Die Zahl der Eheschließungen pro 1.000 Einwohner in der EU-28 ist in den letzten Jahrzehnten stetig zurückgegangen, während die Zahl der Scheidungen zugenommen hat. Die sogenannte Eheschließungsziffer der EU sank zwischen 1970 und 2015 von 7,9 auf 4,3 Eheschließungen pro 1.000 Einwohner – dabei reduzierte sich die Eheschließungsziffer im Vergleich der beiden Jahre in 27 der 28 EU-Mitgliedstaaten. Auf der anderen Seite entsprachen die rund 946.000 Scheidungen im Jahr 2015 1,9 Scheidungen je 1.000 Einwohner – 1970 lag der entsprechende Wert noch bei 0,9. Werden Eheschließungen und Scheidungen zusammen zu betrachten, entfielen im Jahr 2016 in Portugal 69,0 Scheidungen auf 100 Eheschließungen – der Spitzenwert in ganz Europa. Darauf folgten Luxemburg (65,9) und die Ukraine (56,7). Die niedrigsten Werte hatten Kosovo (6,9), Malta (12,2) sowie Bosnien und Herzegowina (12,6). Deutschland stand mit 39,6 Scheidungen pro 100 Eheschließungen im Jahr 2016 an 16. Stelle innerhalb der EU.
Fakten
Die Eheschließung nach dem Recht des jeweiligen Landes galt lange als Gründung einer Familieneinheit. Heute lässt sich das Thema Familiengründung bzw. -auflösung jedoch nur zum Teil mit Eheschließungs- und Scheidungsdaten darstellen. Beispielsweise entscheiden sich immer mehr Paare für eine Familiengründung ohne vorherige Ehe. Entsprechend werden immer mehr Kinder außerhalb der Ehe geboren – in den 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union lag der Anteil im Jahr 2016 bei 42,0 Prozent. Und um den Anstieg der Scheidungsraten in den letzten fünf Jahrzehnten zu beurteilen, muss auch berücksichtigt werden, dass Ehescheidungen in mehreren Mitgliedstaaten erst in dieser Zeit legalisiert wurden (darunter Italien, Spanien, Irland und zuletzt Malta im Jahr 2011).
Zwischen 1970 und 2015 hat sich die Bevölkerungszahl der 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) von 440 auf 509 Millionen erhöht. Gleichzeitig sank die Zahl der Eheschließungen von 3,5 auf 2,2 Millionen. Die sogenannte Eheschließungsziffer sank entsprechend von 7,9 auf 4,3 Eheschließungen pro 1.000 Einwohner.
Relativ zur Bevölkerungszahl wurde EU-weit im Jahr 2016 in Zypern am häufigsten geheiratet. Auf 1.000 Einwohner kamen dort 7,5 Hochzeiten. Es folgten Litauen (7,4), Rumänien (6,8), Malta (6,7) und Lettland (6,6). Von den europäischen Staaten, zu denen Eurostat Daten vorliegen und die nicht zur EU gehören, fallen Russland (9,2), Kosovo (9,0), Albanien (7,8), die Türkei (7,5), die Republik Moldau (7,2), Aserbaidschan und Belarus (6,8) sowie Georgien (6,7) durch hohe Eheschließungsziffern auf. Die niedrigsten Eheschließungsziffern wiesen 2016 Portugal (3,1), Luxemburg und Slowenien (3,2), Italien (3,4), Frankreich (3,5) sowie Spanien (3,7) auf. Deutschland belegte mit einer Eheschließungsziffer von 5,0 den 12. Rang innerhalb der EU.
