25 Jahre nach dem Kosovo-Krieg: Zivilgesellschaft als Friedensmotor Up To East #7
Die Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa lädt Sie herzlich ein zur Podiumsdiskussion „25 Jahre nach dem Kosovo-Krieg: Zivilgesellschaft als Friedensmotor“ am 23. Mai 2024 ab 18:30 Uhr im Veranstaltungssaal der bpb Berlin . Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Up to East“, die sich mit den Hintergründen aktueller politischer, gesellschaftlicher und kultureller Entwicklungen und Ereignisse in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas auseinandersetzt.
Nach militärischen Konflikten gestaltet sich die Aushandlung von Frieden als komplexe diplomatische Herausforderung. Das Ende von Kampfhandlungen ist nur ein erster Schritt. Ein vollständiger Frieden, zu dem Aufarbeitung und Aussöhnung gehören, bleibt oft unerreicht. Dies zeigen auch die politischen Beziehungen zwischen dem Kosovo und Serbien, die sich seit einem Vierteljahrhundert in einem 'Krisen-Perpetuum-Mobile' bewegen.
Der Kosovo-Konflikt eskalierte im Februar 1998 und entwickelte sich zu einem Bürgerkrieg zwischen serbischen Truppen und Paramilitärs auf der einen und der kosovarischen 'Befreiungsarmee Kosovo' (UҪK) auf der anderen Seite. Im Jahr 1999 wurde der Krieg durch ein völkerrechtlich umstrittenes Eingreifen der NATO mit Luftangriffen gegen Jugoslawien beendet. Die Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrats legte die erste Grundlage für den Friedensprozess im Kosovo. Dennoch bleibt bisher eine wirksame Lösung für den Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo aus, was weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Region hat. Die Nicht-Anerkennung Kosovos durch Serbien, nach der Unabhängigkeitserklärung 2008, stellt ein zentrales Problem auf dem Balkan dar. Diese Haltung behindert den Fortschritt beider Länder in ihren EU-Beitrittsprozessen, destabilisiert die Region, wie jüngste Spannungen im Nordkosovo zeigen, und blockiert die regionale wirtschaftliche Zusammenarbeit.
In der Berichterstattung stehen häufig die Interessen politischer Akteure im Vordergrund. Im Rahmen der siebten Ausgabe der Gesprächsreihe „Up to East“ untersuchen wir die Bedeutung der kosovarischen und serbischen Zivilgesellschaft für den brüchigen Frieden. Welche Hintergründe, Herausforderungen, Ängste und Hoffnungen sind mit dem Zustandekommen eines Friedensabkommens verbunden? Wer profitiert davon, dass eine Normalisierung der Beziehungen in der gesamten Region immer wieder scheitert? Wann und womit beginnt Versöhnung und welche Faktoren können sie beschleunigen oder schwächen?
Die Friedensaktivistin und stellvertretende Leiterin des Zentrums für Menschenrechte Jelena Krstić (Belgrad), Jeton Neziraj, Theaterautor, Kulturvermittler und künstlerischer Leiter der Produktionsfirma „Quendra Multimedia“ (Prishtina), die Politikwissenschaftlerin Dr. Marina Vulović (Stiftung Wissenschaft und Politik und Universität Potsdam) sowie der Politikwissenschaftler Dr. Francesco Trupia (Universität Torún) diskutieren die aufgeworfenen Fragen. Die Diskussion wird von Frauke Seebass, Projektmanagerin Westbalkan (DGAP) und Arban Mehmeti, Kulturwissenschaftler (ISD-Deutschland), moderiert. Die Lesestimme übernimmt Agnes Mann.
Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Englisch mit Simultanverdolmetschung statt.
Wir laden Sie herzlich ein, sich mit uns und unseren Gästen über die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen der Zivilgesellschaft im Kosovo auszutauschen.
Jelena Krstić
Jelena Krstić ist stellvertretende Leiterin des Zentrums für Menschenrechte in Belgrad. Sie ist Politikwissenschaftlerin und aktive Teilnehmerin an Prozessen zur Aufarbeitung der Ursachen und Folgen der bewaffneten Konflikte der 1990er Jahre auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens. Bisher hat sie mehrere Bildungs- und Erinnerungsprogramme zur Vergangenheitsbewältigung initiiert und durchgeführt, darunter die Entwicklung der ersten Schulen für Transnational Justice in Serbien. Seit 2019 entwickelt sie Programme, die sich auf den Einsatz von Kunst zur Überwindung des Erbes bewaffneter Konflikte konzentrieren. Neben ihrer praktischen Tätigkeit im akademischen Bereich widmet sie sich der Forschung zu feministischem Widerstand gegen Krieg und Frauenaktivismus, der Vergewisserung nationaler Identität durch Literatur sowie der anhaltenden Straflosigkeit für Kriegsverbrechen.
