KN:IX Impuls #13: Künstliche Intelligenz und ihr malevolenter Einsatz am Beispiel islamistischer Akteur*innen
– KN:IX: Dr. Georg Plattner –
Nach einer Einführung zum Thema künstliche Intelligenz (KI) geht es im Beitrag um die Frage, wie islamistische Akteur:innen neue Technologien, und im Speziellen auch KI bereits nutzen und welche KI-Teilgebiete für sie zukünftig interessant werden könnten. Der Autor geht zudem der Frage nach, was Unternehmen, Staat und Sicherheitsbehörden, aber auch die demokratische Zivilgesellschaft beitragen können, um sowohl den böswilligen Gebrauch von KI-Anwendungen, als auch den dadurch potenziell entstehenden Schaden zu minimieren. Auch die neuen Herausforderungen im Bereich von Extremismusbekämpfung und Präventionsarbeit werden thematisiert.
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Religionsmonitor 2023: Zwischen Pauschalisierung und Differenzierung. Einstellungen gegenüber Muslim:innen und dem Islam in Deutschland
– Bertelsmann Stiftung: Isabell Diekmann, Olga Janzen –
Der Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass eine Mehrheit der Bevölkerung (52 Prozent) im Islam eine Bedrohung sieht. Dieser Anteil ist seit zehn Jahren unverändert hoch. Die Studie untersucht ein breites Spektrum an Vorurteilen, die sich zum einen gegen den Islam als Religion, zum anderen gegen Menschen, also Muslim:innen oder als solche wahrgenommene Personen, richten können. Auch die Zusammenhänge zwischen Vorurteilen und Handlungsintentionen wurden untersucht. Neben stark verbreiteten antimuslimischen Vorurteilen gebe es in breiten Teilen der Bevölkerung auch eine differenzierte Sicht auf muslimisches Leben in Deutschland, so ein Ergebnis der Studie.
Zum Beitrag auf Externer Link: bertelsmann-stiftung.de
Zivilgesellschaftliches Lagebild antimuslimischer Rassismus. Antimuslimische Vorfälle in Deutschland 2023
– CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit –
Das zivilgesellschaftliche Lagebild dokumentiert insgesamt 1.926 antimuslimische Vorfälle für das Jahr 2023, das ist ein Anstieg von rund 114 % im Vergleich zum Vorjahr. Darunter sind rund 90 Angriffe auf religiöse Einrichtungen wie Moscheen, Friedhöfe und muslimisch markierte Orte. Die registrierten Fälle zeigen: Antimuslimischer Rassismus zieht sich durch alle Lebensbereiche, sei es bei der Wohnungssuche, beim Arztbesuch oder in der Schule. Insbesondere nach dem terroristischen Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 sind antimuslimische Vorfälle sprunghaft angestiegen. Auch Kinder werden verbal und körperlich angegriffen. Ein großer Teil der dokumentierten Vorfälle trifft muslimische Frauen und findet im Bildungsbereich sowie im öffentlichen Raum statt. Insgesamt geht CLAIM von einer gravierenden Dunkelziffer antimuslimischer Vorfälle aus.
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Geschlechterkonstruktionen zwischen Macht und Stereotypen. Eine neue Perspektive für die Deradikalisierungsarbeit im Salafismus
– Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Simone Rehm et al. –
Die Studie befasst sich mit den Fragen, welche Rolle Geschlechterkonstruktionen für den Radikalisierungsverlauf von Frauen und Männern im Salafismus spielen und welche Erkenntnisse sich aus Radikalisierungsverläufen für die Deradikalisierungsarbeit gewinnen lassen. Die Fallanalysen zeigen, dass Geschlecht im Kontext Radikalisierung und Salafismus eine zentrale Rolle spielt. Eine Orientierung an (ideologischen) Geschlechterstereotypen birgt jedoch die Gefahr, Radikalisierungsprozesse und Motive nicht individuell zu verstehen und Aktionsmöglichkeiten zu übersehen. Die Studie zeigt zudem, dass die salafistischen Idealbilder von Männlichkeit und Weiblichkeit in der Realität brüchig sind und der individuelle Umgang damit sehr unterschiedlich ausfallen kann. Für die Beratungs- und Distanzierungsarbeit biete es sich an, Dissonanzen zwischen Ideologie und gelebter Realität gezielt zu nutzen, so die Autor:innen.
