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Wissenschaftsmagazine | Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West | bpb.de

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Wissenschaftsmagazine

/ 6 Minuten zu lesen

Hoimar von Ditfurth, "Dolmetscher der Wissenschaft", moderierte "Querschnitt" im ZDF. (© picture-alliance/dpa)

Wissenschaft für die Allgemeinheit

Um Informationsvermittlung geht es auch in den zahlreichen Wissenschaftsmagazinen, in denen Fragen aus Naturwissenschaft und Technik, Geschichte und Gesellschaft auf populär(wissenschaftlich)e Art und Weise nachgegangen wird. Das in den einzelnen Wissenschaften erlangte Wissen über die Welt ist hoch spezialisiert und in seiner Struktur komplex. Zu seinem Verständnis sind differenzierte Kenntnisse seiner Voraussetzungen und Methoden seiner Gewinnung erforderlich. Die Aufgabe der Massenmedien – hier besonders des Fernsehens – ist es, dieses Wissen vereinfacht zu vermitteln und einer Allgemeinheit verständlich und damit zugänglich zu machen. Im Hörfunk gab es bereits die Tradition naturwissenschaftlicher Vorträge, die dann auch ins Fernsehen übernommen wurde. Im Kino wurden Kulturfilme gezeigt, die naturwissenschaftliche Themen filmisch aufbereiteten.

Erste Wissenschaftsmagazine im West- und Ost-Fernsehen

Das bundesrepublikanische Fernsehen begann im März 1952 mit sogenannten "Mikroprojektionen", Sendungen am Mikroskop, in denen über das Leben der Wasserflöhe ("Daphnien") oder über Süßwasserkrebse berichtet wurde. Sendungen über andere Wissenschaftsthemen kamen bald hinzu. Tiersendungen waren besonders beliebt und wurden deshalb auch in den 1950er Jahren im Westen zuerst in einer eigenen Sendereihe gebündelt: "Der Fernseh-Zoo" (ab 1953) berichtete über die Tierwelt. Fragen der Technik wurden in anderen Sendungen beantwortet. "Warum löscht das Löschpapier?" war die erste Frage, der in einem Wissenschaftsmagazin des Deutschen Fernsehfunks (DFF) der DDR nachgegangen wurde. Naturwissenschaftler Friedel beantwortet sie 1953. Sechs Jahre später richtete der Deutsche Fernsehfunk für den Bereich Naturwissenschaft und Technik ab 1959 bis 1966 eine eigenständige Fernsehreihe mit dem Titel "Fernsehstudio Naturwissenschaften" ein.

Staunen über den Fortschritt

In Ost und West waren Wissensmagazine und Wissenschaftssendungen in den 1950er und frühen 1960er Jahren eng mit den zeitgenössischen Entwicklungen in Wissenschaft und Technik verbunden. Themen wie die friedliche Nutzung der Kernenergie, Erkenntnisse der Astronomie und die aufkommende Raumfahrt wurden aufgegriffen. Der Zugang war geprägt durch das Staunen über den wissenschaftlich-technischen Fortschritt und den Glauben an dessen Segnungen. In beiden deutschen Staaten bestand eine Vorstellung vom Leben in einem "wissenschaftlichen Zeitalter", der man durch die Wissenschaftssendungen Rechnung tragen wollte.

Moderatoren als "Dolmetscher der Wissenschaft"

In der Bundesrepublik wurden sie vorgestellt von "Dolmetschern der Wissenschaft" wie Ernst von Khuon ("Schritte ins Weltall", ab 1954) oder Rudolf Kühn ("Macht euch die Erde untertan… Der Mensch und die Naturwissenschaften", BR, 1959/58), Heinz Haber und Hoimar von Ditfurth, die damit zu frühen Fernsehstars wurden. Vor allem Naturwissenschaften und Technik standen im Vordergrund, im ZDF etwa die zahlreichen populärwissenschaftlichen Fernsehreihen des "Fernseh-Professors" Heinz Haber wie "Unser blauer Planet", "Das Mathematische Kabinett", "Was sucht der Mensch im Weltall" oder Hoimar von Ditfurths "Querschnitt" (ZDF, 1971–1989). Auch mit historischen und kunstgeschichtlichen Themen beschäftigte man sich im Fernsehen, konnte doch die audiovisuelle Vermittlung fremder Länder und Kulturen sowie die fiktional-nachstellende Imagination historischer Epochen vom Fernsehen besonders gut geleistet werden. Die vierteilige Serie "Die Römer sind unter uns" oder "Die Rettung der Tempel vom Nil" wurden zu Vorläufern von "Terra X" und "ZDF Expedition" (alle ZDF). Die bundesdeutsche Wissenschaftspräsentation im Fernsehen ist vor allem durch Vielseitigkeit und Themendifferenziertheit gekennzeichnet.

