Der Lebensstandard in den einzelnen Staaten der Europäischen Union ist sehr unterschiedlich.
Bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (in KKS) reicht die Spanne von knapp zwei Drittel des EU-Durchschnitts in Bulgarien bis zum 2,4-fachen des EU-Durchschnitts in Luxemburg.
Ein Vergleich der Jahre 1995 und 2023 zeigt, dass sich 22 der 27 EU-Staaten dem durchschnittlichen Lebensstandard der EU angenähert haben.
Insbesondere bei den ost- und südosteuropäischen EU-Staaten erfolgte die Annäherung stetig.
Fakten
Bei einem Vergleich des Lebensstandards in einzelnen europäischen Staaten ist es sinnvoll, einen Indikator zu nutzen, der nicht durch die absolute Einwohnerzahl der Staaten beeinflusst wird. Daher wird hier nicht das gesamte Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Staaten betrachtet, sondern das BIP pro Kopf. Zudem wird das BIP pro Kopf von Euro in Kaufkraftstandards (KKS) umgerechnet – somit werden die Unterschiede beim Preisniveau herausgerechnet bzw. die Kaufkraft der einzelnen Währungen berücksichtigt.
In keinem Staat Europas lag das BIP pro Kopf in KKS im Jahr 2023 so hoch wie in Luxemburg, wo der Indexwert mit 239 knapp zweieinhalbmal so hoch war wie in der Europäischen Union insgesamt (EU-27 = 100). Innerhalb der EU folgten auf Luxemburg Irland (211), die Niederlande (130), Dänemark (127), Österreich (123), Belgien (118) und Deutschland (115). Deutlich unterhalb des EU-Durchschnitts lag das BIP pro Kopf in KKS im Jahr 2023 in Bulgarien (64), Griechenland (67), Lettland (71) und der Slowakei (73). Außerhalb der EU lag das BIP pro Kopf in Norwegen (173), der Schweiz (154) und Island (134) klar über dem EU-Durchschnitt. In Albanien sowie in Bosnien und Herzegowina (35) betrug das BIP pro Kopf in KKS rund ein Drittel des EU-Durchschnitts. Das BIP pro Kopf in KKS in Nordmazedonien (41), Serbien (46), Montenegro (52) sowie in der Türkei (73) lag ebenfalls deutlich unter dem EU-Durchschnitt.
Bezogen auf das BIP pro Kopf in KKS zeigt sich laut Eurostat insgesamt eine Annäherung beim Lebensstandard in der EU. Bei einem Vergleich der Jahre 1995 und 2023 war von den Staaten, deren Indexwert 1995 unter dem EU-Durchschnitt lag, die Annäherung an den EU-Durchschnitt in den baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland sowie in Rumänien relativ am stärksten. Darauf folgten Polen, Kroatien und die Slowakei sowie sechs weitere Staaten. Gleichzeitig näherten sich neun EU-Staaten dem EU-Indexwert von der anderen Seite der Skala an – was nicht heißen muss, dass das jeweilige BIP pro Kopf in KKS gesunken ist, sondern auch daran liegt, dass das BIP pro Kopf der EU insgesamt gestiegen ist. In Italien, Frankreich, Deutschland und Schweden sind dabei die einzelnen Indexwerte relativ am stärksten gesunken – in Italien sogar so stark, dass der Indexwert Italiens 1995 über dem EU-Indexwert lag und 2023 darunter (126/97).
Auf der anderen Seite haben sich fünf der 27 EU-Staaten vom EU-Durchschnitt entfernt: In Griechenland fiel der Indexwert im Zweijahresvergleich 1995/2023 von 87 auf 67 und in Spanien von 92 auf 88. In Zypern lag der Indexwert 2023 nur einen Punkt niedriger als 1995 (96/95). Auch Irland und Luxemburg entfernten sich vom Indexwert der EU – allerdings lagen dort die Indexwerte bereits 1995 über dem EU-Durchschnitt und haben sich bis 2023 weiter erhöht (107/211 bzw. 215/239).
