Begrüßung durch die Bundeszentrale für politische Bildung
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Eröffnungsvorträge
Antisemitismus – eine Krisengeschichte?
Antisemitismus ist kein neues Phänomen. Auch Krisen hat es immer wieder gegeben. Dass „die Juden“ für Umbrüche und negative Veränderungen verantwortlich gemacht werden, ist ebenfalls nicht neu. Doch wie hat sich dieser vermeintliche Zusammenhang von historischen Wendepunkten und antisemitischen Schuldzuschreibungen ergeben? Lässt sich eine Geschichte des Antisemitismus als Geschichte von Krisenverarbeitung schreiben?
Referentin: Prof. Dr. Miriam Rürup, Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien / Universität Potsdam
Antisemitismus – eine Krisengegenwart?
In der zeitlichen Mitte zwischen dem Terroranschlag auf die Synagoge in Halle (2019) und der Hamas-Attacke des 7. Oktober (2023) lagen die Feierlichkeiten zu 1700 Jahre jüdischem Leben in Deutschland (2021). Stimmt der gelegentliche Eindruck, dass sich jüdisches Leben in Deutschland vor diesen Polen abspielt – einerseits antisemitischem Terror und andererseits Betonung eines friedlichen Zusammenseins durch die Mehrheitsgesellschaft? Was bedeutet jüdisches Leben in der Bundesrepublik vor dem Hintergrund multipler Krisen konkret?
Referent: Monty Ott, Politik- und Religionswissenschaftler, Berlin
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Mittagessen
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A: Parallele Vertiefungsangebote – Krisen, Kriege und Konflikte
„From the River to the Sea“ – Israelbezogener Antisemitismus in der Definitionskrise
Wo hört Kritik an der israelischen Regierung auf und wo fängt israelbezogener Antisemitismus eigentlich an? Eine Frage, die auch vor dem neuerlichen Krieg im Nahen Osten immer wieder gestellt – und auch in absehbarer Zeit nicht beantwortet werden wird. Das Panel beleuchtet die anhaltende Krise um die Definition von israelbezogenem Antisemitismus, einschließlich der kontroversen Debatte zwischen der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), die 2017 auch von der Bundesregierung durch Kabinettsbeschluss verabschiedet wurde, und der Jerusalemer Erklärung (JDA). Dabei wird der Fokus besonders auf die spezifischen Ausprägungen von Antisemitismus in linken Diskursen gelegt, die in der gegenwärtigen politischen Krise zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Referierende: Tom Khaled Würdemann, Heidelberg Center for Transcultural Studies Prof. Dr. Helga Embacher, Arbeitsbereich Zeitgeschichte, Paris Lodron Universität Salzburg
Antisemitismus unter Muslimen und islamistischer Antisemitismus: Zwei Seiten einer Medaille oder zwei Medaillen?
Worin sich fast alle einig sind, ist, dass es in muslimischen Communities Antisemitismus gibt. Doch handelt es sich dabei um eine spezifische Form der Judenfeindschaft, eine die sich von Spielarten des Antisemitismus der Mehrheitsgesellschaft substantiell unterscheidet? Oder wird mit der Vorstellung, „die Muslime“ hätten ein Problem mit Antisemitismus vereinfachend und stigmatisierend ein gesamtgesellschaftliches Phänomen auf „die Anderen“ abgewälzt? Gibt es also „muslimische“ Spezifika des Antisemitismus? Wie sehen sie aus, in welchem Zusammenhang mit der Nahost-Krise stehen sie und vor allem, wie können wir zu einem unaufgeregteren Umgang mit dem Thema gelangen, der gleichzeitig den Antisemitismus islamistischer Akteure ernstnimmt?
