Diskurs der Zumutungen Versuch mit Jazz, Dada und moderner Kunst den (Un-)Sinn der Welt zu erfassen
Ein Gespräch zur politischen Dimension von Kultur- und Kunstverständnis in stürmischen Zeiten.
Kunst und Kultur fungieren als Sensor und Kampfzone der Ideologien, damals und heute. Eine völkische Sicht auf die Freiheit der Kunst fußt in der Diskreditierung und Bedrohung von kulturellen Einrichtungen und Personen, die sich für eine offene, progressive Kulturpolitik engagieren.
Im Zentrum des Gesprächs stehen die unterschiedlichen Rezeptionsverläufe und Verbindungslinien von Jazz und Dadaismus im deutsch-deutschen Verhältnis. Dabei geht es auch um die aktuelle Rolle von Kunst und Kultur vor dem Hintergrund historischer Stigmatisierung, Instrumentalisierung sowie Ausgrenzung durch eine vermeintlich binäre Interpretation der Gesellschaft und der Welt.
Jazz und Dada sind aus ihrer Entstehungsgeschichte heraus eng mit der künstlerischen Reaktion auf gesellschaftliche Prozesse und Katastrophen im internationalen Kontext verbunden. Sie verstehen sich als grenzüberscheitende Formate, mittels Improvisation und Kreativität als Normen sprengender Gegenpol einer völkischen Leitkultur der Ab- und Ausgrenzung.
Im Verlauf des Gespräches soll auch der Umgang mit Jazz und Dada in Ost und West reflektiert werden. Das Zuhören fand unter anderen Zusammenhängen und Zugangsmöglichkeiten statt. Gleichwohl hat der Jazz eine eigene Form des Dialogs ermöglicht, der über das Musikalische hinaus wirkte. Dada wiederum verlangt eine Öffnung der eigenen Wahrnehmungsmuster und vermittelt damit neue Perspektiven auf die Welt und prägt ein eigenes Selbstverständnis auf die Sicht der Dinge. Beides geht einher mit Zumutungen bei der Aneignung, nicht nur für die Hörgewohnheiten. Das Einlassen auf Neues, Respekt gegenüber dem Anderen und Offenheit sind entscheidende Voraussetzungen für eine Persönlichkeitsentwicklung und die Befähigung zur gesellschaftlichen Teilhabe.
Sonntag 04.05.25 von 15:00 – 17:00
15:00 Uhr
Begrüßung durch Thomas Krüger, Präsident der bpb und Peter Materna, Künstlerischer Leiter des Jazzfest Bonn
15:10 Uhr
Podiumsgespräch
Dr. Bert Noglik, Musikjournalist, Kurator, Autor Leipzig
Jörg Herold, Künstler, Performer, Leipzig/Rothspalk
Prof. Dr. Karen van den Berg, Zeppelin Universität Friedrichshafen
Moderation: Götz Lehmann, bpb
Über die Gesprächsteilnehmer
Karen van den Berg ist seit 2003 Inhaberin des Lehrstuhls für Kunsttheorie & inszenatorische Praxis an der Zeppelin Universität und seit 2006 akademische Leiterin des artsprogram ebendort. Lehre und Gastaufenthalte führten sie u.a. an die Universität Witten/Herdecke, die Chinati Foundation in Texas, an die Stanford University sowie an das IKKM der Bauhaus Universität Weimar. Van den Bergs Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Kunst und Politik; sozial engagierte Kunst; Theorie und Geschichte des Ausstellens; Bildungsarchitektur und Studioforschung. Sie verfasste Monografien und Essays zu Matthias Grünewald, Richard Serra, Joseph Beuys, Forensic Architecture, Christian Jankowski, Korpys/Löffler, Rirkrit Tiravanija, dem Zentrum für politische Schönheit und anderen. Zu ihren wichtigsten Publikationen gehören der Band: Art, Science & Society, Berlin (DISTANZ Verlag) 2022; The Art of Direct Action – Social Sculpture and Beyond, Berlin (Sternberg Press) 2019 (gemeinsam herausgegeben mit Cara Jordan und Philipp Kleinmichel); Art Production beyond the Art Market?, Berlin (Sternberg Press) 2013 (gemeinsam herausgegeben mit Ursula Pasero) und Politik des Zeigens, München2010 (Fink) (gemeinsam herausgegeben mit Hans Ulrich Gumbrecht) Weitere Infos finden Sie Externer Link:Externer Link: hier.
