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Einführung
#NichtOhneMeinKopftuch ist ein Hashtag, der im April 2018 sowie im Juni 2019 in den deutschen Twitter-Trends zu finden war. Anlass waren Diskussionen um das Kopftuchverbot an Schulen und Kindergärten in Deutschland und Österreich. Viele Twitter-Äußerungen mit diesem Hashtag wirkten wie die mediale Entrüstung liberaler Stimmen gegen die Diskriminierung kopftuchtragender muslimischer Mädchen und Frauen. Tatsächlich stammten sie zu einem nicht unwesentlichen Teil von Sympathisantinnen und Sympathisanten einer Kampagne der deutschen islamistischen Gruppierung "Generation Islam", die den Hashtag gezielt in den Umlauf brachte.
In jugendgerecht aufbereiteten Beiträgen spricht "Generation Islam" im Internet besonders das Ungerechtigkeitsempfinden junger Menschen an und adressiert gezielt muslimische Jugendliche mit Erfahrungen von Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung. Dabei wird ein eindeutiges Freund-Feind-Schema – der deutsche Staat gegen die Muslime – gespeist und vor diesem Hintergrund werden islamistische Opfernarrative ausgebaut.
Im Jahr 2018 wurde #NichtOhneMeinKopftuch in mehr als 70.000 Twitter-Beiträgen aufgegriffen. Auch 2019 war er am 2. Juni in den deutschen Twitter-Trends zu finden. Verbreitet wurde der Hashtag dabei von einer Vielzahl unterschiedlicher Akteure, neben islamistischen Akteuren zählten dazu laut dem Bericht "Islamismus im Netz" 2018 von Jugendschutz.net auch zahlreiche (im Bericht nicht näher definierte) Personen des öffentlichen Lebens wie z.B. Politikerinnen und Politiker. Aber auch rechtsextreme Gruppierungen wie die "Identitäre Bewegung" nahmen den Hashtag auf und nährten die Debatte mit muslimfeindlichen Inhalten. Sie verliehen der islamistischen Kampagne dadurch noch größere Relevanz in den sozialen Medien – zum einen, indem sie dem Hashtag zu mehr Reichweite verhalfen, zum anderen, indem sie das islamistische Narrativ "Das muslimische Leben in Deutschland ist bedroht" durch die Weiterverbreitung (ungewollt) stützten. Die genannte Kampagne ist damit ein gutes Beispiel dafür, wie öffentlichkeitswirksam und subtil islamistische Propaganda sein kann.
An dieser Stelle muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass das islamistische Spektrum sehr breit ist. Die Organisation "Generation Islam" ist nur ein Beispiel für eine islamistische Gruppierung, welche sich jedoch deutlich von dschihadistischen Organisationen unterscheidet. Die Opfernarrative
Soziale Medien als Propaganda-Plattformen
Vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die als besonders vulnerabel gegenüber extremistischen Manipulationsversuchen gelten, sind soziale Medien zentraler Bestandteil des täglichen Medienrepertoires. Islamistische Gruppierungen – auch abseits von "Generation Islam" – nutzen daher ein breites Spektrum sozialer Medien zur Verbreitung ihrer Propaganda. Darin greifen sie oftmals Unsicherheiten und Entwicklungsaufgaben junger Nutzerinnen und Nutzer auf, verwenden emotionalisierende Themen und Inhalte (zum Beispiel Berichte über Kriege und Vergewaltigungen), nehmen sich der Ängste der Zielgruppe an und präsentieren sich identitäts- und sinnstiftend. Eine im Jahr 2019 erschienene Befragung von Islamisten in deutschen und österreichischen Gefängnissen
Erst in einem zweiten Schritt – im Rahmen religiöser und politischer Propaganda – werden konkrete islamistische Narrative vermittelt. So wird etwa die Notwendigkeit propagiert, sich streng an vermeintlich obligatorische religiöse Alltagspraxen zu halten, Weltliches abzulehnen und "göttliches Recht" – notfalls mit Gewalt – durchzusetzen. Zudem geht es vielfach um Diskriminierung und Ausgrenzung von Musliminnen und Muslimen "in der westlichen Welt". Der Kontakt zu explizit gewalthaltigen und -verherrlichenden Inhalten erfolge laut der Studie erst später durch Videos, die etwa Opferdarstellungen, Aufrufe zur Rache oder aber auch konkrete Instruktionen zum Beispiel für die Planung von Anschlägen beinhalten. Beispiele hierfür fanden sich zahlreich in der Propaganda von Dschihadistinnen und Dschihadisten des sogenannten Islamischen Staates.
(Opfer-)Narrative islamistischer Propaganda
Die Narrative, die dabei verwendet werden, um einerseits die Muslimfeindlichkeit "des Westens" und seine "moralische Verdorbenheit" unter Beweis zu stellen, und um andererseits die Viktimisierung der Eigengruppe in den Fokus zu rücken, sind vielfältig.
Fazit
Rassismus gilt als ein Kernelement rechtsextremer Ideologie
Diese Interaktion von Rechtsextremismus und Islamismus wird in einem Forschungsbericht des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft in Kooperation mit dem Londoner Institute for Strategic Dialogue gar als "Hassliebe" beschrieben
Dieser Beitrag ist Teil der
Anmerkung der Verfasserin:
Es gibt eine umfassende Diskussion um die Verwendung der Begrifflichkeit "Antimuslimischer Rassismus", die hier nicht vollumfänglich dargestellt werden kann. Für eine ausführliche Diskussion sei daher beispielhaft auf den Beitrag von Armin Pfahl-Traughber "
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