Referierende: Saba-Nur Cheema, Goethe-Universität Frankfurt/Main Dr. Cemal Öztürk, Fakultät für Gesellschaftswissenschaften / Institut für Politikwissenschaft, Universität Duisburg-Essen
Im Zweifel sind die Juden schuld? Antisemitische Verschwörungsideologien als Antwort auf das Ungewisse
Gruselgeschichten spielen häufig auf Friedhöfen. Antisemitische Gruselgeschichten spielen gerne auf einem Friedhof in Prag – doch auch schon bevor die „Protokolle der Weisen von Zion“ erfunden wurden, wurden Jüdinnen und Juden häufig als bösartige Verschwörer imaginiert. Dass dies keine absurde Anekdote vergangener Zeiten ist, sondern auch heute ein Motiv für reale Gewalttaten ist, ließ sich auch in der Pandemie sehen. Doch woher kommt dieser Reflex vor allem in Krisenzeiten, eine vermeintliche Verschwörung „der Juden“ als Wurzel des Übels identifiziert zu haben? Handelt es sich dabei um einen exklusiv rechtsextremen „Erklärungsansatz“? Welche Rolle spielen antisemitische Verschwörungsideologien im Islamismus?
Referierende: Katharina Nocun, freie Autorin, Berlin Kim Lisa Becker, Interdisziplinäres Zentrum für Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung e. V., Berlin
Erinnerungskultur in der Krise? Schuldabwehrantisemitismus heute
Scheinbar steht das Erinnern an den nationalsozialistischen Völkermord der europäischen Jüdinnen und Juden im Mittelpunkt der bundesdeutschen Erinnerungskultur. Doch dem Holocaust zu gedenken, ist nicht vom Himmel gefallen. Vielmehr haben sich viele Akteure gegen das Vergessen gewehrt – gegen Gefühle der Scham und gegen das Eingeständnis, dass im Namen des eigenen Volkes ungeheuerliche Verbrechen begangenen wurden. Wie hat sich also die bundesdeutsche Erinnerungskultur entwickelt und welchen Stellenwert hat Antisemitismus darin? Wo und wie wird diese erinnerungskulturelle Errungenschaft heute angegriffen?
Referierende: Dr. Michael Höttemann, Referent für antisemitismuskritische Antidiskriminierungsarbeit an der TU Darmstadt Dr. Elke Gryglewski, Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Celle
Zwischen offenem Judenhass und Israelsolidarität. Rechtsextreme Antisemitismen
Antisemitismus gehört zum Grundwerkzeug des Rechtsextremismus. Das war vor 1933 so. Das war nach 1945 so. Doch das heißt nicht, dass sich rechtsextremer Antisemitismus nicht wandeln würde. Das Gegenteil ist der Fall, wie sich auch am Krieg im Nahen Osten zeigt: Manche erklären ihre Solidarität mit dem israelischen Staat – schließlich scheint der Feind „der Muslim“ – andere demonstrierten schon vor Jahren mit einem Verweis auf einen Urvater des Antisemitismus „Israel ist unser Unglück“. Welche Rolle spielt also Antisemitismus im rechtsextremen Denken im Wandel der Zeit? Kann man anhand von Antisemitismen Unterschiede zwischen rechtsextremen Faktionen ausmachen? Und wie wird im Rechtsextremismus Antisemitismus in Krisen propagiert und instrumentalisiert?
Referierende: Prof. Dr. Gideon Botsch, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien / Universität Potsdam Dr. Volker Weiß, Historiker, Hamburg
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Kaffeepause und Raumwechsel
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Podiumsgespräch
„Free Palestine from German Guilt“? Zum Verhältnis von Postkolonialismus und Antisemitismus
Propalästinensische Demonstrationen an Universitäten wurden medial häufig in den Zusammenhang mit Postkolonialismus und Antisemitismus gerückt. Während postkoloniale Theorien Machtverhältnisse und Unterdrückung kritisch hinterfragen, geraten sie zunehmend in die Kritik, antisemitische Narrative zu fördern oder zu verharmlosen. Wie beeinflussen postkoloniale Diskurse den Blick auf jüdische Geschichte und den Nahostkonflikt? Und wie können wir diese Spannungen erkennen, analysieren und produktiv bearbeiten, ohne das eine gegen das andere auszuspielen?
