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Verbreitung von Kabelfernsehen und Satellitenübertragung  | Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West | bpb.de

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Verbreitung von Kabelfernsehen und Satellitenübertragung 

/ 8 Minuten zu lesen

Ein Standbild des NDR aus Hamburg ist am 23.07.1962 zum Auftakt der ersten Fernseh-Live-Übertragung eines Fernsehprogramms aus den USA nach Europa zu sehen. Ermöglicht wurde die Übertragung durch den Kommunikationssatelliten Telstar. (© picture-alliance, Kurt Zarski)

Die Verbreitung von Fernsehprogrammen via Kabel fand schon in den Anfängen des Fernsehens statt. Auch in den 1950er bis 1970er Jahren, als das Fernsehen vor allem terrestrisch empfangen wurde, baute man in empfangstechnisch ungünstigen Lagen Kabelnetze auf. Großantennenanlagen zur Versorgung von Mietshäusern lieferten per Kabel Fernsehen in die einzelnen Wohnungen. Damit aber wurden nur die Lücken im terrestrischen Empfang ausgeglichen. Mit der Entwicklung von Kabeln, die zahlreiche Programme übertragen konnten, schien ein Weg gefunden, den Engpass in der Vermehrung der Programme durch die Beschränkung der Sendefrequenzen zu umgehen. 

Kabel- und Breitbandkabelnetze für mehr Programme 

Werbeplakat der Deutschen Bundespost für den Kabelanschluss (© Bundesarchiv Plak 007-023-136 / Grafiker: o. Ang.)

Ab 1972 begann in der Bundesrepublik die Deutsche Bundespost mit dem Aufbau von Kabelnetzen (zunächst in Hamburg und Nürnberg), über die bis zu zwölf Fernseh- und Hörfunkprogramme übertragen werden konnten. Auch in der DDR entstanden Mitte der 1970er Jahre erste Kabelnetze (sogenannte örtliche Antennengemeinschaften). 

Ab 1982 wurde in der Bundesrepublik mit dem Wechsel von der SPD- zur CDU-geführten Bundesregierung mit der Errichtung flächendeckender Breitbandkabelnetze (mit Kupferkoaxialkabel) begonnen. Ziel war es, dadurch die Verbreitung von mehr Programmen zu ermöglichen und damit die Zulassung von privaten Anbietern auf einem technologischen Wege zu erzwingen, da das Bundesverfassungsgericht 1961 (1. Rundfunk-Urteil) die Festlegung von Hörfunk und Fernsehen auf einen öffentlich-rechtlichen Status mit der Frequenzknappheit und der Notwendigkeit zum Pluralismus begründet hatte. Von 1983 bis 1990 wurde jährlich etwa eine Milliarde DM in die Kabelsysteme investiert. Ziel war es, eine angebotsorientierte Nachfrage zu erzeugen und damit den bis dahin üblichen bedarfsorientierten Aufbau von Kabelnetzen abzulösen. Bis 1990 erhielten 8,1 Mio. Haushalte (ca. 31 % aller Haushalte) einen Kabelanschluss, bis 1995 stieg die Zahl (nun allerdings einschließlich der neuen Bundesländer) auf 15,8 Mio. Anschlüsse. Nicht alle Anschlüsse wurden und werden jedoch auch genutzt, so dass die 'Versorgungsdichte' in der Regel deutlich unter der 'Anschlussdichte' der angeschlossenen Wohnungen liegt. 

Beginn von Kabel und kommerziellem Fernsehen 

Ab 1984/85 gingen – zunächst in Kabelpilotprojekten in Ludwigshafen, München, Dortmund und Berlin – auch neue Programme auf Sendung. Die Geburtsstunde des Kabelfernsehens war deshalb auch der Beginn des kommerziellen Fernsehens in der Bundesrepublik. In die bundesdeutschen Netze wurden bis Ende 1991 neben den öffentlich-rechtlichen Programmen und denen der privaten Anbieter auch das Fernsehen der DDR bzw. der Deutsche Fernseh-Funk eingespeist. 

