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Mit Kommunaler Fachberatung zu einer nachhaltigen, lokal verankerten Radikalisierungsprävention | Infodienst Radikalisierungsprävention | bpb.de

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Mit Kommunaler Fachberatung zu einer nachhaltigen, lokal verankerten Radikalisierungsprävention

Janusz Biene-Clément Lea Hildebrandt Andrea Deckenbach Dr. Michaela Baumann

/ 8 Minuten zu lesen

Das Modellprojekt „Kommunale Fachberatung“ arbeitet mit Fachkräften in Städten, Landkreisen und Gemeinden in Deutschland daran, nachhaltige Strukturen für Radikalisierungsprävention und die Förderung gesellschaftlichen Zusammenhalts zu entwickeln bzw. weiterzuentwickeln. Mittels Fachberatung, Fortbildungen und kollegialer Praxisberatung unterstützt das Projekt in der Trägerschaft der Vereinigung Pestalozzi kommunale Fachkräfte dabei, passgenaue Strategien zu entwickeln und umzusetzen – von der Sensibilisierung für neue Phänomene bis hin zur Stärkung der multiprofessionellen Zusammenarbeit der für den jeweiligen Kontext relevanten Akteur:innen. Hier geben die Mitarbeitenden Einblick in ihren Arbeitsalltag.

Im Projekt 'Kommunale Fachberatung' werden vor Ort und in enger Abstimmung mit kommunalen Fachkräften nachhaltige Strukturen in der Radikalisierungsprävention geschaffen.

Montagmorgen halb zehn in Deutschland: In Hamburg, Berlin und Osnabrück holen sich die sechs Mitarbeitenden des Projekts Kommunale Fachberatung von Legato noch schnell einen Kaffee, bevor sie sich in die Online-Teamsitzung einwählen. Darin berichtet die Projektmitarbeiterin Andrea Deckenbach unter dem Tagesordnungspunkt „Neue Fachberatungsprozesse“ von einem Anruf am vergangenen Freitag von Frau Willich.

Frau Willich arbeitet im Amt für Integration in Buxenbach, einer kleinen Gemeinde in Süddeutschland, und hat von dem Angebot des Projekts Kommunale Fachberatung: Prävention und gesellschaftlicher Zusammenhalt gehört und wendet sich nun ratsuchend an das Projektteam. Sie berichtet von dem plötzlichen Auftreten islamistisch-extremistischer Tendenzen unter Jugendlichen in Buxenbach. Am Busbahnhof und am Jugendtreff wurden Flyer einer als extremistisch identifizierten Gruppierung verteilt und es gibt Hinweise darauf, dass einige Jugendliche regelmäßig zu „religiösen“ Treffen in die benachbarte Großstadt fahren, die von dieser Gruppe organisiert werden. Andere Kinder und Jugendliche werden hartnäckig umworben und teilweise unter Druck gesetzt, mitzumachen. Jugendzentrum, Schule und Sportverein schlagen Alarm und sehen dringenden Handlungsbedarf. Die Kommune hat das Amt für Integration beauftragt, sich dieser Sache anzunehmen und etwas zu unternehmen.

Im Laufe des Erstgesprächs hat Andrea Deckenbach Frau Willich auf die spezialisierte Beratungsstelle im näheren Umkreis hingewiesen, an die sich Angehörige, Pädagog:innen und andere Betroffene wenden können. Diese zivilgesellschaftlichen Organisationen bieten unmittelbare Unterstützung und können einen wichtigen Beitrag zur Klärung und ggf. Entschärfung der aktuellen Situation leisten. Frau Willich begrüßt die Idee, äußert aber auch den Wunsch, ein spezifisches Präventionskonzept für Buxenbach zu entwickeln, das sich insbesondere auf die Sensibilisierung von Schulen und Jugendeinrichtungen sowie die Vernetzung relevanter Akteur:innen fokussiert. Das Anliegen, dabei unterstützt zu werden, trägt Frau Willich an die Projektmitarbeitenden der Kommunalen Fachberatung heran. Andrea Deckenbach hat in diesem Erstgespräch die Fachberatungsanfrage angenommen und darauf verwiesen, dass nun im Team besprochen werden würde, wer von den Kolleg:innen am besten zu dem Anliegen von Frau Willich bzw. der Gemeinde Buxenbach passt. Diese Person würde sich dann zeitnah bei Frau Willich melden.