Jörg Herold (geboren 1965 in Leipzig) studierte Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst sowie an der Kunsthochschule Weißensee in Berlin. Jörg Herold wurde für sein künstlerisches Schaffen mehrfach geehrt, so erhielt er 1999 den Kunstpreis der Leipziger Volkszeitung und 2005 den Kunstpreis der Stadt Wolfsburg. In seiner Funktion als ‚Dokumentararchäologe', wie Jörg Herold sich selbst nennt, verfolgt der Künstler Mechanismen des Gedenkens, Sicherns, Speicherns und Recherchierens. Als Ergebnis von Reisen zu realen - wie dem Kaukasus - und imaginären Orten der Erinnerung entstehen Aktionen, Filme, Installationen und Zeichnungen, die den Fokus auf das kulturelle Gedächtnis und das Erstellen historischer Querbezüge legen. Jörg Herolds Arbeiten waren in verschiedenen Einzelausstellungen in Museen und Kunstvereinen zu sehen: u.a. 1999 im Museum der bildenden Künste Leipzig, 2000 im Von der Heydt-Museum Wuppertal und im Staatlichen Museum Schwerin sowie 2005 in der Galerie der Stadt Wolfsburg und dem Kunstverein Bielefeld. Anlässlich der Verleihung des Kunstpreises ‚Junge Stadt sieht junge Kunst' widmete die Städtische Galerie der Stadt Wolfsburg Jörg Herold im Jahr 2005 eine Einzelausstellung, zu der eine umfangreichste Monografie seines Werkes erschienen ist. Jörg Herold nahm außerdem an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teil: u.a. an der Biennale in Venedig (1995), an der documenta X in Kassel (1997), an Ausstellungen zu 40 Jahren Videokunst im Museum der Bildenden Künste Leipzig, im ZKM Karlsruhe und im Ludwig Forum Aachen (2006, 2009) sowie 2011 in Südkorea im Seong-nam Art Center und der Leeahn Gallery. Für den Bundestag in Berlin entstand das Kunst am Bau-Projekt ‚Lichtspur über Datumsgrenze', das 2003 eingeweiht wurde. Die Galerie EIGEN + ART arbeitet seit 1985 mit Jörg Herold zusammen und präsentiert seitdem seine Arbeiten regelmäßig in Einzelausstellungen in Leipzig und Berlin. Für seine künstlerische Arbeit reiste er u.a. nach Georgien, Japan, Südostasien, nach Island und in die Ukraine.
Bert Noglik, freier Autor mit dem Themenschwerpunkt Jazz. Geboren in Leipzig, Studium der Kulturwissenschaft und Promotion zum Dr. phil., Buchpublikationen, u.a. "Jazzwerkstatt international" und "Klangspuren – Wege improvisierter Musik". Künstlerischer Leiter von Festivals und Konzertreihen, u. a. Leipziger Jazztage und Jazzfest Berlin, seit Anfang der neunziger Jahre kontinuierliche Arbeit für die Kulturwellen der ARD und den Deutschlandfunk.
Im Anschluss an das Gespräch werden Thomas Krüger & Anke Lucks Fümms Bö Brass ab 18 Uhr im Rahmen des Jazzfest Bonn Externer Link: Externer Link: www.jazzfest-bonn.de eine musikalische Bearbeitung und Rezitation von Kurz Schwitters‘ „Ursonate“ im fußläufigen Haus der Geschichte vortragen. Besucher/-innen des Konzertes erwerben mit dem Konzertticket auch den Zugang zur Ausstellung „Nach Hitler – Die deutsche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“.
Hinweise zur Veranstaltung
Veranstaltungsadresse:
bpb:Medienzentrum
Bundeskanzlerplatz 2
53113 Bonn
Veranstalter:
Bundeszentrale für politische Bildung
Zielgruppe:
Interessierte BürgerInnen, Kunst Interessenten
Anmeldung:
Teilnahmegebühr: keine
Bitte melden Sie sich bis zum 02.05.2025 an.