Angebote: Beratung, Pädagogische Maßnahmen, Intervention und Deradikalisierung
Local Streetwork Online/Offline ist ein Präventionsprojekt gegen religiös begründeten Extremismus/Islamismus vom Kinder- und Jugendhilfeträger AVP e. V. in Düsseldorf.
Sie finden uns auch auf Externer Link: Instagram und auf Externer Link: Spotify.
Beratung
Im Rahmen unserer Workshops, Exkursionen (für weitere Infos dazu siehe unten) und der klassischen Streetworkarbeit im öffentlichen Raum können Situationen entstehen, aus denen sich ein konkreter Beratungsbedarf ergibt.
Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund können nach häuslicher Gewalt, Diskriminierungserfahrungen, fehlendem Ausbildungs-/Arbeitsplatz, fehlender Orientierung durch gebrochene Biografien (Flucht-/Migrationshintergrund) und ähnlichen Gründen schneller eine Affinität zu religiösem Extremismus entwickeln. Akteure in extremistischen Milieus bieten den Betroffenen mit "Schwarz-Weiß-Denken" einfache, jedoch destruktive Lösungen an.
Unsere Streetworker/-innen gehen im Vergleich dazu adäquat auf den akuten Bedarf ein. Während des konventionellen Streetwork-Rundgangs an sogenannten Hotspots (Orte, wo sich die Zielgruppe frequentiert aufhält) bietet sich vor allem das unmittelbare Gespräch vor Ort an. Hier teilen Jugendliche relevante, persönliche Themen, die sie beschäftigen, mit uns und wir besprechen diese. Simultan entsteht auch eine Onlinean-Bindung, indem sie auf unsere Social Media-Kanäle aufmerksam gemacht werden. Außerdem können Jugendliche und junge Erwachsene im Raum Düsseldorf in unseren Räumlichkeiten nahe dem Hauptbahnhof oder in öffentlichen Einrichtungen an unseren Workshops partizipieren und mit unseren Streetworker/-innen auf diese Weise erneut ins vertiefte Gespräch kommen.
Die Beratungen leisten zudem perspektivische Begleitung in alltäglichen, aber auch konkreten Problemlagen im Leben junger Menschen. Gerade Jugendliche im Prozess der Sinnsuche haben oft hohen Gesprächsbedarf, jedoch vielleicht gar keine richtige Vorstellung darüber mit "wem" sie "wie" darüber reden können. Diese Barriere wird seitens unserer Streetworker/-innen abgebaut, sodass eine authentische Gesprächsatmosphäre geschaffen wird. Die Beziehungsarbeit findet sowohl in analoger Form als auch online über Social Media-Plattformen im Einzelchat statt.
Im Zuge der Bedarfsanalyse bieten wir auch Umfeldberatungen durch, das heißt die Familie, der Freundeskreis und das soziale Umfeld bekommt die Möglichkeit, von unseren Streetworker/-innen beraten, unterstützt und gegebenenfalls an Verweisstrukturen weitervermittelt zu werden.
Die Einzelberatungen können je nach Dynamik in Online-/Offline-Gruppenangebote münden, wo zum einen Jugendliche und junge Erwachsene untereinander in den Austausch treten können. Zum anderen können diese auch das Gespräch mit anderen über eigene Problemlagen erlernen und erleben. Dieser Prozess wird von unseren Streetworker/-innen pädagogisch begleitet. Die Möglichkeit des Einzelkontaktes bleibt immer bestehen. Das Gruppenangebot dient als zusätzliches Unterstützungstool.
Ansprechperson: Ahmet N. Cakilkum
Pädagogische Maßnahmen vor Ort
Wir bieten zwei verschiedene Möglichkeiten für pädagogische Maßnahmen vor Ort an.
Workshops
Unsere Workshops dienen dazu, junge Menschen zum Umgang mit Interkulturalität und Interreligiosität zu befähigen. Zudem klären wir mithilfe von politischer Bildungsarbeit über religiös begründeten Extremismus und seine Mechanismen auf und erarbeiten gemeinsam Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit dem Phänomenbereich. Jugendliche und junge Erwachsene bekommen einen Einblick in das Mindset und die Rekrutierungsstrategien der religiös-extremistischen Szene und erlernen den kritisch-reflexiven Umgang mit der szenetypischen Ideologie.
Dabei orientieren wir uns an der individuellen Bedarfslage von Institutionen, die mit Jugendlichen und jungen Menschen arbeiten, und passen unsere Angebote entsprechend an. Dazu sind unsere Workshops und die dazugehörigen Module in Form eines Baukastensystems konzipiert.
Der dialogische Ansatz in der Auseinandersetzung mit verschiedenen Religionen fördert das Verständnis von Diversität und einer Ambiguitätstoleranz, also eine konstruktive und positive Grundeinstellung gegenüber Unterschiedlichkeiten. Um Nachhaltigkeit zu erzielen und den Reflexionsprozess der Teilnehmenden pädagogisch begleiten zu können, sind unsere Workshops in Form von Reihen gegliedert und sollen über mehrere Sitzungen gehen (drei bis fünf Tage). Kürzere Workshops sind aber nach Absprache auch möglich. Dabei arbeiten wir eng mit den Fachkräften vor Ort zusammen.