In der Teamsitzung wird entschieden, dass die Teamleitung Michaela Baumann und ihre Kollegin Lea Hildebrandt die Ansprechpartnerinnen für Frau Willich sein werden. In der Kommunalen Fachberatung arbeiten jeweils zwei Teammitglieder gemeinsam mit einer Kommune, dabei verteilen sie sich nach Kapazität, achten aber auch darauf, dass ihre individuellen Kompetenzen zu den Bedarfen der Kommune passen. In Buxenbach steht die Entwicklung und Umsetzung eines Präventionskonzeptes an, aber auch potentiell die Entwicklung anderer passgenauer Formate und Fortbildungen für die Kommune. Lea Hildebrandt bringt dafür eine Systemische Beratungsausbildung und Beratungserfahrung in der Distanzierungsberatung mit; diese ergänzen Michaela Baumanns Erfahrungen in der Entwicklung und Durchführung passender Workshopangebote.

Im Team wird zudem gemeinsam entschieden, dass Frau Willich baldmöglichst gefragt werden soll, ob sie zusätzlich zur vereinbarten Fachberatung noch in die im nächsten Monat startende Fortbildung des Projektes einsteigen möchte. Auch die Intervision – systemisch gesprochen für kollegiale Praxisberatung – findet bald wieder statt, und auch zu dieser wird Frau Willich eingeladen.

Das Projekt Kommunale Fachberatung

Das Projekt Kommunale Fachberatung von Legato unterstützt bundesweit behördliche Akteur:innen in Städten, Landkreisen und Gemeinden dabei, tragfähige Strukturen der kommunalen Radikalisierungsprävention sowie zur Förderung gesellschaftlichen Zusammenhalts nachhaltig weiterzuentwickeln. Das Projekt arbeitet phänomenübergreifend, fokussiert aber die Themen islamistisch begründeter Extremismus und Rechtsextremismus. Zielgruppe sind Mitarbeiter:innen von Kommunalverwaltungen in Landkreisen, Städten und Gemeinden, die sich Unterstützung wünschen, um neue Themen besser bearbeiten zu können oder Herausforderungen in der professions- bzw. einrichtungsübergreifenden Zusammenarbeit sehen. Die Kommunale Fachberatung ist ein durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vollfinanziertes, bundesweites Modellprojekt, d. h. den Kommunen entstehen keine Kosten, wenn sie die Beratung in Anspruch nehmen. Das Projektteam wird in Abstimmung mit den jeweiligen Koordinierungs- und Beratungsstellen auf Landesebene sowie auf direkte Anfrage aus den Kommunen dort aktiv, wo Bedarfe angezeigt werden. Die Mitarbeiter:innen der Kommunalen Fachberatung verstehen sich dabei als Mitdenker:innen und Dienstleister:innen, die partnerschaftlich und kooperativ mit allen Interessierten zusammenarbeiten.
Das Projekt zeichnet sich durch einen systemischen Blick auf Kommunen und auf Radikalisierung aus und entwickelt aus dieser Perspektive seine Angebote. Strategien zur Zielerreichung sind eine prozessbegleitende Fachberatung, eine praxisorientierte, vertiefende Fortbildung und eine moderierte Intervisionsgruppe.

