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"Die Liquidierung des jüdischen Warschau"

Zeitzeugenbericht

/ 11 Minuten zu lesen

Es war ein Hilfeschrei: Im November 1942 richten die vereinigten Untergrundorganisationen des Warschauer Ghettos einen Bericht an die polnische Exilregierung in London und die Regierungen der Alliierten. Darin beschrieben sie die Deportationen – den "letzten Akkord des Massenmordes", wie es in dem Bericht heißt, an dem auch Emanuel Ringelblum mitschrieb.

Der folgende Aufsatz ist dem Buch "Die zweite Etappe ist der Tod. NS-Ausrottungspolitik gegen die polnischen Juden, gesehen mit den Augen der Opfer" aus dem Jahr 1993 entnommen. Verfasst von der polnischen Historikerin Ruta Sakowska. Publikation der Externer Link: Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz.

"Die Liquidierung des jüdischen Warschau" (Auszüge)

15. November 1942, Warschau, Ghetto
Bericht der vereinigten Untergrundorganisationen des Ghettos für die polnische Exilregierung in London und die Regierungen der Alliierten

Im Glanz des unvergleichlichen, goldenen polnischen Herbstes funkelt und leuchtet eine Schicht Schnee. Dieser Schnee ist nichts anderes als die Federn und Daunen aus dem Bettzeug der Juden, das mit dem ganzen Besitz, von den Schränken und Koffern voller Wäsche und Kleidung bis zu den Schüsseln, Töpfen, Tellern und anderen Haushaltsgegenständen der nach "Osten" evakuierten 500.000 Juden zurückgeblieben ist. Diese Sachen, die niemandem mehr gehören, die Tischtücher, Mäntel, Federbetten, Pullover, Bücher, Wiegen, Dokumente und Photographien, sie liegen durcheinander in den Wohnungen, auf den Höfen, auf den Plätzen, in Haufen zusammengefegt und mit jenem Schnee bedeckt aus der Zeit des tausendfachen deutschen Mordes an den Juden Warschaus, den aufgeschlitzten Eingeweiden ihres Bettzeugs.

Die unheimliche Stille unterbrechen Revolverschüsse, das Rattern der Maschinenpistolen, das Dröhnen der Kraftfahrzeugmotoren und der Motorräder der deutschen Patrouillen, das Krachen der Türen und Möbel, die eingeschlagen werden, und die rauhen Schreie "Alle Juden raus", der entsetzliche Zug der zum Tode verurteilten jüdischen Opfer und der rhythmische Tritt der Stiefel der internationalen faschistischen Bande, der Litauer, Letten, Ukrainer und Ghetto-Polizisten unter Führung von SS-Offizieren. Die Häuser sind ausgestorben oder verwaisen allmählich, die Straßen sind versperrt mit Stacheldrahtverhauen, Bretterzäune trennen die einzelnen Wohnblocks voneinander ab, und vor allem sind die Menschen nicht mehr da, die noch vor zwei Monaten die Hauptstraßen des Ghettos füllten, die zu ihren alltäglichen Beschäftigungen eilten, die etwas kauften oder verkauften, die arbeiteten: Eine Entvölkerung, wie sie nicht einmal die Zeiten der Schwarzen Pest aufwiesen, das ist das Bild des jüdischen Wohnbezirks in Warschau im September 1942. Ein Fetzen Mensch, der sich eine Wand entlangdrückt, blutbespritzte Pflastersteine, der Rauch von den glimmenden und allmählich verlöschenden Feuern auf den Straßen und der scharfe Brandgeruch verleihen dieser Stadt des Todes ihre eigene Atmosphäre, dort wo vor jenem schrecklichen 22. Juli, von zehn Kilometern Mauer eingeschlossen, fast 370.000 Juden vegetierten.

[...]

Der folgende Bericht beschreibt den Verlauf der sogenannten Aussiedlungsaktion unter Berücksichtigung der Haltung und der Reaktionen der jüdischen Massen, ihren geistigen Zustand wie ihre Hoffnungen und Enttäuschungen, sowie den ganzen strategischen Plan der Deutschen, der mit Hilfe eines meisterhaft ausgeführten Betrugs und moderner Technik die schnellstmögliche physische Vernichtung von 90 Prozent der jüdischen Bevölkerung zum Ziel hat. [...]

