Deutschland fiebert einem Großereignis entgegen: der Fußballweltmeisterschaft 2006. Es soll ein Event der Superlative werden. So wollen es die FIFA-Oberen. Das Land wird sich von seiner Schokoladenseite präsentieren, ist doch die Welt zu Gast bei Freunden. Die eigenen Erwartungen sind riesig. Niemand soll enttäuscht werden - auch nicht von der Klinsmann-Truppe, selbst wenn in der Mannschaft noch nicht der rechte WM-Spirit Einzug gehalten zu haben scheint. Die Elf-Freunde-Rhetorik aus längst vergangenen Zeiten kennen die rundum vermarkteten Profifußballer meist nur noch vom Hörensagen. Doch die Faszination des "beautiful game" ist ungebrochen.
Ein Großereignis wie die Fußball-WM lässt sich ohne die intensive Unterstützung von Wirtschaft und Politik nicht mehr auf die Beine stellen. Auch der Profifußball unterliegt im Zeitalter der Globalisierung den harten Marktgesetzen. Die Kooperation von Sponsoren, Medienimperien, Wirtschaftsunternehmen und der Verantwortlichen der Marke "WM 2006", der FIFA, hat ein Regelwerk geschaffen, dem sich alle zu beugen haben: die Regierung, der DFB, die Stadienbetreiber, die Werbebranche; selbst dem Bäcker an der Ecke ist es nicht ohne Genehmigung erlaubt, ein "WM-Brötchen" zu verkaufen.
Über die Koinzidenzen von politischen und fußballerischen Ereignissen ist von Sportpolitologen und Hobbytheoretikern häufig gefachsimpelt worden. Manche meinen sogar, von einer nahtlosen Übereinstimmung von Sport und Politik sprechen zu können. Im WM-Fieber scheinen beide Bereiche tatsächlich kurzzeitig zu verschmelzen. Wenn Mitte Juli auch die letzten Fußballgäste Deutschland wieder verlassen haben, könnte man als Fazit mit dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton ausrufen: It's the economy, stupid!