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Wissensformate für Kinder | Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West | bpb.de

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Wissensformate für Kinder

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Tradition der Wissensmagazine

Am Anfang war die "Maus". Dann spross eine "Pusteblume", die allen Naturgesetzen zum Trotz irgendwann zum "Löwenzahn" wurde. Aber es entstanden noch viele andere Wissenssendungen für Kinder. In erheblichem Maß hat der Kinderkanal KiKA zu diesem Boom beigetragen: Der Kinderkanal von ARD und ZDF bedankte sich für die Sendezeitausweitung bis 21.00 Uhr seit Anfang 2003 mit Magazinen, die in täglichem Wechsel gezeigt wurden. Auf diese Weise gab es mit "Staun TV" (MDR, 2003), "Willi wills wissen" (BR. 2002–2010) und "Die Welt in der Wanne" (ZDF, 2003) gleich drei neue Sendereihen auf einmal. Ebenso gab es noch "Wissen macht Ah!", (WDR, seit 2001), "pur+" (ZDF, seit 2006) und "Checker Can" (BR, 2010-2013) sowie im Anschluss "Checker Tobi" (seit 2013) und in diesem Kontext "CheXperiment" (seit 2014).

Kindgerechte Fragen als Schlüssel zum Erfolg

Der ehemalige KiKA-Programmgeschäftsführer Frank Beckmann erklärt den Boom mit einer typischen Eigenschaft der Zielgruppe: "Kinder sind neugierig und wollen immer dazulernen"; man müsse nur "die richtigen – nämlich kindgerechte – Fragen stellen", dann sei das Interesse geweckt. Und wenn die Antworten dann noch "verständlich, unterhaltsam und vielleicht sogar verblüffend sind", hätten Info-Programme auch eine gute Chance, erfolgreich zu sein. Die Masse der Kinder erreiche man zwar eher mit Zeichentrickserien, doch "zu den erfolgreichsten Klassikern im Kinderfernsehen gehören gerade Programme mit informativem Charakter": "Die Sendung mit der Maus" (ARD/WDR, seit 1971) und "Löwenzahn" (ZDF, seit 1981) (Beckmann im November 2007 im Interview).

Anregung durch Vorschulsendungen der 70er Jahre

Tatsächlich stehen Magazine dieser Art in einer erfolgreichen öffentlich-rechtlichen Tradition. Angeregt durch "Sesamstraße" entstanden Anfang der 1970er Jahre diverse Vorschulsendungen: "Maxifant und Minifant" (NDR), "Das feuerrote Spielmobil" (BR, 1972-1981), "Die Sendung mit der Maus" (WDR, ab 1971) und "Rappelkiste" (ZDF, 1973). In den folgenden Jahren taten sich ARD und ZDF außerdem durch Versuche hervor, Kindern Dokumentationen und Reportagen anzubieten ("Weltspiegel für Kinder", WDR, 1982; "Links und rechts vom Äquator", WDR/BR/HR, 1985; "logo!", ZDF; ab 1988).

Klassiker: "Löwenzahn" und die "Maus"

"Maus" und "Elefant" aus der "Sendung mit der Maus" in Erfurt. (Andreas Praefcke) Lizenz: cc by/3.0/de

Der Klassiker schlechthin und die bei (kleineren) Kindern sowie den Eltern beliebteste Kindersendung ist nach wie vor "Interner Link: Die Sendung mit der Maus" (WDR, seit 1971). Die Zielgruppe der Sendung sind ältere Kindergartenkinder und jüngere Grundschulkinder. Ein Ableger der Sendung ist die "Die Sendung mit dem Elefanten" (seit 2007), ein Fernsehangebot speziell für jüngere Kindergartenkinder. Ebenfalls für Kindergartenkinder wurde die Sendung "KiKANiNCHEN" (seit 2009) konzipiert, die die Kinder auch zum Mitmachen animieren möchte und durch ein Online-Angebot begleitet wird.

Auch "Interner Link: Löwenzahn" (ZDF, seit 1981) ist eine der ältesten Sendereihen im deutschen Kinderfernsehen. Wenn Lustig oder sein Nachfolger Fritz Fuchs den Dingen auf den Grund gehen, ist das auf jeden Fall immer lehrreich, amüsant und geprägt von einer lebensbejahenden Grundhaltung.

Nachrichtensendungen für Kinder

Wichtig sind auch die Nachrichtensendungen der öffentlich-rechtlichen Sender speziell für Kinder: das wöchentliche Nachrichtenmagazin "neuneinhalb" (ARD/WDR, seit 2004) und die mehrmals täglich ausgestrahlten Kindernachrichten "logo!" (ZDF, seit 1988). Die Nachrichtensendungen sind ebenfalls im Internet präsent (Externer Link: https://neuneinhalb.wdr.de, Externer Link: https://www.zdf.de/kinder/logo), wo auch die ehemalige SWR-Kindernachrichtensendung "Minitz" seit 2012 als "infonetz" für Kinder angeboten wird (Externer Link: https://www.kindernetz.de/infonetz).