Die zur "Aussiedlung" bestimmten Juden wurden zum Umschlagplatz gebracht. Der Sammelpunkt, wo die "Umsiedler" konzentriert wurden, war das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Umschlagplatz bei der Transferstelle gelegene jüdische Krankenhaus "Czyste" in der Stawki-Straße, das eigens zu diesem Zweck in die Leszno-Straße 2 verlegt worden war. Auf dem Umschlagplatz befindet sich ein Eisenbahnanschluß. Während die Aktion andauerte, gingen von diesen Gleisen die mit den jüdischen Opfern beladenen Viehwaggons ab.

Jeden Tag ging ein Transport mit durchschnittlich fünf- bis sechstausend "Ausgesiedelten" ab. In den Nachmittagsstunden, gegen 16-17 Uhr, fand die Verladung in die Waggons statt. Aus dem Gebäude des Krankenhauses wurden alle Menschen herausgetrieben und dabei brutal mit Gewehrkolben und Knüppeln geschlagen. Auf dem ersten Platz (der Umschlagplatz besteht aus zwei Plätzen; der erste ist auf der einen Seite mit dem Büro des Umschlagplatzes verbunden und führt auf der anderen Seite durch ein Tor auf den zweiten Platz, der direkt an den Eisenbahnanschluß grenzt) fand die sogenannte Selektion der Menschen statt. Der Strom der Menschen, Mütter mit Säuglingen auf dem Arm, Menschen mit schweren Bündeln auf den Schultern, Angehörige ganz verschiedener Gesellschaftsschichten, ging an zwei oder mehr SS-Offizieren vorbei, die auf beiden Seiten des Stroms standen. Ein Teil der zu körperlicher Arbeit fähigen Männer wurde in ein Dulag (Durchgangslager) gebracht, aus dem sie in verschiedene Arbeitslager geschickt wurden. Die Besitzer von gültigen Ausweisen ließ man frei, zumeist erst nach energischer Intervention der Direktoren der Shops, der Rest dagegen (mindestens 90 Prozent) wurde in die auf dem Gleisanschluß stehenden Viehwaggons geschickt. Während der ersten Tage der Aktion sonderten die Deutschen die sogenannten Arbeitsunfähigen aus und töteten sie auf dem jüdischen Friedhof. Dies hatte den Zweck, die Juden davon zu überzeugen, daß die zu körperlicher Arbeit Unfähigen als unnützer Ballast getötet werden, und daß alle anderen dagegen wirklich umgesiedelt werden.

Im Schnitt wurden in die Waggons jeweils einhundert Personen geladen. Die Richtung der Transporte war immer die gleiche – die Mordstätte in Treblinka. Die zweite Phase der Aktion begann am Mittwoch, dem 29. Juli, mit einer kombinierten Blockade der Häuser in der Nalewki-Straße und der Gęsia-Straße, die unter der Leitung von SS-Männern durchgeführt wurde. Diese Blockade war von den für die ganze spätere Phase so charakteristischen Schüssen und Menschenopfern begleitet. An diesem Tag wurden im Zuge der Aktion mehrere Werkstätten und kleine Fabriken liquidiert und alle Arbeiter und ihre Meister den von der Ghetto-Polizei eskortierten Gruppen angeschlossen. Man fängt an, Unterschiede zwischen den Ausweisen der Arbeiter zu machen. Die Ausweise des Jüdischen Städtischen Fürsorgekomitees, einiger Abteilungen des Judenrats (die Schulabteilung) und mehrerer Fabriken sind faktisch ungültig. Als Grundsatz gilt, daß alle Handwerksbetriebe für die deutsche Produktion unnütz und nicht erforderlich sind. Es beginnt also eine Jagd auf die "sicheren Firmen", wie: Toebbens, Schultz, AHAGE usw. [...]

Wie bereits dargelegt, wurde die wirtschaftliche Lage von Zehntausenden ihrer Arbeitsstätten beraubten Juden katastrophal; es ist also nicht verwunderlich, daß die Aussicht, drei Kilogramm Brot und ein Kilogramm Marmelade pro Person zu bekommen, einen Menschen dazu bringen konnte, sich freiwillig auf dem Umschlagplatz zu stellen. Hinzu kommt noch die Wirkung der "authentischen" Briefe von "Umgesiedelten" und der beruhigenden Aufrufe vom 24. Juli. Wenn man noch den Umstand in Betracht zieht, daß ein Teil der Familienangehörigen schon "ausgesiedelt" war und daß die übrigen, die keine Ahnung vom wirklichen Stand der Dinge hatten, wieder mit ihnen zusammenkommen wollten, dann wird es verständlich, daß sich anfangs täglich Hunderte, und später Tausende allein oder in Gruppen, auf Wagen oder Rikschas zum Sammelpunkt begaben, ihre Umsiedlerbündel in der Hand oder auf dem Rücken. Ein alltäglicher Anblick waren die acht- oder zehn- oder zwölfjährigen Kinder, die zum Umschlag[platz] gingen, um zu ihren Eltern zu fahren. [...]

