Die "neue Frau", Frauenbilder der SED und der PCI
1944-1950 im Spiegel von Frauenzeitschriften
Monica Fioravanzo
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Monica Fioravanzo vergleicht die über Frauenzeitschriften propagierten Frauenbilder in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und späteren DDR mit denen im Italien der Nachkriegsjahre. Analytische Ausgangspunkte sind die Kommunikationsstrategien der SED einerseits und der Partito Comunista Italiano (PCI) als kommunistische Oppositionspartei in Italien andererseits.
1. Das Thema
Der vorliegende Aufsatz untersucht kommunistische Frauenbilder in West- und Osteuropa in der Konfrontation des Kalten Krieges. Die komparative Untersuchung konzentriert sich auf zwei signifikante und repräsentative Beispiele für die unterschiedliche politische und soziale Realität der kommunistischen Parteien: der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und der Partito Comunista Italiano (PCI). Analysiert werden die bedeutendsten politischen Frauenzeitschriften, die in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und später in der DDR und in Italien im Zeitraum von 1944 bis Anfang der 1950er Jahre veröffentlicht wurden. Ziel der Untersuchung ist es zu verstehen, wie Frauenbilder und -konzepte entstanden, die jeweils Ziele und Programmatik der SED und der PCI widerspiegelten. Diese Konzepte entstanden in politischen und sozialen Kontexten, die aufgrund des Kalten Krieges politisch sowie kulturpolitisch entgegensetzt waren.
Die Kommunikationsstrategien der beiden Parteien waren notwendigerweise durch die jeweils spezifischen politischen und ökonomischen Umstände und durch deren jeweilige Rolle im nationalen Kontext beeinflusst. Während die SED das politische Monopol und die volle staatliche Kontrolle in einem Einparteiensystem innehatte, war die PCI Oppositionspartei in einem pluralistischen Mehrparteiensystem. Dennoch handelte es sich um die stärkste kommunistische Partei in der westlichen Welt, die enge Verbindungen zur Sowjetunion und dem Ostblock unterhielt. In Italien war 1948 die PCI nach der Democrazia Cristiana die zweitstärkste Partei, die über eine tiefgreifende Verwurzelung und über eine starke soziale Basis verfügte.
Nach dem Krieg hatte sich die politische und soziale Stellung der Frau in beiden Ländern verändert. Infolge der enormen Verluste im Krieg gab es mehr Frauen als Männer, die nun zu einem bedeutsamen Faktor sowohl politisch als auch auf dem Arbeitsmarkt wurden. Außerdem waren beide Länder aus der gemeinsamen Erfahrung eines rechtsgerichteten totalitären Regimes hervorgegangen, das in Erziehung und Propaganda die Frau zwar mit einbezogen und mobilisiert, ihr jedoch eine subalterne und traditionelle Rolle zugewiesen hatte. Die kommunistische Ideologie plante demgegenüber eine grundlegende Erneuerung der politischen, sozialen, ökonomischen und juristischen Bedingungen für Frauen. Dieser Wandel wurde in der DDR von Anfang an mit einer neuen Familien- und Frauengesetzgebung in Gang gesetzt. Es war jedoch notwendig, dass diese Erneuerung bekannt und verbreitet wurde, sei es, um die Frauen in die Politik des Regimes einzubinden und so ihre Zustimmung zu erwirken, und um sie der kommunistischen Ideologie zuzuführen. Die DDR war nicht nur ein Mitgliedsstaat des "Ostblocks", sondern zugleich Teil einer Nation, die in zwei entgegengesetzte und miteinander konkurrierende Systeme gespalten war. Diese besondere Situation der DDR in Europa führte zu einem grundlegenden Bruch mit der Vergangenheit und zugleich zu einem Überlegenheitsanspruch gegenüber dem Westen, gegen dessen kapitalistische und bürgerliche Werte das SED-Regime von Anfang an agierte.
Wenngleich Frauen 1946 in Italien das Wahlrecht erhielten und die Verfassung von 1948 die formale Gleichstellung der Frauen einführte, erfolgten die Reformen zur Familien- und Arbeitssituation der Frauen im Vergleich zur DDR doch langsamer und gradueller. Darum war es für die PCI eine drängende Aufgabe, ein progressives Frauenmodell anzubieten, das sich klar von dem faschistischen Modell abhob. Außerdem wurde die politische Kultur in der Nachkriegszeit in Italien von der Democrazia Cristiana dominiert, die der katholischen Kirche nahestand. Ihre Doktrin übte einen besonders nachhaltigen Einfluss auf das Familien- und Frauenkonzept aus. Durch das neu eingeführte Wahlrecht für Frauen ergab sich in einem Mehrparteiensystem für die PCI von Anfang an die Notwendigkeit, die Einflussnahme der katholischen Kirche auf die Frauen einzudämmen.
