"Ihr werdet in der sowjetischen Zone gebraucht. Für Euch alle wird Arbeit vorhanden sein.“ Dieses Angebot richtet die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) im Herbst 1949 an die aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft Heimkehrenden. In Gronenfelde bei Frankfurt (Oder) ist 1946 ein zentrales Auffanglager für sie errichtet worden, von dem aus sie weiterfahren in ihre Heimatorte in Ost- oder Westdeutschland. In Gronenfelde befinden sich auch Büros der Arbeitsämter, die sie in die Industrie, die Landwirtschaft oder den Bergbau vermitteln. Auch auf den zahlreichen Baustellen in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) braucht man jede Hand. Mit der Realität hat das nur wenig zu tun: Viele der Ankommenden sind viel zu schwach für schwere körperliche Arbeiten, zudem traumatisiert durch die Erfahrungen in Krieg und Gefangenschaft. Einige sterben direkt nach der Ankunft in Frankfurt. Für die Heimkehrer zusätzlich belastend ist das verordnete Schweigen über ihre Erlebnisse. Kritik an der Sowjetunion kann in der SBZ oder der DDR hart bestraft werden. Das Lager Gronenfelde – das „Tor in die Heimat“ – bereitet sich im April 1949 auf die Schließung vor, denn bis Ende des Jahres sollen die letzten Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion heimkehren. Die Baracken aus Gronenfelde werden weiter südlich in Brandenburg als Unterkünfte für die Bauarbeiter von Eisenhüttenstadt wiederaufgebaut. Die letzten Kriegsheimkehrer aus der UdSSR kommen erst Mitte der 1950er-Jahre nach Deutschland zurück.
Frankfurt Oder, Brandenburg
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Dr.; geb. 1966, Historikerin. Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin u. a. für das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR Eisenhüttenstadt, die Stiftung Berliner Mauer, das Museum Neuruppin, das Deutsche Historische Museum und die Unabhängige Historikerkommission zur Aufarbeitung der Geschichte des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Bis Ende 2020 Leiterin des Barnim Panoramas Wandlitz. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Zeitgeschichte.