Ablass
Der Begriff aus der römisch-katholischen Kirchenverfassung bezeichnet einen von der Kirche geregelten Gnadenakt, durch den nach kirchlicher Lehre zeitliche Sündenstrafen erlassen (nicht dagegen die Sünden selbst vergeben) werden.
Der Handel mit sogenannten Almosenablässen, für deren Gewinnung als Ablasswerk ein Geldbetrag gespendet werden musste, war ein besonders im 15./16. Jahrhundert verbreiteter Missbrauch.
Er gilt als ein Auslöser der Reformation in Deutschland.
Confessio Augustana, auch Augsburger Bekenntnis (A. B.) oder Augsburger Confessio,
ist das grundlegende Glaubensbekenntnis der lutherischen Reichsstände.
Am 25. Juni 1530 wurde es durch die Stände, die sich zu Luther bekannten, auf dem Reichstag zu Augsburg dem Kaiser vorgelegt. Es wurde zur Grundlage des Augsburger Religionsfriedens und ist bis heute verbindliche Bekenntnisschrift der lutherischen Kirchen, in der Fassung von 1540 (Variata) auch der reformierten Kirchen.
Erweckungsbewegungen
Strömungen im Christentum, die die Bekehrung des Einzelnen und praktische christliche Lebensweise besonders betonen.
Gemeindechristliche oder konfessionelle Dogmen treten hinter ein "ursprüngliches" Verständnis eines direkt aus der Bibel entnommenen Evangeliums zurück.
Erweckungsbewegungen gehen davon aus, dass lebendiges Christentum mit der Antwort des Menschen auf den Ruf des Evangeliums zu Umkehr und geistiger Erneuerung beginnt. (siehe auch Great Awakening)
Great Awakening
(engl. für "Große Erweckung"): ist die Sammelbezeichnung für eine Reihe großer protestantischer Erweckungsbewegungen, die sich in den USA ereigneten.
Die Geschichtsforschung benennt insbesondere drei Erweckungsbewegungen: Das First Great Awakening (1740–1760), das Second Great Awakening (1800–1840) und das Third Great Awakening (1880–1910).
Bei jedem Great Awakening strömten Konvertiten in großer Zahl in ein weites Spektrum von protestantischen Gemeinschaften. Die amerikanischen Erweckungsbewegungen wandten sich gegen Aufklärung und Moderne, insofern dort die Irrtumslosigkeit der Bibel angezweifelt und die Möglichkeit eines gelingenden moralischen Lebens auch ohne Transzendenzbezug in Aussicht gestellt wurde. Gleichzeitig bedienten sie sich aber, namentlich bei der Kommunikation ihrer Botschaft, genuin moderner Mittel. (siehe auch Erweckungsbewegungen)
Herrnhuter Brüdergemeine
eine aus der böhmischen Reformation (Böhmische Brüder) herkommende christliche Glaubensbewegung, die vom Protestantismus und dem späteren Pietismus geprägt wurde
Kanonisches Recht
das Kirchenrecht der römisch-katholischen Kirche, auf dessen Grundlage die internen Angelegenheiten der kirchlichen Gemeinschaft geregelt wurden
Konzil
Versammlung aller Bischöfe der katholischen Kirche, bei der in der Regel die gesamtkirchlichen Anliegen wie Lehre, Leitungsfragen und Lebensformen besprochen werden
Liturgie
bezeichnet die Ordnung der religiösen Zeremonien und Riten des jüdischen und des christlichen Gottesdienstes.
Mit der Liturgie wird der Gottesdienst strukturiert, sie umfasst das gesamte gottesdienstliche Geschehen: Gebet, Lesung, Verkündigung und Gesang, Verteilung des Abendmahls.
Die Lutheraner (AB = Augsburgischen Bekenntnisses)
gehen zurück auf Martin Luther und Philipp Melanchthon.
1517 formulierte Luther 95 Thesen zu Missständen in der Römischen Kirche. Ursprünglich beabsichtigte er, die Römische Kirche zu reformieren.
Mit dem Augsburger Bekenntnis von 1530 wurde deutlich, dass dies nicht möglich und eine Lossagung von Rom notwendig war.
Für die Lutheraner sind die Predigt (Deutsche Messe) und das Abendmahl von zentraler Bedeutung. Die Gegenwart Christi beim Heiligen Abendmahl (in beiderlei Gestalt, d. h. mit Brot und Wein) wird als Realpräsenz verstanden. Die Bibel gilt als von Menschen geschrieben, die von Gott inspiriert wurden. Gewalt wird abgelehnt.
Die lutherischen Kirchen altkonfessioneller Prägung als einer Form der Lutheraner lehnen jegliche Form von Unionismus mit anderen evangelischen Glaubensrichtungen ab.
Das Besondere der lutherischen Landeskirchen in Deutschland, die als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt sind, ist die enge Bindung zum Staat. Diese wird u. a. deutlich im Kirchensteuersystem (Einzug der Mitgliedsbeiträge durch das Finanzamt) und beim Austritt aus der Landeskirche über das Standesamt.
Methodistische Kirchen
beruhen in Theologie und Kirchenverfassung auf einer von John Wesley begründeten Tradition.
Er legte das Hauptgewicht seiner Theologie nicht auf Meinungen und Lehren, sondern auf Gesinnung und Lebensführung.
Pietismus
rückt das fromme Subjekt, die Persönlichkeit des Einzelnen in den Vordergrund, die reine Lehre sowie die kirchliche Einheit geraten dabei in den Hintergrund.
