Historische Verantwortung als Gründungsmotiv
Die Israel-Studienreisen der bpb wurden 1963 mit dem Bildungsziel ins Leben gerufen, in Deutschland für eine engagierte Auseinandersetzung mit Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart einzutreten. Sie sollten die Auswirkungen des Holocaust aufzeigen und Brücken zum jungen jüdischen Staat schlagen. Seit bald 60 Jahren haben die Studienreisen auf diese Weise die politische Bildung zum Thema historisches Lernen und Erinnern begleitet. Heute sind sie aktueller denn je. Denn in einer immer pluraler werdenden Gesellschaft setzt das Projekt neue Impulse für eine Erinnerungspraxis der Vielfalt. Sie setzen ein Zeichen gegen jegliche Form von Antisemitismus.
Die Studienreisen der bpb würdigen den besonderen Charakter des deutsch-israelischen Verhältnisses und stehen für das Existenzrecht Israels ein, unabhängig von der konkreten Regierungspolitik vor Ort. Um der Komplexität des israelisch-palästinensischen Konflikts und der Lage in den Palästinensischen Gebieten gerecht zu werden, setzen wir auf Multiperspektivität und Kontextsensibilität in der Programmgestaltung. Dabei reflektieren wir das Spannungsfeld zwischen Völkerrecht und unterschiedlichen Konfliktrealitäten im Alltag.
Differenzierter Blickwinkel für Multiplikatoren
Die Reiseprogramme richten sich an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und Medienschaffende, die das gewonnene Wissen, neue Erkenntnisse und Erfahrungen nachhaltig in ihrem beruflichen Umfeld weitergeben können. Eine Studienreise soll die Teilnehmenden dazu anregen, eigene Projektideen zu entwickeln, Kontakte zu Fachkolleginnen und -kollegen vor Ort zu knüpfen und als Alumni im Austausch zu bleiben. Bei der Zusammensetzung der Reisegruppe aus Deutschland versuchen wir, gesellschaftliche Vielfalt, regionale Unterschiede und fachliche Expertise möglichst angemessen abzubilden. Wir wollen die Teilnehmenden unserer Studienreisen dabei unterstützen, sich ein differenziertes Bild von Politik und Gesellschaft in Israel zu machen. Wir möchten Impulse setzen, die zum besseren Verständnis der Lage in den Palästinensischen Gebieten beitragen. Dabei zeigt sich im Verlauf einer jeden Reise, dass einzelne Positionen widersprüchlich, unauflösbar und doch gleichwertig nebeneinanderstehen können – jede Perspektive mit ihrer Daseinsberechtigung, ohne Anspruch auf Parteinahme. Das Reiseprogramm soll multiperspektivisch zur eigenen Urteilsbildung beitragen.
Themenvielfalt, regionale Diversität und professionelle Reisegestaltung
In Israel erhalten Teilnehmerinnen und Teilnehmer intensive Einblicke in die multiethnische Gesellschaft, die Demokratie und die wechselvolle Geschichte des Landes. Durch persönliche Begegnungen und Exkursionen, Besuche von Institutionen und NGO wird versucht, ein differenziertes Bild der Lebenswirklichkeit der jüdischen Mehrheitsbevölkerung und der nicht-jüdischen Minderheiten zu vermitteln. Neben Grundlageninputs, die die zentralen gesellschaftlichen Koordinaten des Landes aufzeigen, verfügen alle Reiseprogramme über einen Themenschwerpunkt. Zum Beispiel: Shoa und Erinnerungskultur, Religion, Sicherheit und internationale Politik, Medien, Migration, Gender, Architektur oder Klimapolitik. Diese Schwerpunkte orientieren sich nicht zuletzt an Herausforderungen, die in vor Ort wie in Deutschland relevant sind und Perspektiven für Dialog eröffnen können.
In Reiseabschnitten in den Palästinensischen Gebieten (Westjordanland und Ost-Jerusalem) stehen unterschiedliche Lebensrealitäten und Sozialräume im Fokus. Sie sind geprägt von inner-palästinensischen Fragestellungen und den konflikthaften Verflechtungen mit Israel im Besatzungskontext. Auch die lokalen, regionalen und internationalen Herausforderungen beim Aufbau einer unabhängigen staatlichen Struktur gehen damit einher. Besuche im Gaza-Streifen sind aktuell nicht möglich.
Bei der Programmkonzipierung der Studienreisen können wir auf Jahrzehnte professioneller Erfahrung und hausinterne Expertise zurückgreifen. Wir werden durch Partner vor Ort unterstützt und verfügen über ein vielfältiges Referierenden-Netzwerk. Mut zu Experimenten, Raum für Reflexion und Respekt in der Begegnung mit lokalen Akteuren machen jede Studienreise zu einem nachhaltigen Bildungserlebnis.