Das "ewige Eis" taut. Prognosen zufolge könnte das Nordpolarmeer schon in wenigen Jahrzehnten in den Sommern eisfrei sein. Während Zentraleuropa im Dezember 2010 im "Schneechaos" eines "Rekordwinters" versank, registrierte das US-amerikanische Snow and Ice Data Center, dass die eisbedeckte Fläche in der Arktis so gering war wie in noch keinem Dezember zuvor seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen. Inwiefern in naher Zukunft ein "Kipppunkt" erreicht werden könnte, ab dem ein komplettes und irreversibles Abschmelzen der Eiskappe nicht mehr aufzuhalten ist, ist indes umstritten.
Der Rückgang des Eises hat zum einen Umwelt- und Klimaschützer alarmiert, die in der Arktis das "Frühwarnsystem der Erde" sehen, zum anderen hat es die Phantasie (nicht nur) der Arktis-Küstenanrainer Russland, Kanada, USA, Norwegen und Dänemark (Grönland) hinsichtlich der wirtschaftlichen Nutzung der Region beflügelt. Es wird erwartet, dass bislang meist verschlossene Seerouten ("Nordostpassage", "Nordwestpassage") dauerhaft befahrbar und die reichhaltig vermuteten Öl- und Gasvorkommen mittelfristig technisch erschließbar werden. Spätestens seit Russland im August 2007 in einer medialen Inszenierung seine Fahne am Nordpol in den Meeresboden stieß, wird gemutmaßt, dass inzwischen ein Wettlauf der Mächte um die Aufteilung der Arktis eingesetzt habe, der die Gefahr eines schwerwiegenden geopolitischen Konflikts in sich berge.
Doch auch wenn bislang noch unklar ist, in welcher Form und in welchen Foren die Region künftig verwaltet werden soll, ist ein Konflikt keinesfalls zwangsläufig: Es gibt auch deutliche Anzeichen, dass die arktischen Staaten zur Kooperation bereit sind. Mit dem russisch-norwegischen Abkommen etwa konnte im vergangenen Jahr ein jahrzehntelanger Grenzstreit beigelegt werden.