Auf Druck der EU-Kommission und nationaler Aufsichtsbehörden verkaufte die Deutsche Telekom (als Nachfolgerin der Deutschen Bundespost) bis 2003 schrittweise ihre Kabelnetze. Die regionalen Teilnetze strebten jedoch ab 2004 wieder einen Zusammenschluss an (so entstand 2005 Unitymedia aus zwei regionalen Anbietern in Nordrhein-Westfalen und Hessen). Ziel ist es, Fernsehen, Internet und Telefon in einer Hand zu bündeln und dabei auch die Verlegung von Glasfaserkabeln zu planen. 

Schließung von Versorgungslücken und Empfangssicherung in der DDR 

Auch in der DDR wurde in den 1970er Jahren über eine Verkabelung nachgedacht, eine Flächendeckung war jedoch nie das Ziel. In der DDR standen die Schließung von Versorgungslücken und die Empfangssicherung in den Neubaugebieten (Schwedt, Berlin-Marzahn u. a.) im Vordergrund, in denen durch die Hochhäuser der terrestrische Empfang schlecht war. Auch bildete die Einsparung des für einzelne Antennen benötigten Aluminiums einen wesentlichen Grund. Bis 1984 wurden deshalb 2,3 Mio. Haushalte über Großantennenanlagen versorgt

Die Einspeisung von Programmen unterschied sich nicht wesentlich von der bundesdeutschen Praxis, bei der die "ortsüblich empfangbaren" Programme auch in die Kabelnetze eingespeist wurden. So wurden in einigen Kabelnetzen auch das ARD- und das ZDF-Programm eingespeist. Wurden in den Neubaugebieten die Gemeinschaftsanlagen ohne besondere Diskussion eingebaut, bildeten sich in anderen Gebieten, z. B. in dem Gebiet um Dresden, "Interessengemeinschaften", die den Kabelanschluss forderten und dafür pro Anschluss 500 Mark zahlen mussten. ARD, ZDF und Bayern 3 wurden in diesen Kabelnetzen zugelassen . "Der Empfang von ARD und ZDF (so besagte die Spekulation) solle die Illusionen über die Bundesrepublik im sogenannten 'Tal der Ahnungslosen' mindern, ein realistischeres Bild vom Westen zeichnen und die Unzufriedenheit mit dem für die ostdeutsche Republik relativ kleinen Rundfunkangebot verringern"

Von der terrestrischen Kommunikation zur Satellitenkommunikation

Fernsehsatellit (© christimatei/fotolia.com)

Nur wenige Jahre, nachdem die UdSSR 1957 mit dem "Sputnik" den ersten künstlichen Erdtrabanten ins All geschossen hatte, wurde der erste Telekommunikationssatellit in Betrieb genommen. Im Juli 1962 stellte der kommerzielle Satellit "Telstar" eine direkte Fernsehbildübertragung zwischen Europa und den USA sowie den USA und Japan her. Telstar hatte jedoch noch keine geostationäre Position inne, sondern umkreiste die Erde auf einer elliptischen Bahn, so dass die Übertragung von den USA nach Europa nur in einem begrenzten Zeitfenster von ca. 10 Minuten stattfinden konnte, in dem sich der Satellit in einer günstigen Position zwischen den USA und Europa befand. 

Wachsende Bedeutung der Satellitenübertragung 

Im Laufe der 1960er und 1970er Jahre wuchs die Bedeutung der Satellitenübertragung für den weltweiten Nachrichten- und Bilderaustausch stetig. Die Olympischen Spiele 1968 und die Fußballweltmeisterschaft 1970 – beide Ereignisse fanden in Mexiko statt – waren der erste große Einsatz für die Technologie. In der "Tagesschau" wurden Korrespondentenberichte aus den USA noch bis Ende der 1970er Jahre mit einem eingeblendeten Schriftzug "via Satellit" gekennzeichnet. Bis dahin waren für den Empfang von Satellitensignalen riesige Parabolantennen auf eigens eingerichteten "Erdfunkstellen" der Deutschen Bundespost nötig. 

