Offiziell existierte zwischen den beiden deutschen Fernsehsystemen in Ost und West keine Beziehung. Das Fernsehen von ARD und ZDF galt in der DDR als Propaganda des Klassenfeindes. Bis 1971 wurde der Empfang staatlich geahndet. Im Westen wurde Wert darauf gelegt, dass der DFF und später das Fernsehen der DDR zu ignorieren waren. Gleichwohl wurden die Westprogramme vom DDR-Fernsehen aufgezeichnet und ausgewertet, so wie umgekehrt auch die DDR-Programme im Westen mitgeschnitten und vom Gesamtdeutschen Ministerium ausgewertet wurden. Für die Fernsehgeschichtsschreibung ist dies heute von Vorteil. Damit wurden viele Sendungen erhalten, die in den Fernseharchiven nicht mehr existieren. Viele dieser Sendungen sind heute im Deutschen Rundfunkarchiv in Berlin gesammelt bzw. wurden in die Archive der Rundfunkanstalten integriert.
Boykottversuche und "rote Optik"
In den DDR-Zeitungen und -Zeitschriften wurden die Programme des bundesdeutschen Fernsehens nicht abgedruckt, ARD und ZDF brachten deshalb in ihren Programmen Vorschauen auf die jeweils kommende Woche zum Mitschreiben. In der Bundesrepublik organisierten die Presseverlage nach dem Bau der Mauer 1961 einen Boykott des DDR-Fernsehens; keine Zeitung sollte das Programm des DFF abdrucken. Der Berliner "Tagesspiegel" durchbrach diese Verweigerung und druckte ab Juni 1964 Kritiken des DDR-Fernsehens ab, die der aus der DDR stammende und in West-Berlin lebende Schriftsteller Uwe Johnson schrieb. Sie wurden postum 1987 unter dem Titel "Der 5. Kanal" veröffentlicht und dokumentieren, wie sehr das DFF auf die westdeutsche Wirklichkeit bzw. ihre Darstellung in ARD und ZDF reagierte. Für ihn war beispielsweise das im Jahr 1960 erstmals gesendete Magazin "Der schwarze Kanal" von und mit Karl-Eduard von Schnitzler "ein kränkliches Plagiat" einer Sendung, die Thilo Koch für das Deutsche Fernsehen von 1958 bis 1960 unter dem Titel "Rote Optik" produziert hatte.
Kochs Sendung "Rote Optik" und eine Sendereihe wie "Diesseits und jenseits der Zonengrenze" waren explizit auf die DDR ausgerichtet. Das "ZDF-Magazin" (ab 1965) schrieb sich unter der Leitung von Gerhard Löwenthal den Kampf gegen den Sozialismus auf die Fahnen, während das SFB-Magazin "Kontraste" (ab 1968) und das ZDF-Magazin "Kennzeichen D" sich der DDR aus der Sicht der Ostpolitik der sozialliberalen Koalition annahmen.
Umgekehrt munitionierte sich "Der schwarze Kanal" (die Sendung existierte bis zum 30.10.1989) mit Bildern, die ihr Redaktionsleiter und Moderator Karl-Eduard von Schnitzler zahlreichen Westsendungen entnahm, um den grundsätzlichen Vorteil des sozialistischen Systems herauszustreichen. Allerdings konnte er die Bundesrepublik nur deshalb kritisieren, weil die Zustände im Westen von den westdeutschen Fernsehjournalisten nicht als sakrosankt angesehen, sondern von ihnen selbst mitunter heftig kritisiert wurden. Dass diese kritischen Darstellungen, die er dem West-Fernsehen entnahm, nur aufgrund eines unabhängigen Mediensystems möglich waren, wie es die DDR nicht kannte, wurde von Schnitzler jedoch nicht thematisiert.
Im DFF gab es so etwas wie Kritik an den real existierenden Zuständen der DDR nicht. Das Magazin "Umschau – Aus Wissenschaft und Technik" (1961–1991) und ab 1963 "Prisma. Probleme – Projekte – Personen" (1963–1991), als Gegenstück zu "Panorama" angelegt, nahmen sich der Versorgungsengpässe an, wurden jedoch nicht grundsätzlich kritisch. Die Bundesrepublik wurde in der Sendereihe "Alltag im Westen" (1977–1986) immer wieder thematisiert, ebenso kam das westliche Ausland im außenpolitischen Magazin "Objektiv" (1965–1990), oft in der Form des Systemvergleichs, zur Sprache.
