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Unterhaltung ab 1980 (DDR) | Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West | bpb.de

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Unterhaltung ab 1980 (DDR)

/ 7 Minuten zu lesen

Der Entertainer Wolfgang Lippert (© picture-alliance/dpa, Report)

Unterhaltung und Spielshows

Nur selten übte die SED-Führung am Programm des DDR-Kinderfernsehens eine generelle Kritik, weil es sich einer hohen Zuschauergunst bei Kindern und Eltern erfreute. Das änderte sich zu Beginn der 1980er Jahre. In einer Einschätzung der Abteilung Agitation des ZK der SED wurde zunächst auf die Erfolge in der Vergangenheit verwiesen, auf den Vorsprung vor dem Kinderfernsehen der Bundesrepublik. Doch gegenüber diesen Programmen wirkte das DDR-Kinderfernsehen plötzlich weniger attraktiv.

Unterhaltung und Spielshows für Kinder

Daraufhin wurde das Kinderprogramm unterhaltsamer. Viele Sendungen führten plötzlich den Untertitel "Unterhaltungssendung für Kinder". Eine der erfolgreichsten Live-Unterhaltungssendungen wurde "He – Du!", die seit 1981 (bis 1990) lief und von 1983 bis 1986 von Wolfgang Lippert moderiert wurde. Schüler zweier Schulklassen traten gegeneinander an und mussten Fragen beantworten. Ihre Lehrer, teilweise auch die Schüler, saßen in den Waagschalen einer Waage, und bei einer falschen Antwort neigte sich ihre Schale, bis sie in einem Wasserbecken landete. Viele Schüler erkannten, dass sie mit falschen Antworten mehr Spaß am Spiel hatten als mit richtigen.

Neue Formate für Vorschulkinder

Die Spielshow "GIX GAX" (1980–1985) und die Gruß- und Wunschsendung "Kunterbunt" (1976–1985) mit dem Zauberer Peter Kersten, in der Kinder Grüße übermitteln und Wünsche äußern konnten, erweiterten ebenfalls das Angebot an Kinderunterhaltung. Das Angebot für Vorschulkinder wurde durch zwei neue Sendereihen ergänzt: "Brummkreisel" (1982–1991) und "Hoppla" (1976–1990). In diesen Magazinen dominierten Figuren wie der Clown Hoppla oder Achim und Kunibert, durchaus in Anlehnung an die "Sesamstraße". Spaß und Vermittlung von Alltagswissen standen im Mittelpunkt (Videos siehe mdr.de: Externer Link: Das Kinderfernsehen in der DDR).

Ideologie vs. Kultur-Anspruch

Wie kompliziert dieser Spagat zwischen dem staatlich gewünschten ideologischen Erziehungsauftrag einerseits und dem gleichermaßen ausgeprägten Bemühen um Phantasieentwicklung, Kreativität und Unterhaltung andererseits war, zeigen Vergleiche zwischen den thematischen Plänen der Kinderdramaturgie und den tatsächlich realisierten Sendungen. Bemerkenswerterweise standen in den "offiziellen" Konzeptionen Ideologie und Erziehung immer im Zentrum und die Kultur eher am Rande. In den jeweiligen fernsehspezifischen Umsetzungen standen aber fernsehästhetische Darstellungen von "Kindheiten in der DDR" für Kinder in der DDR meist im Mittelpunkt.

Zielsetzung: Anregung der Zuschauerphantasie

So kündigt z. B. die Planung für die Jahre 1980/81 an, "die komplexe Erziehung der heranwachsenden Generation zu unterstützen, konstruktive Lebenshilfe zu vermitteln, kommunistische Haltungen, Überzeugungen und Ideale herauszubilden" sowie "das bereichernde Gefühl für die Schönheit der Kunst, für menschliche Beziehungen hervorzubringen und ideologisch-ästhetische Immunität gegen alles Banale und Fortschrittsfeindliche zu erzeugen". Die Phantasie der Zuschauer sollte angeregt werden und eine "wirklichkeitsbezogene Romantik, die das Alltagsleben wirkungsvoll über eine platte 'Alltäglichkeit' hinaushebt", angestrebt werden .

Aus solchen Plänen resultierten zu Beginn der 1980er Jahre Fernsehproduktionen wie "Gevatter Tod" (1980) von Wolfgang Hübner, "Das große Abenteuer des Kaspar Schmeck" (19821) von Gunter Friedrich oder die schon 1979 mit einem "Spuk"-Film begonnene Serie Reihe "Spuk im Hochhaus" (1982, 7 Folgen) von Günter Meyer.

