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Im Praxistest: Informationen zur politischen Bildung (Nr. 357): „Sport und Politik“ | bpb.de

Im Praxistest: Informationen zur politischen Bildung (Nr. 357): „Sport und Politik“

Dominik Runge

/ 3 Minuten zu lesen

Die Debatte, ob Sport politisiert werden darf oder sogar sollte, wird gerade zu Zeiten von internationalen sportlichen Veranstaltungen wie den Olympischen Spielen, Europameisterschaften oder bei nationalen Sportwettkämpfen stets neu entfacht.

Allein im historischen Rückblick wurden sportliche Großereignisse wie die Olympischen Spiele in der Antike als für alle geltende Zeit des Friedens zelebriert und zur Zeit des Nationalsozialismus als außenpolitisches Prestigeevent und zur Machtdemonstration inszeniert. Außerdem wurden während der 1970er und 1980er Jahre die Spiele durch Boykottbewegungen zunehmend als Bühne für den politischen Protest genutzt. Denken wir an die Austragung von sportlichen Großereignissen, sieht sich die Sportpolitik auch mit Fragen rund um den Umgang mit den Sozial- und Menschenrechten konfrontiert oder sie muss sich mit der Frage auseinandersetzen, welchen Beitrag Sport für den globalen, sozialen Zusammenhaltung und dessen Entwicklung leistet.

Die „Information zur politischen Bildung: Sport und Politik“ beschäftigt sich neben den oben genannten Aspekten auch mit den grundsätzlichen Strukturen und Handelnden innerhalb der Sportpolitik und beleuchtet die Arbeits- und Lebenswelt von Athletinnen und Athleten, die zum Teil selbst auf ihrer Plattform auf soziale und politische Missstände aufmerksam machen. Darüber hinaus wird auch die Funktionalität und Instrumentalisierung von Sport bezüglich des Nation Branding oder Sportswashing kritischer thematisiert und die Frage gestellt, welchen Beitrag der Sport u.a. für eine europäische Identität leisten könnte.

Das Material eignet sich daher für Lernende eines Wahlpflichtkurses Sport, eines Kurses zur Sporttheorie und auch für den regulären Politikunterricht, indem es exemplarisch Einblicke in konkrete, sportpolitische Handlungsfelder bietet. Zudem werden die Themenbereiche in einigen Fällen bereits mit einer passenden Forschungsfrage dargestellt.

Einsatzmöglichkeiten und Anregungen für den Unterricht

Eine Einsatzmöglichkeit dieses Angebots im Unterricht kann sich aus dem Kapitel „Interner Link: Bühne für die Politik? Sportgroßereignisse zwischen Nation Branding und Sportswashing“ ergeben. 2024 erlebt Europa und auch Deutschland nach den Europawahlen einen politischen Rechtsruck, der jedoch im Zuge der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland zunächst in den öffentlichen Hintergrund zu rücken scheint. Ähnliche Phänomene sind in der Vorbereitung von anderen sportlichen Großereignisse wie der WM in Brasilien, bei den Olympischen Spiele in Peking oder der WM in Katar festzustellen, die menschrechts-, system- oder nachhaltigkeitspolitische Diskussionen aufgeworfen haben. Mithilfe des Materials können sich Lernende mit den zwei theoretischen Strategien des „Nation Branding“ und „Sportswashing“ anhand eines gewählten Beispiels auseinandersetzen. Dabei ist die sportliche Absicht und die Tradition des Sportgroßevents der politischen Sachlage des Gastgebers kritisch gegenüberzustellen.

Eine konkretere Auseinandersetzung mit den Athletinnen und Athleten bietet z.B. das Kapitel „Interner Link: Beruf oder Berufung? Arbeitswelten, Schutz und Repräsentation von Athletinnen und Athleten“. Als Sportpersönlichkeit vertreten sie nicht nur Marken für diverse Sportbekleidung, sondern stehen auch beispielhaft für politische Kampagnen wie die „No Discrimination campaign“ der FIFA zur Verfügung. Über prominentere Sportlerinnen und Sportler können die Lernenden forschendentdeckend einen Einblick in das Zusammenspiel von sportlichem Erfolg und politischer Einflussnahme erhalten, indem sie deren politisches Wirken untersuchen. Das Kapitel der Informationsbroschüre kann dahingehend als Einführungsmaterial dienen, das auch politische Diskurse wie „Equal Pay“ oder „Geschlechter Vielfalt“ aufgreift. Diese weitere Unterrichtsidee kann nicht zuletzt auch mit jüngeren Jahrgängen durchgeführt werden.

Fazit für die Anwendung im Unterricht

Diese Ausgabe der „Information zur politischen Bildung“ kann allem voran für die Vorrecherche zum gewünschten Thema genutzt werden oder die Lehrkraft bei der Konzeption von Arbeitsmaterialien unterstützen, da sie wesentliche Informationen für Darstellungstexte bereithält.

Als Empfehlung für den Unterricht sollte aufgrund der hohen Informationsdichte und der fachsprachlichen Inhalte beachtet werden, dass das Material frühstens ab der neunten Klasse geeignet ist und in Abhängigkeit von der Gruppe ggf. sprachlich differenziert bzw. vereinfacht werden muss. Hinzu kommen Statistiken in einigen Themenbereichen, die eine gewisse Methodenkompetenz zur Analyse voraussetzen. Die inhaltlichen Schwerpunkte sind vor allem für eine Vertiefung der sporttheoretischen und politischen Themen im Unterricht gewinnbringend, sofern ein Grundverständnis für politische Strukturen, die Funktionsweise von Politik und die Einordnung des Sports als politisches Handlungsfeld vorgearbeitet wurden.

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