Im Rahmen eines Projekts der Universität Luzern wurde für 50 europäische Staaten die Religionszugehörigkeit der Bevölkerung erfasst (Zeitraum 2006 bis 2015). Demnach gehörten 60,1 Prozent der Gesamtbevölkerung formal zu einer christlichen Religionsgemeinschaft. 23,9 Prozent der Bevölkerung hatten keine formale Religionszugehörigkeit. 13,5 Prozent der Gesamtbevölkerung der 50 betrachteten Staaten waren Muslime. In der Europäischen Union (EU-28) ist der Anteil der Christen vergleichsweise höher (66,1 Prozent). Ebenso der Anteil der Personen ohne Religionszugehörigkeit (28,9 Prozent). Hingegen fällt der Anteil der Muslime deutlich niedriger aus (3,0 gegenüber 13,5 Prozent). In 40 der 50 betrachteten Staaten gehörte mehr als die Hälfte der Bevölkerung zu einer christlichen Religionsgemeinschaft. In fünf Staaten galt dies für die Muslime. Schließlich gehörte in vier Staaten mehr als die Hälfte der Bevölkerung formal keiner Religionsgemeinschaft an.
Fakten
In der Swiss Metadatabase of Religious Affiliation in Europe (SMRE) finden sich Daten zur Religionszugehörigkeit der Bevölkerung für 50 europäische Staaten (siehe Tabelle unten). Die Angaben beruhen dabei nicht auf der subjektiven, gefühlten Religionszugehörigkeit, sondern auf der formalen, institutionellen Religionszugehörigkeit. Die Datenbank stützt sich auf verschiedene Quellen (darunter Volkszählungen, Umfragen, wissenschaftliche Schätzungen) und bezieht sich auf den Zeitraum 2006 bis 2015.
Bezogen auf die Gesamtbevölkerung der 50 betrachteten Staaten lag der Anteil der Christen bei 60,1 Prozent (28,3 Prozent Katholiken, 22,1 Prozent orthodoxe Christen, 8,2 Prozent Protestanten und 1,5 Prozent andere Christen). Knapp ein Viertel der Bevölkerung hatte keine formale Religionszugehörigkeit (23,9 Prozent). Darauf folgten die Muslime mit einem Anteil von 13,5 Prozent. Die Juden hatten einen Anteil von 0,2 Prozent, 1,8 Prozent gehörten einer anderen Religionsgemeinschaft an. Werden nur die 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) betrachtet, fällt auf, dass der Anteil der Christen vergleichsweise höher ist (66,1 gegenüber 60,1 Prozent). Dasselbe gilt für den Anteil der Personen ohne Religionszugehörigkeit (28,9 gegenüber 23,9 Prozent). Hingegen fällt der Anteil der Muslime deutlich niedriger aus (3,0 gegenüber 13,5 Prozent).
In 11 der 50 hier betrachteten Staaten lag der Anteil der Christen bei mehr als 90 Prozent. An der Spitze standen Vatikanstadt, Malta, Rumänien und Polen mit Werten zwischen 98,6 und 96,7 Prozent. In zwölf weiteren Staaten Europas lag der Anteil der Christen an der Bevölkerung zwischen 80 und 90 Prozent. In insgesamt 40 der 50 hier betrachteten Staaten gehörte mehr als die Hälfte der Bevölkerung zu einer christlichen Religionsgemeinschaft.
Auch in Deutschland stellen die Christen mehr als die Hälfte der Bevölkerung: 30,2 Katholiken, 29,2 Prozent Protestanten, 1,6 Prozent orthodoxe Christen und 0,4 Prozent andere Christen – insgesamt gehörten also 61,4 Prozent der Bevölkerung zu einer christlichen Religionsgemeinschaft. Dabei bestehen jedoch erhebliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. In Westdeutschland lag der Anteil der Christen bei 81,0 Prozent, in Ostdeutschland bei 30,2 Prozent. Auf der anderen Seite gehörten in Westdeutschland lediglich 14,0 Prozent formal keiner Religionsgemeinschaft an, in Ostdeutschland waren es 68,1 Prozent.
In elf Staaten Europas waren mehr als vier Fünftel der Bevölkerung katholisch: Vatikanstadt, Polen, Malta, Andorra, San Marino, Kroatien, Italien, Irland, Portugal, Monaco und Litauen. Der Anteil der Protestanten war in Island (79,6 Prozent), Finnland und Norwegen (74,8 Prozent) sowie in Dänemark (74,3 Prozent) mit Abstand am höchsten. Darauf folgten Schweden (57,5 Prozent), Deutschland (29,2 Prozent) und die Schweiz (27,1 Prozent). In Armenien (92,9 Prozent), Griechenland (91,3 Prozent), der Republik Moldau (88,2 Prozent), Georgien (86,3 Prozent), Rumänien (85,3 Prozent) und Serbien (85,1 Prozent) waren formal mehr als 85 Prozent der Bevölkerung orthodoxe Christen.
In 5 der 50 hier betrachteten Staaten stellten die Muslime mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Dabei lag der Anteil der Muslime in der Türkei (97,8 Prozent), Aserbaidschan (95,6 Prozent) und Kosovo (88,8 Prozent) weit über dem Anteil der Muslime in Albanien (52,5 Prozent) bzw. in Bosnien und Herzegowina (50,7 Prozent). In Zypern gibt es die Besonderheit, dass in Nordzypern der Anteil der Muslime zum Zeitpunkt der Betrachtung bei 96,0 Prozent lag, hingegen waren in Südzypern 97,3 Prozent Christen. In 39 der 50 hier betrachteten Staaten lag der Anteil der Muslime an der Bevölkerung bei weniger als 5,5 Prozent, darunter in 24 Staaten bei weniger als 2,0 Prozent. Ausgehend vom Bevölkerungsstand des Jahres 2017 lebten nach Daten der SMRE in den 50 hier betrachteten Staaten 113 Millionen Muslime (davon 78 Mio. in der Türkei). In der EU-28 waren es gut 15 Millionen.
