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Entwicklungen der Gerätetechnik | Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West | bpb.de

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Entwicklungen der Gerätetechnik

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Videorecorder (© Johanna Goodyear/fotolia.com)

Seit Mitte der 1970er Jahre war das Fernsehgerät nicht mehr nur Fernsehempfänger, sondern auch Schnittstelle für die Wiedergabe von anderen Bild- und Tonquellen, Speicher- und Bedienungsgeräten: Videorecorder, Spielkonsole und Bildschirmtext (BTX). Mit dieser Entwicklung zeichnete sich schon früh ab, dass sich das Fernsehempfangsgerät tendenziell zum Monitor eines Multimedia-Systems in den Haushalten entwickelte. 

Geräte zur Videoaufzeichnung

Der wohl wichtigste Schritt zur Ausweitung der Geräte war die Videoaufzeichnung. Mit dem Videobandrecorder ab Ende der 1960er Jahre und mit dem Kompakt-Kassettenrecorder ab Mitte der 1970er Jahre standen den Privathaushalten einfach zu bedienende Geräte zur Verfügung, die den Mitschnitt von Fernsehsendungen erlaubten. Vorbilder waren das Magnetophonbandgerät und der Musikkassetten-Recorder für den Hörfunk. 

Bandgeräte für die elektronische Studioproduktion hatte in den 1950er Jahren die amerikanische Firma Ampex entwickelt. Die Magnetaufzeichnung wurde ab Ende der 1950er Jahre in den deutschen Fernsehanstalten eingeführt. Für Endverbraucher waren diese Geräte allerdings noch zu teuer und zu groß. Ende der 1960er Jahre tauchten die ersten Videorecorder für den Konsumbereich – seinerzeit noch mit offenen Bandspulen – auf dem Markt auf und wurden bei ziemlich hohen Preisen zunächst vor allem in den Bildungsinstitutionen wie Universitäten und Volkshochschulen eingesetzt. Gegen Ende der 1970er Jahre kam dann der große Durchbruch im privaten Bereich. Fernsehzuschauer konnten sich nun Fernsehsendungen zeitunabhängig vom Programm anschauen. 

Konkurrenz verschiedener Video-Systeme

Die japanische Industrie und eine Entwicklung des europäischen Herstellers Philips konkurrierten mit drei verschiedenen Video-Systemen um die Gunst der Kunden. Doch der als "Videokrieg" bekannt gewordene Streit um das beste Videosystem erschütterte das Vertrauen der Verbraucher. Das technisch schlechtere System VHS setzte sich aufgrund einer geschickten Lizenzpolitik der VHS-Produzenten als weltweiter Standard durch. Millionen von Konsumenten hatten in andere Videorecorder-Systeme investiert, für die es schon nach kurzer Zeit keine Kassetten mehr gab. 

Keine eigenen Videogeräte in der DDR

Auch in der DDR war die Einführung von Videogeräten geplant. Schon 1980 wurde der Verkauf von Videogeräten angekündigt, sie sollten vor allem "Bildungs- und Unterhaltungszwecken" dienen . Eine Versorgung der DDR mit eigenständig produzierten Geräten kam jedoch nicht zustande, stattdessen konnten Bundesbürger in den Intershop-Läden JVC-Videorecorder für Adressaten in der DDR erwerben oder über den Versandhandel Genex ausliefern lassen . Damit schien zumindest ein Einstieg in eine differenziertere Fernsehnutzung möglich. 

Fernbedienung ermöglicht 'Zapping' 

Seit Mitte der 1970er Jahre trat auch die schnurlose Fernbedienung ihren Siegeszug an. Sie war die entscheidende Voraussetzung dafür, dass das Sehverhalten der Zuschauer flüchtiger wurde. 'Zapping' als ein ständiges Hin-und-Her-Springen zwischen den Programmen wurde üblich, weil es von nun an nicht mehr notwendig war, für den Wechsel eines Kanals extra aufzustehen und zum Fernsehempfänger zu gehen. Damit wurde der Zuschauer gegenüber den Fernsehangeboten autonomer. Und er gewann den Eindruck, das Fernsehen selbst interaktiv durch seine Programmauswahl beeinflussen zu können. 

