interesse an schulspezifischen Themen zunehmen. Es kommt zu einer lernförderlichen fachlichen Interessenbildung. Dabei lassen sich Mädchen – insbesondere im mathematisch-technischen Bereich – stärker als Jungen durch Ermutigung in ihrer Interessenbildung positiv beeinflussen. Man kann also die Hoffnung haben: Ist das Klassenklima gut, ist das Interesse am Unterricht wahrscheinlich höher.
Weniger Störungen – mehr Zeit zum Lernen!
Des Weiteren wirkt sich das Klima auch vorteilhaft auf die Verringerung von Unterrichtsstörungen und Gewalt in der Klasse aus. Ein mieses Klassenklima führt schnell zu Frust bei einzelnen Schülern. Dieser kann sich in Form von Stören im Unterricht oder gar Aggression gegenüber Mitschülern äußern. Und andersherum: Ein geringes Maß an Unterrichtsstörungen und somit verschwendeter Unterrichtszeit kann zu einem erhöhten Anteil "effektiver echter Lernzeit" führen.
Somit hat ein gutes Klima nicht nur für die Schülerinnen und Schüler, sondern auch für die Lehrkräfte positive Konsequenzen. Lehrende unterrichten lieber in Klassen mit einer guten Klassengemeinschaft. Umgekehrt wird eine Lehrkraft, die Freude ausstrahlt, auch von den Schülerinnen und Schülern eher wertgeschätzt. Im besten Fall entsteht Wohlbefinden auf beiden Seiten. Schülerinnen und Schüler wie Lehrkräfte gehen gern in den Unterricht. Der Unterricht verläuft störungsärmer und Lernen wie Unterrichten sind ertragreicher.
Gutes Klima – bessere Leistungen?
Einige der Studien sagen, dass ein gutes Klassenklima zu besseren Leistungen bei den Schülerinnen und Schülern in einer Klasse führt. Schülerinnen und Schüler zeigen demnach bessere Leistungen, wenn das Unterrichtsklima einer Klasse von Freundlichkeit, gegenseitiger Unterstützung und gutem Klassenraummanagement geprägt ist. Andere Studien sagen, dass andere Faktoren (soziale Herkunft, Motivation, Struktur des Unterrichts) eine sehr viel größere Rolle für das Erzielen von guten Leistungen spielen. Gutes Klassenklima bleibt ein Faktor von vielen. Dass in einer Klasse mit gutem Klima also automatisch immer bessere Leistungen erbracht werden, kann so ohne weiteres nicht behauptet werden.
Literatur:
Dreesmann, H.: Unterrichtsklima. Weinheim: Beltz 1982.
Eder, Ferdinand: Unterrichtsklima und Unterrichtsqualität. In: Unterrichtswissenschaft, 30. Jg., H. 3/2002, S. 213–228.
Eder, F.: Schul- und Klassenklima. In: Rost, D. (Hrsg.): Handwörterbuch Pädagogische Psychologie. Weinheim: Beltz 2006.
Meyer, H. und H. Bülter (2006): Was ist ein lernförderliches Klima? Voraussetzungen und Wirkungen. In: BLZ 05/2006. Externer Link: Online-Zugriff
Gruehn, S.: Unterricht und schulisches Lernen. Schüler als Quellen der Unterrichtsbeschreibung. Münster: Waxmann 2000.
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