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Musik und Gesellschaft in Mittel-, Ost- und Südosteuropa | bpb.de

Musik und Gesellschaft in Mittel-, Ost- und Südosteuropa

In den Gesellschaften Mittel-, Ost- und Südosteuropas spielt Pop- und Rockmusik eine entscheidende Rolle als kulturelles Phänomen sowie als Ausdruck von gesellschaftlichen und politischen Veränderungen. In autoritären Regimen war und ist sie dabei sowohl Werkzeug staatlicher Propaganda als auch ein Medium für den Widerstand oppositioneller Kräfte.

In Jugoslawien erlebte die Rockmusikszene unter dem Einfluss westlicher Vorbilder und den kritischen Augen der kommunistischen Regierung in den 1970er Jahren einen kreativen Aufschwung. Bands wie "Bijelo Dugme", "Idoli", "Ekatarina Velika" und "Azra" prägten nicht nur die Musiklandschaft, sondern zu einem Sprachrohr, über das junge Menschen ihre Unzufriedenheit mit der politischen und gesellschaftlichen Situation ausdrückten, wenn auch oft verschlüsselt, um der Zensur zu entgehen.
Nach dem Zerfall Jugoslawiens wurden Friedenskonzerte zu einem Symbol für Hoffnung, Einheit und den Widerstand gegen Gewalt und Nationalismus. Als am 28. Juli 1991 30.000 Menschen in der Zetra-Halle in Sarajevo dem Konzert lauschten, glaubten sie noch, dass der Frieden sich retten ließe. Das Friedenskonzert unter dem Titel „Zählt nicht auf uns“ im Mai 1992 war bereits eine Protestreaktion auf den Kriegsausbruch und den Beschuss Sarajevos.

Auch während der friedlichen Proteste gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Alexander Lukashenko 2020 in Belarus spielte Musik eine zentrale Rolle als Ausdruck von Widerstand und Solidarität – vor allem in Form von Straßenkonzerten, Protesthymnen und der offenen Unterstützung der Protestbewegung durch Musiker/-innen zur Mobilisierung der Bevölkerung.

Der Sound der Revolution

Seit den historischen Protesten im Jahr 2020 wurden zahlreiche Musikerinnen und Musiker in Belarus festgenommen und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt; viele haben das Land verlassen.

Ingo Petz

/ 11 Minuten zu lesen

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