Für die DDR-Bürger waren ARD und ZDF nicht nur wegen der Darstellung der Bundesrepublik interessant. Sie waren wegen der Weltläufigkeit interessant, mit der ab Anfang der 1960er Jahre Korrespondenten aus allen Ecken der Welt berichteten. ARD und ZDF bauten ihr Auslandsnetz stetig aus und konnten Anfang der 1970er Jahre sogar Korrespondenten hinter den "Eisernen Vorhang" nach Moskau, Warschau und Prag senden. 1975 gelang es der ARD in der Folge des Grundlagenvertrags, der zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR am 21.12.1972 geschlossen worden war, dass ein Fernsehkorrespondent in Ost-Berlin akkreditiert wurde. So wie umgekehrt auch ein Korrespondent des DDR-Fernsehens in Bonn akkreditiert wurde.
Beschränkte Möglichkeiten der Berichterstattung
Doch die Möglichkeiten der Berichterstattung waren für den ARD-Korrespondenten Lothar Loewe in Ost-Berlin eingeschränkt. Drehgenehmigungen mussten umständlich beantragt werden. Die Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) begleiteten die Aufnahmeteams und Loewe auf Schritt und Tritt. Als der WDR 1976 bundesweit das Kölner Konzert des DDR-Kritikers Wolf Biermann live übertrug, in Folge dessen der Sänger aus der DDR ausgebürgert wurde, verschärfte sich die Lage für das ARD-Studio in Ost-Berlin. Lothar Loewe wurde kurze Zeit später wegen eines Kommentars in den "Tagesthemen" gegen den Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze die Akkreditierung entzogen. Es dauerte ein halbes Jahr, ehe sein Nachfolger Fritz Pleitgen die Arbeit fortsetzen konnte.
Der DFF bzw. das Fernsehen der DDR konnte zunächst nur in Moskau, Warschau und Prag Korrespondenten stationieren. So war man für die Westberichterstattung lange auf das Agenturmaterial der European Broadcasting Union (EBU) angewiesen, das man in Ost-Berlin mit Kommentaren aus eigener Perspektive versah. Von 1969 bis 1977 verdoppelte sich jedoch die Anzahl der DDR-Auslandskorrespondenten. So berichteten sie ab 1973 aus Paris und aus Neu-Delhi; 1974, noch vor der Akkreditierung Loewes in Ost-Berlin, wurde ein Büro in Bonn eröffnet. Besonderen Kontrollen waren die DDR-Korrespondenten nicht ausgesetzt. Entsprechend dem Selbstverständnis der Bundesrepublik über eine freiheitliche Meinungsbildung konnten sie sich in der Bundesrepublik frei bewegen und Interviews führen, mit wem sie wollten.
1983 folgten Büros in London und in Angola. Dass das Fernsehen der DDR auf seine bundesdeutsche Konkurrenz fixiert blieb, belegen Aussagen von Redakteuren der Nachrichtensendung "Aktuelle Kamera" nach 1989. Demnach hätten oft Kader des Politbüros der SED nach Betrachtung der "heute"-Sendung des ZDF in der Redaktion angerufen, um Gegenpositionen und Gegenmeldungen zu fordern.
Deutsch-deutsche Themen in der Fiktion
Wo aktuelle Berichterstattung und Dokumentationen zur Darstellung des jeweils anderen Deutschlands nicht ausreichten, nahm sich die Fiktion, also das Fernsehspiel und der Fernsehfilm, der deutsch-deutschen Verhältnisse an. In den 1960er Jahren gab es im bundesdeutschen Fernsehen zahlreiche Fernsehspiele, die sich mit der deutschen Teilung beschäftigten und dabei das Ost-West-Stück zu einer Art Subgenre entwickelten, wie der Bavaria-Dramaturg Helmut Krapp 1972 konstatierte. Diese Stücke hatten mit ihrer Anklage der deutschen Teilung einen zumeist tragischen Unterton. Erst ab 1969, als Eberhard Itzenplitz nach einem Drehbuch von Wolfgang Menge den Fernsehfilm "Die Dubrowkrise" drehte, kamen auch komödiantische Sichtweisen dazu. Der Fernsehfilm schildert rund zwanzig Jahre vor der tatsächlichen Wende eine kuriose "Wiedervereinigung": Ein Grenzdorf der DDR wird überraschend Teil der Bundesrepublik und dem Dorf werden die politischen Strukturen des Westens übergestülpt. Am Ende des Films stellt sich die Grenzkorrektur als Irrtum heraus, und das Dorf gehört wieder zur DDR.
