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Standardisierte Ablaufstrukturen | Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West | bpb.de

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Standardisierte Ablaufstrukturen

/ 6 Minuten zu lesen

Filmrolle (© AP)

Medienproduktion vollzieht sich heute in weitgehend standardisierten Abläufen. Diese Standardisierung soll die Qualität des Produkts sichern, die Fertigstellung innerhalb eines begrenzten Zeitraums ermöglichen sowie die Herstellungskosten gering halten und kalkulierbar machen. Standardisierungen sind deshalb mit der Überführung einer eher improvisierenden Produktionsweise, wie sie in den Anfangszeiten eines Mediums anzutreffen war, in eine routinierte, d. h. mehrfach durchgeplante und vorstrukturierte Produktion verbunden. Diese vorgeplante Produktionsweise wird häufig als 'professionell' bezeichnet. In der Historie eines Mediums werden jedoch unterschiedliche Formen der Produktion als 'professionell' bezeichnet, die Profession ist von den technischen Bedingungen und organisatorischen Ausdifferenzierungen des Mediums abhängig

Am Beispiel des Genres Fernsehfilm bzw. TV-Movie sollen die standardisierten Ablaufstrukturen veranschaulicht werden. Die hier beschriebenen Abläufe finden sich in modifizierter Form auch in anderen Medienproduktionen. 

Wie entsteht eine Sendung?

Bevor es zur Herstellung einer Sendung kommt, gibt es einen längeren Vorlauf, der nicht direkt etwas mit der Sendung zu tun hat. Der Sender, z. B. eine ARD-Anstalt, hat durch seine Abteilung 'Programm' ermittelt, welche Zuschauer welche Sendungen sehen; er hat daraus eine Vorstellung von ihren Zuschauern, deren Erwartungen und Programmvorlieben entwickelt. Gleichzeitig hat sie im Rahmen des Programmauftrags die ihr (aus Gebühren und sonstigen Einnahmen) zur Verfügung stehenden Mittel in einem Finanzplan auf die einzelnen Programmsegmente, die sie zu bedienen hat, verteilt, so dass die Redaktionen planen können. In einem Gemisch aus Anregungen von außen, Gespür der Redakteure, Ideen von Autoren und Regisseuren kommt es zu einem Ideenkatalog, der redaktionell diskutiert wird und aus dem ein Projektplan entsteht, mit dem weiter geplant werden kann. Erst wenn ein Konzept, ein Exposé und eine genauere Kostenkalkulation vorliegen und die übergeordneten Programmverantwortlichen bzw. die Wirtschaftsabteilung der Anstalt den Plan geprüft haben, kann mit der Herstellung der Sendung begonnen werden . In der Regel erhält das Vorhaben eine Produktionsnummer. 

Produktionsabläufe bei nicht aktualitätsbezogenen Sendungen

Der Ablauf der Herstellung einer Sendung, die nicht aktualitätsbezogen ist, hat sich im Laufe der Jahrzehnte nicht wesentlich verändert. Ausgangspunkt ist das Manuskript eines Drehbuchautors. Es legt die Handlung fest, gibt Rollen und Szenerien an. Die Vorphasen des Drehbuchs (Exposé, Treatment etc.) müssen (wie auch das Drehbuch) von der Redaktion, in der Regel von der Abteilungsleitung und in strittigen Fällen auch vom Programmdirektor abgenommen werden, bevor es zur Produktion kommt. Häufig ist die erste Drehbuchfassung deshalb nicht die letzte. Die Produktionsabteilung bzw. Fernsehproduktionsfirma bildet dann mit dem Atelier, den Werkstätten, der Technik etc. die organisatorische Einheit, in die das Drehbuch als 'Vorlage' für den Film eingebracht wird. Der Regisseur entwickelt aus dem Drehbuch den Drehplan, Kulissen werden hergestellt, Außenaufnahmen festgelegt. Schauspieler proben mit dem Regisseur ihre Darstellung, schließlich wird die Szene mit der Kamera aufgenommen. Am Schluss werden die Aufnahmen montiert und geschnitten, der Film wird mit Titel, Vor- und Abspann in eine fertige Form gebracht. 