2. Die Rolle der Frauenpresse
Sowohl in der DDR als auch in Italien wurde die politische Frauenpresse zu einem wichtigen Forum sowohl für die Leserinnen als auch für die Parteien und die Frauenorganisationen, denn sie überbrückte die Kluft zwischen dem öffentlichen Bereich, von dem die Frauen lange ausgeschlossen waren, und der ihnen traditionell vorbehaltenen privaten Sphäre.
Bei der Frauenpresse der DDR handelt es sich insbesondere um die Zeitschrift "Die Frau von heute”, die das offizielle Presseorgan des Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD) war. Die "Sozialistische Frauenorganisation der DDR unter der Leitung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei" war im Wesentlichen ein Vermittlungsorgan, das dazu dienen sollte, den Willen der SED auf die weibliche Komponente der Gesellschaft zu übertragen. Die Zeitschrift sollte der Vermittler zwischen Leserin und Staat sein und als dessen Instrument, gleichsam von "oben" herab, ein Frauenmodell formen und zugleich "von unten" her die Reaktionen der Leserinnen sondieren. In Italien kann die Zeitschrift "Noi donne” als das offizielle Presseorgan der Unione Donne Italiane (UDI: Vereinigung italienischer Frauen) gelten. Die UDI wiederum war wie der DFD eine mit der PCI verbundene, wenn auch formal autonome Frauenorganisation. UDI und DFD unterhielten kontinuierliche Beziehungen zueinander, und gehörten der internationalen demokratischen Frauenföderation (IDFF) an.
In beiden Ländern versuchten die Parteien, die Frauenorganisationen zu beeinflussen und ihre Aktivitäten für die eigenen Zwecken zu nutzen: Die Dialektik zwischen allgemein politischen oder parteipolitischen Zielen auf der einen und den spezifischen Zielen der Frauen auf der anderen Seite zeichnet die Anfangsphase der Beziehungen zwischen Partei und Frauenbewegung aus; ein Prozess, der sich eben in den Zeitschriften deutlich widerspiegelt.
3. Die neue Frau
"Noi donne” wurde 1944 heimlich von den "Gruppi per la difesa della donna" (Gruppen zur Verteidigung der Frau) in dem von den Nationalsozialisten besetzten Norditalien und gleichzeitig dank einer Gruppe der PCI nahe stehender Frauen in dem bereits befreiten Teil Italiens gegründet. Von der sechsten Ausgabe vom November 1944 an erschien "Noi donne” als Zeitschrift der UDI, die aber offiziell erst nach der Befreiung im Oktober 1945 entstehen sollte.
"Die Frau von heute” wurde hingegen im Februar 1946 in der sowjetischen Besatzungszone auf dem Gipfeltreffen der antifaschistischen Frauenausschüsse gegründet. Ab dem 1. März 1948 wurde "Die Frau von heute” zum offiziellen Presseorgan des DFD, der sich am 8. März 1947 gebildet hatte. Sowohl die UDI als auch der DFD hatten ihrem Anfangsstatut gemäß die Absicht, sich an alle demokratischen und antifaschistischen Frauen zu wenden, und zwar unabhängig von ihrer "politischen Weltanschauung, ihrer Religion und sozialen Klasse", und alle gemeinsam in einer überparteilichen einheitlichen Bewegung zu repräsentieren. Nichtsdestotrotz realisierte sich diese Absicht in beiden Fällen nicht: In Italien waren die katholischen Frauen der UDI nicht beigetreten, sie hatten vielmehr eine konkurrierende Organisation ins Leben gerufen, das der katholischen Kirche verbundene Centro italiano femminile (CIF: italienisches weibliches Zentrum). Der DFD hingegen hatte seine ersten Schritte in einem politischen Klima unternommen, das bereits vom Prozess der erzwungenen Vereinigung von SPD und KPD in der SED und von einer Politik der UdSSR gezeichnet war, die in jeder Hinsicht die Voraussetzung für eine dominante kommunistische Partei und die Grundlage für eine sozialistische Ordnung geschaffen hatte. Trotzdem erschienen sowohl "Die Frau von heute" als auch "Noi Donne" zu einem Zeitpunkt, in dem es eine gewisse Solidarität und Zusammenarbeit zwischen allen antifaschistischen