Der Fernseher als Abspielgerät

Das 1972 von Atari veröffentlichte Videospiel Pong (© Public Domain)

Parallel zur Etablierung der Fernbedienung entstanden Computer- und Videospiele, die sich des Fernsehgeräts als Abspielort bedienten. Legendär war "Pong", das erste, noch recht einfache Videospiel, das Tennis simulierte. Eine einfache Spielkonsole wurde an die Antennenbuchse des Fernsehgerätes angeschlossen und mit zwei kleinen Joysticks wehrte man einen virtuellen Tennisball ab. In den Zeiten vor der Durchsetzung des PC übernahm das Fernsehgerät damit die Rolle des Computermonitors. Auch für die allerersten Amateur-Computer vom Typ eines Commodore VC 20 und die ersten Tastaturen für den neuen Online-Dienst Bildschirmtext (BTX) übernahm der Fernsehbildschirm diese Funktion. 

Bildschirmtext und Videotext

Die Deutsche Telekom hatte 1984 Bildschirmtext eingeführt, um die Austastlücke zwischen den Fernsehbildern zu nutzen und zusätzliche Texte zu übertragen. Langsame Modems und eine komplizierte Benutzerführung, verbunden mit teuren Gebühren, behinderten lange Jahre den Durchbruch der neuen Technologie. Schließlich wurde diese Technik durch das Internet verdrängt. Im Dezember 2000 schaltete die Deutsche Telekom das Bildschirmtext-Basisangebot endgültig ab. Seit Anfang der 1980er Jahre experimentierte auch die DDR mit dem Bildschirmtext für eine "Bildungseinrichtung Btx", vor allem im universitären Bereich bzw. später auch mit "Videotext", doch blieb es bei Erprobungen. Ziel war hier, wie auch bei anderen Beschäftigungen mit Weiterentwicklungen der Fernsehtechnik, dass man "Weltniveau" erreichen wollte, und dies bedeutete "Westniveau" (Geserick 1988, S. 196). Die Entwicklung weiterer Peripherie-Geräte setzte jedoch ab 1990/91 ein.

Neue Peripheriegeräte

Mit der Einführung des digitalen Fernsehens kamen neue Peripheriegeräte, vor allem die sogenannten Set-Top-Boxen hinzu, die die althergebrachten analogen Fernsehgeräte in die Lage versetzten, auch digital ausgestrahlte Fernsehprogramme wiederzugeben. Solche Boxen gibt es mittlerweile in verschiedensten Varianten, nicht nur bezogen auf die Empfangsart (terrestrisch, Satellit, Kabel). Zunehmend haben sie auch eingebaute Computerfestplatten, die statt des Videorecorders die Programme aufnehmen und dem Zuschauer per "time-shift"-Funktion das Überspringen der Werbepausen ermöglichen. 

Wer seine Fernsehaufnahmen langfristig archivieren will, greift auf DVD-, Blu-Ray- oder Festplattenrecorder zurück. Die meisten Digitalreceiver haben mittlerweile eine 500 GB oder 1 TB Festplatte integriert, auf denen sich eine Vielzahl von Sendungen in HD-Qualität speichern lässt. Das Brennen der Inhalte auf Blu-Ray oder DVD ist jedoch aufgrund eines fehlenden Laufwerks meist nicht möglich.

Die neuen Aufnahmetechniken haben den in schlechterer Qualität aufnehmenden VHS-Videorecorder mittlerweile vollkommen ersetzt und verdrängen zunehmend sogar digitale Aufzeichnungsmethoden, die an unhandlichere und platzraubende optische Datenspeicher wie DVD- oder Blu-Ray-Discs gebunden sind. Zunehmend entfällt auch die Notwendigkeit Fernsehsendungen aufzuzeichnen, da die meisten ausgestrahlten Inhalte online verfügbar sind und dadurch bequem abgerufen werden können.