Podiumsgäste: Dr. Felix Axster, Zentrum für Antisemitismusforschung, Berlin Saba-Nur Cheema, Goethe-Universität Frankfurt/Main Prof. Dr. María do Mar Castro Varela, Alice Salomon Hochschule Berlin
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Tagesabschluss
Ab 18:00 Uhr Abendessen und Ausklang
Dienstag,
Zeitraum
Beschreibung
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Tageseröffnung durch die Bundeszentrale für politische Bildung
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Keynote
Auch angesichts der Krise: Antisemitismus pädagogisch begegnen
Das Chamäleon Antisemitismus hat viele Gesichter, die sich anhand von Krisen mitunter gerne wandeln. Wie können wir uns wappnen? Wie damit pädagogisch flexibel umgehen? Grundlagen, Bedarfe und Leitplanken der antisemitismuskritischen Bildung werden in der inhaltlichen Eröffnung des Tages angerissen. Denn so wandelhaft Judenhass sein mag, wir müssen mindestens genauso flexibel reagieren können.
Referent: Dr. Marc Grimm, Vertreter der Professur für Didaktik der Sozialwissenschaften, Bergische Universität Wuppertal
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Kaffeepause und Raumwechsel
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B: Parallele Workshops – Krisenresilienz lernen
Projektionsfläche Israel. Antisemitische Kontinuitäten im israelbezogenen Antisemitismus
Die seit Jahrhunderten währende Kontinuität des Antisemitismus lässt sich nur auf Basis seiner spezifischen Eigenschaften begreifen und weist ein hohes Maß an Wandelbarkeit sowie dynamischer Anpassungsfähigkeit auf. Auch der israelbezogene Antisemitismus blickt auf eine lange Geschichte zurück, die nicht erst mit der Gründung des Staates Israel ihren Eingang findet. Alte antisemitisch aufgeladene Vorstellungen über Jüdinnen und Juden prägen den Blick auf den jüdischen Staat dabei in erheblicher Weise mit und manifestieren sich gewaltvoll. Der Workshop lädt Teilnehmende dazu ein, sich mit Funktionen und Wirkungen dieser Dimension von Antisemitismus auseinanderzusetzen und sich über Gelingensbedingungen und Fallstricke in der pädagogischen Praxis auszutauschen.
Workshopleitung: Lea Güse, Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung und Forschung in Trägerschaft der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V., Berlin Henning Gutfleisch, Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung und Forschung in Trägerschaft der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V., Berlin
Antisemitismus in muslimischen Communities: (K)ein islamistisches Problem?
Antisemitismus in muslimischen Communities wird häufig in direkten Zusammenhang mit islamistischen Narrativen gebracht. Doch handelt es sich hierbei wirklich um deckungsgleiche Phänomene? Und braucht es spezifische „Argumente“, Haltungen oder Formate für religiös begründeten Antisemitismus (in erster Linie etwa der Bezug auf Koranverse oder Hadithe)? Wie können diese aussehen? Workshopleitung: Dr. Jochen Müller, ufuq.de, Berlin
Perspektivwechsel auf verschwörungsideologischen Antisemitismus
In YouTube-Kommentaren, im Klassenzimmer oder in Chatgruppen mit den eigenen Vertrauten – antisemitische Verschwörungsideologien sind uns spätestens seit der Coronapandemie immer wieder begegnet. Wie kann mit Hilfe des (geschichtswissenschaftlichen) Konzepts des Perspektivwechsels antisemitismuskritische Bildungsarbeit gegen Verschwörungserzählungen gelingen? Wie können Herausforderungen im Umgang mit entsprechenden Haltungen, Positionen und Narrativen in der Bildungspraxis erörtert und im gemeinsamen Gespräch reflektiert werden?