Parteien noch gab. Die beiden Zeitschriften hatten den Wiederaufbau und den Kampf gegen die Überreste des Faschismus zum Ziel. Vor allem wollten sie jedoch ihre Leserinnen dazu anregen, sich aus der traditionellen Frauenrolle zu lösen, was auch im Namen der Zeitschrift ("Die Frau von heute”) zum Ausdruck kam, um ihre demokratischen Rechte zu verteidigen und die Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen. Sie wollten eine "Beraterin der Frau" sein, aber gleichzeitig auch "ihr Spiegel". Der Zusammenbruch der Diktatur hatte in beiden Ländern einen bislang noch unbekannten Raum für eine von Grund auf neue Definition der Rolle der Frau geöffnet. Im Vergleich zur Tradition waren die Eigenschaften der "neuen Frau" – so wie sie in den beiden Zeitschriften dargestellt wurden – eine Antithese: Das dort vorgeschlagene Modell zeigte eine politisch aktive Frau, die als Arbeiterin in den Produktionsprozess und in die Gesellschaft integriert ist - oder besser - integriert sein soll.
Der Versuch, das Recht der Frauen auf gleichberechtigte Teilhabe am wirtschaftlichen und politischen Leben zu etablieren, basierte dennoch auf unterschiedlichen Motivationen. Grundlegend für Deutschland war nach Ansicht der "Frau von heute" die Erfahrung eines Krieges, den die Frauen nicht gewollt, aber ertragen hatte, eben weil sie an politischen Entscheidungsprozessen unbeteiligt waren. Diese Nichtbeteiligung machte die Notwendigkeit deutlich, in Zukunft an politischen Entscheidungsprozessen teilzuhaben. Im Hinblick auf Italien verdeutlicht die beachtenswerte Beteiligung der italienischen Frauen an der Resistenza (der Widerstandsbewegung) ihre politische Reife. Und daher erhebe, so "Noi donne", die Italienerin Anspruch auf politische und staatsbürgerliche Rechte sowie gleichberechtigten beruflichen Zugang. In der SBZ unterschrieben sowohl die SPD als auch die KPD, die CDU und die LDP diese Forderungen. Die Front der Zustimmung in Italien erschien hingegen mit Ausnahme von der PCI und der PSIUP (Italienische sozialistische Partei der proletarischen Einheit auch unter den antifaschistischen Parteien weniger geschlossen: die liberale Partei (PLI) war beispielsweise nicht völlig einverstanden. Die Frauen erhielten zwar im Februar 1945 das aktive Wahlrecht, jedoch erst im März 1946 wurde ihnen auch das passive Wahlrecht zuerkannt.
4. Arbeiterin und Aktivistin
Zu Beginn der Entwicklung, die in Deutschland zur Gründung der SED führte, begann sich das Profil der Frau auf den Seiten der "Frau von heute" zu verändern. "Die Frau von heute” lieferte ihren Leserinnen hierzu eine in jeder Hinsicht wohlwollende Interpretation - de facto nämlich die offizielle Version der späteren SED. Sie unterstrich die Notwendigkeit der Einigkeit unter den Parteien, um die Fehler der Vergangenheit zu Beginn des Nazismus nicht zu wiederholen. Ein Jahr später endete in Italien die Dreiparteienregierung (DC, PCI und PSI) unter Ministerpräsidenten Alcide De Gasperi mit dem Ausschluss der PCI und der PSI: Mit den ersten allgemeinen Wahlen 1948 in Italien und 1949 der Gründung der DDR erreichte diese Wende ihren Höhepunkt. Die Leserin, an die sich die Zeitschriften wendeten, war nicht so sehr die Staatsbürgerin im Kampf um Gleichberechtigung, sondern vielmehr eine militante Aktivistin auf der Linie der SED und der PCI, eine Aktivistin, die dazu angeleitet wurde, die Ziele der Partei als die eigenen zu verfolgen. Schon ab dem Zweiten nationalen Kongress, der im Oktober 1947 in Mailand stattfand, verzichtete die UDI auf eine spezifische Frauenidentität: die Parole der Tagung war: Für eine glückliche Familie, Frieden und Arbeit. Außerdem schloss sich die UDI der Alleanza femminile (Frauenallianz) der Fronte democratico popolare (FDP: Demokratische Volksfront) an, d.h. der gemeinsamen Front, die die PCI und die PSI zur Wahl im