Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Das KN:IX stellt sich vor | Infodienst Radikalisierungsprävention | bpb.de

Radikalisierungsprävention Islamismus Nach Berufsgruppen Schule & pädagogische Praxis Politische Bildung Jugendarbeit & Soziale Arbeit Wissenschaft & Forschung Sicherheitsbehörden & Justiz Verwaltung & Politik Beratung & Ausstieg Kinder- & Jugendhilfe Journalismus & Medien Hintergrund-Beiträge Grundlagen: Begriffe & Konzepte Islamismus, Salafismus, Dschihadismus Salafismus – was ist das überhaupt? "Politischer Islam" Die Begriffe Radikalisierung, Deradikalisierung und Extremismus Zum Konzept der Prävention Was ist antimuslimischer Rassismus? Debatte: Politische Bildung & Primärprävention Islamismus: Gruppierungen, Ideologie & Propaganda Zahlen zur islamistischen Szene in Deutschland Die salafistische Szene in Deutschland "Legalistischer Islamismus" als Herausforderung für die Prävention Die Hizb ut-Tahrir in Deutschland Die Furkan-Gemeinschaft Mädchen und Frauen im Salafismus Antisemitische Narrative in deutsch-islamistischen Milieus Antimuslimischer Rassismus als islamistisches Mobilisierungsthema Monitoring von islamistischen YouTube-Kanälen Salafistische Online-Propaganda Das Virus als Mittel zum Zweck Dschihadistinnen. Faszination Märtyrertod Gewalt als Gegenwehr? Ausdifferenzierung der islamistischen Szene in Deutschland LGBTIQ*-Feindlichkeit in islamistischen Social-Media-Beiträgen Gaming und islamisch begründeter Extremismus Radikalisierung: Gründe & Verlauf Radikalisierung – eine kritische Bestandsaufnahme Islamistische Radikalisierung bei Jugendlichen erkennen Psychosoziale Aspekte von Radikalität und Extremismus Interview mit Ex-Salafist Dominic Musa Schmitz Wie sich zwei Teenager radikalisierten Welche Rolle spielt Religion? Diskriminierung und Radikalisierung Erfahrungen von Rassismus als Radikalisierungsfaktor? Radikalisierung bei Geflüchteten Faktoren für die Hinwendung zum gewaltorientierten Islamismus Wer sind die "IS"-Unterstützer? Deutschsprachiger Islamkreis Hildesheim: Geschichte einer Radikalisierung Anzeichen von Radikalisierung Prävention & Politische Bildung Ansätze der Prävention mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen 20 Thesen zu guter Präventionspraxis Religion – eine Ressource in der Radikalisierungsprävention? Emotionen in der Präventionsarbeit Counter Narratives Gender-reflektierte Präventionsarbeit Die Bedeutung innermuslimischer Salafismuskritik für die Radikalisierungsprävention Rechtsextremismus und Islamismus - Was ist übertragbar? Phänomenübergreifende Jugendkulturarbeit Museen & Extremismusprävention Paradies – Hier, Jetzt, Später? Muslimische Jugendarbeit Muslimische Institutionen & Prävention Politische Bildung im Jugendstrafvollzug Politische Bildung in der Untersuchungshaft Prävention in Gefängnissen Jugendquartiersmanagement Interview: Polizei und Extremismusprävention in Mannheim Videos und soziale Medien: Prävention im Internet Online-Streetwork gegen Extremismus Aufsuchende Sozialarbeit in Social Media Online-Projekt: Fragen zum Glauben Phänomenübergreifende Radikalisierungsprävention Polizei NRW: Kontaktbeamte für muslimische Institutionen Beratung & Fallmanagement Interview: Die Rolle der Angehörigen in der Radikalisierungsprävention Der rechtliche Rahmen für die Präventionspraxis Datenschutz in der Präventionsarbeit Religionsfreiheit vs. Kindeswohlgefährdung Psychische Störungen im Zusammenhang mit Radikalisierung Beratung in Zeiten von Corona Risk Assessment im Phänomenbereich gewaltbereiter Extremismus BAMF: Prävention im Flüchtlingsbereich Mit Kommunaler Fachberatung zu einer nachhaltigen, lokal verankerten Radikalisierungsprävention Deradikalisierung & "IS"-Rückkehrende „Rückkehrer:innen radikalisierten sich meist in