Agnes Mann
Agnes Mann ist gebürtige Berlinerin, Schauspielerin, Sprecherin, Produzentin, Sängerin, Mutter. Die letzten zwei Jahre spielte sie eine Hauptrolle in der ZDF-Serie „Hotel Mondial“, spielte die Susan im „Am Strand der weiten Welt“ am Deutschen Theater Berlin und steht als Performerin in der Site-Specific Performance in der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin auf der Bühne.
Arban Mehmeti
Arban Mehmeti forscht im Bereich Friedens- und Konfliktforschung. Er verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Kulturdiplomatie und Desinformation. Derzeit schreibt er seine Dissertation über den "Kulturellen Friedensprozess zwischen Kosova und Serbien" an der Humboldt-Universität zu Berlin und ist am Institute for Strategic Dialogue (ISD Deutschland) als Projektleiter tätig.
Jeton Neziraj
Jeton Neziraj ist aus dem Kosovo stammende und international bekannte Dramatiker, Kulturvermittler und Leiter der Theater- und Produktionsfirma „Qendra Multimedia“ mit Sitz in Prishtina. Nach der Gründung der Republik Kosovo war er der erste künstlerische Leiter des Nationaltheaters zwischen 2008 und 2011. 2020 verlieh ihm das Büro der Europäischen Union im Kosovo die Auszeichnung „Europäer des Jahres“. Er ist Preisträger des Europäischen Kulturpreises 2021 und des Internationalen Theaterpreises XNUMX der New Yorker Kompanie „Playwrights Realm“. Das deutsche Theatermagazin Theater der Zeit und der Deutschlandfunk Kultur bezeichneten ihn als „Kafka des Balkans“, die Los Angeles Times nannte ihn „einen Dramatiker von Weltrang, der unsere Bequemlichkeit bei jeder Wendung herausfordert“.
Frauke Seebass
Frauke Seebass ist als Projektmanagerin am Zentrum für Ordnung und Governance in Osteuropa, Russland und Zentralasien der DGAP tätig, wo sie für das Projekt "Balkan Hub" im Einsatz ist. Ihr Schwerpunkt ist die EU-Erweiterung gegenüber den Ländern des Westlichen Balkans. Sie hat Friedens- und Konfliktforschung, Humangeographie und Kommunikation in Deutschland, Israel und in den Niederlanden studiert.
Dr. Francesco Trupia
Dr. Francesco Trupia ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Exzellenzzentrum „Interacting Minds, Environments and Societies – IMSErt” an der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń, Polen. Seine Forschungsinteressen umfassen die Identitäts- und Erinnerungspolitik, die Integration von Minderheiten, die postsozialistische Demokratisierung sowie die Untersuchung der Zivilgesellschaft in Südosteuropa, vor allem im Kosovo, und im Kaukasus. Trupia war an mehreren internationalen Universitäten als Wissenschaftler tätig, darunter die Universität Warschau, die Universität Brüssel sowie die Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Promotion in politischer Philosophie erfolgte an der Universität St. Kliment Ohridski in Sofia, Bulgarien.
Dr. Marina Vulović
Dr. Marina Vulović ist akademische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen der Universität Potsdam. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Stiftung Wissenschaft und Politik, SWP Berlin, wo sie derzeit als Gastwissenschaftlerin tätig ist. Vor ihrer Arbeit in Potsdam war sie Gastwissenschaftlerin an der Universität Oxford (UK), der Universität Graz (Österreich), dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (Deutschland) und der Universität Belgrad (Serbien). Sie arbeitet und veröffentlicht zu Theorien der internationalen Beziehungen, Populismus und Nationalismus, EU-Erweiterungspolitik, politischen Entwicklungen auf dem westlichen Balkan, Beziehungen zwischen Kosovo und Serbien sowie Erinnerungspolitik und Konfliktforschung im postjugoslawischen Raum.
Hinweise zur Veranstaltung
Veranstaltungsadresse:
Bundeszentrale für politische Bildung
Veranstaltungssaal im 4. OG
Friedrichstr. 50
10117 Berlin
Der Veranstaltungsaal befindet sich im 4. OG und ist mit dem Fahrstuhl erreichbar.
Veranstalter:
Bundeszentrale für politische Bildung
Pressekontakt:
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Anfahrtsbeschreibung:
Bei einer Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind die Linien U2 und U6 bis zur Station Stadtmitte zu empfehlen.
Hinweise zur Teilnahme:
Teilnahmegebühr: Der Eintritt ist frei.
Aufgrund der begrenzten Raumkapazität wird um Anmeldung gebeten.