Die drei Säulen des Modellprojekts im Detail

Fachberatung

Die Fachberatung ist ein zentraler Pfeiler des Modellprojekts. Das Projekt kann bis zu sechs kommunale Fachkräfte in einem intensiven Fachberatungsprozess, der stark bedarfs- und ressourcenorientiert gestaltet ist, unterstützen. Die Fachberater:innen bieten den beratungsnehmenden Fachkräften einen Raum für Reflexion sowie Grundlagen für ihre Entscheidungen und zeigen ihnen Handlungsmöglichkeiten auf, um ihre Situation, ihre Anliegen und ihre Probleme verändern, lösen oder bewältigen zu können. Sie gehen dabei prozessbegleitend vor, indem sie die Fachkräfte mit ihren Ressourcen ins Zentrum stellen. Der Fokus liegt auf organisations- und professionsbezogenen Themen. Das Angebot geht aber über die rein beratende Funktion hinaus: Die Fachberatung unterstützt auch bei der Umsetzung konkreter Maßnahmen und begleitet die Fachkräfte während des gesamten Prozesses. Dies umfasst die Organisation von Workshops, die Moderation von Arbeitsgruppen und die Vermittlung externer Expertise.

Fortbildung

Die Fortbildung „Kommunal. Innovativ. Präventiv“ ist eine weitere Säule des Projekts und richtet sich bundesweit an behördliche Fachkräfte in den Verwaltungen von Landkreisen, Städten und Gemeinden, die den Themenbereich Radikalisierungsprävention bzw. Extremismusprävention bearbeiten oder sich für die Förderung gesellschaftlichen Zusammenhalts einsetzen. Die Fortbildung ist passgenau auf die Bedarfe kommunaler Fachkräfte zugeschnitten. Im Fokus stehen die Vermittlung aktueller Wissensstände, die Erarbeitung von Schlüsselkompetenzen und innovativer Perspektiven sowie der Austausch über Herausforderungen und gelingende Ansätze kommunaler Radikalisierungsprävention. Vier Fortbildungsblöcke von je zwei Tagen werden durch digitale Selbstlerneinheiten ergänzt, die eigenverantwortlich von den Teilnehmenden bearbeitet werden. Die Selbstlerneinheiten beinhalten Podcasts mit Interviews von Expert:innen zu so unterschiedlichen Themen wie Verschwörungstheorien, multiprofessioneller Zusammenarbeit oder Verweisberatung. Zentral sind dabei: Praxisrelevanz, Anwendbarkeit und interkommunales Lernen. Jedes Modul der Fortbildung erlaubt den Teilnehmenden eine Strategie zu entwickeln, wie sie das behandelte Thema in ihren eigenen Arbeitskontext integrieren können. Zusätzlich bietet die Fortbildung immer wieder Räume für den intensiven, kollegialen Austausch kommunaler Fachkräfte. Die Fortbildung läuft 2024 und 2025 jeweils von Januar bis Oktober und es können bis zu 20 Fachkräfte daran teilnehmen. Die Akquise der Teilnehmenden erfolgt durch gezielte Ansprache relevanter Institutionen, darunter kommunale Spitzenverbände auf Bundesebene, Landespräventionsräte und Landeskoordinierungsstellen. Das Projekt nutzt dabei auch den persönlichen Kontakt: Empfehlungen durch Teilnehmende der Fachberatung sowie „Mund-zu-Mund-Propaganda“ spielen eine wichtige Rolle bei der Gewinnung neuer Teilnehmender. Weitere Informationen zum Projekt und das Anmeldeformular für die Anmeldung zur Fortbildung 2025 finden Sie Externer Link: hier.

Intervision

Die kollegiale Praxisberatung – Intervision – ist das dritte Angebot der Kommunalen Fachberatung. In der Intervision besprechen kommunale Fachkräfte ihre spezifischen (und manchmal auch persönlichen) Anliegen und erhalten Rückmeldungen von Kolleg:innen aus anderen Kommunen. Diese Sitzungen werden von einer Kollegin der Kommunalen Fachberatung moderiert, folgen der Struktur einer kollegialen Fallberatung und fördern den Erfahrungsaustausch sowie die gegenseitige Unterstützung. Die Intervision findet alle zwei bis drei Monate online und ein bis zweimal im Jahr in Präsenz statt. Zu Beginn war die Teilnahme auf die Fachkräfte beschränkt, die auch an der Fachberatung teilnehmen. Ab Oktober 2024 wird die Intervision auch für Teilnehmende der Fortbildungen geöffnet. Die grundsätzliche Begrenzung der Teilnahme auf diesen Kreis ermöglicht, dass sich eine kleine, vertraute Gruppe bilden kann, die kontinuierlich zusammenarbeitet und Vertrauen zueinander aufbaut. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie Externer Link: hier.