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Narratives of Hate: Post-7 October Antisemitism and Anti-Muslim Hate on Social Media
– Institute for Strategic Dialogue: Hannah Rose & Paula-Charlotte Matlach –
In der Folge des Hamas-Anschlags auf Israel vom 7. Oktober 2023 nahmen Hassbotschaften in Sozialen Medien stark zu. Die englischsprachige Studie identifiziert und analysiert sowohl antisemitische als auch antimuslimische Narrative über den Konflikt und verwendet dabei eine automatisierte Software zur Erkennung von Hassrede, um Trends im Laufe der Zeit in YouTube-Kommentaren zu verfolgen. Identifiziert werden so die Themen und Unterthemen, die den Anstieg von Antisemitismus und antimuslimischem Hass zwischen Oktober und Dezember 2023 vorantrieben. Zudem werden mögliche Gegenmaßnahmen vorgestellt, die von Strategien der Regierung und Strafverfolgungsbehörden bis hin zu Interventionen der Zivilgesellschaft reichen.
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Antisemitische Allianzen seit dem 7. Oktober. Zivilgesellschaftliches Lagebild Antisemitismus #13
– Amadeu Antonio Stiftung –
Das Lagebild Antisemitismus der Amadeu Antonio Stiftung konstatiert, dass die Lage für Jüdinnen und Juden seit dem 7. Oktober 2023 katastrophal sei, auch in der Diaspora. Israelbezogener Antisemitismus greife um sich, getragen von einer Allianz aus Islamismus und Antiimperialismus. Soziale Medien spielen in der Allianzbildung eine entscheidende Rolle, so eine Kernbeobachtung des Berichts. Außerdem instrumentalisierten Rechtextreme den Kampf gegen Antisemitismus und Israelhass, um ihren Rassismus offen platzieren zu können. Die Rede von und die Forderung nach bedingungsloser Solidarität mit Palästina führe immer wieder zu israelbezogenem Antisemitismus und bedeute auch die Unterstützung palästinensischer Terrororganisationen wie Hamas und PFLP, was eine Gefahr für die Demokratie darstelle.
Zum Beitrag auf Externer Link: amadeu-antonio-stiftung.de
Doppelt unsichtbar. Innermigrantischer Rassismus in Deutschland und die organisierte türkische Rechte
– Amadeu Antonio Stiftung –
In öffentlichen Auseinandersetzungen zum Thema Rechtsextremismus und Rassismus gibt es eine große Leerstelle: die Auseinandersetzung mit und fachliche Reflexion von Ungleichwertigkeitsideologien und Formen des Rechtsextremismus, die von migrantisch geprägten Communitys ausgehen. Gruppen wie Aramäer:innen, Kurd:innen, Alevit:innen, Jesid:innen und andere werden in der Mehrheitsgesellschaft häufig als türkisch gelesen und diskriminiert und zugleich von türkischen Nationalist:innen in Deutschland diffamiert. Als Minderheit in der Minderheit erleben sie innermigrantischen Alltagsrassismus, organisierte Einschüchterung und Terror. Die Publikation versammelt Beiträge einer Fachtagung der Amadeu Antonio Stiftung und des Netzwerks kurdischer AkademikerInnen KURD-AKAD, die sich am Beispiel der türkischen Rechten mit Rassismus und Ausgrenzung unter Migrant:innen befasste.
Zum Beitrag auf Externer Link: amadeu-antonio-stiftung.de
Sag mir, wo die Jihadisten sind. Der Aufstieg und rätselhafte Fall militant islamistischer Bewegungen in Libyen
– Stiftung Wissenschaft und Politik: Wolfram Lacher –
Die Studie befasst sich mit der rasanten Ausbreitung militant islamistischer Bewegungen in Libyen nach 2011 und ihrem plötzlichen Verschwinden, das Beobachter:innen Rätsel aufgab. Dabei spielten taktische Handlungslogiken wie die Suche nach Schutz oder Verbündeten eine wichtige Rolle, aber auch soziale Faktoren, zum Beispiel Vertrauensbeziehungen und gesellschaftliche Akzeptanz, so Lacher. Der Autor beschreibt das kurzzeitige Erstarken militant islamistischer Bewegungen unter anderem als Modeerscheinung. Ihre Protagonisten strebten wahlweise nach sozialer Abgrenzung oder Konformität, indem sie sich oberflächlich islamistische Rhetorik und Ästhetik aneigneten und anschließend wieder ablegten. Insbesondere soziale Anerkennung sei als Motivation für bewaffnete Mobilisierung bislang vernachlässigt worden. Lacher mahnt im Kontext anhaltender Konflikte Vorsicht gegenüber Etikettierungen wie „Islamist:innen“ und „Jihadist:innen“ an.