April 1948 gegründet hatten. "Die Frau von heute” distanzierte sich deutlich von der CDU und der LPD: Die demokratischen Rechte, für deren Anerkennung die Frauen kämpfen sollten, wurden so zunehmend mit den sozialistischen Rechten gleichgesetzt, wie sie von der KPD und dann der SED zum Ausdruck gebracht wurden. In beiden Fällen wurde aber die Mehrparteiennatur der zwei Frauenorganisationen und ihrer jeweiligen Zeitschriften offiziell unterstrichen. Dies geschah auch von sowjetischer Seite. Das bestätigte auch der Leiter der Propaganda- und Informationsabteilung der SMAD, Oberst Sergej Tjulpanow, als er im Juli 1946 behauptete, dass "in früheren Zeiten die deutsche Frauenbewegung zersplittert war und […] [sich]dies nur zum Vorteil der Reaktion […] auswirkte. Die Einheit schließt Meinungsverschiedenheiten in einzelnen Fragen der Politik und Religion nicht aus. Die Zersplitterung der Frauenbewegung hat dunkle Kräfte hervorgerufen, […] Deshalb ist die Einheit der Frauenbewegung ein Unterpfand für ihren Erfolg". In Wirklichkeit aber handelte es sich um eine instrumentelle Wahl, die dazu diente, den Konsens unter den Frauen zu vergrößern oder nicht zu verlieren, da Frauen nach Kriegsende einen gewichtigen Teil der deutschen Bevölkerung stellten.
Der eigentliche Wendepunkt in Italien war aber der 18. April 1948, als die ersten allgemeinen Wahlen stattfanden: Mit dem deutlichen Sieg der DC über die demokratische Volksfront, erhielt das kommunistische Frauenbild in Italien starke Sprünge. Die "neue Frau", diejenige nämlich, die nach der Erfahrung des Widerstands ein neues Bewusstsein erlangt zu haben schien, entsprach in Wirklichkeit nur einer Minderheit. Eine weitaus größere Mehrheit stellte sich ihr entgegen, die nach Ansicht der Kommunisten vom Klerus beeinflusst sein musste. Das hatte die Wahl gezeigt. Die Leserin, auf die die Zeitschrift "Noi donne" abzielte, stellte also lediglich eine winzige Avantgarde dar: Die Masse der Italienerinnen musste erst noch zur Emanzipation erzogen werden. Um die Frauen zu erreichen, die zu einer kulturell weniger gebildeten und deshalb eher dem Einflussbereich der Kirche anheimfielen, wurde auf Novellen, Liebesromane in Fortsetzungen, ja sogar Fotoromane zurückgegriffen, während die großen russischen und klassischen Romane in Fortsetzung wie auch die erbaulichen Erzählungen des Widerstands, die in der ersten Zeit veröffentlicht wurden, zunehmend verschwanden. Die Enttäuschung der PCI angesichts eines solchen Ergebnisses, das als Zeichen der Unreife der Italienerinnen interpretiert wurde, war groß, was wiederum eine verstärkte Unterordnung der UDI unter die Partei zur Folge hatte. Im allgemeinen Klima des Kalten Krieges wurde die Leserin also dazu angehalten, die Front der Linken nicht mit spezifischen Frauenfragen zu schwächen, sondern vielmehr im Namen der grundsätzlichen Ziele der Linken gegen die Regierung zu kämpfen.
Die kommunistische Frau war, anders als die Mehrheit der als "unerfahrenen" apostrophierten Italienerinnen, dem Staat gegenüber kritisch und stand den von der PCI lancierten Kämpfen zu Diensten: Von der Friedensbewegung bis zur Opposition gegen den Nordatlantikpakt und den Koreakrieg. Erst nach dem Sieg der PCI sollte sie Zeit für emanzipatorische Forderungen finden. In der Zwischenzeit verblasste das Anfangsbild der politischen Kämpferin immer mehr, und die "neue Frau" wurde von der Partei dazu abgeordnet, sich - wenn auch unter fortschrittlichem Vorzeichen - mit als spezifischen Frauenthemen eingestuften Fragen zu beschäftigen: mit Kindergärten, Ferienkolonien, Nachschulbetreuung. Als Ausgleich für diese interne Isolierung diente lediglich die Identifikation mit der internationalen Organisation der Bruderstaaten im Ostblock. Hier gab es ein - allerdings idealisiertes - Modell eines Staates, der mit den Frauen solidarisch war.