Es dringt allmählich ins Bewußtsein der übriggebliebenen Juden, daß die Deutschen alle "Ausgesiedelten" nach Treblinka schicken, wo sie ihr Leben in schrecklichen Qualen beenden; dies um so mehr, als zuerst ängstlich ins Ohr geflüstert, aber dann immer öffentlicher Nachrichten aus Treblinka im Umlauf sind. Dutzende Menschen, die dieser gigantischen Mordstätte entkamen, erzählen über ihre tragischen Erlebnisse. [...]

Der Umschlagplatz wird zum Synonym des Todes. Keiner meldet sich mehr freiwillig zur "Umsiedlung". Die Bevölkerung versteckt sich, wo es nur geht: in den Kellern, in Schlupfwinkeln, in den verlassenen Häusern, in den Ruinen. [...]

Die zweite Periode der "Aussiedlung" besteht aus drei Phasen. Die erste Phase, das sind die Blockaden der Häuser und Straßen durch Deutsche, Junaken und Juden [jüdische Polizei] sowie die Liquidierung einer Reihe von Betrieben (Waldemar Schmidt, Karl Heinz Müller, Astrawerke, T. Tepecyn und M. v. Szaniawska), bei der die Betriebsbelegschaften geschlossen zum Umschlagplatz geschickt werden. Die zweite Phase im August stand im Zeichen der "Umsiedlungen" innerhalb des Ghettos. Die größte "Umsiedlung" ist die Liquidierung des Kleinen Ghettos. Innerhalb von 24 Stunden müssen alle Juden, außer den Arbeitern der Firmen C.Toebbens und Wilhelm Döring, die im jüdischen Wohnbezirk südlich der Chłodna-Straße wohnen, ihre Wohnungen verlassen. Mit einem Federstrich erlangten die Deutschen den Besitz von mehreren zehntausend Umgesiedelten im Werte von mehreren Dutzend Millionen Złoty. Mit dem Schicksal des jüdischen Eigentums befaßte sich eine besondere Dienststelle, die Werteerfassung, die ohne Unterbrechung bis zum heutigen Tag (Mitte November 1942) arbeitet. Außerdem werden Blockaden der zugewiesenen Wohnhäuser durchgeführt, bei denen alle dort befindlichen Menschen nach Treblinka deportiert werden. Die dritte Phase umfaßt neben den genannten auch die Blockade von Shops. [...]

Die Arbeit auf dem Umschlagplatz änderte völlig ihren Charakter. Jeglicher Schein einer Selektion verschwand. Mit wenigen Ausnahmen wurden alle in die Waggons geladen.

Ende August schien die Aktion abzuflauen. Das jüdische Krankenhaus erhält den Befehl, wieder in die Stawki-Straße zurückzukehren. Abgesehen davon, wie die unmenschliche Behandlung der schwerkranken Menschen aussah, muß hier betont werden, daß auch damit die Juden wieder betrogen wurden. "Belegte" dies doch, daß die Aktion abgeschlossen sei. Die Phase der "Registrierung" vom 6. bis 10. September, als mit den Tausenden Opfern ausnahmslos alle Kranken in die Waggons geladen wurden, die im Krankenhaus waren, etwa eintausend Menschen, und dazu das ganze ärztliche und technische Personal, zeigte jedoch, wie trügerisch die Hoffnungen auf ein Ende der "Aussiedlung" waren. [...]

Der letzte Akkord des Massenmords und der Vernichtung der Warschauer Juden verklang am 21. September, am Versöhnungstag Jom Kippur. An diesem Tag führten die Deutschen die Blockade der Wohnhäuser des Ordnungsdienstes in der Ostrowska-Straße und der Wolyńska-Straße durch. Abgeholt wurden die Ordnungsdienst-Männer, die nach der Reduzierung nicht mehr beim Ordnungsdienst angestellt waren (die Stärke der Ghetto-Polizei wurde auf 380 Personen verringert). Mit Hilfe der Männer des Jüdischen Ordnungsdienstes, unter Leitung der Ordnungsdienst-Offiziere Jakub Lejkin und Szmerling, von einigen Deutschen vom Vernichtungskommando begleitet, wurden an diesem Tag zweihundert junge Burschen mit ihren Ehefrauen zur Vernichtung nach Treblinka geschickt. So sah die deutsche Dankbarkeit, die teutonische Treue für die Verräter am eigenen Volke aus. [...]

