Auf der Flucht vor nationalsozialistischer Verfolgung und Vernichtung verließen ab 1933 schätzungsweise bis zu 300.000 Juden Deutschland, was einem Anteil von etwa 60% der jüdischen Bevölkerung entspricht. Unter ihnen waren zehntausende staatenlose oder ausländische Juden, von denen viele teils unfreiwillig in ihre osteuropäischen Herkunftsländer zurückkehrten. Mit zunehmender Bedrohung wurden die Versuche, sich vor Entrechtung, Gewalt und Terror in Sicherheit zu bringen, immer drängender.
Die Fluchtwege der Juden aus Deutschland spannten bald immer weitere geographische Distanzen bis schließlich auf der ganzen Welt nach einer sicheren Zuflucht gesucht wurde. Strömten anfangs die meisten jüdischen Emigranten nach Westeuropa, so wurden bald auch Länder in Übersee, vor allem Palästina und die USA, zu wichtigen Exilorten. Als 1938 der gesteigerte Druck der Verfolgung die jüdische Auswanderung aus Deutschland in eine Massenflucht verwandelte, gab es kaum noch ein Land, über dessen Grenzen eine Einwanderung uneingeschränkt möglich war. Mit Ausbruch des Krieges im September 1939 verschärfte sich die Situation weiter. Als das NS-Regime im Oktober 1941 schließlich jegliche Auswanderung verbot, war es den in Deutschland verbliebenen Juden fast gänzlich unmöglich, sich vor der Vernichtung ins Ausland zu retten.
Die Karte zeigt die wichtigsten Exilländer der Juden aus Deutschland. Sie gliedert sich in eine Weltkarte und eine Teilkarte für Europa. Informationen über die jeweilige nationale Einwanderungspolitik und die besondere Situation in einem Land, lassen sich per Mausklick auf das jeweilige Länderfeld abrufen. Darüber hinaus finden sich auch vorsichtige Schätzungen über die ungefähre Zahl der Juden aus Deutschland, die in einem Land Aufnahme fanden (violett), sowie die jüdische Bevölkerungszahl eines Landes vor Eintreffen der Flüchtlingsströme (blau).
Genaue Zahlen zur jüdischen Auswanderung aus Deutschland kann es aufgrund der lückenhaften Quellenlage nicht geben. Systematische Aufzeichnungen waren unmöglich in einer historischen Situation, in der Menschen gezwungen waren, Grenzen vorgeblich als Touristen oder auch gänzlich ohne gültige Papiere zu überqueren, um ihr Leben zu retten. Auch die Einwanderungsstatistiken der Aufnahmeländer sind oft ungenau was die religiöse, nationale oder ethnische Identität der Immigranten anbetrifft. Schließlich bleibt zu beachten, dass viele jüdische Flüchtlinge von ihrem ersten Aufnahmeland an andere Ziele weiterwanderten. In vielen europäischen Ländern beispielsweise war ihre Sicherheit nach der deutschen Eroberung nicht mehr gewährleistet. Die strenge Quotenregelung in den USA, die pro Jahr nur knapp über 27.000 Deutschen die Einreise erlaubte, machte oft Umwege über andere Länder nötig. In der Karte sind solche Transitländer mit einem Pfeilsymbol gekennzeichnet.
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