Inhaltsbeschreibung
Schätzungen zufolge erlebt jede dritte Frau in Deutschland körperliche bzw. sexualisierte Gewalt in der Partnerschaft. Etwa die Hälfte aller trans Personen wurde in der Öffentlichkeit schon einmal Opfer von (sexualisierter) Gewalt. Christina Clemm, Rechtsanwältin für Straf- und Familienrecht, geht der Frage nach, auf welchem gesellschaftlichen Nährboden geschlechtsspezifische Gewalt gedeiht und wie sie wirkt. Dabei verweist sie auf strukturelle Frauenfeindlichkeit, oft einhergehend mit anderen Formen der Diskriminierung, als grundlegendes Merkmal patriarchaler Systeme. Frauenhass, nicht als eine momentabhängige Emotion, sondern als eine grundsätzliche Einstellung, werde anerzogen und durch ständige mediale Reproduktion frauenverachtender Haltungen und Praktiken etwa in Film und Werbung weiter verfestigt und normalisiert, bis er kaum mehr als solches erkannt werde. Er sei allgegenwärtig und äußere sich in Form von sexistischen Beleidigungen, Versuchen der Schuldumkehr bei Opfern geschlechtsbezogener Gewalt, aber auch in Form des mangelnden Willens in Politik und Justiz bei Maßnahmen zur Prävention und Bestrafung der Täter.
Christina Clemm plädiert für einen gesellschaftlichen Wandel, um auf allen Ebenen gegen das Machtgefälle zwischen den Geschlechtern anzugehen. Dafür brauche es nicht nur Verbesserungen in der Justiz oder Maßnahmen zur ökonomischen Gleichstellung, sondern einen Wandel des Männlichkeitsbildes insgesamt.