Insbesondere bei den ost- und südosteuropäischen EU-Staaten erfolgte die Annäherung an den EU-Indexwert in den letzten 25 Jahren kontinuierlich – lediglich bei der Slowakei wurde der bisher höchste Indexwert bereits 2015 erreicht (79 / 2023: 73). Aber auch bei vielen anderen EU-Staaten verlief die Entwicklung relativ stetig – jedoch nicht bei allen: So war der Indexwert Irlands 2023 deutlich höher als 1995 (211 gegenüber 107), zwischen 2006 und 2011 war er allerdings von 152 auf 131 gefallen. Weiter wird das Ausmaß der Krise in Griechenland noch deutlicher, wenn nicht die Werte der Jahre 1995 und 2023 betrachtet werden, sondern die Jahre 2006 und 2020 (98/62). Schließlich lagen in Spanien, Finnland und den Niederlanden die jeweiligen Indexwerte sowohl 1995 als auch 2023 klar unter den Werten Mitte der 2000er-Jahre. Generell ist dabei zu beachten, dass die Indexwerte der einzelnen Staaten Jahr für Jahr in Beziehung zum jeweiligen Durchschnittswert der EU gesetzt werden. Das Verhältnis zum EU-Wert wird zum einen durch die Entwicklung des BIP pro Kopf in KKS der einzelnen Staaten beeinflusst, zum anderen durch die Entwicklung des EU-Werts selbst (siehe Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen).
Von den 31 europäischen Staaten, für die sowohl für das Jahr 1995 als auch für 2023 Daten von Eurostat vorliegen, machte Irland in Bezug auf das BIP pro Kopf in KKS und die Positionierung der Staaten untereinander den größten Sprung – und zwar von Rang 15 auf Rang 2. Darauf folgten im Jahr 2023 Litauen (von Rang 29 auf Rang 21) und Malta (von Rang 20 auf Rang 13). Rumänien erhöhte seine Position gegenüber dem Jahr 1995 um sechs Ränge, Estland um fünf. Hingegen rutschte Griechenland von Rang 18 auf Rang 30, Italien von Rang 10 auf Rang 16 und Deutschland von Rang 5 auf Rang 10. Für Bulgarien verschlechterte sich die Position ebenfalls um fünf Ränge (von Rang 26 auf Rang 31).
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein Maß für die wirtschaftliche Tätigkeit in einer Volkswirtschaft. Es ist definiert als Wert aller neu geschaffenen Waren und Dienstleistungen, abzüglich des Wertes aller dabei als Vorleistungen verbrauchten Güter und Dienstleistungen.
Der Volumenindex des BIP in Kaufkraftstandards (KKS) pro Kopf wird relativ zum Durchschnitt der Europäischen Union, hier: EU-27 (ab 2020) = 100, ausgedrückt. Ist der Indexwert eines Landes größer als 100, so hat dieses Land ein BIP pro Kopf über dem EU-Durchschnitt (und umgekehrt). Die zugrunde liegenden Zahlen sind in KKS ausgedrückt, einer einheitlichen Währung, die Preisniveauunterschiede zwischen Ländern ausgleicht und damit aussagekräftige BIP-Volumenvergleiche erlaubt. Dabei ist zu beachten, dass der Index auf der Basis von KKS primär für Vergleiche zwischen Ländern beziehungsweise für den Vergleich mit der EU und nicht für Periodenvergleiche gedacht ist.
Die EU-27 (ab 2020) entspricht der EU-28 nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union ("Brexit").
Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf
In Kaufkraftstandards (KKS), Index (EU-27 = 100), ausgewählte europäische Staaten, 2023
EU-27 (ab 2020) 1 | 100 |
---|---|
Euroraum (20 Länder) | 104 |
Luxemburg | 239 |
Irland | 211 |
Norwegen | 173 |
Schweiz | 154 |
Island | 134 |
Niederlande | 130 |
Dänemark | 127 |
Österreich | 123 |
Belgien | 118 |
Deutschland | 115 |
Schweden | 114 |
Finnland | 108 |
Malta | 105 |
Frankreich | 101 |
Vereinigtes Königreich | 98 |
Italien | 97 |
Zypern | 95 |
Slowenien | 91 |
Tschechien | 91 |
Spanien | 88 |
Litauen | 86 |
Portugal | 83 |
Estland | 81 |
Polen | 80 |
Rumänien | 80 |
Kroatien | 76 |
Ungarn | 76 |
Slowakei | 73 |
Türkei | 73 |
Lettland | 71 |
Griechenland | 67 |
Bulgarien | 64 |
Montenegro | 52 |
Serbien | 46 |
Nordmazedonien | 41 |
Albanien | 35 |
Bosnien und Herzegowina | 35 |
Fußnote: 1 Die EU-27 (ab 2020) entspricht der EU-28 nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union ("Brexit").
Quelle: Eurostat: Online-Datenbank: Kaufkraftparitäten (KKP) und vergleichende Preisniveauindizes für die Aggregate des ESVG 2010 (Stand: 06/2023)