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Baustein 2: Befragung an der Schule – Wie empfinden Jugendliche "Ausgrenzung" und "Integration"? | Jugendliche zwischen Ausgrenzung und Integration | bpb.de

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Baustein 2: Befragung an der Schule – Wie empfinden Jugendliche "Ausgrenzung" und "Integration"?

Andrea Meschede / Sabine Kühmichel / Julia Behr / Wolfgang Sander

/ 7 Minuten zu lesen

Die Schülerinnen und Schüler der Lerngruppe führen nun eine Befragung ihrer Mitschüler und/oder anderer Jugendlicher durch, um deren Erfahrungen mit Ausgrenzung bzw. Integration zu erforschen.

Nach dem thematischen Einstieg in die Reihe über die Frage nach der "Ausgrenzung" bzw. "Integration" in die deutsche Gesellschaft führen die Schülerinnen und Schüler der Lerngruppe nun eine Befragung ihrer Mitschüler und/oder anderer Jugendlicher in der Stadt/im Stadtteil durch. Die gesammelten Daten können mit Hilfe der Software GrafStat erfasst und ausgewertet werden. Die dabei erstellten Grafiken und Tabellen stehen dann für eine (schulinterne oder auch öffentliche) Präsentation der Umfrageergebnisse zur Verfügung.

Warum eine eigene Umfrage?

Schülerinnen und Schüler bei der Datenauswertung mit Hilfe von GrafStat.

Die Durchführung einer Befragung von Jugendlichen durch Jugendliche mit Hilfe von Grafstat ist eine im Unterricht bewährte Methode, Jugendliche an gesellschaftliche Themen heranzuführen und diese dazu zu motivieren, sich mit den Einstellungen verschiedener Bevölkerungsgruppen zu beschäftigen. Die Schülerinnen und Schüler interessieren sich besonders dann für politische Themen, wenn sie sich nicht nur als Zuschauer geduldet fühlen, sondern sich auch aktiv als Beteiligte ernst genommen und gefragt sehen.

Zum Thema "Jugend zwischen Ausgrenzung und Integration" bietet es sich an, die Erfahrungen und Einstellungen von Jugendlichen – mit und ohne Migrationshintergrund - zu erforschen. Zu welchen Personen oder Kreisen fühlen sich die Jugendlichen zugehörig? Wo fühlen Sie sich ausgeschlossen bzw. benachteiligt? Wie viele Kontakte gibt es zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund? Gibt es neben den formalen Kontakten zu Migranten bzw. Deutschen (z.B. Schule, Ausbildungsplatz) auch Kontakte in der Freizeit bzw. "multikulturelle" Freundschaften? Können die Jugendlichen Fragen zur deutschen Gesellschaft richtig beantworten? Wie sieht es mit der Zustimmung zu demokratischen Werten und liberalen Einstellungen aus?

Bei allen Fragestellungen ist es interessant zu untersuchen, wo die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund liegen oder ob nicht im Zusammenhang mit anderen Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Bildungshintergrund ebensolche Meinungsunterschiede existieren (vgl. Interner Link: Info 02.04).

Musterfragebogen: "Ausgrenzung und Integration im Alltag"

Für diese Befragung wird ein Musterfragebogen "Ausgrenzung und Integration im Alltag – eine Befragung Jugendlicher" (Interner Link: M 02.02) bereitgestellt, der sich gleichsam an Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund wendet und sich daher insbesondere für die Untersuchung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft anbietet.

Erforscht werden sollen unter anderem Fragen nach ...

  • dem Zugehörigkeitsgefühl und der Selbsteinschätzung Jugendlicher

  • dem Integrationsklima an der Schule

  • den (formalen und informellen) Kontakten zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund

  • den Erfahrungen der Jugendlichen mit Benachteiligung

  • den Zukunftsvorstellungen zur Teilnahme am Arbeitsmarkt

  • der Kenntnis und Akzeptanz der deutschen/demokratischen Gesellschaft

  • ...

Ausschnitt aus dem Musterfragebogen in GrafStat (M 02.01)

Weitere Hinweise zu möglichen Untersuchungsfragen bzw. Hypothesen werden in Interner Link: Info 02.04 genauer beschrieben. Die Untersuchungsfragen sind so ausgewählt, dass auch in den weiteren Bausteinen der Unterrichtsreihe auf sie zurückgegriffen werden kann. Eine ausführliche, schrittweise Anleitung zur Durchführung der Befragung finden Sie in Interner Link: Info 02.03. Hier sind die wichtigsten Aufgaben beschrieben, die für eine eigene Befragung notwendig sind. Der Musterfragebogen steht auch als leere GrafStat-Datei zur Verfügung (Interner Link: M 02.02) und kann nach eigenen Wünschen gekürzt bzw. ergänzt werden.

Wichtiger Hinweis: Bitte aktualisieren Sie gegebenenfalls Ihre GrafStat-Version! Die neueste Version kann für den Bildungsbereich kostenlos unter www.grafstat.de heruntergeladen werden. Bei älteren Versionen kann es bei den im Fragebogen geblockten Fragen zu Problemen bei der Dateneingabe kommen.