Phasen der Filmproduktion 

Filmproduktion gliedert sich heute im Wesentlichen in drei Phasen, wobei diese Phasen nicht immer trennscharf voneinander abgegrenzt sind:

  1. Stoffentwicklung, 

  2. Projektentwicklung und 

  3. Produktion.

Zur Stoffentwicklung gehören alle Phasen von der ersten Idee über das Exposé und das Treatment bis zum Drehbuch, wobei jeweils mehrere Fassungen von unterschiedlichen Ideengebern, Dramaturgen und Autoren erstellt werden können. Erst wenn eine Drehbuchfassung von einem Produzenten bzw. von einem Geld gebenden Verleih oder Fernsehsender akzeptiert wurde, geht es in die weitere Projektentwicklung mit der genauen Kalkulation, der Auswahl des Regisseurs, der Besetzung der Hauptrollen und der Wahl der Drehorte ('Motive'). Die genaue Kostenkalkulation führt schließlich zur Produktion. 

Diese setzt sich aus drei einzelnen Phasen zusammen:

  1. Produktionsvorbereitung (Preproduction), 

  2. Dreharbeiten (Production) und 

  3. Endfertigung (Postproduction). 

Produktionsvorbereitung

Die Produktionsvorbereitungen bestehen aus der Zusammensetzung des künstlerischen und technischen Stabes, zu dem neben dem Regisseur auch der Produktionsleiter, die erste und zweite Aufnahmeleitung, das Produktionssekretariat, die Filmgeschäftsführung, Regieassistenz, der Kameramann und die Kameraassistenz, Tonmeister und Tonassistenz, Script/Continuity, Cutter und Cutterassistenz, Spezialisten für die Szenographie (Filmarchitektur), Außen- und Innenrequisite, Kostüm, Garderobe, Maske, Beleuchtung und Bühne, Casting und zahlreiche andere Funktionen (u. a. die Produktionsfahrer) gehören. Vom Zusammenspiel dieser einzelnen Funktionen hängt das Gelingen eines Films wesentlich ab. 

Dreharbeiten

Wenn die organisatorischen Vorbereitungen abgeschlossen sind, wird für die Dreharbeiten ein Herstellungsplan geschrieben, d. h. das gesamte Handeln wird mit Ablaufdaten versehen. Aus dem Drehbuch wird ein Auszug erstellt, der die Grundlage für die logistische Planung darstellt und für jede Szene ein Auszugsblatt enthält. Diese werden nach ihrer Rückbindung in die Kostenplanung wiederum nach Motiven, Schauspielern und anderen Anforderungen geordnet. Daraus wird dann ein Drehablauf (Drehplan) erstellt, in dem die einzelnen Tagesleistungen festgelegt werden. Der Ablauf der Dreharbeiten wird in einzelnen Tagesdispositionen fixiert und in Tagesberichten kontrolliert, das Controlling überprüft die Einhaltung der Kosten. Versicherungen sind in der Regel vorher abgeschlossen, Drehgenehmigungen (bei Außenaufnahmen) bereits eingeholt worden. Die Aufnahmen des Tages werden umgehend zum Kopierwerk gebracht, so dass am nächsten Tag auch Aufnahmen (Muster) per Augenschein kontrolliert und gegebenenfalls Szenen noch einmal nachgedreht werden können. 

Endfertigung

Die Endfertigung (postproduction) beginnt nach dem Ende der Dreharbeiten . Der Cutter setzt (häufig unter Mitarbeit des Regisseurs) aus den – in der Regel nicht chronologisch – gedrehten Aufnahmen eine Rohfassung des Films zusammen. Dabei wird in einem Rohschnitt (roughcut) der Film auf Ablauffehler hin korrigiert, werden Tempo, Timing und dramaturgischer Ablauf geprüft. In einem Feinschnitt schließlich wird gemeinsam mit dem Regisseur dessen Fassung (directors cut) hergestellt. Diese kann dann vom Produzenten, Verleih oder dem Fernsehsender noch verändert werden. Nach dem Feinschnitt wird eine Tonfassung mit Sprecher, Filmmusik und Geräuschen hergestellt, für die gegebenenfalls Texte nachsynchronisiert werden. Die Bildendfertigung (Farbkorrekturen, Tricks, Blenden, Titelsequenzen) erfolgt heutzutage ausschließlich digital. Filmmaterial kommt nur noch selten zum Einsatz. 