Gruppen" Pädagogische Ansätze zur Deradikalisierung Zur Rolle von Psychotherapie in der Ausstiegsbegleitung und Deradikalisierung Ausstiegsarbeit und Psychotherapie Distanzierung vom Salafismus Wie "ZiVI-Extremismus" Beratungsstellen für Deradikalisierung unterstützen kann Praxisbericht: Deradikalisierung im Strafvollzug Wie das BAMF den Umgang mit Rückkehrenden koordiniert Interview: Zurück aus dem "Kalifat" Rehabilitation von "IS"-Rückkehrerinnen und ihren Kindern Rückkehrende und Strafjustiz Rückkehrer und "Homegrown Terrorists" Pädagogische Ansätze zur Deradikalisierung Islamismus & Prävention in Schule & Jugendarbeit Diskutieren mit radikalisierten Schülerinnen und Schülern Globale Konflikte im Klassenzimmer Umgehen mit Kindern aus salafistisch geprägten Familien Kinder in salafistisch geprägten Familien Radikalisierung an Schulen früh erkennen FAQs zum Sprechen über Anschläge Mohammed-Karikaturen im Unterricht Schweigeminuten: Möglichkeiten & Fallstricke Salafismus als Herausforderung für die Offene Kinder- und Jugendarbeit Radikalisierungsprävention in der Schule Interview: Wie können Schulen reagieren? „Die Kids sind auf TikTok und wir dürfen sie dort nicht allein lassen" Akteure, Netzwerke & Internationales Serie: Islamismusprävention in Deutschland BAG religiös begründeter Extremismus Das KN:IX stellt sich vor Radicalisation Awareness Network RAN aus Praxis-Sicht Hass im Netz bekämpfen Bundesprogramm gegen Islamismus Soziale Arbeit und Sicherheitsbehörden Zusammenarbeit Beratungsstellen & Jugendhilfe Kommunale Radikalisierungsprävention Netzwerkarbeit vor Ort: Augsburg "Prevent", die Anti-Terrorismus-Strategie Großbritanniens Interview: Vilvoorde – vom "belgischen Aleppo" zum Vorbild Frankreich: Was hilft gegen Dschihadismus? Forschung & Evaluation Übersicht: Forschung zu Islamismus Übersicht: Evaluation von Präventionsprojekten modus|zad: Zwischen Forschung und Praxis Umfrage: Phänomenübergreifende Perspektiven gefordert, Islamismus weiterhin relevant Partizipative Evaluationen Evidenzbasierte Prävention (Neue) Evaluationskultur? Evaluation neu denken Das "Erwartungsdreieck Evaluation" Evaluation von Präventionspraxis Angemessene Evaluationsforschung Weitere Themen Das Sprechen über den Islam Gesetze und Plattformregeln gegen Online-Radikalisierung MasterClass: Präventionsfeld Islamismus Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz Türkischer Ultranationalismus als pädagogisches Arbeitsfeld Hintergrund-Beiträge chronologisch Schwerpunkt-Themen: Serien "Legalistischer" Islamismus Psychologie & Psychotherapie Antimuslimischer Rassismus Rechtlicher Rahmen Kooperation von Präventionsakteuren Umgang mit Anschlägen in der Schule Evaluationen Materialsammlungen Wie umgehen mit dem Nahostkonflikt? – Eine Übersicht für Schulen und Bildungseinrichtungen Handreichung: Schule und religiös begründeter Extremismus Handreichung: Umgang mit Anschlägen Pädagogische Materialien Sekundarstufe Grundschule Medien für den Unterricht Publikationen für die Schule Jugendbücher & Unterrichtsmaterialien von dtv Fachbeiträge für Schule und Pädagogik im Kontext Islamismus und Prävention Video & Audio Video: Dokumentationen, Filme & Erklärvideos Podcast-Serien und Radiobeiträge Veranstaltungen: Vorträge, Podiumsdiskussionen & Fachgespräche Islam & muslimisches Leben Bücher & Zeitschriften Fachbücher Sachbücher Biografien & Autobiografien Romane Fachzeitschriften Broschüren, Handreichungen & Online-Portale Service Newsletter: Abo & Archiv Newsletter-Archiv Datenbank: Beratung & Angebote vor Ort finden FAQ Infodienst-Publikationen Infodienst-Journal Aktuelle Termine Termin-Rückblick 2023 Termin-Rückblick 2022 Termin-Rückblick 2021 Termin-Rückblick 2020 Stellenangebote Über den Infodienst & Kontakt Verlinkung mit dem Infodienst

