Bei den großen Unterhaltungssendungen arbeitete das DDR-Fernsehen zunächst mit dem Hörfunk zusammen und übertrug ab dem 02.11.1955 als erste 'große' Unterhaltungssendung live die Show "Da lacht der Bär" (1955–1965) vom Berliner Rundfunk, nachdem schon eigene Sendeformen der 'kleinen' Studiounterhaltung erprobt worden waren. Die Showreihe lief bis 1965, in mehrfach veränderten Formen.
Quizsendungen locken mit Preisen
Von 1952 bis 1954 strahlte der Deutsche Fernsehfunk seine erste Quizsendung aus: "Wer rät mit – wer gewinnt". Es handelte sich um eine zehn- bis zwanzigminütige Sendung ohne Saalpublikum, in der die Zuschauer Allgemeinwissen auf den Gebieten Kultur und Technik beweisen mussten. Die erste öffentliche Unterhaltungssendung aus den neu eingerichteten Fernsehstudios Adlershof war ein Wissenswettstreit. Nach einer Spielidee von Wolfgang Stemmler traten in "3 x 3" (1955–1956) Vertreter dreier Berufsgruppen gegeneinander an. Die Mitwirkung in solchen Sendungen konnte sich lohnen: In "Kreuz und quer" gab es 1964 einen Kühlschrank, ein Motorrad, eine Waschmaschine und einen Trabant 601 zu gewinnen .
Da die Unterhaltung sich nach Meinung der Fernsehmacher stärker mit publizistischen Aufgaben verbinden sollte, war die 'große Abendunterhaltung' nicht unbedingt vorgesehen. Stattdessen gab es z. B. für die "Landjugend" unterhaltend aufgemachte "Wissenswettbewerbe" wie "Gewußt? – Gewonnen!" (1964) oder "Köpfchen Köpfchen und Profil" (1967-69), in denen Wissen unterhaltsam vermittelt werden sollte. Warum dies speziell "Jugendliche in der Landwirtschaft" ansprechen sollte und andere nicht, ist nicht mehr zu ergründen. Gegen Ende der 1960er Jahre verlagerte sich der Akzent in solchen pädagogisch-unterhaltenden Mischformen stärker auf die Unterhaltung, wobei Unterhaltungssendungen weiterhin mit aktuellen journalistischen Themen gefüllt und mit journalistischen Formen kombiniert wurden. "7 treffen sich um 8" hieß z. B. eine Reihe von Spielsendungen "mit wirtschaftsjournalistischen Elementen" (1967-70) oder "Unbekannt bis heute" (1968–1973), ein "Fernseh-Gesellschaftsspiel mit journalistischen Elementen", ein Beruferaten nach Fernsehporträts.
Kooperation von Fernsehen und Betrieben
Die Forderung Erich Honeckers auf dem VIII. Parteitag der SED im Jahr 1971 nach mehr Unterhaltung im Fernsehen führte dazu, dass zunächst die Kooperation des Fernsehens mit den Betrieben weitergeführt wurde. Vom Studio Halle wurden z. B. Betriebsbelegschaften für gute Planerfüllung belohnt, indem in ihren Montagehallen Unterhaltungsshows nach den Wünschen der Beschäftigten aufgenommen wurden. Eine solche Sendung galt als Auszeichnung im "sozialistischen Wettbewerb". Diese Form der Unterhaltung reagierte damit auf eine Losung im Umfeld des 30. Jahrestages der DDR. Sendungen wie "Ich leiste etwas – Ich leiste mir etwas!" und "Moment bitte...!" wurden schon bald wieder eingestellt, denn die schöne Idee erwies sich wegen des notwendigen Produktionsausfalls in den Betrieben, die sich die Show 'leisteten', als volkswirtschaftlich nicht vertretbar.
"Außenseiter-Spitzenreiter"
Die Magazinsendung "Außenseiter-Spitzenreiter", 1972 im Kontext der von Honecker geforderten Erneuerung entstanden (Konzeption: Hans-Joachim Wolfram), brachte Gegensätzliches bereits im Titel zusammen: Die Sendung wollte Rekorde präsentieren und auf Sonderlinge aufmerksam machen und damit zu dem von Honecker geforderten neuen Heimatgefühl für die DDR beitragen . Die Sendung stellte z. B. Menschen mit außergewöhnlichen Hobbys und Begabungen vor, zeigte nicht-alltägliche Erfindungen und ungewöhnliche Rekorde (z. B.: Wer hat die meisten Vornamen?). Das Produktionsteam klingelte oft unangemeldet bei den betreffenden Personen, welche aus dem Bekanntenkreis empfohlen worden waren. Das Motto der Sendung war: "Und bleiben Sie immer schön neugierig". Die Sendereihe überlebte das Ende der DDR und wird im MDR weitergeführt. Mitte 2020 gab es schon über 475 Folgen.
