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Dieser Beitrag ist Teil der Interner Link: Infodienst-Serie "Islamismusprävention in Deutschland".
1. Gibt es eine landeseigene Präventionsstrategie im Bereich Islamismus?
Bereits 2015 dachte die rot-grüne Regierung unter Bürgermeister und Präsident des Senats Jens Böhrnsen über die Entwicklung eines sogenannten Ressortübergreifenden Präventionskonzepts gegen religiös begründeten Extremismus und Islamfeindlichkeit nach. Sie sprach auch mit muslimischen Dachverbänden darüber, vor allem SCHURA, DITIB und VIKZ. Nach der Bürgerschaftswahl im gleichen Jahr nahmen die Koalitionspartner SPD und Bündnis 90 / Die Grünen die Umsetzung eines solchen Präventionskonzepts in ihre Koalitionsvereinbarung auf. Auch ein Senatsbeschluss Anfang 2016 betonte "die Notwendigkeit, das ressortübergreifende Präventionskonzept gegen religiös begründeten Extremismus und Islamfeindlichkeit umzusetzen." Eine überarbeitete Version dieses als Gesamtstrategie zu verstehenden Präventionskonzepts befindet sich in der neuen Legislaturperiode in der finalen Abstimmung (Stand: Februar 2020).
Kern des Konzepts ist es, Leitlinien für die ressortübergreifende Zusammenarbeit abzustimmen. Folgende Stellen innerhalb des Senats befassen sich mit Prävention im Bereich Islamismus / Salafismus:
Unter dem Senator für Inneres wurde 2018 das Kompetenzzentrum für Deradikalisierung und Extremismusprävention (KODEX) eingerichtet. Diesem soll eine zentrale und koordinierende Funktion zukommen.
Im Bereich der Arbeit an gewaltbereiten und stark radikalisierten Personen soll durch KODEX die notwendige Kooperation des Präventionsnetzwerks mit den Sicherheitsbehörden geregelt werden.
Bei der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport setzt das Demokratiezentrum Land Bremen das Bundesprogramm Demokratie leben! um. Es wurde im Februar 2016 um die Koordinierungsstelle Islamistischer Extremismus und Muslimfeindlichkeit erweitert, die die präventiven Angebote initiiert und vernetzt sowie Fachkräfte in diesen Themenfeldern unterstützt und qualifiziert.
Die Senatorin für Justiz und Verfassung kofinanziert das Demokratie leben!-Modellprojekt Legato Bremen zur Präventionsarbeit im Strafvollzug. Es beinhaltet sowohl die Weiterbildung von JVA-Mitarbeitenden als auch Prävention bei den Inhaftierten.
Unter der Senatorin für Kinder und Bildung übernimmt der Jugendmigrationsdienst (JMD) unter der Trägerschaft der AWO Bremen im Rahmen des Projekts der Respekt Coaches primäre Prävention.
Das Landesinstitut für Schule Bremen bietet mit dem Kompetenzzentrum für Interkulturalität in der Schule (Kom.In) Fortbildungs- und Beratungsangebote für schulische Akteure im Themenbereich der Radikalisierungsprävention an.
Die Infografik als Interner Link: PDF zum Herunterladen.
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2. Wie ist die Präventionsarbeit organisiert?
Im April 2017 gründete sich eine Arbeitsgruppe, um das Ressortübergreifende Präventionskonzept gegen religiös begründeten Extremismus und Islamfeindlichkeit zu überprüfen und zu aktualisieren. Diese Arbeitsgruppe setzt sich zusammen aus
dem Senator für Inneres (Leitung),
der Senatorin für Justiz und Verfassung,
der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport,
der Senatorin für Kinder und Bildung,
der Polizei Bremen,
der Ortspolizeibehörde Bremerhaven,
dem Landesamt für Verfassungsschutz,
dem Landesinstitut für Schule sowie
den Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentren (ReBUZ) Bremen.
Das überarbeitete Konzept befindet sich in der finalen Abstimmung der Senatsressorts (Stand: Februar 2020).
Die Institutionen innerhalb des Bremischen Senats, die sich mit Prävention im Bereich Islamismus / Salafismus auseinandersetzen, werden im Folgenden vorgestellt.
