In Europa ist die Lebenserwartung bei der Geburt im letzten Jahrhundert rasant gestiegen. Beispielsweise wurden die 1910/1911 im Deutschen Reich geborenen Männer im Durchschnitt lediglich 47,4 Jahre alt. 2016 lag die Lebenserwartung der Männer in Deutschland bei 78,6 Jahren. Die europäischen Staaten mit der höchsten Lebenserwartung waren 2016 San Marino (85,6 Jahre), die Schweiz (83,7 Jahre) und Spanien (83,5 Jahre). Am Ende der Skala standen Russland (68,9 Jahre), die Republik Moldau (71,0 Jahre) sowie die Ukraine (72,5 Jahre). In allen von Eurostat betrachteten Staaten war die Lebenserwartung der Frauen höher als die der Männer. Die Differenz lag dabei allerdings zwischen 2,7 Jahren in San Marino und 11,9 Jahren in Russland. In Bezug auf die Lebenserwartung ist nicht nur von Bedeutung, wie alt die Menschen werden, sondern auch in welchem gesundheitlichen Zustand sie ihr Alter erleben.
Fakten
Im letzten Jahrhundert ist die Lebenserwartung bei der Geburt dank verschiedener Faktoren rasant gestiegen. Zu diesen Faktoren zählen der Anstieg des Lebensstandards (z.B. Wohnsituation, Arbeitsbedingungen), bessere Hygiene, eine insgesamt gesündere Lebensweise, bessere Bildung, Fortschritte im Gesundheitswesen und in der Medizin sowie der Rückgang der Säuglingssterblichkeit.
Beispielsweise erhöhte sich bezogen auf das Deutsche Reich bzw. Westdeutschland die Lebenserwartung der Männer zwischen 1910/1911 und 1949/51 von 47,4 auf 64,6 Jahre. Bis 2016 stieg die Lebenserwartung der Männer in Deutschland auf 78,6 Jahre. Bei den Frauen erhöhte sich die Lebenserwartung in denselben Zeiträumen von 50,7 auf 68,5 Jahre und dann weiter auf 83,5 Jahre. Im Jahr 2016 belegte Deutschland innerhalb der Europäischen Union (EU) sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen den 15. Rang. Bezogen auf die 45 Staaten, zu denen Eurostat Daten vorliegen (siehe Tabelle unten), war die Lebenserwartung in San Marino (85,6 Jahre), der Schweiz (83,7 Jahre), Spanien (83,5 Jahre) und Italien (83,4 Jahre) am höchsten. Am niedrigsten ist die Lebenserwartung in den osteuropäischen Staaten – das gilt sowohl für die Frauen als auch für die Männer. Am Ende der Skala standen Russland (68,9 Jahre), die Republik Moldau (71,0 Jahre), die Ukraine (72,5 Jahre) und Georgien (72,7 Jahre).
Nach Angaben von Eurostat lag die durchschnittliche Lebenserwartung innerhalb der EU im Jahr 2016 bei 81,0 Jahren. Dabei lag die Lebenserwartung der Frauen 5,4 Jahre über der der Männer (83,6 gegenüber 78,2 Jahre). In allen 45 hier betrachteten Staaten war die Lebenserwartung der Frauen höher als die der Männer. In San Marino (2,7 Jahre), Albanien (3,1 Jahre) und den Niederlanden (3,2 Jahre) fiel die entsprechende Differenz am niedrigsten aus. Hingegen betrug der Abstand in Russland (11,9 Jahre), Litauen (10,6 Jahre) und Belarus (10,2 Jahre) jeweils mehr als zehn Jahre. Unter den Staaten, in denen ein großer Unterschied zwischen der Lebenserwartung der Frauen und der der Männer besteht, sind viele, in denen die Lebenserwartung insgesamt vergleichsweise niedrig ist. Umgekehrt liegt die Lebenserwartung von Frauen und Männern bei vielen Staaten, die insgesamt eine vergleichsweise hohe Lebenserwartung haben, deutlich näher beieinander.
In Bezug auf die Lebenserwartung ist nicht nur von Bedeutung, wie alt die Menschen werden, sondern auch in welchem gesundheitlichen Zustand sie ihr Alter erleben. Der Indikator für gesunde Lebensjahre (auch behinderungsfreie Lebenserwartung genannt) misst die Zahl der Jahre, die einer Person in einem bestimmten Alter voraussichtlich noch verbleiben, ohne dass sie durch schwere oder mittelschwere Gesundheitsprobleme oder erworbene Behinderungen beeinträchtigt wird.
Entsprechend wird bei älteren Altersgruppen zum einen die fernere Lebenserwartung betrachtet (also die Zahl der Lebensjahre, die noch vor den Personen dieser Altersgruppe liegen), zum anderen wird die Anzahl der Jahre angegeben, die dabei als gesund zu bezeichnen sind. So lag im Jahr 2016 die fernere Lebenserwartung der 65-jährigen Frauen EU-weit bei 21,6 Jahren, darunter 10,1 gesunde Lebensjahre (47 Prozent). Bei den 65-jährigen Männern lag die fernere Lebenserwartung bei 18,2 Jahren, darunter 9,8 gesunde Lebensjahre (54 Prozent). Schweden, Irland, Malta und Deutschland gehörten im Jahr 2016 zu den fünf Staaten, in denen sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern der Anteil gesunder Lebensjahre an der ferneren Lebenserwartung am höchsten war. Auch bei der absoluten Anzahl an gesunden Lebensjahren gehörten sie zu den Top 5. Hingegen waren die Slowakei, Lettland, Kroatien und Litauen unter den fünf Staaten, bei denen bei den Frauen und bei den Männern sowohl die absolute Anzahl an gesunden Lebensjahren als auch der Anteil gesunder Lebensjahre an der ferneren Lebenserwartung am niedrigsten war.
Eurostat stellt in diesem Zusammenhang fest, dass es zwischen den EU-Mitgliedstaaten bei der gesundheitlichen Qualität der zu erwartenden Lebenszeit erheblich größere Unterschiede gibt als bei der allgemeinen Lebenserwartung. Während beispielsweise die absolute Anzahl an zu erwartenden gesunden Lebensjahren bei den 65-jährigen Schwedinnen im Jahr 2016 bei 16,6 Jahren lag, hatten die 65-jährigen Slowakinnen im Durchschnitt nur noch 4,2 Jahre gesunde Lebensjahre vor sich. Und das, obwohl die fernere Lebenserwartung der Schwedinnen 2016 nur 2,3 Jahre höher lag als die der Slowakinnen (21,5 bzw. 19,2 Jahre).
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Die Lebenserwartung bei der Geburt entspricht der Anzahl der Jahre, die eine Person im Durchschnitt noch zu leben hat, wenn die zu diesem Zeitpunkt herrschenden Sterbebedingungen während ihres restlichen Lebens bestehen bleiben.
Bei der Lebenserwartung ist zwischen der durchschnittlichen Lebenserwartung bei der Geburt und der ferneren Lebenserwartung zu unterscheiden. Die fernere Lebenserwartung beschreibt, wie viele Lebensjahre beispielsweise eine 65-jährige Person im Durchschnitt noch vor sich hat. Die Summe aus erreichtem Alter und fernerer Lebenserwartung liegt immer höher als die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt, da bei Letzterer auch die Personen eingerechnet werden, die die jeweilige Altersgrenze der ferneren Lebenserwartung nicht erreicht haben.