Relativ zur Bevölkerung haben in 27 der 28 EU-Staaten im Jahr 2016 weniger Menschen geheiratet als noch 1970 (lediglich in Schweden war die Ziffer in beiden Jahren gleich hoch). Dennoch ist die Entwicklung der Eheschließungsziffer im Zeitraum 1970 bis 2016 in den einzelnen Staaten der EU sehr unterschiedlich verlaufen: Während in Portugal im Jahr 1970 die Zahl der Eheschließungen noch bei 9,4 pro 1.000 Einwohner lag, fiel der Wert auf 3,1 im Jahr 2016. Das entspricht einem Rückgang der Eheschließungsziffer um gut zwei Drittel (67,0 Prozent). Auch in Slowenien, den Niederlanden, Bulgarien, Frankreich, Italien und Luxemburg hat sich die Eheschließungsziffer im Jahr 2016 gegenüber 1970 mindestens halbiert (Deutschland: -31,5 Prozent). Hingegen hat sich die Eheschließungsziffer im Zweijahresvergleich in Schweden gar nicht und in Rumänien (-5,6 Prozent), Zypern (-12,8 Prozent) sowie Malta (-15,2 Prozent) vergleichsweise wenig verändert.
Nicht alle Ehen erweisen sich als Bund fürs Leben. In den zehn Jahren von 2006 bis 2015 wurden in der EU-28 durchschnittlich mehr als 980.000 Ehen geschieden (2015: 946.457). 2015 entsprach das 1,9 Scheidungen je 1.000 Einwohner. Die EU-Mitgliedstaaten mit den höchsten Scheidungsziffern waren 2016 Lettland und Litauen (3,1), Dänemark (3,0), Estland und Finnland (2,5) sowie Tschechien und Schweden (2,4). Am niedrigsten waren die Scheidungsziffern in Irland (0,7), Malta (0,8), Griechenland (1,0), Slowenien (1,2), Bulgarien und Rumänien (1,5). Deutschland belegte mit einer Scheidungsziffer von 2,0 im Jahr 2016 den 13. Rang in der EU.
Für das Gesamtbild ist es sinnvoll, die Daten zu Eheschließungen und Scheidungen zusammen zu betrachten. Beispielsweise haben Russland und Kosovo mit 9,2 bzw. 9,0 die mit Abstand höchsten Eheschließungsziffern in Europa. Gleichzeitig hat Russland aber mit 4,7 die höchste Scheidungsziffer und Kosovo mit 0,6 die niedrigste (zusammen mit Bosnien und Herzegowina). Eurostat stellt in diesem Zusammenhang einen weiteren Indikator bereit. So entfielen im Jahr 2016 in Portugal 69,0 Scheidungen auf 100 Eheschließungen – der Spitzenwert in ganz Europa. Darauf folgten Luxemburg (65,9) und die Ukraine (56,7). Auch in Dänemark, Spanien, Finnland, Frankreich, Russland, Belgien, Estland, den Niederlanden und Belarus entfielen im Jahr 2016 auf 100 Eheschließungen mindestens 50 Scheidungen. Die niedrigsten Werte hatten Kosovo (6,9), Malta (12,2), Bosnien und Herzegowina (12,6), Irland (14,9) sowie Albanien (15,0). Die nächsten EU-Staaten waren Griechenland und Rumänien mit 22,2 bzw. 22,9 Scheidungen pro 100 Eheschließungen. Mit Abstand folgte darauf Zypern (30,6). Deutschland stand mit 39,6 Scheidungen pro 100 Eheschließungen im Jahr 2016 an 16. Stelle innerhalb der EU.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Die Eheschließungsziffer wird auch dadurch beeinflusst, dass Paare in mehreren EU-Staaten Ihre Beziehung auch ohne Eheschließung offiziell anerkennen lassen können, indem Sie eine eingetragene Partnerschaft (manchmal zivilrechtliche Partnerschaft genannt) eingehen. Ein prominentes Beispiel hierfür ist Frankreich, wo Ende 1999 der zivile Solidaritätspakt PACS begründet wurde. Dieser verleiht durch eine gemeinsame Erklärung allen unverheirateten Paaren (egal ob heterosexuell oder homosexuell) einen Rechtsstatus. Die Zahl der PACS in Frankreich hat sich zwischen 2000 und 2006 auf 77.000 verdreifacht. 2016 wählten rund 191.500 Paare diese eheähnliche Form des Zusammenlebens, rund 84.700 PACS wurden im selben Jahr aufgelöst.
Die Eheschließungs- bzw. Scheidungsziffer gibt die Zahl der Eheschließungen/Scheidungen im Verhältnis zur durchschnittlichen Bevölkerungszahl in dem betreffenden Jahr an. Der Wert wird pro 1.000 Einwohner angegeben.