QuellentextErgebnisse einer Befragung von Kindern zur Katastrophen-Berichterstattung

"Für Kinder ist eine Kindernachrichtensendung explizit eine Anlaufstelle für Fragen und Informationen zum Weltgeschehen. Kinder, die logo!-Berichte über die Ereignisse in Japan gesehen haben, sind sich einig: logo! hat die Ereignisse sehr gut erklärt. Außerdem hat ihnen logo! dabei geholfen, mit ihren Ängsten umzugehen […], denn Fakten – auch traurige wie der Tod vieler Menschen – werden benannt, aber nicht gezeigt oder überdramatisiert. Durch Geschichten von Kindern vor Ort werden Anschlussmöglichkeiten geboten, die Schwieriges verständlicher machen und die, anders als bei Erwachsenennachrichten, positive und hoffnungsvolle Aspekte des Lebens auch in einer ausgesprochen schwierigen Situation herausstellen. In vielen Bereichen ist dies genau das, was Kinder (auch qualitativ) von Kindernachrichten an Inhalten, aber auch an Auslassungen fordern."

Quelle: Maya Götz: Kinder wollen Kindernachrichten. Ergebnisse einer Repräsentativbefragung von Kindern zwischen 6 und 12 Jahren. In: Televizion 24/2011/2, S. 29-30)

Neue Formen: "Wissen macht Ah!"

Ganz allgemein ist es für Kinder wichtig, emotional angesprochen zu werden. Kinder brauchen einen Fixpunkt, eine Einladung zur Identifikation. Willi Weitzel zum Beispiel, Moderator von "Willi wills wissen" (2001–2010) und "Willis VIPs" (KiKA/BR, 2005–2010), ist neugierig, frech, vorwitzig, respektlos, aber auch beeindruckt, wenn er wieder etwas gelernt hat. Willi lädt die Kinder ein, ihn zur Polizei, auf eine Feuerwache oder in ein Krankenhaus zu begleiten. Dort fragt er den Leuten ganz unverfroren Löcher in den Bauch.

Inzwischen gibt es das visionäre Zukunfts-Magazin "Erde an Zukunft" (seit 2012) mit Felix Seibert und "Checker Tobi" (mit Tobias Krell, KiKA, seit 2013) sowie "CheXperiment" (seit 2014) zu eher physikalischen Themen. Hier werden teils knifflige Fragestellungen unterhaltsam und humorvoll beantwortet nach dem Motto: Probieren geht über studieren. Das Programmfenster für Kinder im ZDF, ZDFtivi, zeigt seit 2006 das Entdecker- und Reportage-Magazin "pur+".

Schnelle Themenwechsel bei "Wissen macht Ah!"

Ganz anders und schon seit vielen Jahren funktioniert "Wissen macht Ah!" (KiKA/WDR, seit 2001): Hier wird man oft mit so vielen Informationen versorgt, dass man selbst als Erwachsener nicht alles aufnehmen kann. Doch die Präsentation ist stets einfalls- und abwechslungsreich. Die Moderatoren Ralph Caspers und Shary Reeves befassen sich mit allen nur denkbaren Dingen des Lebens und haben stets einleuchtende und praxisnahe Erklärungen. Die Sendungen konzentrieren sich nicht auf ein bestimmtes Thema; der schnelle Themenwechsel kann mitunter verwirrend wirken: Gerade noch berichtete Ralph Caspers vom Großmarkt, da geht es im nächsten Beitrag schon um elektromagnetische Wellen.

Wissensmagazine bei den kommerziellen Sendern

Die Beiträge der kommerziellen Sender zu den Wissens-Sendungen sind überschaubar. "Was ist was TV" (Super RTL, bis 2009) basierte auf den gleichnamigen Büchern. Die Sendereihe bot viele visuelle Attraktionen. Aus Gründen der internationalen Verwertbarkeit musste sie ohne menschliche Moderation auskommen; das besorgten hier Satzzeichen. Informativ und oft überraschend in seinen Themen ist "Wow – Die Entdeckerzone" (ebenfalls Super RTL, seit 2004), eine Wissenschafts-Show, bei der verblüffende Experimente durchgeführt werden. " Die Sendung "Schlau mal – Wissen wie's geht" (Super RTL, 2011–2012) lieferte den kindlichen Zuschauern Antworten auf Fragen des Alltags, und die Sendung "Finger Tips" (Super RTL, 2002–2008) zeigte, wie man Dinge selbst machen und kreativ werden kann. Stattdessen im Programm sind bzw. waren Serien mit dem Schwerpunkt Tiere, z. B. die Importserien"Go Wild! – Mission Wildnis" (Super RTL, seit 2012), eine Zeichentrickserie zum Thema Tierschutz; "Wildnis extrem – Tieren auf der Spur" (seit 2012–2014) sowie "Tierisch unterwegs" (2014–2015) mit Informationen zu allen möglichen Tierarten. Beliebt bei älteren Kindern ist auch das ProSieben-Wissensmagazin Galileo" und seine verschiedenen Ableger (seit 1998).

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