Umschaltspiel. Fußball im Osten Europas Up To East #9
Die Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa lädt Sie herzlich ein zur Podiumsdiskussion „Umschaltspiel. Fußball im Osten Europas“ am 12. Juli 2024 ab 19:00 Uhr im Veranstaltungssaal der bpb Berlin. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Up to East“, die sich mit den Hintergründen aktueller politischer, gesellschaftlicher und kultureller Entwicklungen und Ereignisse in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas auseinandersetzt.
Das Wunder von Bern 1954 war ein Desaster für den ungarischen Fußball, der nach dem Zweiten Weltkrieg als der stärkste in Europa galt und sich danach nicht mehr richtig erholen konnte. Doch nicht nur Ungarn war ein Beispiel für die Stärke des Fußballs in Osteuropa. Eines der modernen taktischen Instrumente im Fußball - das Pressing – kommt nicht etwa von Tuchel, Klopp oder Rangnick. Es kommt aus Kyjiw und wurde in der 1960er Jahren durch Waleriy Lobanowsky und Wiktor Maslow entwickelt, die damals den FC Dynamo Kyjiw trainierten und die goldene Ära des sowjetischen Fußballs prägten. Der osteuropäische Fußball hält noch mehr historische Überraschungen bereit, besonders dann, wenn die Politik mitmischt oder die Geschichte dazwischenkommt.
Doch wie sieht die gegenwärtige Situation im osteuropäischen Fußball aus: Viele Fußballclubs nach der Wende und nach den durch die Wirtschaftskrise gebeutelten 1990er Jahren haben sich der Logik der internationalen Märkte angepasst. Dass der Fußball nicht nur eine wirtschaftliche Kraft entwickelt und eine Herzensangelegenheit ist, sondern existentielle Fragen verhandelt, zeigt sich an der laufenden Europameisterschaft in Deutschland: Während ukrainische Nationalfußballer auf dem Feld für ihr Land spielen, verteidigen ihre Landsleute an der Front die Ukraine gegen den russischen Aggressor.
Über die Geschichte und Gegenwart des osteuropäischen Fußballs sprechen wir mit Anne Hahn (Autorin), Ingo Petz (Autor und Journalist) und Kateryna Chernii (wiss. Mitarbeiterin am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam). Das Gespräch moderiert Christoph Biermann (11Freunde).
Anne Hahn, geb. 1966 in Magdeburg, lebt als Autorin in Berlin, wo sie Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik studierte. Seit 1999 schreibt sie Romane, Sachbücher und Rezensionen. Ihre Erlebnisse nach einem Fluchtversuch aus der DDR über die aserbaidschanische Republik verarbeitete sie im Roman „Gegenüber von China“, der 2014 erschien. Mit Frank Willmann veröffentlichte sie mehrere Sachbücher zu subkulturellen Strömungen in der DDR und Fußballkultur, darunter zwei Publikationen zu Fußball in Deutschland und Post-Jugoslawien. 2023 erschien ihr Fußball-Roman „Anne Hahn träumt Christian Beck“.
Ingo Petz ist Journalist und beim Medienprojekt dekoder.org für Belarus zuständig. Nach dem Studium der Osteuropäischen Geschichte und Slawistik in Köln und Wolgograd volontierte er bei der Kölnischen Rundschau. Er ist Mit-Initiator des Projekts "Fankurve Ost", das sich zum Ziel gesetzt hat, Journalisten, Fans und Vereinsmitarbeitern die Funktionsweisen und Herausforderungen einer Zivilgesellschaft anhand der Fußball-Fankultur zu vermitteln. Seit der Gründung 2014 haben weit über 270 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus Belarus, Russland und der Ukraine an den einwöchigen thematischen Seminaren teilgenommen.
Kateryna Chernii studierte Geschichte und Politik an der Nationalen Taras Schewtschenko-Universität Kyjiw und an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seit 2019 promoviert sie am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam zur Transformation des ukrainischen Fußballs und dem Wandel der Eliten nach dem Ende der Sowjetunion.
Christoph Biermann, geboren 1960 in Krefeld, ist Chefreporter von 11Freunde, Mitglied der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur und Autor zahlreicher Bücher. Biermann gehört seit Jahren zu den profiliertesten Fußballjournalisten Deutschlands und hat zahlreiche Bücher zum Thema Fußball veröffentlicht. Die Titel »Die Fußball-Matrix«, »Wenn wir vom Fußball träumen« und zuletzt das 2023 erschienene „Um jeden Preis. Die wahre Geschichte des modernen Fußballs von 1992 bis heute“ wurden jeweils zum »Fußballbuch des Jahres« gewählt.
Das Gespräch wird auf Deutsch geführt.
Wir laden Sie herzlich ein, sich mit uns über die kulturelle, zivilgesellschaftliche und politische Bedeutung des osteuropäischen Fußballs auszutauschen.
Hinweise zur Veranstaltung
Veranstaltungsadresse:
Bundeszentrale für politische Bildung
Friedrichstr. 50
Veranstaltungssaal, 4. OG
10117 Berlin
Veranstalter:
Bundeszentrale für politische Bildung
Zielgruppe:
interessiertes Publikum und Fußballfans
Hinweise zur Teilnahme:
Teilnahmegebühr: Der Eintritt ist frei
Aufgrund der begrenzten Raumkapazität wird um Anmeldung gebeten.