Buxenbach: Ein Jahr später

Frau Willich aus Buxenbach hat sich entschieden, neben der Inanspruchnahme der Fachberatung auch an der Fortbildung und der Intervision teilzunehmen.
15 Monate lang arbeitet Frau Willich mit Michaela Baumann und Lea Hildebrandt in der Fachberatung zusammen. In dieser Zeit besuchen die Projektmitarbeiter:innen Frau Willich vier Mal vor Ort in Buxenbach, einmal um sich einen persönlichen Eindruck von den Gegebenheiten und Strukturen vor Ort zu verschaffen, drei weitere Male, um speziell für Buxenbach entwickelte bzw. angepasste Workshops durchzuführen. Die Ideen für die Workshops entstehen gemeinsam im Fachberatungsprozess. In einem der Workshops geht es zum Beispiel um die Erarbeitung einer sogenannten Netzwerkkarte. Frau Willich reflektiert mittels ihrer individuellen Netzwerkkarte ihre professionelle Beziehungs- und Netzwerkarbeit. Es zeigt sich, dass ihre Netzwerkarbeit einen starken Sicherheitsfokus hat. Das heißt, Frau Willich steht in einem engen Austausch mit Polizei und Ordnungsamt, hat aber kaum Erfahrungen mit und Kontakt zu Sportvereinen oder auch zum Jugendamt in Buxenbach. In der Fachberatung arbeitet sie anschließend gemeinsam mit den Berater:innen Strategien heraus, wie sich dieser Fokus erweitern lässt.

Ein Zwischenergebnis: Ein paar Monate später reflektiert Frau Willich gemeinsam mit Polizei, Ordnungsamt, Jugendamt und ausgewählten Vereinen sowie weiteren Netzwerkpartner:innen im Rahmen des Rollenspiels „Multiprofessionelles Fallverstehen“ die anvisierte bzw. bisherige Zusammenarbeit, um das gegenseige Verständnis füreinander zu erhöhen. Wieder ein paar Monate später gibt das Projektteam einen Workshop zum Thema „Religionssensibilität“ für Fachkräfte in Schulen und Kitas in Buxenbach. Darüber hinaus organisiert Frau Willich mit der zuständigen Beratungsstelle im Land eine grundlegende Fortbildung zur Frage „Was ist islamistisch begründeter Extremismus?“ für interessierte Fachkräfte. Das Team der Kommunalen Fachberatung hatte zuvor eine individuelle Fortbildung nur für Frau Willich rund um die islamistische Gruppierung vor Ort angeboten. Zur Vorbereitung einer Veranstaltung für weitere Fachkräfte hatte das Team um Michaela Baumann und Lea Hildebrandt den Kontakt zur zuständigen Beratungsstelle im Land hergestellt. Die Fachberatungsgespräche zwischen diesen Terminen dienten überdies dazu, Frau Willich bei der Erstellung eines Präventionskonzeptes für Buxenbach zu unterstützen.

Frau Willich nimmt überdies regelmäßig an der von Projektmitarbeiter:in Anni Floto moderierten Intervision teil, auch als der Fachberatungsprozess bereits abgeschlossen ist. Nicht jedes Mal bringt sie ein eigenes Anliegen ein, aber es hilft ihr, auch die Anliegen der anderen kommunalen Fachkräfte kennenzulernen und zu durchdenken. Eines ihrer Anliegen war die Herausforderung, ihr frisch gestartetes Präventionsnetzwerk in Buxenbach voranzubringen. Viele Akteur:innen erscheinen nur selten oder gar nicht, was die Effektivität der gemeinsamen Präventionsarbeit beeinträchtigt. Durch den Austausch in der Intervision erkannte Frau Willich, dass auch andere Netzwerke solche Phasen durchlaufen und nimmt Ideen der Kolleg:innen aus anderen Kommunen mit, wie sie die Teilnahme und das Engagement im Laufe der Zeit steigern kann. Sie will manche der Anregungen aus der Intervision aufgreifen und bei der nächsten Netzwerksitzung in Buxenbach zur Diskussion stellen, um gemeinsam mit den Mitgliedern vor Ort konkrete Schritte zur Verbesserung der Situation zu erarbeiten.

