Das Bundesarchiv bietet in seinem Findbuch "Jüdisches Leben und Holocaust 1930-1945 im Filmdokument" eine detaillierte Transkription des Amateurfilms "Das Warschauer Ghetto", so der Archivtitel.
Der etwa zehn Minuten lange Schwarz-Weiß-Amateurfilm mit Szenen aus dem Warschauer Ghetto kann den Aufnahmen der Langfassung "Ghetto" zeitlich zugeordnet werden. Teils sind die gleichen Szenen zu sehen, lediglich aus anderen Perspektiven. Vermutlich sind die Aufnahmen von den zum Produktionsteam gehörenden Kameramännern Paul Adam und Andreas Honowski mit einer Privatkamera auf 16 Millimeter-Material angefertigt worden. Der Amateurfilm scheint parallel zu den offiziellen Dreharbeiten im Warschauer Ghetto entstanden zu sein. (Weitere Informationen bietet der Hintergrundtext von Anja Horstmann
Mit freundlicher Genehmigung des Bundesarchiv-Filmarchivs finden Sie hier die Transkription des Filmdokuments.
Aus dem Findbuch Externer Link: "Jüdisches Leben und Holocaust 1930-1945 im Filmdokument" des Bundesarchiv-Filmarchivs.
Das Warschauer Ghetto (Archivtitel)
Produktionsland: Deutsches Reich
Produktionsfirma: Amateurfilm
Adam, Paul, Kamera
Honowski, Andreas, Kamera
Zensurdatum: nicht zensiert
Kopie: stumm / 16 mm / 289 m
Laufzeit: 1942
Erschließung:
Der Film wurde 1957 als 16 mm-Kopie durch das Bundesarchiv von dem Warschauer Kameramann Paul (Pawel) Adam erworben. Er gehört offensichtlich zu dem Material, das im Mai/Juni 1942 von der deutschen Filmgruppe im Warschauer Ghetto gedreht wurde. In der letzten Szene des Films sind kurz Mitarbeiter des Filmteams bei Dreharbeiten zu sehen.
Enthält:
1. Straßenszenen im Warschauer Ghetto; Straßenpassanten mit weißen Armbinden und Judenstern; Ghettopolizist mit Armbinde (nah): "Judenrat Warschau Ordnungsdienst"; jüdischer Ordnungsdienst regelt den Verkehr auf der Kreuzung Leszno-Straße; zwei Kinder in zerlumpten Mänteln vor der Kamera; Ghettopolizist drängt mit dem Knüppel Juden weg.
(33 m)
2. Einspänniger Pferdewagen, voll beladen mit Menschen; Gesichter von Ghettobewohnern. (nah).
(14 m)
3. Innenaufnahmen einer spärlich eingerichteten Apotheke; ein alter Apotheker; zwei Kinder sitzen auf der Straße; Pharmazierat Sydow, ein Beamter des Generalgouvernements, auf einer Ghettostraße; Passanten grüßen und ziehen den Hut vor ihm; Mann in zerlumpter Kleidung wackelt hin und her; Menschenmenge auf dem Lumpenmarkt in der Gesia-Straße; Passantenverkehr vor der Apotheke.
(38 m)
4. Maueranschlag: "Bekanntmachung. In dieser Straße herrscht Fleckfieber. Jeder Verkehr anderer Personen als den Anwohnern muss unterbleiben. Handel auf der Straße, Ansammlungen aller Art werden als Sabotage sofort strengstens bestraft." (deutsch/polnisch); Kameraschwenk über am Straßenrand stehende Menschen zu einer Pferdedroschke; Hof mit Leergut; Straßenhandel mit Ständen an den Hauswänden.
(17 m)
5. Kameraschwenk über ein Ruinengrundstück; Bau der Ghettomauer; jüdische Maurer ziehen mitten auf der Straße die Mauer hoch; Apotheke mit fertiger Ghettomauer.
(11 m)
6. Zwei bärtige Juden gehen auf einer Landstraße vor deutschen Soldaten her; Lastwagenanhänger voller jüdischer Männer; Kolonne marschiert zum Essensempfang; Essensausgabe.
(8 m)
7. Schild an einer Abbruchmauer: "Läden bereits tätig und zu vermieten"; Ruine eines abgebrochenen Hauses an der Ghettogrenze; Stacheldraht längs mitten einer Straße; Fahrraddroschken hinter dem Drahtverhau; Holzbrücke über die Ghettomauern, darunter fährt die Straßenbahn; Ghettotor mit jüdischem Ordnungsdienst und Wehrmachtssoldaten; das Tor wird geschlossen.
(41 m)
8. Jugendliche und Kinder werden vom Ordnungsdienst im Laufschritt aus der Arrestanstalt ("Gesiowka") getrieben; die Arrestanten auf dem Hof; weibliche Angehörige des jüdischen Ordnungsdienstes treiben Mädchen und Frauen aus dem Arrest; die angetretenen Arrestantinnen auf dem Hof.
(43 m)
9. Tote liegen auf der Straße; eine Leiche wird von zwei Männern in einen Holzsarg gelegt und auf einen zweirädrigen Karren geschoben; zwei ärmliche kleine Mädchen gehen singend und bettelnd durch die Straße; jüdischer Ordnungsdienst treibt Menschenmenge durch eine Straße, ein Mann wird abgeführt.
(32 m)