2.1 Kompetenzzentrum für Deradikalisierung und Extremismusprävention (KODEX)
Im Herbst 2018 nahm das Kompetenzzentrum für Deradikalisierung und Extremismusprävention (KODEX) seine Arbeit auf, mit zwei Vollzeitstellen, bestehend aus einer koordinierenden Geschäftsführung und einer wissenschaftlichen Forschungsstelle. KODEX ist dem Senator für Inneres unterstellt und wird aus dem Konzept Sichere und Saubere Stadt finanziert.
KODEX soll die zentrale Ansprechstelle des landesweiten Präventionsnetzwerks gegen (islamistischen) Extremismus sein – sowohl für die Netzwerkpartner als auch für Ratsuchende und Interessierte. Das Zentrum soll die strategische Ausrichtung der ressortübergreifenden Präventionsarbeit sowie die anforderungs- und bedarfsorientierte Weiterentwicklung des Konzepts koordinieren. Außerdem ist KODEX verantwortlich für Maßnahmen der Deradikalisierungsarbeit und Ausstiegsberatung im Bereich der tertiären Prävention. Mit der Umsetzung dieser Arbeit wurde die unabhängige systemische Beratungsstelle Legato Disengagement in Trägerschaft des Vereins Ambulante Maßnahmen Altona e. V. betraut. Zudem fungiert KODEX als Landeskoordinierungsstelle im Austausch mit Bundesstrukturen und vergleichbaren Stellen der anderen Bundesländer.
2.2 Demokratiezentrum Land Bremen: Koordinierungsstelle Islamistischer Extremismus und Muslimfeindlichkeit
Das Demokratiezentrum Land Bremen im Senatsressort für Soziales, Jugend, Integration und Sport ist für die Umsetzung des Bundesprogramms Demokratie leben! des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zuständig. Es setzt sich aus zwei Koordinierungsstellen zu den Themengebieten "Islamistischer Extremismus und Muslimfeindlichkeit" sowie "Rechtsextremismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" und der Projektleitung zusammen.
Das Demokratiezentrum begleitet die Fach- und Beratungsstelle kitab des Trägers Verein zur Förderung akzeptierender Jugendarbeit e. V. (VAJA) fachlich bei der Projektumsetzung. Es organisiert bedarfsorientierte Angebote, vernetzt die im Themenfeld engagierten Akteure und koordiniert das Netzwerk Demokratieförderung und religiös begründeter Extremismus, das sich an Fachkräfte der pädagogischen Arbeit im Themenfeld richtet. Die Veranstaltung von Fachtagungen und die Durchführung von Qualifizierungsangeboten sind weitere Arbeitsschwerpunkte. Die Angebote des Demokratiezentrums wenden sich sowohl an Betroffene und Ratsuchende als auch an Fachkräfte und die interessierte Öffentlichkeit.
2.3 Landesinstitut für Schule: Kompetenzzentrum für Interkulturalität in der Schule
Das Kompetenzzentrum für Interkulturalität in der Schule des Landesinstituts für Schule Bremen bietet mit "The Kids are alright" eine Fortbildungsmaßnahme für pädagogische Fachkräfte an. Der schulinterne Workshop behandelt die Themen Islam, Islamfeindlichkeit und Islamismus. Der Workshop, der Hintergrundinformationen und Verhaltensvorschläge vermitteln soll, beruht auf Materialien des Bildungsträgers Ufuq e. V.
2.4 Senatorin für Justiz und Verfassung: Kooperation und Vernetzung
Die Abteilung 4 der Senatorin für Justiz und Verfassung verantwortet die länderübergreifende und internationale Zusammenarbeit der Freien Hansestadt Bremen mit den Justizverwaltungen anderer Bundesländer, mit den Bundesministerien, im Rahmen europäischer Netzwerke und mit internationalen Partnerorganisationen in Fragen des Justizvollzugs. Hierzu gehört auch die internationale, nationale und regionale Zusammenarbeit bei der Qualifizierung des Vollzugspersonals oder bei Maßnahmen zur Extremismusbekämpfung im Justizvollzug.