Die Fernsehreihe "Fernsehstudio Naturwissenschaften" (DDR)

In der DDR entstand aufgrund intensiver Bemühungen des Naturwissenschaftlers Manfred von Ardenne das "Fernsehstudio Naturwissenschaften" (1959–1966). In 111 Folgen wurden in Fernsehvorträgen, Filmen und Diskussionsrunden Ergebnisse aus Physik, Biologie, Chemie, der medizinischen Grundlagenforschung sowie bei der Anwendung der Naturwissenschaften in Technik und Technologie präsentiert. DDR-Wissenschaftssendungen hatten auch den gesellschaftspolitischen Entwicklungen zu genügen, weshalb besonders die Wissenschaftsprobleme und Techniken im Vordergrund standen, die von den Zuschauern auch auf Erfolge der eigenen Wissenschaftsentwicklung bezogen werden konnten. Für die Wissenschaftseuphorie der 1950er bis 1970er Jahre in der DDR war vor allem die Auffassung bestimmend, dass Wissenschaft und Technik im Sozialismus nicht dem Kapital dienen würden, sondern dem Menschen. Als in den 1960er Jahren der wissenschaftliche und technische Abstand zwischen beiden Systemen immer größer wurde, interpretierten Wissenschaftssendungen des Deutschen Fernseh-Funks wie die "Fernseh-URANIA" (1966–1970, 1974-1991: "Neue Fernseh- URANIA") die technischen und naturwissenschaftlichen Ergebnisse gesellschaftswissenschaftlich, indem sie über den Nutzen und den Gebrauch von Entdeckungen und Erfindungen sprachen und welche Bedeutung bestimmten Techniken im politischen Kontext der Auseinandersetzung zwischen Ost und West zukam.

Tiersendungen in West und Ost

Bernhard Grzimek mit kleinem Orang-Utan (l.) und Gorilla-Baby (© picture-alliance/dpa)

Tiersendungen waren in beiden deutschen Staaten besonders beliebt. Im Westen zeigte Heinz Sielmann 1955 einen ersten Tierfilm im Fernsehen; ab 1965 wurde er mit der Reihe "Expeditionen ins Tierreich" (ARD) bekannt und blieb fast dreißig Jahre auf dem Bildschirm zu sehen. Während der Direktor des Frankfurter Zoos Bernhard Grzimek den HR drei Jahrzehnte regelmäßig in "Ein Platz für Tiere" (ab 1957) verwandelte, von seinen Reisen nach Afrika oder Australien berichtete und für den Naturschutz plädierte (am bekanntesten wurde sein mit dem Oscar ausgezeichneter Kinofilm "Serengeti darf nicht sterben" von 1959), lud Heinrich Dathe, Direktor des Tierparks in Berlin (Ost), zusammen mit der Moderatorin Annemarie Brodhagen die Zuschauer von 1973 bis 1990 zum "Tierparkteletreff" und zum Rundgang durch den Berliner Tierpark ein. Wolfgang Ullrich (Direktor des Dresdener Zoos) erzählte in "Der gefilmte Brehm" von seinen zoologischen Reisen nach Afrika und Asien. Er machte wie Grzimek frühzeitig auf die Bedrohung der Tierwelt durch den Menschen aufmerksam.

"Sterns Stunde" – Kritik an der Zerstörung der Natur

Im bundesdeutschen Fernsehen nahm in den 1970er Jahren die Kritik an der selbstverschuldeten Zerstörung der Natur zu. Horst Stern wandte sich ab 1970 in zunehmend schärferem Ton der einheimischen Tierwelt zu. Für seine Sendereihe "Sterns Stunde" (SDR, ab 1970) filmte er in heimischen Wiesen und Wäldern, ging in Viehställen und im Zirkus den Lebensbedingungen der Tiere nach, zeigte das miserable Leben von Hund, Pferd und Schwein, Hirsch, Igel und Biene und befragte Menschen nach ihrem Umgang mit Tieren. Am Ende der 1970er Jahre resignierte er jedoch und gab seine Fernsehberichterstattung ganz auf. Auch wenn Tiervideos und vor allem "Cat Content" im Internet überall präsent sind – Tiersendungen im Fernsehen bilden weiterhin eine große Attraktion, weil sie Zusammenhänge zeigen und Erklärungen geben. ARD und die Dritten Programme produzieren und zeigen mit Erfolg verschiedene Tiermagazine und Zoo- bzw. Tierpark-Doku-Soaps wie "tierisch gut!" (ARD/rbb, seit 2011), "Eisbär, Affe & Co." (SWR, seit 2006), "Elefant, Tiger & Co." (MDR, seit 2003) oder "Nashorn, Zebra & Co. " (BR, seit 2007). Das ZDF steuerte 2006/2007 diverse "Schnauzen"-Sendungen bei (z. B. "Berliner Schnauzen", "Dresdener Schnauzen", "Ostsee-Schnauzen"). Beim Privatsender Vox laufen das Tiermagazin "hundkatzemaus – Das Haustiermagazin" (seit 2001) und Reality-Doku-Reihen "Der Hundeprofi" (seit 2008) und "Die Pferdeprofis" (seit 2012).