Frau Willich hat schließlich auch aktiv am ersten Durchgang der Fortbildung „Kommunal. Innovativ. Präventiv“ (2024) teilgenommen. Sie fand viele der Themen und Workshops interessant und anregend. Besonders spannend fand sie den Workshop „Habitussensibilität“, in dem sie unter anderem erkannte, wie die eigene biografische Prägung sich auf das Vertrauen in Institutionen auswirkt. Sie nimmt sich vor, bei der Planung und Durchführung von Veranstaltungen auf diesen Punkt besser einzugehen und vor allem bei der Verwendung von Sprache inklusiver und einladender zu sein. Besonders ertragreich waren für sie die Gespräche mit anderen Fachkräften aus dem gesamten Bundesgebiet. Sie konnte ihre Praxiserfahrungen mit denen der anderen kommunalen Fachkräfte abgleichen und sich gemeinsam über Besonderheiten und auch Herausforderungen in dem oft stark hierarchisierten und formellen Kontext Kommune austauschen.

Dank der Unterstützung durch die Mitarbeitenden der Kommunalen Fachberatung konnte Frau Willich entscheidende Fortschritte bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Präventionsstrategien erzielen. Die bedeutendste Entwicklung war bisher für sie das Finden ihrer eigenen Rolle in der Netzwerkarbeit und die Unterstützung bei der Entwicklung eines maßgeschneiderten Präventionskonzepts, welches einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der Präventionsarbeit in der Stadt darstellt. Trotz der erzielten Fortschritte bleiben jedoch einige Herausforderungen bestehen. Neue Probleme sind aufgetaucht, insbesondere im Hinblick auf die nachhaltige Verankerung der Präventionsstrategien in der Stadt. Es zeigt sich, dass die Ressourcen weiterhin knapp sind und dass unterschiedliche Erwartungen unter den Beteiligten zu Spannungen führen. Das Team der Kommunalen Fachberatung steht bereit, die Fachberatung wieder aufzunehmen, um Frau Willich und die Gemeinde Buxenbach auch in Zukunft zu unterstützen.

Abschlussbetrachtung

Das Projekt Kommunale Fachberatung möchte kommunale Akteur:innen in der Radikalisierungsprävention stärken – wie oben beschrieben möglichst passgenau und den Bedarfen und Wünschen der kommunalen Fachkraft entsprechend. Der erste Durchgang der Fortbildung 2024 erreichte etwa 20 Fachkräfte, für 2025 wird mit einer ähnlichen Teilnehmendenzahl gerechnet. Bei den Fachberatungen finden wie geplant zwischen fünf und sechs Prozesse parallel statt, um eine hohe Qualität dieser intensiven Arbeit gewährleisten zu können. Es verabschieden sich immer mal wieder kommunale Fachkräfte, deren Anliegen vorerst ausreichend bearbeitet wurden, und es kommen neue hinzu. Auch die Intervision umfasst zurzeit nur kommunale Fachkräfte, die auch die Fachberatung in Anspruch nehmen. Beide Angebote werden aber für die Teilnehmenden der Fortbildung(en) geöffnet.