Schritt 1: Fragebogen und Untersuchungs-Hypothesen bearbeiten

Der Einstieg in diesen Baustein erfolgt über die Beschäftigung mit den Untersuchungsfragen bzw. -hypothesen. Was ist das Ziel der Befragung? Welche Aspekte im Zusammenhang mit der Integration bzw. Ausgrenzung von Jugendlichen sollen erforscht werden? Welche Fragestellungen sind für unsere Schule/unsere Stadt besonders interessant?

"Voll integriert?" Karikatur von Tomaschoff (M 02.01). (© Tomaschoff)

Der bereits erwähnte Musterfragebogen zum Thema (Interner Link: M 02.02) sollte auf jeden Fall für die eigene Befragung zugrunde gelegt werden, da die Erarbeitung von geeigneten Fragen/Items in der Lerngruppe sehr viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Durch eine detaillierte Beschäftigung mit den Fragen und den damit zu untersuchenden Hypothesen (siehe Interner Link: Info 02.04, Interner Link: M 02.04, Interner Link: M 02.05) sowie evtl. durch das Hinzufügen von aktuellen oder für die Jugendlichen vor Ort interessanten Fragen kann die Identifikation mit der Befragung erhöht werden.

Zur Visualisierung einer Befragungssituation bzw. um die Bedeutung einer verständlichen Fragestellung zu verdeutlichen bietet sich die Karikatur "Integriert?" (Interner Link: M 02.01) an.

Schritt 2: Zielgruppe festlegen und Befragung durchführen

Für die spätere Auswertung ist es am besten, wenn in der Gruppe der Befragten der Anteil derjenigen mit und ohne Migrationshintergrund gut vertreten ist. Optimalerweise ist bereits an der Schule die Verteilung etwa gleichgewichtig. Ist dies nicht der Fall, sollte die Zielgruppe der befragten Jugendlichen noch durch die Kooperation mit einer Partnerschule oder die Befragung von Jugendlichen im Stadtteil/in der Gemeinde ergänzt werden. Für beide Befragungsformen liegen Materialien zur Vorbereitung und Durchführung vor.

a) Befragung von Jugendlichen in der Schule
Um Aussagen der Zielgruppe der Jugendlichen zu ihren Einstellungen und Erfahrungen zum Thema "Ausgrenzung und Integration" zu erhalten, bietet sich besonders die Befragung aller Schülerinnen und Schüler ab Klasse 7 (ab ca. 12/13 Jahren) der eigenen Schule an. Diese Vollerhebung kann schriftlich unter Anleitung anderer Lehrpersonen durchgeführt werden und verspricht daher einen hohen Rücklauf an Fragebögen. Zudem wird die die Befragung durchführende Lerngruppe in diesem Fall von den zeitraubenden mündlichen Interviews entlastet. Die Zahl der Befragten kann durch die Kooperation mit anderen Schulen noch erhöht werden.

b) Befragung von Jugendlichen im Stadtteil/in der Gemeinde
Eine weitere Möglichkeit zur Erhöhung der Zahl der Befragten und der Repräsentativität der Ergebnisse bei einer homogenen Schülerschaft (z.B. Mädchengymnasium oder sehr geringer Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund) ist eine Straßenbefragung bzw. an Treffpunkten von Jugendlichen im Stadtteil. Oft ist diese Art der Befragung für die Jugendlichen am spannendsten, wenngleich sie auch mit dem größeren Aufwand verbunden ist (siehe die Hinweise und Tipps zur Vorbereitung der Straßenbefragung in Interner Link: M 02.10 und Interner Link: M 02.11). Um einen einigermaßen repräsentativen Querschnitt der Befragten in der Stadt/im Stadtteil zu befragen, sollte bei der Straßenbefragung auch berücksichtigt werden, dass man möglichst die Gruppen von Jugendlichen befragt, die in den bisherigen Befragungen der Mitschülerinnen und Mitschüler zu kurz gekommen sind.

Wichtiger Hinweis: Für die Zusammenführung der Daten in GrafStat muss unbedingt in allen Fällen der gleiche Fragebogen verwendet werden. Lediglich der Einleitungs- und Schlusstext bzw. die Hinweise zur Beantwortung der Fragen können variieren. Unterscheiden sich jedoch die Fragen im Fragebogen in ihren Inhalten und ihrer Struktur (Antworttypen, Anzahl der Antwortmöglichkeiten), ist eine Zusammenführung der Daten in GrafStat nicht mehr möglich.

Weitere Informationen zur Durchführung der Befragung finden Sie in der ausführlichen Anleitung (Interner Link: Info 02.03) und im tabellarischen Planungsraster (Interner Link: Info 02.02).

Schritt 3: Auswertung der Befragung

Startbildschirm der Befragungssoftware GrafStat

Nachdem nun alle Daten erfasst sind, kommt es zur spannendsten Phase: der Auswertung und Analyse der Daten. Jetzt können die Schülerinnen und Schüler die der Untersuchung zugrunde liegenden Hypothesen überprüfen und darüber hinaus untersuchen, welche besonderen Ergebnisse die Befragung in ihrer Schule bzw. in ihrer Stadt ergeben hat. Nach einer Einführung in die Software GrafStat und einer präzisen exemplarischen Demonstration durch die Lehrperson können die Schülerinnen und Schüler eigenständig die Daten auswerten und die Ergebnisse als Grafiken oder Tabellen sichern.

