Antisemitismus in und aus der Türkei
– Corry Guttstadt (Hrsg.), unter Mitarbeit von Sonja Galler –
Antisemitismus, so der Ausgangspunkt dieses Sammelbandes, sei auch in der Türkei ein weit verbreitetes Phänomen, etwa wenn Regierungspolitiker:innen antisemitische Verschwörungstheorien verbreiten oder beliebte Unterhaltungsserien im Fernsehen Antisemitismus in türkische Wohnzimmer tragen. Der Sammelband stellt historische und aktuelle Erscheinungsformen von Antisemitismus von der Spätphase des Osmanischen Reiches bis in die gegenwärtige Türkei vor. Er umfasst Perspektiven verschiedener Wissenschaftsdisziplinen ebenso wie Erfahrungsberichte von Aktivist:innen, die sich gegen Antisemitismus in der Türkei engagieren. Ein besonderes Augenmerk gilt zudem der Situation in der Bundesrepublik.
Das Buch ist gegen 5,00 Euro Schutzgebühr im Infoladen der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg erhältlich. Inhaltsverzeichnis und Einleitung kann man kostenlos auf Externer Link: ikw-hamburg.de herunterladen.
Cop und Che. Wie ein Tschetschene und ein Polizist zu TikTok-Stars wurden
– Edith Meinhart –
20 Millionen Mal wurden die Videos von „Cop und Che“ bisher angeklickt, und wöchentlich werden es mehr. Kaum ein Erwachsener kennt sie, aber für Jugendliche ist der 24-jährige Ahmad („Che“) aus Tschetschenien ein Star, seit er den Wiener Polizisten Uwe („Cop“) auf TikTok mit Fragen löchert. Dabei geht es um all die Fragen, die Jugendliche der Polizei schon immer stellen wollten: Es geht um Vorurteile und schlechte Erfahrungen mit den staatlichen Institutionen, um Gewalt und Kriminalität. Das Ziel: einander zuhören, einander verstehen, das gegenseitige Misstrauen nach und nach abbauen. Die Geschichte von Ahmad, der sich vor einigen Jahren fast dem „IS“ angeschlossen hätte, und dem Polizisten Uwe und ihre Erfahrungen mit dem TikTok-Projekt hat Edith Meinhart nun festgehalten.
Zum Buch (Softcover: 20,00 Euro) auf Externer Link: mandelbaum.at
Der Islam gehört (nicht) zu Deutschland. Islam und antimuslimischer Rassismus in Parteiensystem und Bundestag
– Imad Mustafa –
Die Studie des Soziologen und Islamwissenschaftlers Imad Mustafa widmet sich dezidiert dem Islam-Diskurs, der in den Parteien und im Bundestag geführt wird. Dazu hat Imad Mustafa stichprobenartig islambezogene Bundestagsdebatten aus den Jahren 2015, 2018 und 2021 sowie die Wahlprogramme der Parteien zu Bundes- und Landtagswahlen analysiert. In Auftrag gegeben wurde die Studie vom Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM), der 2020 vom damaligen Bundesinnenminister Horst Seehofer einberufen worden war. Vielfach, so Mustafa, seien die Debatten und Programme über „die Muslime“ und „den Islam“ von Stereotypen geprägt – wenn darüber gesprochen werde, dann geschehe dies zumeist problemorientiert. Auch eine grundsätzliche Verschärfung des Tons habe er über die Jahre feststellen können.
Zum Buch (Print: 39,00 Euro; E-Pub und PDF: kostenlos) auf Externer Link: transcript-verlag.de
Zur Buchbesprechung auf Externer Link: sueddeutsche.de
Die Hamas. Herrschaft über Gaza, Krieg gegen Israel
– Joseph Croitoru –
Wie sich die Muslimbruderschaft im Gazastreifen etabliert, wie aus ihr die Hamas erwächst und wie diese – vielfach mittels Gewalt – das Gebiet zusehends unter ihre Kontrolle bringt, davon erzählt dieser Band von Joseph Croitoru. Aber dort endet er nicht, denn Croitoru geht darin auch bereits auf das Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 ein und er skizziert die Folgen des Krieges, den Israel als Reaktion darauf im Gazastreifen führt. Er erläutert außerdem die unterschiedlichen Rollen, die die Hamas im Gazastreifen einnimmt: als Wohltätigkeitsorganisation, Regierungspartei und Terrorgruppe. Schließlich wagt er einen Ausblick und fragt, inwiefern es Israel tatsächlich möglich sein wird, die Hamas vollständig zu zerschlagen.