Workshopleitung: Julia Heim, „Einmal Brainwash und zurück“, Türkische Gemeinde in Baden-Württemberg e.V., Stuttgart Nilima Zaman, Gründerin der Bildungsinitiative BiPoC+ Feminismen* und freie politische Bildnerin, Tübingen
Schlussstrich drunter? Pädagogische Ansätze gegen Schuldabwehrantisemitismus
Zwei Drittel der Befragten einer Studie gaben 2020 an, dass ihre Vorfahren nicht zu den Tätern des Nationalsozialismus gehörten – gleichzeitig lehnen die Befragten die Auseinandersetzung mit dem NS nicht pauschal ab; im Gegenteil, sie interessieren sich dafür. Was bedeutet es, wenn NS-Täterschaft zunehmend abstrakt verhandelt wird? Wie spielt Antisemitismus in die komplexe Gemengelage gesellschaftlicher wie familienbiografischer Täterschaft hinein? Wie ist damit pädagogisch umzugehen? Workshopleitung: Peter Römer, Geschichtsort Villa ten Hompel - Memorial & Museum, Münster
Antisem.it - Rechtsextremer Antisemitismus Online
Völkisch grundierter Antisemitismus ist im World Wide Web kein Phänomen abseitiger Imageboards und kleiner Chatgruppen; als „Happy Merchant“-Meme oder in Form antisemitischer (((Markierungen))) findet er sich immer wieder auch im Mainstream der Sozialen Medien. Welche Möglichkeiten des Umgangs gibt es? Wie kann man wen online ansprechen? Und wie erreichen? Wie kann eine Deradikalisierung gelingen? Workshopleitung:
Antisemitismus- und Rassismuskritik zusammendenken
Rassismus und Antisemitismus sind eng miteinander verknüpfte Phänomene, die sich in Gewalt und Diskriminierung manifestieren. Trotz historischer und aktueller Verschränkungen lohnt der Blick auf die jeweils spezifischen Funktionen und Wirkweisen, die sowohl Antisemitismus als auch Rassismus bedingen und aufrechterhalten. Wie können Unterschiede ernstgenommen, aber die Phänomene trotzdem gemeinsam bekämpft werden?
Workshopleitung: Désirée Galert, Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus, Berlin
Antisemitismus in der Schule begegnen
Dass „Du Jude“ auf Schulhöfen als Beschimpfung gilt, ist erschreckend – es ist aber nicht neu und vor allem ist es ein Anlass zur pädagogischen Intervention. Wie im Mikrokosmos Schule pädagogisch auf Antisemitismus reagiert und dabei auch mehr Sicherheit gewonnen werden kann, steht im Fokus des Workshops. Denn an der Schule wird der Spagat erwartet, antisemitismuskritisch zu handeln und gleichzeitig jüdische Adressatinnen und Adressaten zu schützen und zu unterstützen.
Workshopleitung: Thure Alting, Spiegelbild – Politische Bildung aus Wiesbaden Jana Müller, Spiegelbild – Politische Bildung aus Wiesbaden
Antisemitismuskritische Bildung in und mit Sicherheitsbehörden
Nicht zuletzt Sicherheitsbehörden sind mit dem Schutz von jüdischem Leben beauftragt, aber auch für die Ermittlung im Kontext antisemitischer Straftaten zuständig. Dafür ist es notwendig, der Wandlungsfähigkeit von Antisemitismus durch Fortbildungen und in der Polizeiausbildung zu folgen. Welche Ansätze und Methoden bieten sich an, Sicherheitsbehörden auf dem Laufenden zu halten? Wie können Polizeibeamte und -beamtinnen sich weiter und stetig professionalisieren? Workshopleitung: Dr. Sarah Jadwiga Jahn, Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, Dortmund
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Mittagessen
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Abschlusspodium
Weitere Information folgen. N.N. N.N.
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Verabschiedung durch die Bundeszentrale für politische Bildung
Der Verbreitung von Antisemitismus in sozialen Medien sind vor allem Kinder und Jugendliche ungefiltert ausgesetzt. Wie kann man mit dem Phänomen in der Schule und im Unterricht umgehen?
"Meet a Jew" ist ein Projekt des Zentralrats der Juden in Deutschland, bei dem in persönlichen Begegnungen jüdische Menschen auf ihre Mitmenschen in Schulen, Sportvereine oder Hochschulen treffen.
Die Dokumentation taucht im 2. Teil in Israels vielfältige Comedy-Szene ein und geht der Frage nach, ob der Erfolg jüdischer Comedians in Deutschland ein Begehren nach Unbeschwertheit widerspiegelt.
Jüdische Witze sind Miniaturerzählungen, sie verewigen jüdisches Leben. Welche zeitlosen Erfahrungen spiegeln sich in ihnen wider? Die zweiteilige Dokumentation sucht nach Antworten.
Immer mehr junge Jüdinnen und Juden treten heute an die Öffentlichkeit, organisieren sich in Verbänden, führen offen politische Debatten. Im Portrait: Ruben Gerczikow, Dalia Grinfeld, Arkadij…
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