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Rekonstruktive Analyse der Islamismuspräventation in NRW
– CoRE-NRW: Philippe A. Marquardt –
Der Beitrag bietet einen Einblick in die erste Phase des Forschungsprojekts „Bildung und der Diskurs zur Islamismusprävention. Pädagogische Ambitionen und kontraintentionale Effekte“. Er analysiert sequenz- und diskursanalytisch den ersten Zwischenbericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe (IMAG) Salafismusprävention NRW. Daraus werden allgemeinere (politische) Aspekte und Konfliktlinien der staatlichen Organisierung von Islamismusprävention in NRW abgeleitet. Demnach ziele der IMAG-Zwischenbericht maßgeblich auf eine breite staatliche sowie gesamtgesellschaftliche Bearbeitung des Problems Islamismus und versucht diesen Ansatz – im Sinne des Konzepts „Radikalisierungsprävention“ – zu legitimieren und zu etablieren. Der zweite Schwerpunkt des Beitrags liegt auf der Erarbeitung systematischer Problemstellungen der Islamismusprävention. Erste Probleme, die sich aus einem entpolitisierenden Radikalisierungsverständnis ergeben, werden umrissen und die Relevanz und Funktion der vorliegenden Ergebnisse für die weiteren Forschungsphasen werden skizziert.
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Bildung und der Diskurs zur Islamismusprävention. Pädagogische Ambitionen und kontraintentionale Effekte (BuDIPAkE)
– CoRE-NRW: Dilek Dipçin-Sarıoğlu –
Der Beitrag skizziert zunächst die Fragestellungen und Phasen des Forschungsprojektes. Es geht der Frage nach, inwiefern pädagogische Maßnahmen, Wissensbestände und Praktiken schulischer Islamismusprävention nichtintendierte Effekte wie Diskriminierung und Stigmatisierung zur Folge haben. Hierfür werden in der zweiten Projektphase Einzelinterviews und Gruppengespräche mit Schüler:innen und Pädagog:innen zu ihren Erfahrungen im Kontext von schulischer Islamismusprävention geführt. In dem Paper werden das ausgewählte methodische Vorgehen, der Feldzugang, die Samplingstrategie und die Erhebungs- und Auswertungsmethode vorgestellt und begründet.
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lrgendwo zwischen Regenbögen, „Sigma Males“ und göttlichen Ordnungen
– CoRE-NRW: Hakan Caliskan –
Das Forschungspapier beschäftigt sich mit dem Faktor Gender im Extremismus und analysiert dessen mögliche Bedeutung für die Präventionsarbeit. Es geht konkret um Vorstellungen von Männlichkeit in extremistischen Szenen und inwiefern diese Radikalisierung begünstigen können. Neben der Sichtung gegenwärtiger Literatur werden insbesondere zwei Fallbeispiele analysiert. Es wird deutlich, dass das Thema Gender ein großes Mobilisierungspotenzial birgt und daher von extremistischen Gruppen aufgegriffen wird, um im Mainstream Fuß zu fassen. Die verwendeten Fallbeispiele zeigen besonders den Zusammenhang zwischen Gender und Verschwörungserzählungen. Der gesellschaftliche Diskurs zur Diversifizierung von Geschlechtlichkeit und dessen Aufgreifen durch extremistische Akteure zeigt, dass Diskussionen über das Thema eine politische Dimension annehmen können, die für die Präventionsarbeit von Bedeutung ist.
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Salafiyya leben. Religiöse Ideale und muslimische Praxis in der postmigrantischen Gesellschaft
– CoRE-NRW: Marcel Klapp –
Der Abschlussbericht fasst die zentralen Beobachtungen und Ergebnisse des Forschungsprojektes „Salafiyya leben. Religiöse Ideale und muslimische Praxis in der postmigrantischen Gesellschaft“ zusammen. Der Fokus des Projekts lag auf den Prozessen und Dynamiken, die sich im Spannungsfeld zwischen den normativen dogmatischen Prinzipien des quietistischen, nicht gewaltbereiten Salafismus und der Alltagspraxis salafistischer Akteure in den verschiedenen Öffentlichkeiten des urbanen Forschungsfeldes vollziehen. Der Autor betrieb dazu ethnografische Feldforschung in einer westdeutschen Großstadt. Aus Perspektive dreier salafistischer bzw. vormals salafistischer Akteure sowie weiterer Gesprächspartner:innen wurden die Entwicklungen eines kleinen, primär quietistisch-salafistischen Netzwerks rekonstruiert und in akteurszentrierten Fallstudien die Selbst- und Fremdverortungen der Gesprächspartner:innen in verschiedenen muslimischen und nicht-muslimischen Öffentlichkeiten analysiert.
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