Das Bundesland Bremen ist in diversen internationalen Projekten (Europäische Union, Europarat, Vereinte Nationen, OSZE) zum Thema "Gewaltbereiter Extremismus" engagiert. Hierbei werden insbesondere die Ausbildung und Erkenntnisgewinnung zum Phänomenbereich Islamismus von Mitarbeitenden im Strafvollzug gefördert. Im Bundesland Bremen wurden Mitarbeitende des Allgemeinen Justizvollzugsdienstes durch den Europarat (CoE) zudem als Mentoren und Mentorinnen im Bereich Islamismus ausgebildet.
Den Vorsitz der Arbeitsgruppe Prison and Probation (Gefängnis und Bewährung) des Radicalisation Awareness Network (RAN) der Europäischen Union (EU) hat ein Bremer Mitarbeiter inne, so wird der transnationale Erfahrungsaustausch gewährleistet. Die Sozialen Dienste der Justiz sind seit 2019 Mitglied in der Europäischen Konföderation der Bewährungshilfe (CEP), dies ermöglicht den Mitarbeitenden einen unmittelbaren Zugang zu europäischen Schwerpunktveranstaltungen und schriftlichen Ressourcen zum Thema Islamismus.
2.5 Landesamt für Verfassungsschutz Bremen
Auch das Landesamt für Verfassungsschutz Bremen (LfV) bietet, im Rahmen seiner Öffentlichkeitsarbeit, Vortragsveranstaltungen zu dem Thema Islamismus / Salafismus für Polizei, Justizvollzugsanstalten, Schulen oder auch bei Trägern der Flüchtlingshilfe an. Noch 2018 sah Innensenator Mäurer das LfV dabei als "ersten Ansprechpartner, wenn es darum geht, über das Phänomen der extremistischen Radikalisierung und mögliche Präventionsmaßnahmen aufzuklären". Dabei handelt es sich um eine weitgefasste Primärprävention beziehungsweise um die Fortbildung von Multiplikatoren. Fortbildungen des LfV werden teilweise in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle kitab durchgeführt.
2.6 Landeskriminalamt
Die Polizei Bremen hat beim Landeskriminalamt eine Stelle für die Themenbereiche Extremismusprävention und Deradikalisierung geschaffen und besetzt. Hauptaufgabe des wissenschaftlichen Mitarbeiters ist es, die Polizei Bremen mit anderen Präventionsakteuren zu vernetzen sowie Mitarbeitende fortzubilden und Konzepte zu entwickeln. Zusätzlich hierzu fördert der Integrationsbeauftragte der Polizei Bremen den interkulturellen Austausch zwischen verschiedenen ethnischen und religiösen Gemeinschaften und setzt sich gemeinsam mit ihnen für Toleranz, Akzeptanz sowie Wertepluralität ein.
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3. Welche Rolle spielen die Akteure der Bundesebene in Bremen?
3.1 Arbeitsgruppen der Bundesländer
Die Behörden und besonders die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern stimmen sich bereits seit 2009 in der Arbeitsgruppe Deradikalisierung des Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrums (GTAZ) über islamistischen Extremismus ab. Des Weiteren existieren verschiedene Bund-Länder-Arbeitsgruppen im Rahmen der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder (IMK).
3.2 Kooperationsnetzwerk der Beratungsstelle Radikalisierung des BAMF
Auch das Kooperationsnetzwerk der Beratungsstelle Radikalisierung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) dient als Plattform für den Austausch zwischen Bund und Ländern. KODEX nimmt regelmäßig an den Sitzungen des Kooperationsnetzwerks teil und übernimmt damit weitestgehend die Funktionen der Landeskoordinierungsstelle für den Austausch zwischen Bund und Ländern, wobei für die aktive Fallarbeit in Fällen ohne Sicherheitsrelevanz weiterhin die Beratungsstelle kitab der erste Ansprechpartner für die Beratungsstelle Radikalisierung des BAMF ist. Für die Arbeit mit gewaltbereiten und stark radikalisierten Personen wird über KODEX die unabhängige Beratungsstelle Legato Disengagement eingebunden.
3.3 BMFSFJ: Bundesprogramm Demokratie leben!
Über das Bundesprogramm Demokratie leben! des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) kofinanziert der Bund einen Teil der Präventionsarbeit auf den Ebenen der Länder und Kommunen.