Im Laufe seiner Entwicklung ist der Pietismus in weiten Teilen eine theologisch und sozial bewahrende Bewegung geworden.
Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus
ist Max Webers 1920 veröffentlichtes, grundlegendes Werk der Religionssoziologie.
Zwischen der protestantischen Ethik und dem Beginn der Industrialisierung bzw. des Kapitalismus in Westeuropa besteht nach Weber ein enger Zusammenhang. Die Ethik oder religiöse Weltanschauung der Protestanten, insbesondere der Calvinisten, und das kapitalistische Prinzip der Anhäufung von Kapital und Reinvestition von Gewinnen passten aus seiner Sicht zusammen und bildeten einen idealen Hintergrund für die Industrialisierung.
Diese Deutung ist inzwischen aber relativiert worden.
Die Reformierten (HB = Helvetischen Bekenntnisses)
wurden von Huldrych Zwingli in Zürich und der deutschsprachigen Schweiz und von Jean Calvin in Genf und der französischsprachigen Schweiz begründet.
Die Ursprünge gehen zurück auf ein Wurstessen in Zürich am 9. März 1522, dem ersten Sonntag der vorösterlichen Fastenzeit. Der anwesende Priester Zwingli verteidigte den Fastenbruch, da das Fasten lediglich ein menschliches Gesetz sei. Göttliche Gesetze fänden sich nur in der Bibel.
Die Reformierten folgen der Prädestinationslehre, d. h. Gott wählt die zum Heil oder zur Verdammnis bestimmten Menschen aus, ohne dass die Menschen dies beeinflussen könnten. Die Reformierten lehnen zudem die Lutherischen Annahmen von der Realpräsenz Christi während des Heiligen Abendmahls ab. Die Bibel gilt ihnen als göttliche Offenbarung. Es gilt ein Bilderverbot, die Kirchen sind besonders nüchtern ausgestattet. Im Fokus des Gottesdienstes steht die Predigt.
Zu den Reformierten zählen die Hugenotten, ab 1560 die gebräuchliche Bezeichnung für die vorrevolutionären Protestanten Frankreichs, die stark vom Calvinismus geprägt waren;
die Puritaner, eine vom 16. bis zum 18. Jh. bestehende calvinistisch orientierte Reformbewegung in England, Schottland und Neuengland (versch. Denominationen: Presbyterianer, Kongregationalisten und Dissenters, aus denen ab 1609 wiederum die Baptisten hervorgingen);
die Methodisten; die Pietisten und die Evangelikalen, eine aus Pietismus, Methodismus und Erweckungslehre des 18. Jhs. entstandene Richtung, in der die persönliche Beziehung zu Jesus Christus von besonderer Wichtigkeit ist.
Heute sind die Reformierten besonders in den Niederlanden, in Schottland und nach wie vor in der Schweiz stark vertreten sowie mittlerweile auf allen Kontinenten verbreitet.
Sonderwissen
meint die Grundannahme, dass der Gläubige ein unmittelbares Verhältnis zu seinem Gott hat, das sein Gewissen leitet.
Dahinein kann kein Staat, keine Ideologie regieren. Das ist das Grundprinzip der lutherischen Theologie.
Staatskirche
Religionsgemeinschaft, die in einem Staat aufgrund geltenden Rechts (meistens mit Verfassungsrang) zur offiziellen Religion bestimmt wurde.
Das Ende des Protestantismus als Staatskirche im Deutschen Reich von 1870/71 wird prinzipiell in den Art. 135 bis 141 der Weimarer Reichsverfassung von 1919 geregelt. Von diesen sind die Art. 136 bis 139 und 141 durch Art. 140 des GG weiterhin Bestandteil des geltenden Staatskirchen- und Verfassungsrechts.
Die Täufer
wurden 1523 von Konrad Grebel, Felix Manz und Andreas Castelberger in der Schweiz begründet.
Sie forderten die Abschaffung der Messe und die Entfernung der Bilder.
Die Täufer lehnen die Säuglingstaufe als ungültig ab (daher der Name "Wiedertäufer"). Sie lehnen zudem das Schwören ab, den Kriegsdienst für weltliche Herren sowie teilweise Eigentum. In der Nachfolge Christi eifern sie ihm als Ideal nach. Die Kirche verstehen sie als Bruderschaft.
Zu den Täufern gehören die Hutterer, seit 1526 eine Glaubensrichtung um den Südtiroler Jacob Hutter, die in Gütergemeinschaft der christlichen Urgemeinde nacheifert; die Mennoniten, eine Freikirche, die ab 1536 auf den Friesen Menno Simons zurückgeht sowie die Amischen, die sich 1636 unter Jacob Ammann von den Mennoniten abspalteten.
Täufer sind heute vor allem in den USA angesiedelt.
Das Tridentinum
auch Konzil von Trient (Tridentinum lat. für Trient) wurde zwischen 1545 und 1563 von der römisch-katholischen Kirche einberufen, um auf die Forderungen und Lehren der Reformation zu reagieren.
Ultramontanismus
Der Anspruch der katholischen Kirche, in allen katholischen Regionen der Welt die Bischöfe zu bestellen, widersprach dem Prinzip des autonomen Nationalstaats (nicht nur in Preußen, sondern auch z. B. in Frankreich).
Damit standen die Katholiken zwischen dem Geltungsanspruch der katholischen Kirche und des autonomen Nationalstaats.