Nach 1,5 Jahren Projektlaufzeit zeigt sich, dass die Projektarbeit erfolgreich ist und sich die kommunalen Fachkräfte gestärkt fühlen. Sie berichten, dass sie durch die Fachberatungsgespräche und die weiteren Formate leichter Ideen entwickeln, Herausforderungen besser bewältigen und die neuen Kontakte nutzen, um auf kollegiales Fachwissen zurückzugreifen und gegenseitige Unterstützung zu erhalten. In 2025 soll dieses im Entstehen befindliche Netzwerk kommunaler Fachkräfte weiter gefestigt und erweitert werden. Und um über die Angebote hinaus möglichst viele kommunale Fachkräfte zu erreichen, werden die Erfahrungen und Erkenntnisse der Projektarbeit wissenschaftlich aufgearbeitet und in einem praxistauglichen Bericht 2025 veröffentlicht. Im Zentrum stehen dann auch wieder die Perspektiven der wichtigsten Personen lokal verankerter Radikalisierungsprävention: der kommunalen Fachkräfte vor Ort – dort, wo die Herausforderungen von Radikalisierung, Extremismus und gesellschaftlichem Zusammenhalt besonders wirkmächtig werden können.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Die in diesem Text genannten kommunalen Fachkräfte sowie ihre Arbeitsorte sind frei erfunden. Frau Willich stellt eine prototypische Vertreterin der Zielgruppe des Projekts dar – Fachkräfte aus der Kommunalverwaltung mit Aufgaben in den Bereichen Radikalisierungsprävention, Extremismus und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Dies sind häufig Fachkräfte aus den Bereichen Integration/Migration, Ordnungsamt oder Jugendamt, die neben ihren regulären Aufgaben den Auftrag haben, sich mit Radikalisierung und ähnlichen Themen zu befassen.

  2. Der systemische Ansatz betrachtet nicht nur das Individuum, sondern auch dessen Umfeld und die Wechselwirkungen zwischen den beteiligten Akteur:innen und Strukturen. Dies ermöglicht es, Probleme und Herausforderungen in einem umfassenden Kontext zu verstehen und nachhaltige Lösungsstrategien zu entwickeln. Dieser Ansatz, kombiniert mit sozialarbeiterischen Standards, stellt sicher, dass die Fachkräfte sowohl inhaltlich fundierte, als auch praxisnahe Unterstützung erhalten.

Lizenz

Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz "CC BY-NC-ND 4.0 - Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International" veröffentlicht. Autoren/-innen: Janusz Biene-Clément, Lea Hildebrandt, Andrea Deckenbach, Dr. Michaela Baumann für bpb.de

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Janusz Biene-Clément ist Co-Verbundleiter des Legato Projektverbunds bei der Vereinigung Pestalozzi gGbmh. Zuvor war er Teamleiter der Legato-Modellprojekte „Kommunale Fachberatung“ und "Clearingstelle Radikalisierungsprävention an den Schnittstellen des SGB VIII". Von 2016 bis 2019 arbeitete er als Koordinator des kommunalen Projekts "Pro Prävention – gegen (religiös begründeten) Extremismus", angesiedelt im Integrationsbüro des Kreises Offenbach.

Lea Hildebrandt ist Mitarbeiterin im Projekt „Kommunale Fachberatung“ bei der Vereinigung Pestalozzi gGmbH im Rahmen des Legato-Projektverbunds. Zuvor war sie in der Radikalisierungsprävention in der systemischen Ausstiegsberatung der Fach- und Beratungsstelle Legato sowie im Projekt „Legato PräJus“ im justiziellen Bereich tätig. Sie hat Religionswissenschaft sowie Religionen, Dialog und Bildung an der Universität Hamburg studiert und ist zertifizierte systemische Beraterin.

Andrea Deckenbach ist Mitarbeiterin im Projekt „Kommunale Fachberatung“ bei der Vereinigung Pestalozzi gGmbH im Rahmen des Legato-Projektverbunds. Vorher leitete sie den Berliner Standort des „Center for Education on Online Prevention in Social Networks“ (CEOPS). Sie hat in Marburg und Berlin Politik und Wirtschaft des Nahen und Mittleren Ostens und Sozial- und Kulturanthropologie studiert.

Dr. Michaela Baumann ist Soziologin und promovierte Erziehungswissenschaftlerin. Aktuell arbeitet sie als Teamleitung im Projekt “Kommunale Fachberatung: Prävention und gesellschaftlicher Zusammenhalt”. Zuvor hat sie im Projekt “Clearingstelle Radikalisierungsprävention an den Schnittstellen des SGB VIII” gearbeitet und an der Universität Osnabrück im Fach Erziehungswissenschaft geforscht und gelehrt.