Produktionen mit politischem Anspruch

Geplante Produktionen, die eher politisch ausgerichtet waren und eine gesellschaftliche Position sichtbar machen wollten, waren z. B. "Moppel und das Manöver" über zwei Kinder von NVA-Angehörigen, "Genosse Renner" und die Serie "Frag' doch mal den ABV" (als ABV wurde der Abschnittsbevollmächtigte bezeichnet, ein für ein bestimmtes Stadtquartier zuständiger Volkspolizeibeamter). Sie wurden nicht realisiert. Allerdings kam im März 1980, kurz nach dem Tag der NVA, noch "Moppel macht das schon" ins Kinderprogramm, während "Moppel im Manöver" im Drehbuchstadium blieb.

Gegenwart und Alltag als Themen

Im Verlauf der 1980er Jahre zeigten sich Veränderungen besonders in der Behandlung von Gegenwartsgeschichten. Während in den 1970er Jahren der Alltag in der Schule und das Verhältnis des Einzelnen zum Kollektiv immer im Mittelpunkt der Geschichten standen, tauchten diese Probleme in den 1980er Jahren kaum noch auf. Jetzt waren es vor allem Geschichten aus dem familiären Alltag, die erzählt wurden. Sie sollten "stärker an die konkrete Erfahrungs- und Erlebniswelt der Kinder anknüpfen, erzieherische Wirkung über Vor- und Leitbilder realisieren" und "allen Kindern zielgerichtete Identifikationsmöglichkeiten anbieten" sowie "mit allen Genres erlebnis- und gefühlsbetonter, unterhaltender, humoristischer, romantischer und phantasieanregender sein" (Jahresplan 1983).

Geschichten über Alltagsprobleme

Diese neuen Überlegungen waren letztlich der Grund für die Veränderungen in den Geschichten, denn die Schule war nur ein Teil der Welt der Kinder. Probleme hatten sie zunehmend auch in der Familie: Die DDR war ein Land mit hoher Scheidungsrate. Die erste Liebe und der Tod wurden zu Themen im Kinderfernsehen, ebenso Fragen des sorgsamen Umgangs mit der Umwelt. Die Geschichten entfernten sich immer weiter aus dem "organisierten" gesellschaftlichen Alltag und verlagerten sich in das private Umfeld der Kinder – eine Tendenz zum Privaten und zur subjektiven Sicht auf Konflikte, die auch für andere Programme des DDR-Fernsehens in dieser Zeit durchaus typisch war. Die Geschichten wurden aber auch abenteuerlicher und damit unterhaltsamer, und sie wandten sich der ganzen Familie zu.

Neue thematische Ausrichtung

Diese Entwicklung hatte Konsequenzen: Ein Programm für die ganze Familie konnte sich nicht nur auf einen Teil des Lebens der Kinder, die Schule, konzentrieren. Ein Programm für die ganze Familie bedeutete auch die Hinwendung zu anderen Themen, die auch von Vorschulkindern und Eltern akzeptiert wurden.

Kindgerechte Familienfilme

Deshalb entstanden Anfang der 1980er Jahre erste Überlegungen zur Produktion von kindgerechten Familienfilmen, die es im Programm für Erwachsene seit einigen Jahren gab. Sie erfreuten sich großer Beliebtheit bei den erwachsenen Zuschauern und wurden auch von Kindern gern gesehen. Standen im Zentrum der üblichen Familienserien Erwachsene, hatte das Kinderfernsehen immer wieder die Kinder zu zentralen Figuren seiner Geschichten gemacht. Ihre Probleme rückten in den Mittelpunkt, die Erwachsenen dienten immer mehr als Partner im "gesellschaftlichen Entwicklungsprozess". Dabei wurden Fehler und Schwächen der Erwachsenen durchaus auch kritisch gesehen.

Kinder als Partner der Erwachsenen

Beispielhaft wird dies deutlich in "Nachhilfe für Vati" (1984, von Karola Hattop): Die Kinder Sebastian und Bettina besuchen ihren geschiedenen Vater. Der hat seinen Seemannsberuf aufgeben müssen. Es gelingt ihm nicht, sein Leben in den Griff zu bekommen. Er hat eine Reihe guter Vorsätze, die er aber nicht in die Tat umsetzt. Die beiden Kinder verbringen ihre Ferien bei ihm. Es gelingt ihnen, ihn aus seiner Lethargie zu befreien. Er beginnt sein Leben zu überdenken und macht erste Schritte, um sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern.