In 4 der 50 hier betrachteten Staaten gehörte mehr als die Hälfte der Bevölkerung formal keiner Religionsgemeinschaft an: Tschechien (71,0 Prozent), Estland (68,8 Prozent), Vereinigtes Königreich (50,6 Prozent) sowie Frankreich (50,5 Prozent). Darauf folgten die Niederlande (46,0 Prozent), Ungarn (45,3 Prozent), Belgien (41,8 Prozent), Lettland (39,4 Prozent), Schweden (33,6 Prozent) und Deutschland (33,1 Prozent). Wiederum bezogen auf den Bevölkerungsstand des Jahres 2017 lebten nach Daten der SMRE in den 50 hier betrachteten Staaten 200 Millionen Menschen ohne formale Religionszugehörigkeit (davon 38 Mio. in Russland). In der EU-28 waren es 148 Millionen – die meisten davon in Frankreich (34 Mio.), dem Vereinigten Königreich (33 Mio.) und in Deutschland (27 Mio.).
Bei den Angaben zur Religionszugehörigkeit ist zu bedenken, dass die Mitgliedschaft in einer Religionsgemeinschaft für die einzelnen Menschen eine sehr unterschiedliche Bedeutung haben kann. Im Extremfall ist für die einen die Zugehörigkeit lebensbestimmend, andere sind Mitglied einer Kirche ohne überhaupt an einen Gott oder eine spirituelle Kraft zu glauben.
Im Jahr 2010 glaubten laut einer Eurobarometer-Umfrage 51 Prozent der Bürger der EU-27 an einen Gott. 26 Prozent glaubten an eine andere spirituelle Kraft, 20 Prozent glaubten weder an einen Gott noch an eine andere spirituelle Kraft, 3 Prozent machten keine Angaben. Weiter sind für viele EU-Bürger andere Werte wichtiger als Religion: Bei einer Eurobarometer-Umfrage vom Frühjahr 2018 bei der die Befragten drei von zwölf Werten auswählen sollten, die für sie persönlich am wichtigsten sind bzw. die am besten die Europäische Union repräsentieren, entschieden sich nur 5 bzw. 3 Prozent der Befragten für 'Religion'. Am häufigsten wurden bei beiden Fragestellungen 'Frieden' und 'Menschenrechte' genannt.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Die Daten der Swiss Metadatabase of Religious Affiliation in Europe (SMRE) weisen Anteilswerte für die objektive, formale Religionszugehörigkeit aus. Die Daten der SMRE basieren ausschließlich auf Quellen, welche diese "objektive" Religionszugehörigkeit erhoben haben und entsprechende Daten dazu nachweisen. Die SMRE stellt bewusst nicht auf eine subjektive Definition von Religionszugehörigkeit ab, bei der danach gefragt wird, ob eine Person sich auch gefühlsmäßig mit einer Religionsgemeinschaft verbunden weiß. Die objektive bzw. formale Religionszugehörigkeit setzt allerdings nicht zwingend eine spezifische institutionell-rechtliche Form des Zugehörigkeitsverhältnisses bzw. der jeweiligen Religionsgemeinschaft voraus. Vielmehr ist nach der SMRE-Definition die Selbstzuschreibung der befragten Personen und damit ihr Wissen um die Zugehörigkeit zur jeweiligen Gemeinschaft ausschlaggebend.
Ein Beispiel: Menschen, die aus der Sicht der muslimischen Religionsgemeinschaften als Muslime geboren sind, sich aber nicht als Muslime bezeichnen und verstehen, werden in den Daten nicht als Muslime erfasst – auch wenn aus Sicht der verschiedenen muslimischen Bekenntnisse ein "Austritt" aus dem Islam theologisch gar nicht möglich ist. Hingegen werden Muslime, die – beispielsweise aufgrund familiärer Traditionen – nach eigener Einschätzung einer muslimischen Religionsgemeinschaft angehören und dies auch so erklären, als Muslime gezählt, auch wenn sie sich vielleicht subjektiv bzw. gefühlsmäßig selbst nicht sonderlich mit dem Islam verbunden fühlen.
Die objektive Religionszugehörigkeit erfasst also ein formales, äußeres Zuordnungsverhältnis zu einer Religionskategorie und misst damit die Größe der verschiedenen Religionen bzw. der Gruppe "ohne Religionszugehörigkeit" in der Sozialstruktur eines Landes. Eine Aussage über die Religiosität oder die Stärke der inneren Bindung der Mitglieder an die jeweilige Religion ist davon zu unterscheiden und würde nach zusätzlichen Daten insbesondere zur subjektiven Religionszugehörigkeit verlangen.
Detaillierte Angaben zu den Methoden der SMRE finden sich unter:
- Externer Link: https://www.smre-data.ch/en/content/smre-approach
- Externer Link: https://www.smre-data.ch/en/content/publications
(für das Zugehörigkeitsverständnis und die Methodik insbesondere
Working Paper 2018, S. 15-30)
Das Eurobarometer ist eine in regelmäßigen Abständen von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebene, öffentliche Meinungsumfrage in den Ländern der Europäischen Union. Dabei wird in allen Ländern eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung befragt.
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