Bildergalerie: Ringelblum-Archiv
Emanuel Ringelblum gründete das einzigartige Geheimarchiv des Warschauer Ghettos. Er und seine Mitstreiter und Mistreiterinnen sammelten Tagebücher, Fotos, Dokumente der deutschen Besatzer und vieles mehr. Sie wollten mit dem Archiv das Leben im Warschauer Ghetto für die Nachwelt festhalten.
1940 gründete Emanuel Ringelblum das geheime Archiv "Oneg Schabbat" ("Freude am Sabbat") im Warschauer Ghetto. Der 40-jährige Historiker und seine
Mitstreiterinnen und Mitstreiter wollten den Alltag im Ghetto festhalten, später sammelten sie auch Informationen über die Massenmorde an den Juden. Das Foto zeigt Ringelblum mit seiner Frau Yehudit und ihrem gemeinsamen Sohn Uri. Die Familie wurde von den deutschen Besatzern ermordet.
Ringelblum und seine Mitkämpfer riskierten ihre Leben für die Arbeit am Archiv. Heimlich sammelten sie Tagebücher, Gedichte, Fotos, Dokumente und
vieles mehr. Auch Ringelblum führte Tagebuch über das Leben im Ghetto und über das polnische Judentum. Das Foto zeigt einen seiner Tagebucheinträge, verfasst am 18. März 1941.
Ringelblum wollte, dass unterschiedlichste Menschen im Ghetto ihre Erlebnisse festhalten. So schrieb Perez Opocynski über den Schmuggel im Ghetto.
Auch über die verschiedenen Schmuggelwege, und weiter: "Wer weiß, ob es nicht irgendwann einmal ein Denkmal in Erinnerung an den Schmuggler geben wird, der sein Leben riskierte – denn rückblickend wird deutlich werden, dass er viele Warschauer Juden vor dem Hungertod bewahrte."
Gesammelt wurden auch Briefe, Zeichnungen und Dokumente der deutschen Besatzer. Im Bild eine "Meldekarte für Juden". Sie gehörte dem Rabbiner Shimon
Huberband, ein wichtiges Mitglied der Archivgruppe. Er wurde im August 1942 nach Treblinka deportiert und ermordet.
Auch Zeitungen wurden gesammelt. Diese wurden heimlich im Warschauer Ghetto veröffentlicht – vor allem auf Jiddisch und Polnisch.
Im Juli 1942 begannen die sogenannten großen Deportationen im Warschauer Ghetto. Die deutschen Besatzer sprachen von "Umsiedlung" oder auch
"Aussiedlung": Innerhalb weniger Wochen brachten sie schätzungsweise 280.000 Männer, Frauen und Kinder in das Vernichtungslager Treblinka und ermordeten sie dort. Mit dem "Aufruf", siehe Foto, wurde den Menschen Brot und Marmelade versprochen, wenn sie sich freiwillig zur "Abreise" meldeten.
Noch bevor das Warschauer Ghetto im November 1940 abgeriegelt wurde, entstand dieses Dokument (zu sehen ist eine Seite davon) über die Sterblichkeit
in Warschau insgesamt, von November 1939 bis Februar 1940. Erstellt wurde es vom Judenrat im Juni 1940 – mit Daten der Statistischen Abteilung der Stadt Warschau. Detailliert sind die verschiedenen Todesursachen aufgelistet, wie Typhus, Tuberkulose und so weiter. Auch solche Dokumente wurden vom Geheimen Archiv gesammelt und aufbewahrt.
Dieses Dokument gehört zu einer Sammlung von Dokumenten, die von den Mitgliedern des Geheimen Archivs erstellt wurden. Teils ist unklar, wann die
Dokumente entstanden sind. Manche Angaben stützen sich auf Umfragen unter der jüdischen Bevölkerung, um überhaupt Informationen sammeln zu können. Auch dieses Dokument sollte die Zahl der Toten festhalten.
Zu der Sammlung gehört auch dieses Dokument. Bis heute arbeiten Historiker und Historikerinnen an der Auswertung der Dokumente des Geheimen Archivs,
wie zum Beispiel am Jüdischen Historischen Institut in Warschau. Dort lagern die geretteten Dokumente.
Nach dem Beginn der Deportationen fürchteten auch die Mitglieder des "Oneg Schabbat" ihre Verhaftung und ihren Tod. Sie fingen an, Teile des Archivs
zu verstecken - in der Hoffnung, spätere Generationen würden die Dokumente finden. Dafür packten sie das Material auch in Metallkästen und Milchkannen und vergruben diese in einem Keller in einem Gebäude im Ghetto. Das Bild zeigt die Originalbehälter.
Nur mit Glück wurden nach dem Zweiten Weltkrieg, in den Jahren 1946 und 1950, Teile des Archivs wiederentdeckt. Das Warschauer Ghetto war von der SS
fast vollständig zerstört worden. Ringelblum und seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern war es jedoch gelungen, die Schicksale vieler Menschen im Ghetto festzuhalten und ihre Worte in die Zeit nach dem Holocaust zu retten.