Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 4,5 Mio.
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 140.000
Die USA nehmen die meisten deutsch-jüdischen Flüchtlinge auf. Die rechtsgültig Eingereisten werden als künftige US-Bürger angesehen und in der Regel nach fünf Jahren eingebürgert. Allerdings ist der Zugang in die USA eingeschränkt durch eine auf Herkunftsländer bezogene Quote bei der Vergabe von Visa. 1938 z.B. werden etwa 300.000 Anträge aus Deutschland gestellt, es stehen aber weniger als 30.000 Quotenvisa zur Verfügung.
Mexiko
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 20.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 1.500
Mexiko gewährt in den 1930er Jahren politischen Flüchtlingen großzügig Asyl. Unter ihnen sind Tausende, die im Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Republikaner gegen Franco kämpften. Weniger freizügig verhält sich die Republik gegenüber Flüchtlingen, die aufgrund „rassischer“ Verfolgung in Mexiko Asyl suchen.
Kuba
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 10.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 6.000
Strenge Aufenthaltsbestimmungen und massive öffentliche Proteste gegen die Aufnahme von Flüchtlingen verhindern eine umfangreiche Zuwanderung nach Kuba. Für den Großteil der Emigranten, die dennoch nach Kuba gelangen, dient der Inselstaat eher als Wartesaal auf der Reise in die USA.
Kolumbien
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 4.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 5.000
Kolumbien zählt zu den unbeliebteren Emigrationszielen in Lateinamerika. Viele Flüchtlinge wandern in andere lateinamerikanische Länder weiter. Proteste der Bevölkerung gegen die befürchtete wirtschaftliche Konkurrenz der Flüchtlinge führen 1939 zum Erlass eines fast vollständigen Einwanderungsstopps.
Dominikanische Republik
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 150
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 1.100
Auf der Flüchtlingskonferenz von Évian 1938 ist die Dominikanische Republik das einzige Land, das sich zur Aufnahme einer größeren Anzahl jüdischer Flüchtlinge bereit erklärt. Da sich jedoch mit Kriegsbeginn viele Fluchtwege verschließen, gelangen weitaus weniger Emigranten in die Dominikanische Republik als geplant.
Ecuador
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 250
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 4.000
Das tropische Ecuador gehört zu den unbeliebteren Zielen der deutschen Emigranten. Die Integration der Einwanderer wird durch erhebliche soziale und kulturelle Schranken erschwert. So bleiben viele der Zugewanderten unter sich. Ein Großteil wandert in andere lateinamerikanische Länder oder in die USA weiter.
Brasilien
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 55.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 16.000
Der Süden und die Küste Brasiliens gelten als traditionelle Einwanderergebiete mit bereits bestehenden, relativ großen jüdischen Gemeinden.
Peru
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 3.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 2.000
Die meisten der Flüchtlinge, die nach Peru gelangen, reisen bald in andere lateinamerikanische Länder oder die USA weiter. Eine Einwanderungssperre der peruanischen Regierung verhindert ab 1938 eine weitergehende Emigration.
Paraguay
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 2.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 1.000
Obwohl die Einreise nicht beschränkt ist, zieht es nur wenige Emigranten nach Paraguay. Die soziale Integration in das Gastland gestaltet sich schwierig. Die Mehrheit der Exilanten wandert in andere Länder wie Argentinien, Brasilien oder Uruguay weiter.
Bolivien
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 350
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 12.000
Bolivien gehört zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas. In Ermangelung anderer Emigrationsziele fliehen mindestens 12.000 Juden trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage in den Andenstaat. Vielen Emigranten gelingt der Aufstieg in die bolivianische Mittelschicht. Dennoch bleibt ein Großteil der Einwanderer sozial isoliert. Viele wandern später in Länder mit besseren Lebensbedingungen weiter.
Uruguay
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 25.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 7.500
Das europäisch geprägte Uruguay zählt zu den bevorzugten Zufluchtszielen in Lateinamerika. Das Land verschärft jedoch seine zunächst freizügigen Einwanderungsbestimmungen im Verlauf der 1930er Jahre.
Chile
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 10.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 13.000
Günstige wirtschaftliche Bedingungen, insbesondere in der Textilindustrie, und ein gutes Fürsorgenetz jüdischer Einrichtungen führen zu einer weitreichenden Integration der Emigranten. Die meisten deutsch-jüdischen Flüchtlinge, die nach Chile gelangen, emigrieren in den Jahren 1938 und 1939.
Argentinien
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 270.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 30.000
Aufgrund der europäischen Prägung und des hohen Lebensstandards gilt Argentinien als das begehrteste Emigrationsziel in Lateinamerika. Als klassisches Einwanderungsland bietet es den Flüchtlingen günstige Arbeits- und Lebensbedingungen.
Japan
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 2.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich und Polen (ca.) 4.000
Die meisten jüdischen Flüchtlinge, die nach Japan gelangen, verdanken ihre Rettung dem japanischen Konsul in Litauen, Chiune Sugihara. Entgegen amtlichen Anweisungen stellt er 1940/41 einige Tausend Transitvisa an Juden aus und ermöglicht ihnen so die Flucht. 1941 allerdings deportiert Japan etwa 1.500 Flüchtlinge nach Schanghai.
Philippinen
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 800
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 1.200
In dem US-amerikanischen Herrschaftsgebiet finden etwa 1.200 Juden aus Deutschland und Österreich Zuflucht. Mit der Besetzung des Inselstaates durch Japan im Dezember 1941 endet jedoch die Phase der relativen Sicherheit. Der Zusammenbruch der philippinischen Wirtschaft bringt die Mehrheit der Emigranten erneut um ihre Existenz.
Schanghai
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 5.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 18- bis 20.000
Die Stadt Schanghai ist der Obrigkeit Chinas durch einen politischen Sonderstatus entzogen. Bis 1941 ist kein Visum für die Einreise erforderlich, weshalb sich Schanghai zu einem der letzten Zufluchtsorte für europäische Juden entwickelt.
Südafrika
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 95.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 5.500
Südafrika ist das wichtigste Exilland in Afrika. Im Verlauf der 1930er Jahre werden die Einwanderungsbestimmungen jedoch verschärft, es kommt zu Kampagnen gegen die Aufnahme jüdischer Flüchtlinge.
Australien
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 25.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 9.000
Die Einwanderungsbedingungen in Australien sind zunächst sehr restriktiv. Erst nach dem „Anschluss“ Österreichs im März 1938 und dem Novemberpogrom 1938 erklärt Australien sich bereit, Flüchtlinge aufzunehmen.
Neuseeland
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 2.600
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 1.100
Das britische Herrschaftsgebiet Neuseeland verfährt bei der Vergabe von Visa nach rassistischen Kriterien. Juden werden als „nicht assimilierbar“ betrachtet. Erst durch die weltweite Verschärfung der Flüchtlingskrise öffnet Neuseeland seine Grenzen für eine kleine Zahl von Zuwanderern.