Das KN:IX stellt sich vor Vernetzung stärken – Kompetenzen und Expertise bündeln

Jamuna Oehlmann Redaktion Infodienst Radikalisierungsprävention

/ 9 Minuten zu lesen

Seit Beginn des Jahres 2020 gibt es das Kompetenznetzwerk "Islamistischer Extremismus", kurz KN:IX. Es wird gemeinsam mit anderen Kompetenznetzwerken und Kompetenzzentren im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!" gefördert. Im Interview spricht Netzwerk-Koordinatorin Jamuna Oehlmann über Ziele, Arbeitsweise, Erkenntnisse, Forderungen und Pläne des KN:IX.

Jamuna Oehlmann. (© Meike Kenn)

Termine, Stellen, News, Materialien, Videos & Hintergrund-InfosNewsletter zu Radikalisierung & Prävention abonnieren

Bleiben Sie auf dem Laufenden im Arbeitsfeld Radikalisierungsprävention! Termine, Stellen, News, Materialien, Videos & neue Hintergrund-Beiträge des Infodienst Radikalisierungsprävention – alle sechs Wochen per E-Mail.

Interner Link: → Zum Newsletter-Abonnement


Infodienst Radikalisierungsprävention: Was steckt hinter der Idee der Kompetenznetzwerke? Welchen Auftrag und welche Ziele hat das KN:IX?

Jamuna Oehlmann: Die Kompetenznetzwerke im Rahmen von "Demokratie leben!" haben die Aufgabe, die Vernetzung der Akteure im Feld zu stärken, die Kompetenzen zu bündeln und die fachliche Expertise zusammenzubringen und weiterzuentwickeln. Sie sollen das Wissen und die Kompetenzen auch einem weiteren Radius von Akteuren zugänglich machen. Sie sind außerdem Ansprechpartner für die Modellprojekte im jeweiligen Themenfeld – das KN:IX also für das Themenfeld islamistischer Extremismus.

Wer sind die Träger des KN:IX und wie ist die Zusammenarbeit organisiert?

Die drei Netzwerkpartner von KN:IX sind die Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus (BAG RelEx), und die beiden überregional tätigen Träger ufuq.de und Violence Prevention Network (VPN).

In der BAG RelEx haben sich 33 zivilgesellschaftliche Akteure zusammengeschlossen, die in der Prävention und Deradikalisierung im Feld des religiös begründeten Extremismus tätig sind. Die Geschäftsstelle der BAG RelEx übernimmt die Koordination von KN:IX und die Repräsentation nach außen, auch das Projektcontrolling und die Vernetzung mit der Zivilgesellschaft.

Ufuq.de ist überregional im Bereich universelle Prävention tätig und hat im Netzwerk die Aufgabe, dieses Themenfeld abzudecken. Der Schwerpunkt von VPN im KN:IX liegt auf der tertiären Prävention. Wir entwickeln Ziele und Planungen gemeinsam und stimmen unsere Maßnahmen eng miteinander ab.

Mit welchen Mitteln wollen Sie Ihre Ziele erreichen?

Wir haben die Ziele des KN:IX in drei Säulen unterteilt: Die erste Säule ist das Bedarfs- und Trendmonitoring. Hier versuchen wir, Bedarfe und Trends im Themenfeld zu erfassen. Das tun wir mittels eines jährlichen Online-Surveys und mit Fokusgruppen-Interviews mit Expertinnen und Experten, um ein Gespür dafür zu bekommen, welche Bedarfe Akteure haben, die in dem Themenfeld arbeiten, mit welchen Schwierigkeiten sie vielleicht auch zu tun haben und welche Trends neu aufkommen. Dabei befragen wir nicht nur zivilgesellschaftliche Akteure aus unserem engeren Umfeld, sondern auch öffentliche Einrichtungen, Vertreterinnen und Vertreter von Regelstrukturen der Kinder- und Jugendhilfe, Schulen, Sicherheitsbehörden, Strafvollzug, Landesdemokratiezentren usw.

