Tapst - Tanzpädagogisches Projekt Schultanz und seine Arbeitsweise
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Das Tanzpädagogische Projekt Schultanz, TAPST, ist mehr als Tanzunterricht und ganz anders als Sport. Die Kernidee des Projekts ist die Vermittlung von kreativen Gestaltungsprozessen und körpersprachlichen Fähigkeiten durch professionelle Bühnenkünstler an allgemein bildenden Schulen.
TAPST ist daher nicht nur ein pädagogisches, sondern auch ein künstlerisches Projekt. Die fach-, stufen-, schulübergreifenden Tanzprojekte finden mit Unterstützung der Stadt Bremerhaven statt und sind im Arbeitsförderungs-Zentrum im Lande Bremen, afz, beheimatet. TAPST bringt Schüler und Schülerinnen, Lehrer und Lehrerinnen in Bewegung. In den Projekten wird zeitgenössischer Tanz in Unterrichtsthemen und Strukturen integriert - im Klassenverband am Vormittag trifft Tanz zum Beispiel auf Ozon, auf die vier Elemente, auf Joseph Beuys, auf H²O, auf Heimat...
Zeitgenössischer Tanz zeichnet sich nicht durch eine spezielle Technik oder eine stilistische Ästhetik aus, sondern lebt von Grenzüberschreitungen und dem Brechen mit vorhandenen Formen. Der Prozess im Entwickeln und Entstehen von und in Bewegung/ Tanz steht im Vordergrund und ist prädestiniert für eine handlungsorientierte Pädagogik und die Arbeit an Schulen.
Methodensteckbrief
Kurzbeschreibung | Das Tanzpädagogische Projekt SchulTanz, TAPST, verknüpft künstlerisches und pädagogisches Schaffen & integriert wissenschaftliche, politische und ästhetische Bildung. Die fächer-, schul- oder klassenübergreifenden Tanzprojekte verbinden Schulen mit einem dritten externen Partner, zum Beispiel Museen, Theatern oder wissenschaftlichen Instituten. |
Ziele |
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Teilnehmerzahl | ab 10 Personen oder Klassenstärke, im weiteren Verlauf der Projekte zwei Klassen |
Altersstufe | 1.-12. Schuljahr & Fortbildungen mit Lehrkräften, Pädagogen/ -innen,Tanzkünstlern/-innen |
Zeitbedarf | In der Regel ein Schuljahr, das Angebot umfasst aber auch Kurzprojekte |
Raum | Turnhallen, Aulen |
Benötigte Ausstattung / Materialien | CD Spieler, ggf. Beamer & Leinwand |
Sparte/Bereich/Feld | Tanz in Verbindung mit Musik, Film, Theater, bildender Kunst |
Vor der eigentlichen Tanz- und Probenarbeit finden eine Reihe von organisatorischen und inhaltlichen Absprachen und die Recherche der Schüler im Fachunterricht statt. In den Tanzprojekten gibt es wenig vorgefertigtes Schrittmaterial, wie es allgemein in der Vorstellung von Tanzstunden erwartet wird. Hier kommen die Kinder und Jugendlichen mit Hilfe von konkreten Aufgaben in Bewegung, egal ob dick oder dünn, groß oder klein, mutig oder ängstlich, mit Vorkenntnissen oder ohne. Über achtsam wahrgenomme Bewegungsabläufe und die Reflektion des eigenen Tuns entsteht eine neue Beweglichkeit in körperlicher, geistiger und seelischer Hinsicht und öffnet den Blick für das Gegenüber.
Nach dem Aufwärmen und tänzerischer Grundlagenarbeit arrangieren sie bald eigene Ideen und Choreografien zum Thema. Höhepunkt eines Projekts ist die Präsentation der gemeinsam gestalteten Choreografie. Der Moment auf der Bühne ist ein besonderer, zu dem Lampenfieber, Angst, Aufregung genauso gehören wie Erleichterung, Stolz und Zufriedenheit. Die Präsentation ist der sichtbare Höhepunkt, der Weg dahin aber das eigentliche und auszufüllende Ziel der Arbeit. Es gilt auf dem Weg dorthin alle beteiligten Schülerinnen und Schüler vorzubereiten und einzubinden. Das beginnt mit der Auswahl eines Themas, geht über die Entstehung der Choreografie, die sinnvolle Nutzung der gegebenen Räumlichkeiten des dritten externen Partners für die Präsentation, bis hin zu den Kostümen. Es betrifft auch Technik, Pressearbeit und die Dokumentation einer Produktion. Die Tanzprojekte finden vom 1. bis zum 12. Jahrgang und in der engen Zusammenarbeit mit Klassen- und Fachlehrern statt. In der Regel sind die zusätzlichen dritten Partner ein Museum, die Kunsthalle, ein wissenschaftliches Institut, oder das Stadttheater.