Das noch am Leben gebliebene polnische Judentum fordert von der Regierung der Polnischen Republik und den Regierungen der alliierten Staaten:

1. Sofort nach Treblinka eine internationale neutrale Kommission zu entsenden, die die Aufgabe erhält, die Richtigkeit der in diesem Rapport dargestellten Fakten zu untersuchen und zu bestätigen.
2. Sofortige Vergeltungsmaßnahmen gegen diejenigen zu treffen, welche die Schuld an der Tragödie der polnischen Juden tragen.
3. Sofortige Vergeltungsmaßnahmen gegen die Deutschen zu ergreifen, welche im Gebiet der alliierten Staaten wohnen.
[...]

AŻIH: Ring II, Nr.192, Typoskript (Durchschlag) im Archiv des Ghettos.

Quellen / Literatur

aus: Ruta Sakowska, "Die zweite Etappe ist der Tod. NS-Ausrottungspolitik gegen die polnischen Juden, gesehen mit den Augen der Opfer", Publikation der Externer Link: Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, 1993, Seite 244-252.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Während noch der Zusammenschluß der jüdischen Untergrundorganisationen im Warschauer Ghetto im Gange war, begann bereits die Ausarbeitung dieses Berichts. An der Vorbereitung war auch der "Bund" beteiligt. Mit der Ausarbeitung des Berichts wurde die Leitung des Untergrundarchivs des Ghettos beauftragt. Emanuel Ringelblum, Eliahu Gutkowski und Hersz Wasser verwendeten dabei auch frühere Berichte. Einbezogen wurde u. a. Gustawa Jareckas Essay "Die letzte Etappe ist der Tod" [Dokument 22 in ebd., Seite 227-243). Emanuel Ringelblum, Eliahu Gutkowski und Hersz Wasser wurden wenig später als Archivkommission der Jüdischen Koordinierungskommission in die Leitung der Untergrundorganisationen des Warschauer Ghettos aufgenommen.

  2. Die ukrainischen Hilfswilligen der SS, die im Ausbildungslager Trawniki bei Lublin stationiert waren, wurden, gemeinsam mit Letten, Litauern u. a., unter den sowjetischen Kriegsgefangenen rekrutiert und unterstanden dem SS- und Polizeiführer Lublins, Odilo Globocnik. Ihre Gesamtstärke betrug zwei Bataillone mit insgesamt vier- bis fünftausend Mann. Sie wurden zur Bewachung der Vernichtungslager der "Aktion Reinhardt", also von Bełżec, Sobibór und Treblinka, sowie bei den Räumungen der Ghettos im Generalgouvernement eingesetzt. So auch im Warschauer Ghetto, dort sperrten sie den Umschlagplatz und das Sammellager im benachbarten Krankenhausgebäude ab (vgl. Helge Grabitz, Wolfgang Scheffler, Letzte Spuren. Ghetto Warschau. SS-Arbeitslager Trawniki. Aktion Erntefest, Berlin, 1988, S. 164-170, und Wolfgang Scheffler, Probleme der Holocaust-Forschung, in: Deutsche - Juden - Polen. Ihre Beziehungen von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert. Beiträge zu einer Tagung, hrsg. von Stefi Jersch-Wenzel, Berlin 1987, S. 270-281). (Anmerkung der Redaktion: neue Literatur, siehe z.B.: Angelika Benz, Der Henkersknecht. Der Prozess gegen John (Iwan) Demjanjuk in München, Berlin 2011.)

  3. [Ergänzung der Redaktion: Als Shops wurden Werkstätten und Fabriken im sowie außerhalb des Ghettos bezeichnet. Zahlreiche deutsche Firmen, ebenso die Wehrmacht, profitierten von den billigen jüdischen Arbeitskräften, für die es entscheidend war eine Anstellung zu finden, um überhaupt Geld zu verdienen. Außerdem konnte ein Arbeitsnachweis in einem Shop die Deportation zumindest hinauszögern.]