Im Rahmen der zweiten Säule sollen Inhalte und Methoden weiterentwickelt, die Kombination von Maßnahmen angeregt und für Akteure ein Rahmen geschaffen werden, um neue Formate zu entwickeln. Hier wird auch analysiert, wo vielleicht noch Lücken in der Landschaft bestehen, die zu schließen sind.

In der dritten Säule "Wissenstransfer" soll das Wissen, das wir so generiert haben, einem breiteren Akteurskreis, sozusagen einem erweiterten Netzwerk zur Verfügung gestellt werden. Dazu gehören zum Beispiel auch die eben genannten öffentlichen Einrichtungen und Regelstrukturen.

Wir als KN:IX verstehen uns als dienstleistende Struktur, um die Expertise, die bei Akteuren im Themenfeld vorhanden ist, sichtbar zu machen und insgesamt die Arbeit voranzutreiben. Dabei geht es uns nicht darum, herauszustellen, welche Methoden jetzt "der richtige Weg" sein mögen, sondern darum, die Vielfalt der Akteurslandschaft sichtbar zu machen.

An welche Zielgruppen richtet sich das KN:IX? Über welche Wege und Formate erreichen Sie diese Zielgruppen?

Neben den Vereinen, Beratungsstellen und anderen zivilgesellschaftlichen Trägern, die der BAG RelEx angehören, richten sich die Angebote von KN:IX an einen erweiterten Kreis von Akteuren. Dazu gehören die Projektträger im "Demokratie leben!"-Netzwerk und auch andere Kompetenzzentren oder -netzwerke, wenn es zum Beispiel um phänomenübergreifende Ansätze geht oder um Wechselwirkungen zwischen den Phänomenbereichen.

KN:IX richtet sich auch an andere zivilgesellschaftliche Träger, die sich in dem Themenfeld engagieren, sowie explizit an Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe und Bedienstete im Strafvollzug. Die Fachveranstaltungen und Maßnahmen richten sich auch an Haupt- und Ehrenamtliche im Arbeitsfeld der politischen Bildung, an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und Mitarbeitende der Sicherheitsbehörden.

Inwiefern unterscheiden sich die Aufgaben und Zielsetzungen des KN:IX und der BAG RelEx?

Die BAG RelEx ist ein Dachverband zivilgesellschaftlicher Organisationen und vertritt diese mit starker Stimme, zum Beispiel auch im Gespräch mit Politikerinnen und Politikern. Wir vertreten also die Interessen der 33 Mitgliedsorganisationen. Die BAG-Mitglieder tauschen sich intern miteinander zu verschiedenen Themen aus, zum Beispiel in Netzwerktreffen. Wir haben gemeinsame Qualitätsstandards für den Arbeitsbereich der zivilgesellschaftlichen Organisationen entwickelt, arbeiten gemeinsam an Methoden und Inhalten weiter.

KN:IX ist sozusagen ein Projekt von BAG RelEx, ufuq.de und VPN, es handelt sich nicht um einen neuen Verein. Als Kompetenznetzwerk will KN:IX einen Rahmen bieten und Dienstleister sein. Wir wollen Bedarfe erkennen, Wissenstransfer leisten und dies für einen größeren Adressatenkreis sichtbar machen.

Weil wir als BAG RelEx Teil von KN:IX sind, gibt es natürlich Überschneidungen. Die Arbeit der BAG ist Teil der Arbeit von KN:IX, ebenso wie die Arbeit von ufuq.de oder VPN. Die BAG RelEx setzt zum einen – ebenso wie VPN und ufuq.de – eigenverantwortlich Maßnahmen und Projekte um, die im Rahmen der KN:IX-Förderung finanziert werden. Zum anderen gibt es explizite KN:IX-Maßnahmen wie Fachtage oder den jährlichen Report, über die die drei Netzwerkpartner sich intensiv abstimmen.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren, mit den "Demokratie leben!"-Modellprojekten und den anderen Kompetenznetzwerken aus?

Wir arbeiten mit den sechs Externer Link: Modellprojekten im Themenfeld Prävention von islamistischem Extremismus zusammen sowie mit zwei phänomenübergreifenden Projekten. Wir tauschen uns im kleinen geschützten Rahmen aus und entwickeln gemeinsam Ideen für die Zusammenarbeit. Wir können die Projekte zum Beispiel dabei unterstützen, sichtbarer zu werden. Mit zivilgesellschaftlichen Akteuren sind wir ohnehin immer im Austausch über verschiedene Formate.