Was geschieht im Tanzprojekt konkret?
Die folgenden Punkte stehen exemplarisch für den möglichen Ablauf einer Einheit:
Ein gemeinsames Startritual zu Beginn schafft Vertrauen.
Klare Anweisungen elementarer Bewegungselemente zu einem formalen Thema erleichtern den Einstieg in die erste Improvisation. Simples "gehen" entwickelt sich zu einer Form mit ausschließlich geraden und runden Raumwegen.
Eine geklebte Linie wird bei der Berührung zum "Slow Motion Gebiet" und gibt Raum für eigene Gestaltungen und ein erstes Gefühl von Tanz.
Die Bewegungsaufgabe führt ins Thema ein und könnte lauten: Wie gefriert das Meer zu Eis? Erfinde Bewegungen, die den Übergang von flüssig zu fest in Bewegungen sichtbar machen. Oder: Wie machst Du es Dir zu Hause gemütlich? Verbinde drei Dir angenehme Positionen zu einer Abfolge.
Daraus entstehen kurze Bewegungssequenzen, die mit den Mitteln der Imitation für die weitere Gestaltung genutzt, mit allen oder Partnern einstudiert und so vervielfacht werden.
Wiederholung, Verfremdung, Kanonisierung gewähren ggf. weitere praktische Einblicke in tänzerische Stilmittel.
In Gruppen werden entstandene kurze Choreografien vorgestellt und besprochen. Nach und nach fügen sich mehrere solcher Einzelteile zu einem Ganzen.
Ein ruhiges Ende entspannt die Körper und sorgt für den runden Abschluss einer jeden Stunde.
Folgende Grundsätze und Ziele ziehen sich wie ein roter Faden durch die Arbeit von TAPST:
Es braucht einen Raum, in dem Bewegung sowohl äußerlich, als auch in der Ansprache aller Sinne, des Intellekts und der Emotion möglich ist. Die wirkungsvollste "Kraft" im Projekt ist eine akzeptierende Grundhaltung, Kontakt und Kommunikation auf Augenhöhe. Die Zusammenarbeit von zwei unterschiedlichen Altersgruppen, generationsübergreifend oder jahrgangsstufenübergreifend, hat sich als sehr bereichernd herauskristallisiert. Beide Gruppen geraten zunächst in eine Art Konkurrenzsituation, die belebend wirkt, weil das unterschiedliche Alter den Gruppen erlaubt das "eigene Andere" besonders gut zu entwickeln.
Die Einbeziehung von Klassen- und Fachlehrern in die Projektrecherche vor der eigentlichen Probenarbeit gestaltet das Lernen für alle befriedigend, da sich die "Welten" der einzelnen Unterrichtsfächer und des Tanzprojekts miteinander verbinden und es sinnvolle Überschneidungen gibt. Alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse finden in den Projekten ihren Platz. Es findet bewusst keine Aussonderung statt, bislang wurden bei allen Jugendlichen Fähigkeiten entdeckt, die zum Gelingen des Gesamten wesentlich beitrugen.
Eine Präsentation in der Öffentlichkeit bedeutet für die Schülerinnen und Schüler, den geschützten schulischen Rahmen zu verlassen, um "sich im Leben zu beweisen". Das bewirkt ein Aufrichten zu voller Größe, während sie innerhalb der Schule in einer unausgesprochenen Hierarchie die "Unwissenden" bleiben. Tanz miterlebbar und erlernbar zu machen, damit künstlerische Prinzipien zu durchschauen und sie für sich zu erschließen, bedeutet Kindern und Jugendlichen einen "Schlüssel" in die Hand zu geben, mit dem sich viele Türen öffnen lassen.
Claudia Hanfgarn wurde in Hannover an der Hochschule für Musik und Theater und in London an der Central "School of Ballet" ausgebildet. Nach Engagements an verschiedenen deutschen Bühnen verknüpfte die Tänzerin, Choreografin und Diplom-Tanzpädagogin künstlerisches und pädagogisches Schaffen im tanzpädagogischen Projektes Schultanz, TAPST.
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