Der Fernseher als Multimedia-Home-Center

Mittelfristig entwickelt sich der Fernsehmonitor selbst von der Zentraleinheit zum Peripheriegerät. Die Visionen der Industrie sehen ein sogenanntes Multimedia-Home-Center vor, einen zentralen Computer, der das ganze Haus mit multimedialen Signalen versorgt, vom Radio über Musik, der digitalen Fotoschau vom letzten Urlaub bis hin zu hochauflösenden Spielfilmen aus dem Internet. Mit der Verschmelzung von Fernsehen und Internet unter dem Schlagwort Smart-TV ist dies bereits Realität geworden und wird sich in Zukunft noch weiter vervollkommnen. Gerade bei der Nutzung bestimmter Plattformen ist für jüngere Nutzer/innen bzw. Zuschauer/innen das Gerät letztendlich weniger wichtig als vielmehr das Erreichen eines viele Anbieter unter einem Label vereinenden Inhalte-Lieferanten, wie z. B. YouTube (Google Inc.).

Mobiles Fernsehen (Mobile TV oder Handy-TV)

Fußball-Bundesliga Live-Übertragung auf einem Mobiltelefon und im Stadion (© picture-alliance, augenklick/firo Sportphoto)

Schon seit Jahren gibt es Bestrebungen, Fernsehen auf mobilen Endgeräten zu ermöglichen. Die Versuche, Handy-TV durch spezielle Übertragungsstandards (DMB, DVB-H, DVB-SH) zu etablieren, scheiterten allesamt und wurden inzwischen eingestellt. Dagegen konnte sich in den letzten Jahren Mobile TV über den Übertragungsweg der mobilen Datennetze (5G, LTE, HSPA, UMTS) immer stärker durchsetzen. Durch den Ausbau der mobilen Datennetze mit immer höheren Geschwindigkeiten wurden die notwendigen Voraussetzungen dafür geschaffen. Der Mobilfunkstandard LTE ist für mobiles Fernsehen in HD-Qualität schon gut geeignet, mit dem neuen Mobilfunkstandard G5 wird die Datengeschwindigkeit noch einmal um ein Vielfaches schneller. Die Weiterentwicklung von Smartphones und Tablets mit immer größeren Displays in hoher Auflösung beförderte ebenfalls diese Entwicklung. Mobile TV-Services werden sowohl von Netzprovidern als auch von Drittunternehmen angeboten und sind oftmals kostenpflichtig oder mit Werbeeinblendungen verbunden.

Spezielle Angebote und Nutzungssituationen

Mobile TV ist nicht Fernsehen im herkömmlichen Sinne. Kaum ein Nutzer wird einen Hollywood-Spielfilm stundenlang auf einem kleinen Telefonbildschirm betrachten. Mobiles Fernsehen bedingt ein Nachdenken über geeignete Formate, und das heißt: über spezielle Angebotsformen und die Nutzungssituation. Wahrscheinlich wird es in kurzen Wartepausen an der Haltestelle, im Wartezimmer und zur schnellen Information genutzt werden. Und das heißt: Übertragene Filme müssen kurz sein – die Top-Nachrichten, die Zusammenfassung des Bundesligaspiels, ein Verbrauchertipp, ein Musik-Video oder ein Comedy-Sketch. Inhalte von Videoportalen wie YouTube bieten sich aufgrund ihrer Kürze für die mobile Nutzung an. Der passende Begriff für solche extra produzierten oder aus vorhandenen Beiträgen zusammengeschnittenen Sendungen bzw. Videos ist "Mobisode", ein Kunstwort aus "mobile“ und "Episode".

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