Wir sind auch mit Akteuren und Mitgliedern anderer Themenfelder und Kompetenznetzwerke im Gespräch, zum Beispiel im Bereich Rechtsextremismus, Islam- und Muslimfeindlichkeit oder Antisemitismus. Einige Mitgliedsorganisationen der BAG RelEx sind auch in anderen Kompetenznetzwerken vertreten, hier findet also ganz natürlich Austausch statt. Im Anschluss an Konferenzen mit Projektträgern im Rahmen von "Demokratie leben!" entstanden zum Beispiel schon mehrere Online-Meetings mit verschiedenen Trägern, ohne Tagesordnung, zum informellen persönlichen Austausch zum Beispiel über Online-Tools und Methoden.

Bisher sind noch keine übergreifenden gemeinsamen Maßnahmen geplant, aber ich kann mir vorstellen, dass in Zukunft noch etwas entsteht. Denn natürlich gibt es viele inhaltliche Überschneidungen und Gemeinsamkeiten. Die Themen lassen sich häufig nicht so klar abtrennen oder zuordnen. Für Antisemitismus oder Homosexuellen- und Transfeindlichkeit gibt es zwar eigene Kompetenznetzwerke, aber die Themen beschäftigen auch uns in unserer Arbeit zur Prävention von Islamismus. Wir greifen dann auch gern auf die Expertise anderer Netzwerke zurück.

Welche Vorhaben und Projekte hat das KN:IX 2020 umgesetzt?

Im Vordergrund stand in diesem ersten Jahr, die Zusammenarbeit in unserem Netzwerk zu konsolidieren und unsere Ziele "festzuzurren". Wir treffen uns in monatlichen Steuerungsrunden mit den drei Partnern und es gab eine erste Sitzung unseres Beirats.

Das größte Projekt war unser Trend-Survey im Juni, eine Online-Umfrage, bei der von 180 angeschriebenen Akteuren immerhin über 80 mitgemacht haben. So haben wir Bedarfe und Trends erfragt. Die Ergebnisse haben wir in einem Report zusammengestellt, der im Februar 2021 veröffentlicht wurde (zum Externer Link: Download des Reports auf www.kn-ix.de).

Es gab außerdem bereits einige inhaltliche Maßnahmen, so hat die BAG RelEx im Rahmen von KN:IX einen Fachtag mit dem Titel "Radikalisierungsfaktor soziale Ungleichheit?" durchgeführt und zusätzlich die Fachzeitschrift Ligante zum gleichen Thema veröffentlicht. Wir haben auch eine Evaluation unserer Arbeit im KN:IX durch einen externen Partner auf den Weg gebracht. Ich kann sagen, dass wir trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie unsere Ziele in diesem ersten Jahr erreicht haben.

Welche Trends in der Islamismusprävention haben Sie 2020 identifiziert und welche Herausforderungen sehen Sie für 2021?

Es wurde bei unserer Umfrage deutlich, dass sowohl salafistische Gruppierungen als auch die Hizb ut-Tahrir oder türkische Nationalisten weiterhin relevant sein werden, die sind an unterschiedlichen Orten in Deutschland sehr aktiv.

Auch Verschwörungsmythen und die Ansprache von Jugendlichen durch verschiedene islamistische Gruppierungen beschäftigen die Präventionsakteure, diese haben sich durch die Pandemie offensichtlich noch verstärkt. Einige Gruppierungen, zum Beispiel Hizb ut-Tahrir-nahe Organisationen wie Generation Islam oder Realität Islam sind digital sehr gut aufgestellt und wissen globale Themen geschickt mit ihren Botschaften zu verknüpfen. Auch die Rolle und der Einfluss politischer und medialer Diskurse auf Jugendliche beschäftigt uns.

Wichtig ist den zivilgesellschaftlichen Akteuren außerdem die Frage nach der Rollenklärung und dem Austausch mit Sicherheitsbehörden.

Bei der Unterscheidung von politischer Bildung und Präventionsarbeit möchten wir weiter im Diskurs bleiben. Auch Fragen nach der "Versicherheitlichung" im Themenfeld sind weiter aktuell.

