Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 1.500
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 500
Norwegen ist bestrebt, die Zahl der Flüchtlinge im Land so gering wie möglich zu halten. Ab 1936 verändert sich die Haltung jedoch zugunsten der Flüchtlinge. Bei Einmarsch der deutschen Truppen im Jahr 1940 flüchten über 300 deutsche Juden weiter nach Schweden.
Schweden
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 8.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 4.000
In den 1930er Jahren emigrieren nur wenige Juden nach Schweden, das sich gegenüber jüdischen Flüchtlingen sehr restriktiv verhält. Doch als Deutschland im Frühjahr 1940 Dänemark und Norwegen besetzt, fliehen Tausende ins nahe Schweden, das nicht aktiv am Zweiten Weltkrieg teilnimmt.
Dänemark
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 6.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 4.500
Aufgrund der strengen Einwanderungsbestimmungen des Landes gelangen nur sehr wenige Flüchtlinge nach Dänemark. In einer international einmaligen Aktion rettet das Land im Oktober 1943 seine eigenen Juden, indem es sie ins nicht besetzte Schweden bringt. Unter den Geretteten befinden sich ca. 300 Juden aus Deutschland.
Großbritannien
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 340.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 65.000
Bis 1938 ist die britische Aufnahmepraxis restriktiv. Sie liberalisiert sich allerdings unter dem Eindruck des Novemberpogroms. In den Jahren 1938/39 kommen ca. 10.000 Kinder mit den so genannten „Kindertransporten“ ins Land. Mit Kriegsbeginn im September 1939 werden die Grenzen wieder geschlossen.
Litauen
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 150.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 3.000
Litauen nimmt als einziges der baltischen Länder eine größere Zahl von Flüchtlingen auf. Bis 1939 erreichen etwa 3.000 deutschsprachige jüdische Emigranten das Land. Ihre Lage wird nach Kriegsausbruch zunehmend gefährlicher. Zwar fliehen sich weitere 15.000 Juden aus Polen hierher, doch wer noch eine Wahl hat, vermeidet die Flucht nach Litauen. Diskriminierungen durch die sowjetische Besatzungsmacht, antisemitische Gewalt seitens weiter Teile der Bevölkerung und schließlich die mit der deutschen Invasion im Juni 1941 einsetzende nationalsozialistische Vernichtung bedrohen die Juden in Litauen.
Polen
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 3,1 Mio.
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) nicht bekannt
Polen ist für Juden aus Deutschland nur in sehr geringem Maße ein Zufluchtsland. Die Zahl derer, die teils illegal die Grenze in das östliche Nachbarland überqueren, lässt sich nur schätzen. Ausgegangen wird von einigen Tausend Menschen. Unter ihnen sind auch zahlreiche deutschsprachige Juden, die nach der Errichtung des “Protektorats Böhmen und Mähren” im März 1939 aus der Tschechoslowakei fliehen. Für die meisten jüdischen Flüchtlinge ist Polen ein Transitland, und sie versuchen, von hier aus weiter an einen sicheren Ort zu gelangen.
Niederlande
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 111.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 35.000
Die Niederlande sind nach 1933 zunächst ein bevorzugtes Emigrationsziel. Mit dem Einmarsch der Deutschen im Jahr 1940 wird die Situation für Juden jedoch gefährlich, und viele versuchen, in andere Länder zu flüchten.
Belgien
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 70.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 30.000
Belgien ist zunächst ein attraktives Exilland mit einer großen jüdischen Gemeinde. Mit dem Einmarsch der Deutschen im Jahr 1940 wird die Situation für Juden jedoch gefährlich, und viele flüchten in andere Länder.
Luxemburg
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 2.500
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) bis 1940 1.500 bis 2.000
Aufgrund der äußerst restriktiven Aufenthalts- und Arbeitsbedingungen ist Luxemburg meist nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Frankreich oder Portugal.
Frankreich
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 270.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 100.000
Frankreich verfolgt zunächst eine freizügige Aufnahmepraxis und ist ein bevorzugtes Exilland für NS-Flüchtlinge. Mit Kriegsbeginn werden jedoch alle deutschen und österreichischen Flüchtlinge als „feindliche Ausländer“ in Lagern interniert. Zahlreiche anti-jüdische Gesetze treten mit der deutschen Besatzung 1940 in Kraft.
Tschechoslowakei
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 357.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 5.000
Liberale Einreise- und Aufenthaltsbedingungen, wie sie in kaum einem anderen europäischen Land herrschen, machen die Tschechoslowakei zu einem bevorzugten Ziel für deutsch-jüdische Emigranten. Für viele ist der Aufenthalt im östlichen Nachbarland jedoch nur eine Zwischenstation auf der Flucht vor den Nationalsozialisten. Die Sicherheit der Juden ist spätestens ab 1938/39 nicht mehr gewährleistet, als die Tschechoslowakei schrittweise von Deutschland besetzt und zerschlagen wird und kurz darauf der Zweite Weltkrieg ausbricht.