Ab Herbst 1949, d.h. zum Zeitpunkt der Gründung der DDR, veränderten sich die Eigenschaften der "neuen Frauen", an die sich "Die Frau von heute" wendete. Analog zu Italien richteten sich auch die Aktivitäten des DFD nach den Anforderungen der SED. Der DFD übernahm daher den Kampf für Frieden und gegen Krieg und Militarismus als vornehmlich eigene Ziele. Krieg und Militarismus wurden mit dem monopolistischen Kapitalismus des Westens gleichgesetzt. Durch die Identifizierung der SED mit dem neuen Staat und der Bindung des DFD zur Partei wurde dieser zu einem Instrument, die Frauen für den Staat einzunehmen. Parallel hatte eine fortschrittliche Gesetzgebung im Hinblick auf die Anerkennung der Rechte der Frauen und zum Mutterschaftsschutz aber durchaus auch von sich aus die Grundfesten für eine von Seiten der Frauen auf Dankbarkeit basierende Identifizierung mit dem Staat gelegt. Dieser hatte die Frauenfrage sozusagen gelöst: Die Frau war gleichberechtigt, jetzt konnte (und musste) sie das Recht, am politischen Leben und der Arbeitswelt teilzunehmen, in Anspruch nehmen, um den sozialistischen Staat, der ihr diese Rechte "zugestanden" hatte, zu unterstützen. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges fiel die Verteidigung des Staates mit der Mobilisierung für alle Länder des realen Sozialismus zusammen. Die Mobilisierung wurde durch die direkte Abhängigkeit von der Sowjetunion und die Gegensätzlichkeit zu Westdeutschland noch stringenter. Das westdeutsche Modell wurde mit kritischen Worten und aus einer antagonistischen Position heraufbeschworen, was in einem auffälligen Gegensatz zu dem kontinuierlich proklamierten Willen zu Einheit und Frieden stand. In Vorbereitung zu den Wahlen am 15. Oktober 1950 konnte man in der Zeitschrift lesen: "Angesichts der furchtbaren Tatsache, dass in Westdeutschland deutsche Männer und Söhne in imperialistische Söldnerheere gepresst werden sollen, um für fremde Interessen zu verbluten, […] erhalten die Wahlen am 15. Oktober noch eine besondere Bedeutung, denn die Festigung unserer jungen Republik ist ein wachsendes Hindernis für die Kriegsabsichten der Westmächte."
Das politische Engagement für die Weiterentwicklung des Sozialismus fiel also für die neue Frau mit dem Kampf für den Frieden zusammen und ihr Einsatz als Arbeiterin, Mutter und Aktivistin wurde als Dienst für die internationale Konsolidierung der DDR aufgefasst. Es war das Profil einer Kämpferin, aber jeder Konflikt wurde nach außen abgeleitet, in die Welt des Kapitalismus, zum Feind des Vaterstaats, eben dem Verkünder des Krieges.
Wie zu sehen ist, veränderte sich in beiden Ländern zwischen 1944 und 1950, aufgrund der nationalen und internationalen Entwicklungen das Verhältnis zwischen Partei und Frauenorganisation gravierend. In beiden Fällen dienten die Frauenzeitschriften als Mittler dieser neuen Beziehung und des neuen Bildes sowie der neuen Rolle der kommunistischen Frau. In der DDR und auch in Italien, also in zwei politisch und sozial entgegensetzten Kontexten, wurde das Bild der Frau den Parteien unterordnet. Frauen sollten, anders als anfänglich noch propagiert, letztlich auf ihre spezifischen eigenen Ziele verzichten.
Zitierweise: Monica Fioravanzo, Die "neue Frau", Frauenbilder der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und der Partito Comunista Italiano (PCI) 1944-1950 im Spiegel von Frauenzeitschriften, in: Deutschland Archiv Online, 30.09.2013, http://www.bpb.de/169913
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Dr. Monica Fioravanzo ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Institut der Universität Padua, Italien.
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