Wissens- und Wissenschaftsvermittlung

Das Moderatoren-Duo des ProSieben-Wissensmagazins Galileo (© AP)

In den späten 1990er Jahren entdeckten auch die kommerziellen Programmanbieter diese Programmgattung als neuen Quotenbringer und heute ist die Welt der Wissens- und Wissenschaftsmagazine vielfältiger denn je: "Leschs Kosmos" (zuvor "Aus Wissenschaft und Forschung" und "Abenteuer Forschung", seit 1964),"Terra X" und planet e. (alle ZDF), "Quarks & Co" (seit 1993, WDR), "W wie Wissen" (seit 2003, Das Erste) und "nano" (seit 1999, 3sat) der öffentlich-rechtlichen sowie "Welt der Wunder" (seit 1996, diverse Fernsehsender) und "Galileo" (auch: "Galileo Spezial" u. a., seit 1998, ProSieben, mit über 6.000 Folgen) der Privatsender präsentieren Wissenschaft differenziert und anschaulich in einer Verbindung von Unterhaltung, Serviceangeboten und Wissensvermittlung.

Neben diesen längeren Formaten gibt es auch die in kurzen Folgen ausgestrahlte Wissenschaftsreihe "Wissen vor acht" (Das Erste, seit 2008; seit 2011 ausgestrahlt in den Sparten "Mensch", "Natur", "Werkstatt" und "Zukunft"), jeweils mit ca. zwei Minuten Dauer vor der "Tagesschau". Versucht wird, auf unterhaltende Weise Probleme und ihre Lösungen wissenschaftlich zu vermitteln. "Galileo" (ProSieben) gilt zusammen mit seinen verschiedenen Ablegern bei Pro Sieben Maxx als eines der erfolgreichsten (Infotainment-)Magazine der kommerziellen Rundfunkanbieter, die mit "Welt der Wunder" das erste Wissensmagazin starteten. Ebenso wie die technischen und wissenschaftlichen Entwicklungen selbst sind auch die Möglichkeiten ihrer Vermittlung vorangeschritten:

  • Komplexe Vorgänge werden mit Hilfe von Computeranimationen und aufwändigen Studioinstallationen erklärt und veranschaulicht. Dabei gelingt es auch, abstrakte Vorgänge oder Prozesse im nicht sichtbaren Bereich der Physik darstellbar zu machen.

  • Mediatheken sowie sendungsspezifische Internetseiten und Profile in den Sozialen Medien erlauben den Zugriff auf mediale Wissensvermittlung unabhängig von Sendezeiten.

Showformate

Eine unterhaltsame Art der Wissensvermittlung fand sich in Showformaten wie der "Knoff-Hoff-Show" (ZDF, 1986–1999; 2002–2004), "Clever! – Die Show, die Wissen schafft" (Sat.1, 2001–2009) oder "Die große Show der Naturwunder" (Das Erste, 2006–2017, mit Ranga Yogeshwar und Frank Elstner). Hier hatte die "Entertainisierung" des gesamten Fernsehprogramms den Programmbereich der Wissensvermittlung erfasst, der der Unterhaltung oftmals eher fern steht. Ob es damit gelang, komplexe wissenschaftliche Vorgänge transparenter zu machen, bleibt umstritten, zumindest aber konnte damit ein breiteres Interesse für Wissenschaft und Technik erzeugt werden. Zur Wissenschaftsvermittlung im Fernsehen gehören natürlich auch andere Wissenschaftsbereiche, wie z. B. die der Geisteswissenschaft, der Pädagogik oder auch der Philosophie und der Geschichte. Sie werden im Themenbereich "Interner Link: Kultur und Bildung" vorgestellt.

Fussnoten

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