Weiterhin benennen viele Träger das Thema Diskriminierungserfahrungen und antimuslimischer Rassismus im Zusammenhang mit islamistischem Extremismus als sehr relevant für ihre Arbeit.

Was brauchen die Präventionsakteure in Deutschland, um gute Arbeit leisten zu können? Woran fehlt es noch?

Es sind eigentlich die Dauerbrenner, mit denen wir uns seit der Gründung der BAG RelEx auseinandersetzen: Wir wünschen uns eine Verstetigung und langfristige Planbarkeit der Arbeit. Die Mitarbeitenden müssten mit langfristigen Arbeitsverträgen abgesichert werden. Die Sorge vieler Träger ist, dass man das gute Personal nicht halten kann, weil ihnen aufgrund der Projektförderungen häufig nur Jahresverträge angeboten werden können.

Viele wünschen sich außerdem mehr Vertrauen in die Expertise und Ansätze der Präventionsarbeit der zivilgesellschaftlichen Träger, zum Beispiel durch Akteure der Sicherheitsbehörden. Es besteht der Wunsch nach mehr Austausch mit den Sicherheitsbehörden und nach Klärung der Rollen, nach Gesprächen auf Augenhöhe zum Beispiel über das Verständnis für die jeweiligen Aufgabenbereiche und die Grenzen der eigenen Arbeit. Diese könnten die Zusammenarbeit verbessern.

Hatten die islamistischen Terroranschläge in Europa im Herbst 2020 einen Einfluss auf die aktuelle beziehungsweise zukünftige Präventionsarbeit?

Auf die alltägliche Arbeit im KN:IX und der Koordination der BAG RelEx hatten die Anschläge keinen sehr großen Einfluss. Es war allerdings leider mal wieder ein Signal dafür, dass unsere Arbeit essenziell ist und dass von islamistischem Extremismus dauerhaft eine Gefahr ausgeht, auch wenn die Zahlen in den letzten Jahren runtergegangen sind und die mediale Aufmerksamkeit nicht mehr so da war.

Die zivilgesellschaftlichen Akteure in dem Feld machen ihre Arbeit dauerhaft gut. Man merkt natürlich anhand solcher Anschläge wieder, dass wir leider islamistischen Akteuren immer ein paar Schritte hinterher sind. Klar ist auch, dass in Einzelfällen die Ansätze überprüft werden und dass wir schauen müssen, was verändert sich gerade – wie verändert sich die Szene? Was hätte man besser machen können, was können wir für die Zukunft verbessern?

Welchen Einfluss hat die Corona-Pandemie auf die derzeitige Präventionsarbeit? Wird sie das Arbeiten in der Praxis verändern?

Das große Thema Digitalisierung hat auch unsere Mitgliedsorganisationen und andere Träger der Präventionsarbeit sehr beschäftigt und viele haben es sehr gut hinbekommen, ihre Arbeit und Maßnahmen digital umzusetzen. Davon wird auch vieles bleiben, zum Beispiel, dass man Meetings und Gespräche häufiger über Online-Videokonferenzen macht. Für die Beratungsarbeit ist der persönliche Kontakt aber sehr wichtig. Beratungen fanden zum Teil weiterhin unter Hygienevorkehrungen face-to-face statt, es gab aber auch Umstellungen auf Online- und telefonische Beratungen.

Die Menschen, die im Themenfeld arbeiten, haben die gleichen Schwierigkeiten, wie alle, die im Homeoffice arbeiten und zum Beispiel gleichzeitig Kinder betreuen müssen. In Projekten mit befristeten Verträgen steht man vielleicht nochmal mehr unter Druck, die gleiche Arbeit unter erschwerten Bedingungen leisten zu sollen. Was natürlich nicht ohne weiteres so geht.

Für die Präventionsprojekte ist das Thema Erreichen der Zielgruppen das Dauerbrenner-Thema 2020 und dies setzt sich nun 2021 fort. An den Schulen werden zum Beispiel Präventionsangebote weniger angefragt, weil sie mit anderen Herausforderungen zu tun haben.

Was die Zielgruppen unserer Arbeit betrifft, bereitet es uns Sorge, dass die Jugendlichen während der Lockdowns nicht in die Schulen gehen und dass damit auch eine gewisse Kontrollinstanz wegfällt. Ich denke dabei an Familien, wo Gewalt herrscht, dort fehlt nun der Zugang, damit man Unterstützung leisten kann. Auch beim Thema soziale Ungleichheit hat Corona gezeigt, dass es für Familien, die weniger Zugang zu Bildung haben, besonders schwierig ist. Das wird unsere Arbeit wahrscheinlich auch künftig beeinflussen.

