Vor Ort bieten die Israel-Studienreisen intensive Einblicke in Israels politische und kulturelle Vielfalt vor dem Hintergrund seiner historischen Prägung und seiner multiethnischen Gesellschaft. Neben einem ausgewiesenen Schwerpunktthema enthalten die Programme stets bestimmte „Basismodule“, die die wichtigsten gesellschaftlichen und politischen Koordinaten des Landes vorstellen. Dies ermöglicht den Teilnehmenden die bessere Einordnung der komplexen Informationen und teils widersprüchlichen Positionen, mit denen sie während des Reiseverlaufs konfrontiert werden. Dabei besteht das vornehmliche Ziel darin, Strukturen aufzuzeigen, die über die Ereignisse der aktuellen Tagespolitik hinausgehen.
Insgesamt unternehmen die Studienreisen den Versuch, durch persönliche Begegnungen und Gespräche, Besuche von Institutionen sowie Exkursionen ein differenziertes Bild der komplexen israelischen Lebenswirklichkeit zu vermitteln. Dazu gehören sowohl unterschiedliche Positionen und Kontroversen innerhalb der jüdischen Mehrheit als auch die Situation der nicht-jüdischen Minderheiten im Land. Ergänzt werden die verschiedenen inhaltlichen Gesichtspunkte durch vielfältige methodische Zugänge. Die Studienreisen bieten zugleich die Chance, die aus Deutschland mitgebrachten Israel-Bilder vor Ort zu überprüfen und sie mit den anderen Teilnehmenden zu diskutieren.
Selbstverständlich spielt auch der israelisch-palästinensische Konflikt in den Programmen eine wichtige Rolle. Deshalb ist ein Besuch mit Gesprächen in den palästinensischen Autonomiegebieten – bei stabiler Sicherheitslage – fester Bestandteil der Studienreisen. Er bietet die Gelegenheit, Positionen der “Gegenseite“ zu hören und trägt damit zu einem umfassenden Verständnis des Konfliktes und seiner Komponenten bei.
Mit den Israel-Studienreisen sollen Multiplikatoren/innen und Meinungsführer/innen angesprochen werden, die die auf der Reise gewonnenen Informationen, Erkenntnisse und Erfahrungen nachhaltig in ihrem beruflichen Umfeld weitergeben und in konkrete Projekte einfließen lassen können und so im Sinne der Vermittlung eines differenzierten Israelbildes in die Gesellschaft hinein wirken. Zudem möchte die bpb zur Bildung von Netzwerken zwischen deutschen und israelischen Fachkollegen/innen und/oder einschlägig ausgewiesenen Experten/innen beitragen.
Bei der Zusammensetzung der Reisegruppen wird darauf geachtet, dass sie die in Deutschland bestehende gesellschaftliche Vielfalt widerspiegelt. Das bedeutet nicht nur die Schaffung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Frauen und Männern, von Teilnehmenden aus Ost und West, sondern auch die immer stärkere Einbeziehung von Multiplikatoren/innen, die über einen Migrationshintergrund verfügen.
Die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands stellt einen bedeutsamen Unterschied zu der Zeit dar, als die Israel-Studienreisen ihren Anfang nahmen. In den sechziger Jahren waren der Holocaust und seine Konsequenzen der entscheidende Bezugspunkt. Das betraf die Beschäftigung mit dem jüdischen Staat ebenso wie die Würdigung des deutsch-israelischen Verhältnisses. Durch die Gegebenheit der heutigen Einwanderungsgesellschaften und durch weithin andere Perspektiven der jüngeren Generationen ergeben sich auch neue Facetten in den deutsch-israelischen Beziehungen. Das erfordert eine noch differenziertere Auseinandersetzung mit allen Aspekten der Erinnerungskultur.
Trotz der veränderten Rahmenbedingungen spielt die historische Verantwortung für die während des Nationalsozialismus verübten Verbrechen selbstverständlich weiterhin die zentrale Rolle. Nicht zuletzt deshalb, weil der Holocaust als fester Bestandteil des jüdischen Lebens in Israel stets gegenwärtig ist. Somit bleibt auch heute gültig, was von Beginn an zum Auftrag der Israel-Studienreisen als Instrument politischer Bildungsarbeit gehörte: die kritische Reflexion des deutsch-jüdischen Verhältnisses in der Geschichte, insbesondere während der Zeit des Nationalsozialismus und daraus folgend das Einstehen für das Existenzrecht Israels, unabhängig von der konkreten Politik seiner jeweiligen Regierungen.
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– Israel –
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