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Unterhaltung mit Musiksendungen | Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West | bpb.de

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Unterhaltung mit Musiksendungen

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Musik fürs Wohlbefinden

Zur Fernsehunterhaltung gehören die Musiksendungen, die sich seit Beginn des Fernsehens in unterschiedlichen Formen im Programm finden. Als "Musiksendungen" werden Sendungen bezeichnet, bei denen die Präsentation von Musik im Mittelpunkt steht. Da Musik sehr stark mit individuellen Befindlichkeiten, den Stimmungen ihrer Rezipienten korrespondiert, und sich die Rezipienten mit bestimmten Musikstilen und Musikinterpreten identifizieren, kommt der Musikpräsentation im Fernsehen eine besondere Bedeutung für die individuelle und generationsspezifische Identitätsbildung sowie der Bindung jugendlicher Zuschauer an das Fernsehen zu. Über die Musik wird häufig ein Gefühl des Wohlbefindens, der guten Stimmung verbreitet. Dort, wo solche Aspekte gezielt eingesetzt werden, wird von einem "mood management" (Gefühlsmanagement) der Medien gesprochen.

Volksmusik im öffentlich-rechtlichen Fernsehen: "Zum Blauen Bock" (ARD)

Heinz Schenk und Lia Wöhr als "Wirt" und "Wirtin" im "Blauen Bock" (© picture-alliance/dpa)

Dabei fällt vor allem die starke Ausrichtung der öffentlich-rechtlichen Sender auf Volksmusiksendungen auf, die verstärkt seit den 1980er Jahren präsentiert werden und die sich vor allem an ein älteres Publikum richten. Als Prototyp kann hier sicherlich die nachmittägliche Sendereihe "Zum Blauen Bock" gelten, die von 1957 bis 1987 vom Hessischen Rundfunk (HR) im ARD-Programm ausgestrahlt wurde. Der Titel weist darauf hin, dass hier eine Äppelwoi-Wirtschaft imitiert wurde, in der das Saalpublikum an Wirtshaustischen sitzt und in der anfangs Otto Höpfner (bis 1965) den Gastwirt spielt, dann übernahmen Heinz Schenk und Lia Wöhr diese Rolle. Die musikalischen Einlagen stammten vorwiegend aus dem Bereich von Oper und Operette. Das Orchester leitete Franz Grothe, der schon im nationalsozialistischen Unterhaltungsapparat als Film- und Schlagerkomponist tätig gewesen war und beim "Blauen Bock" zahlreiche Originalkompositionen beisteuerte.

Volksmusik im öffentlich-rechtlichen Fernsehen: "Musikantenstadl" (ARD)

Im "Musikantenstadl", ursprünglich eine Sendung des Österreichischen Fernsehens und dort seit 1981 auf Sendung, ging es um die Präsentation von Volksmusik im Fernsehen. Der "Stadl" wurde ab 1983 im ARD-Programm gezeigt. Karl Moik moderierte die Sendung bis zur Silvesterausgabe 2005/2006, sein Nachfolger, der Schlagersänger Andy Borg, übernahm das Format im September 2006. Im "Musikantenstadl" mischen sich Musikdarbietungen verschiedener Volksmusik-Interpreten und Talk- sowie Comedy-Elemente: Mit den Gästen wird immer noch ein kleines "Schwätzchen" gehalten, was sie den Zuschauern näher bringt. Zahlreiche andere Volksmusik-Sendungen knüpften an diese beiden 'Urformate' an und präsentierten immer wieder zahlreiche Volksmusikstars von Heino über Hansi Hinterseer bis Florian Silbereisen, die letztlich erst durch solche Sendungen populär wurden und mit den CDs ihrer eigenen Musikdarbietungen zusätzlich Gewinn machen.

Zusammenarbeit mit der Schallplattenindustrie

Caterina Valente zu Gast bei Chris Howland in "Musik aus Studio B" (© picture-alliance/dpa)

Im Kontrast zur volkstümlichen Musik kamen auch andere Musiksendungen ins Programm, die Unterhaltungsmusik oder auch Arien, Couplets und andere, aus dem Radio her bekannte Einzelnummern aus Musiktheaterwerken (Opern, Operetten, Musicals) darboten. Diese Sendungen, oft als Aufzeichnung von Veranstaltungen in großen Sälen oder bei den Funkausstellungen präsentiert, zunehmend dann aber auch als sendereigene Studioinszenierungen, wurden zumeist in Zusammenarbeit mit der Schallplattenindustrie produziert. Dazu gehörten Sendereihen wie "Musik aus Studio B" (NDR/ARD, 1961–1976), "Der Gala-Abend der Schallplatte" (SFB, Mitte der 60er bis Anfang der 70er) oder die "Starparade" (ZDF, 1968–1980).

"Gala-Abend der Schallplatte" und "Star-Parade" (ZDF)

Der "Gala-Abend der Schallplatte" vom 29.8.1971 beispielsweise wurde von der Funkausstellung in Berlin übertragen und als ein "internationales Fest mit internationalen Star" angekündigt: "30 Länder werden über Eurovision und Intervision dabei sein. Die Devise heißt Popmusik, wobei aber sicherlich nicht nur brandneue Hits zu hören sein werden. Auf dem Programm, durch das Eva Renzi und Paul Hubschmid führen, stehen Namen wie Daliah Lavi, Olivia Molina, Vicky Leandros, Udo Jürgens, Gilbert Becaud" . Die "Starparade", vom ZDF von 1968 bis 1980 in 50 Folgen ausgestrahlt, präsentierte mit ihrem Moderator Rainer Holbe musikalische Darbietungen der Unterhaltungs- und gemäßigten Popmusik und wurde damit auch zu einem Markenzeichen der ZDF-Unterhaltung.

