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Um die Wirkung von Videos gegen die Verbreitung extremistischer Ideologien im Netz wird eine kontroverse Debatte geführt. Dabei geht es zum einen darum, ob der Ansatz generell erfolgversprechend ist. Zum anderen wird über die Frage diskutiert, wie entsprechende Videos aussehen sollten. Als Grundlage für die Diskussion stehen nur wenige wissenschaftlich fundierte Ergebnisse zur Verfügung. Die Veröffentlichung des BKA liefert zu einigen Aspekten erstmalig empirische Belege.
Im Rahmen eines zweijährigen Forschungsprojekts wurden an der Universität zu Köln vier Studien durchgeführt. Untersucht wurden Inszenierung, Wirkung und Wirksamkeit von Videos, die extremistischer Propaganda im Netz entgegentreten sollen – in den Bereichen islamistischer Extremismus sowie Rechtsextremismus. In drei der Studien wurden dafür Teilnehmende in qualitativen und quantitativen Settings befragt; die Anzahl der Teilnehmenden lag jeweils zwischen 70 und 338 Personen. In Auftrag gegeben wurden die Studien von der Forschungsstelle Terrorismus/Extremismus (FTE) des Bundeskriminalamts.
Die umfangreiche Studie wurde im Januar 2018 veröffentlicht und steht auf der Internetseite des Bundeskriminalamtes kostenlos zum Externer Link: Download zur Verfügung.
Die Veröffentlichung enthält eine Zusammenfassung (S. 259 ff.) sowie detaillierte Informationen zur Herangehensweise und den einzelnen Ergebnissen.
Einige zentrale Befunde im Überblick:
"Bewerbung" demokratischer Weltanschauungen hat höhere Wirksamkeit als "Gegen"-Argumentation oder Satire
Die Studien liefern erste experimentelle Belege dafür, dass Videos gegen Extremismus ihre Wirksamkeit vor allem in der "Bewerbung" demokratischer, friedlicher Weltanschauungen entfalten. Weniger wirksam sind "Gegen"-Argumentationen oder satirische Abwertung anderer.
Narrative (Geschichten) haben zentrale Bedeutung, und professionelle Inszenierung ist wichtig
Die Befunde unterstreichen die zentrale Bedeutung von Narrativen sowohl in Videos gegen Extremismus als auch in extremistischer Propaganda. Als besonders narrativ wurden Videos empfunden, die persönliche Geschichten erzählen. Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass Videos gegen Extremismus durchaus Potenzial zu einer weiten Verbreitung haben (Viralitätspotenzial), wenn sie professionell und glaubwürdig erzählt werden.
Das Gefühl sozialer Ausgeschlossenheit macht Propaganda besonders attraktiv
Teilnehmende, die sich sozial ausgeschlossen fühlen, nahmen Propagandavideos als besonders attraktiv wahr, in denen junge Männer ihre persönliche Motivation schildern, sich extremistischen Gruppierungen anzuschließen. Teilnehmende, die grundsätzlich gerne über Dinge nachdachten, identifizierten sich weniger mit den einfachen Schwarz-Weiß-Botschaften in extremistischen Propagandavideos.
Persönliche gedankliche Auseinandersetzung mit extremistischen Inhalten ist relevant
Die Ergebnisse verdeutlichen die Relevanz der persönlichen gedanklichen Auseinandersetzung mit extremistischen Inhalten jenseits eines passiven Konsums von Videos gegen Extremismus. Diese können diese Auseinandersetzung anregen, ihre Inhalte werden aber nicht eins zu eins übernommen.
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Download Externer Link: "Videos gegen Extremismus? Counter-Narrative auf dem Prüfstand".