Auch in der DDR wurde mit Beginn der 1970er Jahre an der Satellitenübertragung gearbeitet. Ab 1976 waren Fernsehübertragungen über die sowjetischen nichtstationären "Molnija"-Satelliten möglich. Die Entwicklung war hier mit der bundesdeutschen Entwicklung etwa gleichlaufend, nur dass die beiden deutschen Staaten in unterschiedliche technische Organisationsstrukturen eingebunden waren. Bewegte sich die Bundesrepublik im westlichen "Intelsat"-Konsortium, agierte die DDR im östlichen "Intersputnik"-Abkommen

Individualempfang durch 'Schüsseln' auf dem Dach 

Ende der 1970er Jahre zeichnete sich ab, dass kleinformatige 'Schüsseln' auf dem Dach den Individualempfang von Rundfunk ermöglichen könnten. Es wurde deshalb von der Internationalen Fernmeldeunion in Genf 1977 festgelegt, dass die Satelliten nur das jeweilige Herkunftsland mit Fernseh- und Radioprogrammen versorgen sollten. Jedem Land wurde zusammen mit anderen Ländern eine bestimmte Position im Orbit zugewiesen. Sie umfasste fünf Frequenzen, legte die Sendeleistung und eine bestimmte, auf die Größe des Landes abgestimmte Ausstrahlungszone fest. 

Die Bundespost plante zusammen mit der France Télécom ein eigenes Satellitensystem für "direktstrahlende Rundfunksatelliten". TV-Sat 1 und 2 und Télécom 1 und 2, vier baugleiche Satelliten, wurden in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre in den Himmel geschossen. Über die TV-Sat-Satelliten konnten neben den fünf Fernsehprogrammen auch verschiedene Hörfunkprogramme übertragen werden. Doch TV-Sat 2 hatte technische Schwierigkeiten und konnte nie in Betrieb genommen werden. Darüber hinaus gab die Deutsche Bundespost den Fernmeldesatelliten "Kopernikus" in Auftrag, der 16 Fernsehprogramme abstrahlte und als Zulieferer für die Kabelnetze gedacht war. Offiziell war es Privathaushalten verboten, Signale von Fernmeldesatelliten aufzufangen – deshalb die spitzfindige unterschiedliche Benennung der Satellitensysteme. 

Satellitenausstrahlung über die Grenzen

Die internationalen Vereinbarungen beinhalteten unter anderem, dass die Satelliten nur die jeweilige nationale Versorgung gewährleisten sollten, was angesichts der großen Einzugsgebiete der Satelliten und der kleinteiligen europäischen Grenzziehungen praktisch unmöglich war. Ein "spill over", also eine grenzüberschreitende Abstrahlung, war nicht zu verhindern. Die Satellitenempfangsschüsseln mussten unterschiedlich ausgerichtet werden, die Parabolantennen wurden in der DDR fest montiert und auf den östlichen Satelliten ausgerichtet. Anfangs sperrte sich die DDR stark gegen den Empfang westlicher Satellitenprogramme, man wollte sich abschotten und den Westempfang durch einen "Nichtverkauf von Zusatzgeräten" unterbinden. Diese Haltung wandelte sich gegen Ende der 1980er Jahre: Nun wollte man auch den Einfluss anderer Programme zulassen. Damit waren jedoch vor allem osteuropäische und insbesondere sowjetische Programme gemeint

Änderungen in der Satellitenausstrahlung 

Zu Änderungen in der Satellitenausstrahlung kam es vor allem mit der Etablierung des Astra-Satellitensystems ab 1988. Der Nachbarstaat Luxemburg hatte von den zuständigen internationalen Gremien ebenso viel Platz im Weltraum zugestanden bekommen wie die Bundesrepublik Deutschland. Er nutzte sie nur anders. Die von Luxemburg betriebenen Astra-Satelliten wie "Kopernikus" boten 16 Fernsehprogramme, aber sie unterlagen nicht der Fernmeldehoheit der Deutschen Telekom. Das Empfangsverbot für die Fernsehnutzer wurde angesichts dieser Konkurrenz zunehmend wirkungslos. Die anfangs in Deutschland benötigten Empfangsgenehmigungen für Satellitenprogramme wurden deshalb 1989 gestrichen. 

Zwischen den öffentlich-rechtlichen und den seit 1984/85 zugelassenen privaten Fernsehveranstaltern entbrannte ab 1990 ein Kampf um die Sendeplätze auf dem Luxemburger Satelliten, vor allem als sich herausstellte, dass die Versorgung der neuen Bundesländer, wo nur wenige Kabelnetze bestanden, mit mehr Fernsehprogrammen kurzfristig so am besten sichergestellt werden konnte. 