Welche Aktivitäten planen Sie für 2021?

Aus den Ergebnissen unserer Umfrage haben wir einige Themen herausgegriffen, mit denen wir uns 2021 beschäftigen möchten. Dazu gehört der sogenannte Interner Link: Legalistische Islamismus, die Themen Interner Link: Psychologie der Radikalisierung, Interner Link: Antimuslimischer Rassismus, die Zielgruppenerreichung und vieles mehr. Wir möchten versuchen, Lücken, die wir feststellen konnten, zu bedienen. Wir hoffen natürlich inständig, dass wir irgendwann wieder in Präsenz Veranstaltungen durchführen können, um auch wieder in persönlichen Kontakt mit den Akteuren im Themenfeld zu kommen. Wir planen Fachveranstaltungen, zum Beispiel zum Thema Antimuslimischer Rassismus, außerdem Publikationen, Handreichungen und Fortbildungen.

Das Gespräch führte die Infodienst-Redakteurin Katharina Reinhold am 2. Februar 2021.

Weitere Informationen finden Sie auf der Externer Link: Website von KN:IX.

Infodienst RadikalisierungspräventionMehr Infos zu Radikalisierung, Prävention & Islamismus

Das Online-Portal Infodienst Radikalisierungsprävention der bpb bietet Hintergrundwissen, pädagogische Materialien, einen Newsletter und eine Übersicht mit Beratungsangeboten.

Interner Link: → Zur Infodienst-Startseite

Weitere Inhalte

Infodienst Radikalisierungsprävention

Akteure, Netzwerke & Internationales

Wie ist die Islamismusprävention in Deutschland organisiert? Wer sind die wichtigsten Akteure? Was passiert auf kommunaler Ebene? Welche Ansätze gibt es im Ausland?

Infodienst Radikalisierungsprävention

Radikalisierungsprävention

Der "Infodienst Radikalisierungsprävention – Herausforderung Islamismus" behandelt die Themen Islamismus, Prävention und (De-)Radikalisierung: mit Hintergrundinfos, Materialien, Terminen & Newsletter

Infodienst Radikalisierungsprävention

BAG religiös begründeter Extremismus

Vernetzung und Austausch, Entwicklung von Qualitätsstandards und Interessenvertretung der zivilgesellschaftlichen Träger sind die Ziele der Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus.

Infodienst Radikalisierungsprävention

Zusammenarbeit Beratungsstellen & Jugendhilfe

Ein Modellprojekt möchte die Zusammenarbeit zwischen Beratungsstellen und Kinder- und Jugendhilfe stärken. Ein Gespräch über die zentralen Herausforderungen für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe.

Infodienst Radikalisierungsprävention

Newsletter Radikalisierung & Prävention

Newsletter des Infodienst Radikalisierungsprävention: Alle sechs Wochen Hintergrundinfos, aktuelle News, Termine, Stellenangebote & Materialien

Radikalisierungsprävention Islamismus

Islamismusprävention in Deutschland

Der Infodienst stellt die wichtigsten Akteure der Islamismusprävention in Bund und Ländern vor und beschreibt die Organisation der Zusammenarbeit vor Ort.

Jamuna Oehlmann ist Co-Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus e.V. (BAG RelEx), Projektleiterin des Kompetenznetzwerks „Islamistischer Extremismus“ (KN:IX) und seit kurzem Teil der Taskforce Islamismusprävention des BMI.

Mit einem akademischen Hintergrund in Asienwissenschaften sowie Internationale Beziehungen und Diplomatie hat sie sich bereits früh auf internationale Sicherheitsfragen und Islamistischen Terrorismus spezialisiert. Zu ihren Kernkompetenzen gehören die Prävention von Islamistischem Extremismus und die Demokratieförderung in Deutschland sowie die Analyse der globalen Entwicklungen, die Radikalisierungsprozesse beeinflussen. In ihrer Arbeit engagiert sie sich insbesondere für die Vernetzung der zivilgesellschaftlichen Akteure und die Weiterentwicklung der Prävention von islamistischem Extremismus.