Unsere Workshops sind in die folgenden zwei Module gegliedert:
Interkulturelle Kompetenz und Empowerment
Einblick in verschiedene Religionen und kritisch-reflexive Auseinandersetzung mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden
Selbstreflexion hinsichtlich der Begriffe Zugehörigkeit zu Religion, Ethnie und Kultur im gesellschaftlichen Kontext
Sensibilisierung bezüglich der Haltung gegenüber anderen Religionen, Ethnien und Kulturen
Aufklärung und Sensibilisierung über Kulturhybridität und Transkulturalität auf individueller und gesellschaftlicher Ebene
Konfliktbewältigungsstrategien im Kontext „Clash of Cultures“
Austausch über persönliche Erfahrungen und Bezug zu diesen Themenfeldern
Religiös begründeter Extremismus und Medienkompetenz
Entmystifizierung extremistischer Ideologien und ihrer Argumentationsmuster
Entkoppelung von Extremismus und Religion
Einblick in Radikalisierungsverläufe
Sensibilisierung und mögliche Erkennungsmerkmale für Radikalisierung
Erarbeitung von positiven Narrativen als Antwort auf Rassismus, Diskriminierung etc.
Vorstellung positiver Role-Models
Aktivierung und Stärkung von Medienkompetenz, insbesondere im Social Media-Bereich (Facebook, Instagram, YouTube, und Weitere)
Exkursionen
Um Pluralismus und Ambiguitätstoleranz erfahrbar zu machen, unternehmen wir mit jungen Menschen Exkursionen zu verschiedenen Orten, wo sie unterschiedliche Kulturen und auch Religionen hautnah kennenlernen und wichtige historische Ereignisse am Ort des Geschehens reflektieren können.
Es werden mehrere Gebetsstätten an verschiedenen Tagen besucht (vorrangig Kirchen, Synagogen und Moscheen). Darüber hinaus dienen die Exkursionen zur Stärkung des Vertrauensverhältnisses zu unseren Streetworker/-innen und die Besuche werden anschließend immer zusammen pädagogisch aufgearbeitet. In erster Linie werden dabei Jugendliche und junge Erwachsene im Rahmen unseres Beratungsangebots berücksichtigt. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit in Kooperation mit interessierten Institutionen die Exkursionen durchzuführen.
Intervention und Deradikalisierung
Wir bieten drei verschiedene Maßnahmen im Bereich "Intervention und Deradikalisierung" an.
Online-Streetwork
Unsere Online-Streetworker/-innen sind in islamistischen Gruppen auf verschiedenen Social Media-Plattformen aktiv, sie kommentieren Beiträge, geben Statements ab und hinterfragen demokratie- sowie menschenfeindliche Inhalte. Auffällige User/-innen werden individuell angesprochen, um eine persönliche Beziehung zu ihnen aufzubauen. Unser Team sensibilisiert so zu problematischen Inhalten. Einzelgespräche haben zudem das Ziel, die Reflexionsfähigkeit der Beteiligten zu verbessern, sodass sie für ihre Aussagen und Einstellungen Verantwortung tragen.
Unsere Online-Streetwork verfolgt zudem das Ziel die Offline-Arbeit zu unterstützen und fortzuführen. Teilnehmende unserer Offline-Angebote bekommen auf diese Weise die Gelegenheit, mit den Streetworker/-innen in direktem virtuellem Kontakt zu stehen, auch ohne persönlich an einen Treffpunkt erscheinen zu müssen. Zur Umsetzung dieses Angebots verfolgen wir drei Ansätze:
One to one
Die Streetworker/-innen stehen über soziale Netzwerke und Plattformen, wie Telegram, im direkten Einzelkontakt mit ihren Klient/-innen.
One to many
Themen, die in den Workshops oder Kleinprojekten aufgekommen sind, können in diesem Setting über Videokonferenzen vertieft werden. Dabei werden die Teilnehmenden von uns pädagogisch begleitet und die Gespräche werden moderiert. Auf diese Weise kann sich eine Gruppe bilden, die insbesondere isolierte, junge Menschen an ein soziales Netzwerk anbindet und sie empowert.
Many to many
Die Teilnehmenden können sich ohne Eingriff von außen miteinander austauschen. Unsere Streetworker/-innen stellen dafür einen Safe Space her. Auf diese Weise werden sie im respektvollen Umgang mit ihren Peers gestärkt und lernen mit verschiedenen Meinungen und Ansichten umzugehen und zu akzeptieren.
Online-Peers
Junge Düsseldorfer/-innen werden zu Online-Peers ausgebildet. In Workshops werden sie dazu befähigt, in einschlägigen Online-Communitys der Zielgruppe kritisch-reflektierte Gespräche zu initiieren und Meinungsvielfalt gemäß der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu fördern. Die Peers stellen für die Zielgruppe in den Online-Netzwerken zentrale Brücken zu einer offenen Gesellschaft sowie eine Alternative zu extremistischem Gedankengut dar.
Offline-Leben vor Ort
Unsere Streetworker/-innen suchen junge Menschen, die gefährdet für religiösen Extremismus sind, in Cafés, auf der Straße oder in Moscheen auf und stellen einen persönlichen Zugang her. Sie sprechen mit ihnen über Themen, die Auslöser für salafistische Radikalisierung sind, wie zum Beispiel Diskriminierung, Rassismus, familiäre Probleme, fehlender Ausbildungs- oder Arbeitsplatz und Weltpolitik.
Neben unseren Gesprächen führen wir Umfragen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu den genannten gesellschaftlich relevanten Themen durch. Wir fragen sie nach ihren Erfahrungen und bieten ihnen dabei Gelegenheit, ihre Gedanken, Emotionen und ihre Weltanschauung zu reflektieren. Einige dieser Erfahrungen veröffentlichen wir online in unserem Podcast auf Externer Link: Spotify.
Kontakt
Local Streetwork Online/Offline
40547 Düsseldorf
Postfach 29 03 22
Website: Externer Link: www.localstreetwork-onoff.de
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