  4. [Ergänzung der Redaktion: Treblinka war ein Vernichtungslager im nordöstlichen Generalgouvernement, rund 80 Kilometer von Warschau entfernt. Es wurde im Juni/Juli 1942 errichtet als eine Konsequenz der begrenzten Kapazität der bereits bestehenden Todeslager. Der Vernichtunsbetrieb, dem insgesamt etwa 900.000 Juden aus dem Warschauer Ghetto, dem Distrikt Radom, aus anderen europäischen Ländern sowie Tausende von Sinti und Roma zum Opfer fielen, setzte am 23. Juli 1942 ein. Quelle: Wolfgang Benz u.a., Enzyklopädie des Nationalsozialismus, dtv, 2007, Seite 832-833.

  5. Die Warschauer Abteilung der Jüdischen Sozialen Selbsthilfe.

  6. [Ergänzung der Redaktion: Die Textilfabrik Fritz Schultz zum Beispiel produzierte für die Wehrmacht und war eine der größten Ghettobetriebe.]

  7. Im Warschauer Ghetto waren Gerüchte im Umlauf, nach denen von den "Ausgesiedelten" Briefe aus Bessarabien und der Ukraine eingegangen seien.

  8. Mit einer Bekanntmachung vom 24. Juli 1942, die der Judenrat auf Befehl des "Beauftragten für die Umsiedlung" plakatieren mußte, sollten die unter den Bewohnern des Warschauer Ghettos weitergegebenen Nachrichten über das wirkliche Schicksal der "Ausgesiedelten" dementiert werden. Unter Punkt 1 der Bekanntmachung heißt es: "Infolge unzutreffender Nachrichten, die im jüdischen Wohnbezirk in Warschau im Zusammenhang mit der Umsiedlung kreisen, wurde der Judenrat in Warschau von den Behörden berechtigt, bekanntzugeben, daß die Umsiedlung der im jüdischen Wohnbezirk in Warschau nicht produktiv tätigen Bevölkerung tatsächlich nach dem Osten erfolgen wird." Der Text ist veröffentlicht in: Archiwum Ringelbluma. Getto warszawskie, lipiec 1942 – styczeń 1943 [Das Ringelblum-Archiv. Warschauer Ghetto Juli 1942 - Januar 1943], bearbeitet von Ruta Sakowska, Warschau 1980, Dokument 3, S. 38 f.

  9. Junak, Junacy: gebräuchliche Bezeichnung für die Arbeiter, die von der Besatzungsmacht zum Baudienst im Generalgouvernement eingezogen wurden. (Cz. Łuczak, Polityka ludnościowa i ekonomiczna hitlerowskich Niemiec w okupowanym Polsce [Die Bevölkerungs- und Wirtschaftspolitik Hitlerdeutschlands im besetzten Polen], Poznań 1979, S. 491). Die Besatzungsmacht setzte den Baudienst auch als Hilfspolizei ein (vgl. Tagebuch von L. Carnobroda, in: Archiwum Ringelbluma. Getto warszawskie, lipiec 1942 – styczeń 1943 [Das Ringelblum-Archiv. Warschauer Ghetto Juli 1942 - Januar 1943], bearbeitet von Ruta Sakowska, Warschau 1980, Dokument 55, S. 119; Janusz Korczak, Pisma wybrane [Ausgewählte Schriften], ausgewählt und eingeleitet von A. Lewin, bearbeitet unter der Leitung von A. Lewin von I. Olecka, M. Fałkowska, M. Kopczyńska, Bd. IV, Warschau 1979, Bd. IV, Tagebuch, Eintrag vom 1. VIII. 1942).

  10. [Ergänzung der Redaktion: Das Ghetto war zunächst unterteilt in das sogenannte große und kleine Ghetto, getrennt durch die Chłodna-Straße, über die eine Holzbrücke beide Teile miteinander verband.]

  11. [Ergänzung der Redaktion: Walter C. Többens war neben der Firma Schultz der bedeutendste Ghettobetrieb im Warschauer Ghetto. Sie unterstanden der Rüstungsinspektion der Wehrmacht.]

  12. Die SS-Werteerfassungsstelle in der Niska-Straße 20 konfiszierte und verwertete die Wertgegenstände der ermordeten Juden (vgl. Archiwum Ringelbluma. Getto warszawskie, lipiec 1942 - styczeń 1943 [Das Ringelblum-Archiv. Warschauer Ghetto Juli 1942 - Januar 1943], bearbeitet von Ruta Sakowska, Warschau 1980, Dokument 29, S. 79f.)

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