Im Rahmen von Demokratie leben! werden in Bremen drei Partnerschaften für Demokratie gefördert. Diese fördern Aktiv
itäten für Demokratie und Vielfalt auf lokaler Ebene. Für konkrete Einzelmaßnahmen und Projekte, die sich diesem Ziel widmen, stehen Gelder in einem Aktions- und Initiativfonds sowie einem Jugendfonds zur Verfügung.
In jedem Bundesland unterstützen Landes-Demokratiezentren die Weiterentwicklung von Konzepten und Strategien zur Förderung von Demokratie und Vielfalt. Sie sorgen für eine Vernetzung der lokalen Aktivitäten – insbesondere der Partnerschaften für Demokratie. In Bremen heißt es Demokratiezentrum Land Bremen und ist beim Referat 22 Kinder- und Jugendförderung in der Senatorischen Behörde für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport angesiedelt.
Des Weiteren werden im Rahmen von Demokratie leben! Modellprojekte zur Extremismusprävention in den Bereichen "Islamistischer Extremismus", "Phänomenübergreifende Prävention: Wechselwirkungen einzelner Phänomene, Deeskalationsarbeit" sowie "Prävention und Deradikalisierung in Strafvollzug und Bewährungshilfe" gefördert.
In Bremen ist es das folgende Projekt: Legato Bremen (Ambulante Maßnahmen Altona e. V.)
3.4 Jugendmigrationsdienste: Respekt Coaches
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) finanziert auch das Programm Respekt Coaches. Es wird von den Jugendmigrationsdiensten (JMD) an rund 190 Standorten in allen Bundesländern umgesetzt. Die JMD kooperieren dafür mit Schulen und weiteren Partnern. Das Programm soll in Gruppenangeboten demokratische Werte für junge Menschen erlebbar machen und sie in ihrer Persönlichkeit stärken. Schülerinnen und Schüler sollen den Wert einer vielfältigen Gesellschaft erfahren und lernen, unterschiedliche Weltanschauungen und Lebensweisen besser zu verstehen. Dies soll auch der Extremismusprävention dienen. In Bremen und Bremerhaven gibt es sechs Respekt Coaches bei den Trägern Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bremen und Caritas Bremen Nord.
3.5 BAMF: Rückkehrkoordination
Kehren "IS"-Anhängerinnen und -Anhänger aus den ehemaligen Gebieten des selbst ernannten Islamischen Staates nach Deutschland zurück, sind verschiedene staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure involviert. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat 2019 in sieben Bundesländern Koordinationsstellen geschaffen, deren Aufgabe es ist, den gesamten Prozess im Blick zu behalten und die Zusammenarbeit der Behörden abzustimmen. Das Programm wird im Jahr 2020 weiter finanziert, über eine Weiterführung im Jahr 2021 wird noch entschieden. In Bremen ist die Koordinationsstelle beim Senator für Inneres angesiedelt.
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4. Wie arbeiten Landesebene und kommunale Ebene zusammen?
Das Demokratiezentrum Land Bremen koordiniert eine landesweite Vernetzung (also der Kommunen Bremen und Bremerhaven) zivilgesellschaftlicher Träger und behördlicher Akteure der primären und sekundären Prävention über den Beirat und zwei Netzwerke. Dies geschieht im Sinne einer Umsetzung des inhaltlichen Dreiklangs des Bundesprogramms Demokratie leben! aus Demokratieförderung, Vielfaltsgestaltung und Extremismusprävention.
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5. Welche zivilgesellschaftlichen Akteure sind aktiv und wie arbeiten staatliche Akteure mit ihnen zusammen?
In Bremen koordinieren im Phänomenbereich Islamismus /Salafismus vor allem zwei Institutionen die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren: die Koordinierungsstelle Islamistischer Extremismus und Muslimfeindlichkeit des Demokratiezentrums Land Bremen und das Kompetenzzentrum für Deradikalisierung und Extremismusprävention (KODEX).
Teil des Demokratiezentrums Land Bremen ist die Koordinierungsstelle Islamistischer Extremismus und Muslimfeindlichkeit. Sie begleitet das Angebot der Fach- und Beratungsstelle kitab des zivilgesellschaftlichen Trägers VAJA e. V. (für nähere Informationen zum Demokratiezentrum Land Bremen (Interner Link: siehe Abschnitt 2.2).