Astra- und Eutelsat-Satelliten 

Bald schon platzierte der Luxemburger Betreiber SES drei weitere analoge Satelliten Astra B-D, die ganz Europa mit bis zu 64 analogen Fernsehprogrammen bestrahlen konnten. Ab Mitte der 1990er Jahre folgten weitere Astra-Satelliten, die nun aber vor allen Dingen digitale Programme ausstrahlen und als Reserve für den Ausfall der alten Trabanten dienen sollten. 

Neben dem Astra-Satellitensystem gibt es noch die "Eutelsat"-Satelliten, die an verschiedenen Himmelspositionen stationiert sind und insbesondere Programme in europäischen Minderheitssprachen ausstrahlen. Eine gewisse Relevanz für den deutschsprachigen Markt haben die "Eutelsat"-Satelliten der "Hotbird"-Position 13° Ost. Sie stehen nicht weit entfernt von den Astra-Satelliten am Himmel, so dass beide Systeme mit einer einzigen, speziell ausgestalteten Parabolantenne, einer sogenannten "schielenden Schüssel", empfangen werden können. Allerdings blieb "Eutelsat" am Markt immer hinter Astra zurück, weil es weit weniger deutschsprachige Programme übertrug und zu gewissen Zeiten, als die Himmelsfrequenzen knapp waren, lediglich als Startpunkt für neue Programmanbieter fungierte, die auf Astra wechselten, sobald dort ein Transponder frei wurde. 

Der wirtschaftliche Erfolg des Luxemburger Unternehmens hat es ihm ermöglicht, sich durch Zukäufe und Neugründungen von Satellitenbetreibern nach und nach auch auf andere Weltregionen auszubreiten. Inzwischen versorgt die SES Zuschauer rund um den Globus mit Fernsehsignalen aus dem All. 

Neue Bildschirmnormen ab den 1980er Jahren

Flachbildfernseher mit 16:9 Bild (© Rosenwirth/fotolia.com)

Unter dem Druck japanischer Innovationen wurde in den 1980er Jahren an einem einheitlichen europäischen Farbfernsehsystem gearbeitet, das durch eine Erhöhung der Zeilenzahl auf 1250 Horizontalzeilen – doppelt so viele wie bisher – auch Bildverbesserungen ermöglichen sollte. Ein breiteres Bild (16:9-Format gegenüber dem herkömmlichen 4:3-Format) sollten den Zuschauern ein Kinogefühl vermitteln. 

Scheitern des neuen MAC-Verfahrens 

MAC, so der Name einer Familie von mehreren Fernsehstandards, sollte ein breiteres und optisch brillanteres Bild ermöglichen. Einen Spezialfall bildete im Rahmen der MAC-Familie "HD-MAC". Dies war die europäische Variante des "hochauflösenden Fernsehens" (HDTV). Die Europäische Union schrieb MAC als Ausstrahlungsverfahren für alle neuen Fernsehprogramme über Satellit vor. Doch das analoge MAC-Verfahren scheiterte am passiven Widerstand der Fernsehanstalten. Sie betrachteten das System nur als Zwischenlösung bis zur Entwicklung des digitalen Fernsehens. 

Die Europäische Gemeinschaft hatte nach Schätzungen von Experten bis zu zwei Mrd. Euro an Fördergeldern für MAC in scheinbar falsche Kanäle geleitet. Erst später zeigte sich, dass die Vorarbeiten an MAC ein europäisches Know-how geschaffen hatten, mit dem dann innerhalb kürzester Zeit der Standard für das digitale Fernsehen DVB ("Digital Video Broadcasting") entwickelt werden konnte. 

Langsame Verbreitung von Breitbildfernsehen 

Breitbildfernsehen war aber auch auf der Basis des eingeführten PAL-Standards möglich. "PALplus", so die Bezeichnung für die verbesserte Variante des alten Farbfernsehstandards, wurde von der Funkausstellung 1991 an in den Markt eingeführt. Hochwertige Farbfernseher mit 16:9-Bildschirmen hielten nur langsam Einzug in die Haushalte. Erst mit dem Aufkommen der Flachbildschirme setzte sich das 16:9-Fernsehformat soweit durch, dass ab 2007 nach und nach alle wichtigen Fernsehsender ihre Sendungen auf Breitbild umstellten.

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