Anfang der 1970er Jahre wurde als große Unterhaltungsshow die Sendereihe "Da lacht der Bär" wieder aufgegriffen und in veränderter Form neu präsentiert. Neuer Titel war nun "Ein Kessel Buntes". Die Sendung sollte über den 'Hauptstadt-Bezug' den Zuschauern 'DDR-Identität' vermitteln. Der Übertragungsort der ersten Folgen war der Berliner Friedrichstadt-Palast, später kamen noch andere Orte wie die Stadthalle Cottbus oder der Kulturpalast Dresden dazu. Anfangs moderierte das Kabarettisten-Trio "Die drei Dialektiker" (Manfred Uhlig, Lutz Stückrath und Horst Köbbert) das Programm, das wegen allzu frecher Pointen in Ungnade fiel. Danach wechselte die Moderation zwischen Helga Hahnemann, Heinz Rennhack, Wolfgang Lippert und anderen. "Ein Kessel Buntes" verstand sich als eine "internationale Unterhaltungsshow" und sollte die DDR aufwerten. Hier konnten die DDR-Zuschauer auf dem eigenen Kanal jene Stars erleben, die sie bisher nur aus dem Westfernsehen kannten. "Ein Kessel Buntes" (nach der Wende noch bis 1992 gesendet) erfreute sich großer Popularität.
Im Fernsehen der DDR bildeten sich Unterhaltungsstars – dort "Fernsehlieblinge" genannt – heraus, die ihr Publikum vor allem durch die Moderation von Shows gewannen. Sie kamen ähnlich wie im Westen entweder aus dem Unterhaltungsgeschäft der Kleinbühnen, der Unterhaltungsvarietees, von der Radiounterhaltung oder – wie z. B. Heinz Florian Oertel – von der Sportberichterstattung. Dort lernte man, Situationen zu beschreiben, auf Menschen zuzugehen, sie in ein Gespräch zu ziehen und vor allem schnell und gewitzt auf unerwartete Vorkommnisse zu reagieren. Diese Fähigkeiten waren für die Unterhaltung von Vorteil. Oertel z. B. moderierte Sendungen wie "Richtig geschaltet" (1960), "Das große Spiel" (1963) und "Porträt per Telefon" (1969-1990).
Heinz Quermann, der als "Kulenkampff des Ostens" bezeichnet wurde, kam nicht wie Oertel von der Sportberichterstattung, sondern vom Theater. Er wurde Rundfunkredakteur und leitete Unterhaltungssendungen im DDR-Hörfunk wie die "Schlagerlotterie" (ab 1953), die im DDR-Fernsehen später als "Schlager-Revue" weitergeführt wurde, und moderierte nicht zuletzt zusammen mit Margot Ebert von 1957 bis 1991 die alljährlich am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages ausgestrahlte Show "Zwischen Frühstück und Gänsebraten".
Traditionell wurde die Show jedes Jahr am ersten Weihnachtsfeiertag zwischen 11 und 13 Uhr ausgestrahlt und sollte die Wartezeit auf das große Essen (meist Gänsebraten) verkürzen, dass üblicherweise an diesem Tag serviert wurde. Passenderweise begann jede Ausgabe mit dem Titel "Jetzt rasch die Kartoffeln aufsetzen". Zunächst kam die Show live aus dem Berliner Friedrichstadtpalast, später aus dem großen Saal des Palastes der Republik. Regelmäßig trat mit großem Erfolg das DDR-Fernsehballetauf. Aber auch die Serie "Moderne Märchen" – ein fester Bestandteil jeder Folge – war sehr beliebt. In diesem Format sprach Jochen Petersdorf anhand von Geschichten satirisch die Missstände in der DDR an.
Nach dem Ende der DDR und der Einstellung des DDR-Fernsehens wurde auch die Weihnachtsshow am 25. Dezember 1991 eingestellt. Seit 1993 präsentiert der MDR jedoch aufgrund der hohen Beliebtheit des Originals jährlich die Nachfolgesendung "Weihnachten bei uns" auf dem gleichen Sendeplatz.
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