Längst nicht allen Beschäftigten gelingt es, bis zum Erreichen der Altersgrenze erwerbstätig zu sein. Wer im höheren Erwerbsalter arbeitslos wird, hat nur geringe Chancen ein neues Beschäftigungsverhältnis zu finden. Es droht das Risiko der Langzeitarbeitslosigkeit.
Die Anzahl von älteren Arbeitslosen (55 bis unter 65 Jahre) weist seit 2001 einen wechselvollen Verlauf auf. Sie ist von 2001 über 710 Tsd. auf knapp über 420 Tsd. im Jahr 2008 gesunken, bis 2014 aber schon wieder auf gut 580 Tsd. angestiegen. Ab 2020 setzt ein erneuter Anstieg ein, bis auf über 600 Tsd. Zugleich hat sich aber die Gesamtzahl der Arbeitslosen (über alle Altersgruppen hinweg) verringert, so dass der Anteil der Älteren an allen Arbeitslosen seit 2004 kontinuierlich zugenommen hat, von 11 Prozent (2004) auf 22 Prozent (2019) und 24,3 Prozent (2022), (vgl. Abbildung "Ältere Arbeitslose (55 bis unter 65 Jahre) 2001 − 2022").
Die Arbeitslosenquoten Älterer allerdings sind seit etwa 2010 gesunken (mit besonderer Betroffenheit in den neuen Bundesländern) (vgl. Abbildung "Arbeitslosenquoten Älterer, 55 bis unter 65 Jahre, 2008 − 2022").
Wenn Ältere arbeitslos werden, dann haben sie sehr schlechte Chancen auf eine berufliche Wiedereingliederung. Es erweist sich als sehr schwierig, aus einer Arbeitslosigkeit heraus eine neue Beschäftigung zu finden. Unterteilt man das Arbeitslosigkeitsrisiko in das Risiko, arbeitslos zu werden (Zugangsrisiko), und in das Risiko, arbeitslos zu bleiben, d. h. keine Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt zu erreichen (Verbleibsrisiko), dann überwiegt bei den Älteren, und zwar insbesondere im rentennahen Alter, das Verbleibsrisiko. Das Zugangsrisiko ist demgegenüber und im Unterschied zu den jüngeren Arbeitnehmer:innen geringer, da in der Regel eine langfristige Beschäftigung in den Unternehmen vorliegt und gesetzliche wie tarifliche Bestandsschutzregelungen (Kündigungsschutz) eine Entlassung weniger wahrscheinlich machen.
Das hohe Verbleibsrisiko kommt darin zum Ausdruck, dass die Arbeitslosigkeit Älterer in der Regel über eine längere Zeit andauert. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen älteren Arbeitslosen hat sich nur in den Jahren 2004 − 2006 vorübergehend leicht reduziert, liegt aber ansonsten recht konstant bei etwas unter 60 Prozent.
Gerhard Bäcker, Prof. Dr., geboren 1947 in Wülfrath ist Senior Professor im Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Bis zur Emeritierung Inhaber des Lehrstuhls "Soziologie des Sozialstaates" in der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Forschungsschwerpunkte: Theorie und Empirie des Wohlfahrtsstaates in Deutschland und im internationalen Vergleich, Ökonomische Grundlagen und Finanzierung des Sozialstaates, Systeme der sozialen Sicherung, insbesondere Alterssicherung, Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, Lebenslagen- und Armutsforschung.
Ernst Kistler, Prof. Dr., geboren 1952 in Windach/Ammersee, verstorben 2021, war Direktor des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie, INIFES gGmbH in Stadtbergen bei Augsburg. Forschungsschwerpunkte: Sozial- und Arbeitsmarktberichterstattung, Demografie, Sozialpolitik, Armutsforschung.
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