Das Kompetenzzentrum für Deradikalisierung und Extremismusprävention (KODEX) hat im Herbst 2018 mit zwei Vollzeitstellen die Arbeit aufgenommen. Teil der Arbeit von KODEX ist die Koordinierung, Unterstützung und Vernetzung staatlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure (Interner Link: siehe Abschnitt 2.1). KODEX ist verantwortlich für Maßnahmen der Deradikalisierungsarbeit und Ausstiegsberatung im Bereich der tertiären Prävention. Mit der Umsetzung dieser Arbeit wurde die unabhängige systemische Beratungsstelle Legato Disengagement in Trägerschaft des Vereins Ambulante Maßnahmen Altona e. V. betraut.
Der zivilgesellschaftliche Träger Ambulante Maßnahmen Altona führt außerdem das Projekt Legato Bremen in Justizvollzug und Bewährungshilfe durch, das von der Senatorin für Justiz und Verfassung kofinanziert wird.
5.1 VAJA: Fach- und Beratungsstelle kitab
Die Fach- und Beratungsstelle kitab ist in Trägerschaft des zivilgesellschaftlichen Trägers Verein zur Förderung akzeptierender Jugendarbeit e. V. (VAJA). Sie wird im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben! sowie von der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport gefördert.
Die Beratungsstelle richtet sich sowohl an radikalisierungsgefährdete junge Menschen als auch an deren Angehörige, pädagogische Fachkräfte und Institutionen. Das Beratungsangebot basiert auf Anonymität und Freiwilligkeit. Für Lehrkräfte und andere pädagogische Fachkräfte sowie für Institutionen, die sich mit religiös begründetem Extremismus auseinandersetzen, bietet kitab Vorträge und Workshops an.
5.2 Ambulante Maßnahmen Altona: Legato Bremen
Der zivilgesellschaftliche Träger Ambulante Maßnahmen Altona e. V. führt das Demokratie leben!-Modellprojekt Legato Bremen durch. Das Projekt soll dazu beitragen, antidemokratischen Haltungen und politisch und / oder religiös begründeten Radikalisierungen von jungen Menschen im Strafvollzug und während der Bewährungshilfe frühzeitig entgegenzuwirken. Der Träger führt eine systemische Fachberatung und Gesprächs- und Bildungsangebote für Inhaftierte im Strafvollzug durch. Ein interdisziplinäres Team arbeitet in mehreren Modulen innerhalb und außerhalb des Vollzugs. Im Fokus steht, Radikalisierungsprozesse zu unterbrechen und sozialer Isolation und Desintegration entgegenzuwirken. Distanzierungsprozesse werden gegebenenfalls angeschoben und professionell begleitet.
Die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeiter /-innen im Strafvollzug und im gesamten Übergangssystem – bis in die Bewährung und auch darüber hinaus – sowie der Jugendhilfe im Strafverfahren ist zentrales Element des Projekts. Ziel ist es, dass diese Fachkräfte Sensibilität und Handlungssicherheit in Bezug auf gefährdete und bereits radikalisierte junge Menschen erlangen und dass Erfahrungen und Wissen aus dem Projekt ins Regelsystem überführt werden. Im Übrigen sollen Handlungssicherheit im Hinblick auf Datenschutz und Risikomanagement, Methoden systemischer Ausstiegsarbeit und systemischer Fachberatung auch für nachfolgende Projekte entwickelt werden. Legato Bremen wird finanziert durch das Bundesprogramm Demokratie leben! und kofinanziert von der Senatorin für Justiz und Verfassung.
5.3 Ambulante Maßnahmen Altona: Legato Disengagement
Das Projekt Legato Disengagement ist eine unabhängige systemische Beratungsstelle in Bremen, Träger ist der Hamburger Verein Ambulante Maßnahmen Altona e. V. Zielgruppe der Beratungsstelle sind unter anderem stark radikalisierte Personen, beispielsweise Rückkehrende aus den ehemaligen Gebieten des sogenannten Islamischen Staates. Der Fokus liegt also auf der tertiären Prävention. Legato Disengagement entwickelt gemeinsam mit Betroffenen Lösungen, um Konflikte zum Beispiel im Zusammenhang mit Religion und Glaube oder Nationalität und Migration zu lösen. Dem Team von Legato Disengagement ist es nach eigener Aussage wichtig, die Perspektive der Betroffenen wahrzunehmen und gemeinsam passende Lösungen zu gestalten. Freiwilligkeit sei dabei ein wichtiger Erfolgsfaktor, Vertraulichkeit gewährleistet. Im Einzelfall würden weitere Hilfsmaßnahmen angeregt oder hinzugezogen. Das Ziel sei die Entlastung der Situation für alle Beteiligten.