Unterschiede bei tagesaktueller Berichterstattung

Der hier idealtypisch beschriebene Ablauf gilt für die Spielfilmproduktion und in reduzierter Form für dokumentarische Filme. Die tagesaktuelle Form der Berichterstattung folgt anderen Regeln der Produktion, weil hier die Produktionsvorbereitung aufgrund bestehender Netze und ständig abrufbereiter Aufnahmeeinheiten etc. kürzer ist. Der Einsatz elektronischer Kameras erübrigt den Zwischenschritt über das Kopierwerk und führt zu einer elektronischen Endfassung, wenn nicht die Aufnahme live über den Sender geht. 

Strukturelle Aspekte der Produktion

Regisseur Rainer Werner Fassbinder (links) bei Dreharbeiten in München 1980. (© AP)

Die einfache Beschreibung einer Produktion hat bereits deutlich gemacht, wie sehr der Ablauf von der Ökonomie vorherbestimmt wird. Dem Drehbuch kommt beim Fernsehen eine besondere Rolle zu, weil sich mit ihm das Endprodukt planen und berechnen lässt. Filme werden gelegentlich jedoch auch ohne Drehbuch gedreht und entstehen spontan in einem gemeinsamen Arbeitsprozess der Beteiligten (Rainer W. Fassbinder drehte z. B. einige Filme ohne Drehbuch). Das Drehbuch stellt für die Mehrheit aller Fälle eine Art 'Masterplan' dar, aus dem der Drehplan entwickelt wird. Das Drehbuch und die daraus resultierenden Planungen helfen, die Risiken der Produktion zu reduzieren. 

Diskontinuierliche Produktionsweise

Die Produktion der einzelnen Sequenzen orientiert sich in der Regel nicht an der im fertigen Film vorgesehenen Reihenfolge, sondern wird von den ökonomischen Notwendigkeiten der Filmproduktion bestimmt. Tritt z. B. ein Darsteller in der ersten und letzten Sequenz im Film auf, werden die Dreharbeiten so organisiert, dass er nicht während der gesamten Drehzeit anwesend ist, sondern die Sequenzen, in denen er eingesetzt wird, unmittelbar nacheinander gedreht werden. Damit werden die Kosten für den Darsteller gering gehalten. Auf diese Weise ergibt sich eine diskontinuierliche Produktionsweise, die wiederum eine genaue Kontrolle über die Aufnahmen erfordert, damit es in der Montage des Films nicht zu Anschlussfehlern kommt. Das Beispiel zeigt, dass die ökonomischen Rahmenbedingungen der Herstellung eine eigene Produktionslogik erzeugen. 

Planung und 'intuitive' Entscheidungen

Die stark schematisierten Ablaufstrukturen und die gleichwohl von vielen Unwägbarkeiten, Pannen, Irrtümern, Improvisationen und kurzfristigen Änderungen geprägten 'intuitiven' Entscheidungen ("Das macht man so!") gehen in der Fernsehproduktion eine enge Verbindung ein. Sie lassen die Sendungsherstellung für viele Beteiligte immer wieder ereignis- und erlebnisreich erscheinen. Der medienindustrielle Fertigungsprozess verschwindet hinter dem Produkt, das sich in seiner Endgestalt dem Betrachter zumeist als eine selbstverständliche Abfolge von Bildern und Sequenzen, Handlungen und Dialogen präsentiert. Der Fertigungsprozess als solcher ist im Film nicht mehr sichtbar.

Filmrolle (© AP)

Medienproduktion vollzieht sich heute in weitgehend standardisierten Abläufen. Diese Standardisierung soll die Qualität des Produkts sichern, die Fertigstellung innerhalb eines begrenzten Zeitraums ermöglichen sowie die Herstellungskosten gering halten und kalkulierbar machen. Standardisierungen sind deshalb mit der Überführung einer eher improvisierenden Produktionsweise, wie sie in den Anfangszeiten eines Mediums anzutreffen war, in eine routinierte, d. h. mehrfach durchgeplante und vorstrukturierte Produktion verbunden. Diese vorgeplante Produktionsweise wird häufig als 'professionell' bezeichnet. In der Historie eines Mediums werden jedoch unterschiedliche Formen der Produktion als 'professionell' bezeichnet, die Profession ist von den technischen Bedingungen und organisatorischen Ausdifferenzierungen des Mediums abhängig

Am Beispiel des Genres Fernsehfilm bzw. TV-Movie sollen die standardisierten Ablaufstrukturen veranschaulicht werden. Die hier beschriebenen Abläufe finden sich in modifizierter Form auch in anderen Medienproduktionen. 

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