Unweit der oberbayerischen Stadt Wolfratshausen befindet sich von 1945 bis 1957 eine abgeschottete Kleinstadt mit zeitweise über 5.000 Einwohnerinnen und Einwohnern: Föhrenwald. Ursprünglich ist die Siedlung 1939 für den NS-Reichsarbeitsdienst eingerichtet worden. Aber nach 1945 kommen hier immer mehr entwurzelte Menschen an, meist jüdische Überlebende des Verfolgungs- und Vernichtungssystems der Nationalsozialisten, sogenannte „Displaced Persons“ (DP). Nur eine Minderheit will zurück in die deutschen oder (ost-)europäischen Herkunftsorte – die meisten warten auf ihre Ausreise nach Palästina oder in die USA. Hinzu kommen jene, die bereits in Palästina waren, dort aber nicht heimisch geworden sind.
In den Nachkriegsjahren entsteht hier, zwischen Tennessee- und Michiganstraße, eine weitgehend vom Umland unabhängige städtische Infrastruktur mit Gemeindeverwaltung und Polizei, Kino und Sportvereinen, Synagogen, Bibliothek und Kindergarten. Gesprochen wird Jiddisch, die Sprache der osteuropäischen Juden. Deutschen Nichtjuden ist der Zutritt verboten. Bis Ende 1951 steht das Lager unter der Verwaltung der amerikanischen Besatzungsmacht. Dann kommt es unter deutsche Verwaltung und heißt „Regierungslager für heimatlose Ausländer“. Noch bis 1957 leben in Föhrenwald jüdische DPs – zu diesem Zeitpunkt dient das Lager aber in erster Linie als Auffangstation für nichtjüdische Flüchtlinge und Vertriebene. Die Straßen tragen schon seit 1956 wieder deutsche Namen – die Zeit der Benennung nach US-amerikanischen Bundesstaaten ist vorbei.