"Musik aus Studio B" (NDR)

"Musik aus Studio B" war seit 1957 eine NDR-Hörfunkreihe mit dem Moderator Chris Howland, die dann zu einer 45 Minuten dauernden Sendereihe im Ersten Deutschen Fernsehen wurde. Der NDR arbeitete bei der Produktion der Reihe eng mit der Schallplattenindustrie zusammen, so dass neben Live-Auftritten auch Schallplatten gespielt sowie Filmeinspielungen (Vorformen der späteren Musikvideos) gezeigt wurden und das NDR-Fernsehballett auftrat. Die Musiknummern, auch der ausländischen Stars, wurden auf deutsch präsentiert. Nach Meinungsverschiedenheiten zwischen dem NDR-Unterhaltungschef Harald Vock und Chris Howland lief der Vertrag mit Howland 1968 aus, die sehr erfolgreiche Sendereihe wurde eingestellt und die MAZ-Aufzeichnungen der Sendungen wurden auf Betreiben von Vock gelöscht.

Musiksendungen im DDR-Fernsehen

Auch im DDR-Fernsehen gab es Musiksendungen mit vergleichbaren Funktionen für die Zuschauer wie im bundesrepublikanischen Fernsehen. Dabei hatte das Fernsehen der DDR mit der Darbietung von populärer Musik Probleme, weil die von den Ideologen abgelehnte westliche Musik (bekannt nicht zuletzt durch die in der DDR zu empfangenden westlichen Radioprogramme) in der DDR sehr beliebt war. Gerade die frühen Schlagersendungen (ab 1953 "Schlagerlotterie", später dann "Schlager-Revue") dienten dem Zweck, die DDR-Zuschauer mit den Errungenschaften der DDR zu verbinden. Die "Schlager-Revue" stand, vor allem nach 1963, als die Sendereihe von Siegfried Jordan betreut wurde, in enger Verbindung mit der DDR-Schallplattenproduktion Amiga und diente der Promotion der von ihr produzierten Titel. Darin unterschieden sich die Musiksendungen nicht von den Musiksendungen im bundesrepublikanischen Fernsehen, die dort Orte der öffentlichen Werbung für die Musikträger (Schallplatten, Musikkassetten und CDs) waren. Die Sendereihe "Schlagerrevue" wurde live ausgestrahlt, eine Seltenheit im DDR-Fernsehen. Die Reihe lief in großen Abständen bis zum Ende der DDR und besaß ein großes Fan-Publikum unter den DDR-Zuschauern.

Musik für die "Heimat DDR"

Als große Unterhaltungsformen entwickelten sich im Fernsehen die häufig im Berliner Friedrichstadt-Palast produzierten Nummernprogramme der Varieté-Revuen, der Bunten Abende und anderer musikalischer 'Großformen', aus denen dann wiederum spezifische Operetten-Abende und vor allem Volksmusikreihen entstanden. In den 1970er Jahren gewannen sie eine neue Bedeutung, weil über sie ein Heimatgefühl für die "Heimat DDR" entwickelt werden sollte. Sendereihen wie "Oberhofer Bauernmarkt" (1974–1991, "Alles singt" (1976–1991)", "Auf Schusters Rappen" (1979–1991) und schließlich "Im Krug zum grünen Kranze" (1983–1991) sind Sendungen, die in den 1970er Jahren verstärkt eine folkloristische Unterhaltung anboten. Viele dieser Sendungen überlebten das Ende der DRR 1990 und hielten zumindest kurzzeitig Einzug in das gesamtdeutsche Fernsehangebot nach 1991: "Wir entschieden uns für eine Doppelstrategie. Was Information, Politik, Kultur angeht, machten wir einen Neuanfang, und was die Unterhaltung, auch die Spielfilme angeht, knüpften wir an die DDR-Traditionen an. Das hat sich, zumindest beim Publikum, als sehr erfolgreich erwiesen", so der Intendant des MDR, Udo Reiter . "Alles singt" beispielsweise, eine Monumentalshow folkloristischen Chorgesanges, erfunden und moderiert von Hans-Georg Ponesky, der schon "Mit dem Herzen dabei" (DFF, 1964–1968) kreiert hatte, ist dafür ein Beispiel. Hans-Georg Ponesky war einer der großen Entertainer der Musikunterhaltung im DDR-Fernsehen, der die Sendereihe "Spielspaß" (1977–1991) leitete und diese nach und nach vom auferlegten publizistischen Auftrag befreit hatte.

Heitere musikalische Klassik

Daneben gab es auf einzelne Moderatoren zugeschnittene Shows wie die des Bassisten Theo Adam ("Zu Gast bei Theo Adam") und des Bassbuffo der Berliner Staatsoper Reiner Süß ("Da liegt Musike drin"). Es handelte sich zumeist um Präsentationen der 'heiteren musikalischen Klassik' wie bei dem Format "Mit Lutz und Liebe" (1972-1982) des aus Österreich stammenden Operetten- und Schlagersängers Lutz Jahoda. Die Schlagersängerin Dagmar Frederic erinnerte an musikalische Filmerfolge ("Kinomusik mit Dagmar Frederic", 1982–1990), und die Brecht-Interpretin und Diseuse Gisela May brachte in der "Pfundgrube" (1983–1989) Kleinkunst und Chansons. Am Ende des DDR-Fernsehens gelangte nach 1991 gerade von der musikalischen Unterhaltung kaum eine Sendung dauerhaft in das gesamtdeutsche Fernsehen.

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