Nachhilfe für Vati

Ausschnitt aus der Sendung vom 1.1.1984

Nachhilfe für Vati

In dem Kinder- und Familienfilm "Nachhilfe für Vati" verbringen die Geschwister Bettina und Sebastian ihre Freizeit in der Laube ihres Vaters und schaffen es, dass am Ende die Familie wieder zusammenkommt. (© Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv, 1984)

Weitaus zugespitzter werden in "Ein Wigwam für die Störche" (1986, von Andreas Schreiber) Widersprüche zwischen Kindern und der Gesellschaft erzählt. Die Scheune von Opa Schmahl soll abgerissen werden. Aber auf ihrem First haben sich die Störche ein Nest gebaut. Wenn das nicht mehr da ist, werden die Störche nicht mehr in das Dorf zurückkehren. Till, ein Junge aus dem Dorf, will das verhindern. Gemeinsam mit Opa Schmahl baut er, gegen den Widerstand der Bewohner des Dorfes, einen Dreibock, auf dem die Störche ein neues Nest bauen können. Opa Schmahl erkrankt plötzlich und stirbt – nicht nur an seiner Lungenentzündung, sondern auch an der Herzlosigkeit der Menschen.

"Endlich allein": Familienglück

Eine der letzten dramatischen Produktionen des DDR-Kinderfernsehens, "Endlich allein" (1989, von Christine Krüger), erzählt von der Familie Dähnel. Vater und Mutter können gemeinsam zur Kur fahren. Die drei Kinder beteuern, allein besser miteinander auszukommen, als wenn sich die gestressten Eltern immer einmischen. Doch die Kinder entdecken bald, dass sie nicht wirklich allein zurechtkommen, auch wenn manch helfende Hand in das Chaos eingreift. Alle fühlen sich glücklich, als die drei Wochen der Trennung abgelaufen sind.

Familienalltag in Serie

Aber weniger die beschriebenen Einzelfilme bestimmten das Programm der 1980er Jahre. Es waren die Familienserien, die beginnend mit "Bei Hausers zu Hause" (1985, 10 Folgen) in das Programm des Kinderfernsehens einzogen. Das blieb so bis zur Auflösung des DDR-Kinderfernsehens 1991. Im Unterschied zu den bisher produzierten Serien wie "Das Mädchen Störtebeker" (1980, 5 Folgen), "Spuk unterm Riesenrad" (1979, 7 Folgen) und "Spuk im Hochhaus" (1982, 7 Folgen) handelte es sich bei dieser Serie um eine lang laufende, nach einer neuen Technologie in den Studios des DDR-Fernsehens produzierte Serie, die ihre Vorbilder sowohl in der Dramaturgie als auch in der Produktionsweise der amerikanischen Soaps hatte. Erzählt wurden einfache, an wenigen Schauplätzen spielende, abgeschlossene Geschichten.

Soap-Dramaturgie: "Bei Hausers zu Hause"

Im Mittelpunkt der Serie "Bei Hausers zu Hause" (1985, 1 Staffel, 10 Folgen) stand eine Berliner Familie, die mit all den Problemen und Widrigkeiten des Alltags in den 30 Minuten dauernden Folgen fertig werden musste. Behandelt wurde alles, was in einer DDR-Durchschnittsfamilie, und genau das sollte die Familie Hauser sein, im Laufe der Zeit an Problemen auftauchte. Der Seriendramaturgie folgend und unter Beachtung des sozialistischen Familienbildes waren natürlich alle Probleme gemeinsam zu lösen. Die Familie zerbrach nicht, sondern ging "gestärkt" und "gereift" aus der Geschichte hervor. Auf Familie Hauser folgte im Jahre 1988 die Familie Neuhaus ("Bei Neuhaus' zu Haus", 1988–1989, 1 Staffel, 13 Folgen).

Thematischer Mittelpunkt: Familienleben

Nicht mehr das Bildungs- und Erziehungskollektiv (Schule), das Interessenskollektiv (Arbeitsgemeinschaften, Freundschaften, Freundeskreis, Freizeit) und das politisch organisierte Kollektiv (Pionierorganisation, später FDJ) standen im Mittelpunkt, sondern das Leben in der Familie. Das Spiel zielte nicht mehr auf die Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft, sondern es ging um kleine Alltagssorgen einer Großfamilie, die es in der DDR jedoch in diesen Jahren kaum noch gab. Damit passte sich die Serie den seriellen Erzählmustern an, wie sie in den westlichen Programmen zu sehen waren.

Erste Liebe mit Ost-West-Problematik

Einer der letzten Fernsehfilme des DDR-Kinderfernsehens war "Tautropfenliebe" von Andreas Schreiber nach einem Hörspiel von Manuel Schöbel (1990), ein Film, der sich mit der aktuellen Situation eines ostdeutschen Mädchens nach dem Fall der Mauer beschäftigte. Die Handlung: Hannahs Eltern ziehen nach dem Fall der Mauer vom Osten in den Westen Deutschlands. Die 14-jährige Hannah muss sich von ihrem Zuhause und von ihrem Freund Maik, ihrer ersten großen Liebe, trennen. Ursprünglich als Beitrag des Kinderfernsehens zum Tag der Deutschen Einheit am 03.10.1990 geplant, wurde seine Ausstrahlung aus programminternen Gründen auf den 21.10.1990 verlegt.

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