Schweiz
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 20.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 25.000
Die Schweiz vertritt eine Flüchtlingspolitik, die die Weiterwanderung forciert. 1938 werden die Grenzen für jüdische Flüchtlinge geschlossen. Für diejenigen Emigranten, die es in die Schweiz geschafft haben, gestaltet sich der Aufenthalt aufgrund des strikten Arbeitsverbots schwierig.
Österreich
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 206.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) von 1932 bis 1936 4.000
Bis zum „Anschluss“ an Hitler-Deutschland 1938 suchen hier vor allem Juden Zuflucht, die ursprünglich aus Österreich stammen. Die österreichischen Behörden gewähren einigen Tausend Flüchtlingen Aufenthalt, wenn auch oft nur widerwillig.
Ungarn
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 445.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) von 1933 bis 1941 6.300
Seit 1933 nähert sich Ungarn politisch immer mehr dem nationalsozialistischen Deutschland an. Günstige Einreise- und Aufenthaltsbedingungen, gute Arbeitsmöglichkeiten sowie familiäre Bindungen veranlassen dennoch Tausende deutschsprachige jüdische Emigranten, hier Zuflucht zu suchen. Ab 1938 verschlechtert sich ihre Lage zunehmend. Die wachsende antisemitische Diskriminierung gipfelt 1941 in der Einführung von „Rassengesetzen“. Durch die Wiener Schiedssprüche erhält Ungarn Gebiete der ehemaligen Tschechoslowakei und Rumäniens. 1941 leben daher ca. 825.000 Juden in Ungarn. Im Frühjahr 1944 beginnen unter deutscher Besatzung die massenhaften Deportationen von Juden nach Auschwitz.
Italien
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 46.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 68.000
Trotz des Mussolini-Regimes ist Italien zunächst ein bevorzugtes Exilland. Bis 1938 werden die jüdischen Flüchtlinge gegenüber anderen Emigranten nicht benachteiligt. Dies ändert sich mit der Einführung der italienischen „Rassengesetze“ im Herbst 1938 und mit dem Kriegseintritt Italiens im Juni 1940.
Jugoslawien
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 68.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 55.000
Jugoslawien ist eines der wichtigsten Transitländer. Nach dem „Anschluss“ Österreichs und der Besetzung der Tschechoslowakei steigt 1938/39 die Zahl der Flüchtlinge massiv an. Daraufhin gibt das Land seine liberalen Einwanderungsbedingungen Schritt für Schritt auf.
Spanien
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 4.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 30.000
Im spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) kämpfen circa 8.000 jüdische Freiwillige in den Internationalen Brigaden. Nach Francos Sieg im Jahr 1939 verlassen sie das Land jedoch wieder. Als Frankreich im Juni 1940 den deutschen Truppen unterliegt, wird Spanien zu einem der wichtigsten Transitländer nach Übersee.
Portugal
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 3.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 80.000
Portugal zählt aufgrund seiner Überseehäfen zu den wichtigsten europäischen Transitländern. Ab Mai 1940 sollen die portugiesischen Behörden nur noch Flüchtlinge ins Land lassen, die das Einreisevisum eines Überseelandes vorlegen können. Der portugiesische Generalkonsul von Bordeaux Aristides de Sousa Mendes widersetzt sich der Weisung und rettet damit Tausenden von Flüchtlingen das Leben.
Türkei
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 750.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) 640
Die Türkei gewährt nahezu ausschließlich hoch qualifizierten Fachkräften und Wissenschaftlern Asyl, weil sie sich von ihnen einen Innovationsschub verspricht. Daneben ist die Türkei ein wichtiges Transitland auf dem Weg nach Palästina.
Marokko
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 200.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) Tausende von Transitflüchtlingen
Marokko und Algerien werden ab 1938/39 zum Sammelbecken für Tausende von NS-Flüchtlingen, die sich – um der Internierung in Frankreich zu entgehen – zur Fremdenlegion oder zum Arbeitsdienst gemeldet haben. Über marokkanische und algerische Häfen versuchen viele Transitflüchtlinge, in die USA, nach Kuba oder Mexiko zu gelangen. Ab 1939 internieren Algerien und Marokko deutsche Emigranten als „feindliche Ausländer“ in Lagern.
Algerien
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 120.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) Tausende von Transitflüchtlingen
Marokko und Algerien werden ab 1938/39 zum Sammelbecken für Tausende von NS-Flüchtlingen, die sich – um der Internierung in Frankreich zu entgehen – zur Fremdenlegion oder zum Arbeitsdienst gemeldet haben. Über marokkanische und algerische Häfen versuchen viele Transitflüchtlinge, in die USA, nach Kuba oder Mexiko zu gelangen. Ab 1939 internieren Algerien und Marokko deutsche Emigranten als „feindliche Ausländer“ in Lagern.
Palästina
Jüdische Einwohner vor Eintreffen der NS-Flüchtlinge (ca.) 175.000
Jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich (ca.) von 1933 bis 1941 60.000
Palästina gibt, nach den USA, weltweit den meisten jüdischen Flüchtlingen eine neue Heimat. Als die britische Mandatsmacht 1939 die Einwanderungsquoten drosselt, versuchen mehr und mehr Flüchtlinge illegal ins Land zu kommen, unterstützt und organisiert von zionistischer Seite.