Legato Disengagement wird finanziert durch die Haushaltsmittel für das Handlungskonzept "Sichere und Saubere Stadt" des Senatsressorts für Inneres.
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6. Welche Besonderheiten gibt es in Bremen hinsichtlich der Präventionsarbeit?
Das Ressortübergreifende Präventionskonzept gegen religiös begründeten Extremismus und Islamfeindlichkeit der Freien Hansestadt Bremen sieht Radikalisierung als gesamtgesellschaftliches Problem an. Daraus wird eine Organisation der Präventionsarbeit nach dem "Ressortprinzip" abgeleitet. Dies bedeutet, dass die Strategien, Maßnahmen und Projekte der einzelnen Senatsressorts im Rahmen ihrer Zuständigkeit entwickelt und durchgeführt werden. Eine überarbeitete Version dieses als Gesamtstrategie zu verstehenden Präventionskonzepts befindet sich in der aktuellen Legislaturperiode in der finalen Abstimmung.
Zwei Institutionen nehmen in Bremen im Bereich Islamismusprävention zentrale koordinierende Positionen ein: Während das Kompetenzzentrum für Deradikalisierung und Extremismusprävention (KODEX) eine zentrale und steuernde Funktion für den Bereich der tertiären Prävention (Arbeit an gewaltbereiten und stark radikalisierten Personen) übernimmt, koordiniert das Demokratiezentrum Land Bremen Präventionsprojekte im Bereich der primären und der sekundären Prävention. Das KODEX untersteht dem Senator für Inneres, das Demokratiezentrum der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport.
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7. Quellen, Anlaufstellen und Präventionsprojekte in Bremen
7.1 Wichtige Quellen und Websites
Bremische Bürgerschaft (2016):
Externer Link: In Bremen zuhause. Integration gestalten und sozialen Zusammenhalt sichern. Eckpunkte eines mittelfristig ausgerichteten Integrationskonzeptes des Senats, Drucksache 19 / 242
Der Senator für Inneres Bremen (2017):
Externer Link: Handlungsfeld Sichere und Saubere Stadt
Der Senator für Inneres Bremen: Konzeptentwurf (2018):
Externer Link: Rahmenkonzept zur Deradikalisierung und Extremismusprävention mit Schwerpunkt Islamismus / Salafismus im Land Bremen
Mäurer, Ulrich (2018):
Externer Link: Vorwort, in: Landesamt für Verfassungsschutz: Verfassungsschutzbericht 2017
SPD-Landesorganisation Bremen / Bündnis 90 / Die Grünen – Landesverband Bremen (2015):
Externer Link: Vereinbarung zur Zusammenarbeit in einer Regierungskoalition für die 19. Wahlperiode der Bremischen Bürgerschaft. 2015 – 2019
7.2 Anlaufstellen und Präventionsprojekte
Ambulante Maßnahmen Altona e. V.:
Legato Bremen
Ambulante Maßnahmen Altona e. V.:
Legato Disengagement
AWO Soziale Dienste gemeinnützige GmbH Fachdienst Migration und Integration:
Externer Link: Jugendmigrationsdienste: Respekt Coaches
Demokratiezentrum Land Bremen:
Externer Link: Koordinierungsstelle Islamistischer Extremismus und Muslimfeindlichkeit
Externer Link: Kompetenzzentrum für Deradikalisierung und Extremismusprävention (KODEX)
Landesinstitut für Schule:
Externer Link: Kompetenzzentrum für Interkulturalität in der Schule (Kom.In)
Verein zur Förderung akzeptierender Jugendarbeit (VAJA) e. V.:
Externer Link: Fach- und Beratungsstelle kitab
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