Zum Buch (Softcover: 18,00 Euro; E-Book: 12,99 Euro) auf Externer Link: chbeck.de
Vierundsiebzig
– Ronya Othmann –
Vierundsiebzig – so viele historisch verbürgte Massenmorde sind an den Jesid:innen begangen worden. Auf mehr als 500 Seiten erzählt Autorin und Journalistin Ronya Othmann die Geschichte der jesidischen Bevölkerung und der zahlreichen Völkermorde und beginnt dabei beim letzten: dem Genozid an den Jesid:innen im August 2014 in der irakischen Region Shingal durch den „Islamischen Staat“. Othmann berichtet davon, wie sie am Prozess gegen die „IS“-Unterstützerin Jennifer W. teilnimmt, sie geht auf historische Reisebeschreibungen über die Region ein und sie arbeitet sich an unterschiedlichen Genozid-Definitionen der Vereinten Nationen ab. „Auch wenn ‚Roman‘ auf dem Umschlag steht – ‚Vierundsiebzig‘ ist keiner, es gibt keine Spielfreiheit der Fiktion“, resümiert Wolfgang Schneider deshalb in seiner Buchkritik für den SWR. „‚Vierundsiebzig‘ ist Reportage, Essay, Reisebeschreibung.“
Zum Buch (Hardcover: 26,00 Euro; E-Book: 21,99 Euro) auf Externer Link: rowohlt.de
Zur Audio-Rezension auf Externer Link: swr.de
Der große Wunsch
– Sherko Fatah –
Fatahs Roman – unter anderem nominiert für den Deutschen Buchpreis 2023 – erzählt die Geschichte eines Vaters, der sich aufmacht ins türkisch-syrische Grenzgebiet, um seine Tochter nach Deutschland zurückzuholen. In Syrien will sie mutmaßlich einen französischen „Glaubenskrieger“ heiraten, den sie zuvor im Internet kennengelernt hat. Gemeinsam wollen sie sich den radikalen Islamisten des „Islamischen Staates“ anschließen. Auf knapp 400 Seiten entspinnt sich eine Vater-Tochter-Geschichte vor dem Hintergrund der Konflikte im Nahen Osten, die längst auch Europa erreicht haben. Wenngleich es sich um einen Roman handelt, so fallen einem doch auch Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit ein, in denen verzweifelte Eltern in die Region reisten, um ihre Kinder aus dem „Islamischen Saat“ zurückzuholen.
Zum Buch (Hardcover: 25,00 Euro; E-Book: 18,99 Euro) auf Externer Link: penguin.de
Zur Buchbesprechung auf Externer Link: qantara.de
V13
– Emmanuel Carrère –
V13, kurz für vendredi 13, also Freitag den 13. – so wurde der Prozess von Beobachter:innen bezeichnet, der im September 2021 in Paris begann. Der Prozess, der die islamistischen Anschläge vom 13. November 2015 in Paris aufrollt, ist zugleich für viele Menschen in Frankreich auch Traumabewältigung. In der Konzerthalle Bataclan, in mehreren Cafés und vor dem Stade de France wurden an diesem Tag 131 Menschen getötet. Emmanuel Carrère besuchte den Prozess über neun Monate lang Tag für Tag und schrieb wöchentlich eine Kolumne aus dem Gerichtssaal. Er berichtete über die Akteure, das Grauen, unverhoffte Menschlichkeit und die Maschine der Rechtsprechung. Sein Buch ist das Ergebnis dieser Beobachtungen.
Zum Buch (Hardcover: 25,00 Euro; E-Book: 18,99 Euro) auf Externer Link: matthes-seitz-berlin.de
American Mother
– Colum McCann mit Diane Foley –
„American Mother“ erzählt die Geschichte von Diane Foley, der Mutter von James Foley. Der Journalist James Foley war 2014 die erste „westliche“ Geisel, die vom „Islamischen Staat“ bzw. von den aus den Medien bekannten „ISIS Beatles“ öffentlichkeitswirksam hingerichtet wurde. Colum McCann hat die Geschichte von James, aber auch die seiner Familie aufgeschrieben – wie sie bereits während einer ersten Entführung 2011 in Libyen um den Sohn bangten, aus der er freikam, ehe er 2012 in Syrien erneut entführt und schließlich nach mehrjähriger Gefangenschaft ermordet wurde. McCann erzählt darin auch, wie James‘ Mutter auf einen der Peiniger ihres Sohnes, den Briten Alexanda Kotey, trifft, der sich in den USA vor Gericht für seine Taten verantworten muss.
Zum Buch (Softcover: 18,00 GBP; E-Pub/PDF: 14,00 GBP) auf Externer Link: bloomsbury.com