Abnehmende Thematisierung von Ost und West
Im Fernsehfilm der DDR war die Bundesrepublik nach dem Mauerbau nur noch selten ein Thema, und wenn, dann vor allem in Agentenfilmen (im DDR-Jargon "Kundschafterfilme"), so z. B. in der Serie "Das unsichtbare Visier" von 1973 bis 1979 mit Armin Mueller-Stahl. Die ständige Behauptung von Armut im Westen konnte angesichts der vielen Bilder aus dem Alltag der Bundesrepublik bei ARD und ZDF kaum glaubhaft gemacht werden. Nur im Kriminalfilm und im Agentenfilm schienen die angeblich sinistren Machenschaften des Westens noch mit einem Rest von Plausibilität erzählbar zu sein.
Die Thematisierung des anderen Deutschlands nahm in den 1970er und 1980er Jahren auch bei ARD und ZDF ab. Stattdessen kam es – als langfristige Folge des innerdeutschen Grundlagenvertrags – zu Geschäftsbeziehungen mit dem DDR-Fernsehen. ARD und ZDF kauften zunehmend Fernsehfilme vom DDR-Fernsehen für die Ausstrahlung in den eigenen Programmen an, teilweise wurden einzelne Filme oder auch Mehrteiler in besonders aufwändiger Weise extra 'für den Export' produziert, um auf diese Weise die begehrten Westdevisen zu erhalten. Erst mit der Wende wurde das deutsch-deutsche Verhältnis im Fernsehfilm wieder stärker zum Thema.
Das Fernsehen während der Wende
Montagsdemonstrationen 23.10.1989 (Bundesarchiv, Bild 183-1989-1023-022 / Fotograf: Friedrich Gahlbeck)
Über 100.000 Bürger demonstrieren am 23.10.89 in Leipzig für ihre Forderung nach spürbaren Veränderungen der gesellschaftlichen Entwicklung der DDR. (Bundesarchiv, Bild 183-1989-1023-022 / Fotograf: Friedrich Gahlbeck) Lizenz: cc by-sa/1.0/deed.de
Über 100.000 Bürger demonstrieren am 23.10.89 in Leipzig für ihre Forderung nach spürbaren Veränderungen der gesellschaftlichen Entwicklung der DDR. (Bundesarchiv, Bild 183-1989-1023-022 / Fotograf: Friedrich Gahlbeck) Lizenz: cc by-sa/1.0/deed.de
Mit den politischen Bewegungen in Polen ("Solidarność", ab 1980) und in der Sowjetunion ("Glasnost", ab 1985/86) setzten in den 1980er Jahren Entwicklungen ein, die zum Ende der kommunistischen Systeme in Osteuropa und auch in der DDR führten. Zu der sich dann ab 1989 vollziehenden "Wende" trug auch das Fernsehen bei. Durch die Satellitenausstrahlung der Westprogramme waren diese grenzüberschreitend präsent. Informationen über die Oppositionsbewegungen in den osteuropäischen Staaten, aber auch über die Flucht von DDR-Bürgern in den Westen via Ungarn und Tschechoslowakei wurden nun rasch vermittelt. Damit bekamen solche Geschehnisse eine verstärkende Wirkung.
Liberalisierungstendenzen
Mitte der 1980er Jahre wuchs auch im Westen das Interesse am Leben hinter dem "Eisernen Vorhang". Die Liberalisierung wurde von den westlichen Korrespondenten mit Sympathie begleitet. Dennoch hüteten sie sich im Sommer 1989, die Flucht der DDR-Bürger über Ungarn in ihren Sendungen zu propagieren. Noch durften sich die Korrespondenten von ARD und ZDF in der DDR nur mit Genehmigungen bewegen. Doch dass darüber in den bundesdeutschen Programmen berichtet wurde, verbreitete auch in der DDR das Wissen über diese Fluchtmöglichkeiten.
Öffnung der Mauer völlig überraschend
Im Herbst 1989 herrschte für Leipzig ein absolutes Drehverbot. Von den ersten Montagsdemonstrationen im Oktober gelangten deshalb nur illegale Amateuraufnahmen in den Westen. Mit dem Wechsel von Erich Honecker zu Egon Krenz in der Führung der DDR am 18. Oktober 1989 änderte sich das. Ab dem 9. November drehten beispielsweise WDR-Teams in Leipzig und berichteten erstmals am 13. November von einer Montagsdemonstration. Die Öffnung der Mauer kam auch für die Korrespondenten völlig überraschend.