Die oben genannten Vorschläge für Untersuchungsfragen und Hypothesen bzw. von den Jugendlichen selbst erarbeitete Hypothesen (Interner Link: M 02.04, Interner Link: M 02.05) werden anschließend in einer arbeitsteiligen Gruppenarbeit umgesetzt, indem die Schülerinnen und Schüler am Computer auf die einzelnen Untersuchungsaspekte bezogene Kreuztabellen erstellen und kurze schriftliche Analysen darüber anfertigen. Je nach Schülerinteresse können dabei auch bestimmte Schwerpunkte gesetzt werden. Die Resultate der Gruppenarbeit werden dann im Unterrichtsgespräch zusammengefasst und an der Tafel bzw. Folie oder Datei gesichert.

Hypothesenorientierte Datenauswertung

Beispiel einer hypothesenorientierten Auswertung mit GrafStat (M 02.11).

Für eine zielgerichtete, methodisch korrekte Datenauswertung empfiehlt sich hier insbesondere die Methode der hypothesenorientierten Datenauswertung (vgl. Beispiel Interner Link: M 02.11). Mit dem Sechs-Punkte-Schema zur hypothesenorientierten Auswertung von Umfragedaten (Interner Link: M 02.12) wird den Jugendlichen ein methodisches Werkzeug an die Hand gegeben, mit dem sie auch in anderen Untersuchungen relativ selbstständig und in angemessener Zeit Daten auswerten können.

Wichtig ist vor allem die Vermittlung der Erkenntnis, dass sie zuerst eine Hypothese formulieren müssen (möglichst bereits vor Beginn der Fragebogenerstellung!) und erst dann die Daten auswerten sollten. Wird dieser Schritt unterlassen, wird häufig nur wahllos korreliert, ohne dass ein "roter Faden" die Ergebnisse strukturiert. Bei der Datenauswertung unterstützen die Arbeitsblätter ein zielgerichtetes Vorgehen, da so anhand konkreter Fragestellungen gearbeitet wird. In der Regel sind die Schülerinnen und Schüler sonst mit der Fülle der Auswertungsmöglichkeiten in GrafStat überfordert.

Des Weiteren ist aufgrund von Zeitknappheit eine ziel- und ergebnisorientierte Auswertung der Daten wünschenswert. Die Jugendlichen sollten am Ende der Auswertung Ergebnisse präsentieren und Erfolge erleben können. Dieses Auswertungsschema wurde bereits vielfach im Unterricht erprobt und hat sich immer wieder bewährt.

Schritt 4: Vorbereitung der Ergebnisse für die Präsentation

Alle in GrafStat erstellten Grafiken und Tabellen sollten auf jeden Fall immer abgespeichert werden. Dabei werden alle vorgenommenen Einstellungen (Filter, Kreuztabellen, Farbgestaltung, Grafikdarstellung etc.) übernommen und müssen beim nächsten Öffnen des Fragebogens nicht noch einmal neu eingestellt werden. Die einzelnen Auswertungen können dann im Grafik-Modus der Auswertung über das Auswahlfeld oben rechts ausgewählt und geöffnet werden.

Weitere Hinweise zur Erstellung von Grafiken mit Hilfe von GrafStat finden Sie in der Hilfe zur Software. Verschiedene Methoden, wie die Ergebnisse der Befragung und des Projektes präsentiert werden können, sind im abschließenden Interner Link: Baustein 6 zusammengestellt.

Externer Link: Creative Commons License

Lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz Externer Link: by-nc-nd/2.0/de.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Zu den Personen mit Migrationshintergrund gehört die ausländische Bevölkerung – unabhängig davon, ob sie im Inland oder im Ausland geboren wurde – sowie alle Zugewanderten unabhängig von ihrer Nationalität. Daneben zählen zu den Personen mit Migrationshintergrund auch die in Deutschland geborenen eingebürgerten Ausländer sowie eine Reihe von in Deutschland Geborenen mit deutscher Staatsangehörigkeit, bei denen sich der Migrationshintergrund aus dem Migrationsstatus der Eltern ableitet.

    Zu den letzteren gehören die deutschen Kinder (Nachkommen der ersten Generation) von Spätaussiedlern und Eingebürgerten und zwar auch dann, wenn nur ein Elternteil diese Bedingungen erfüllt, während der andere keinen Migrationshintergrund aufweist. Außerdem gehören zu dieser Gruppe seit 2000 auch die (deutschen) Kinder ausländischer Eltern, die die Bedingungen für das Optionsmodell erfüllen, d.h. mit einer deutschen und einer ausländischen Staatsangehörigkeit in Deutschland geboren wurden.

    Aus: Statistisches Bundesamt: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Bevölkerung mit Migrationshintergrund – Ergebnisse des Mikrozensus 2005, Wiesbaden 2007.

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