"Der Holocaust (hebräisch: 'Schoah') war ein beispielloser Feldzug der Nazis und ihrer Verbündeten gegen alle unter ihrer Kontrolle befindlichen Juden, mit dem erklärten Ziel, sie zu ermorden. Letztlich fielen diesem Feldzug mehr als sechs Millionen Juden zum Opfer."
Der Holocaust gehört nach Meinung führender Wissenschaftler zu einem der am intensivsten erforschten Ereignisse des 20. Jahrhunderts und entwickelte sich in der internationalen Öffentlichkeit zu dem Symbol für Menschenrechtsverletzungen schlechthin. Dennoch werden immer wieder, allen Erkenntnissen zum Trotz, Zweifel an den Ergebnissen der Holocaustforschung formuliert und lanciert, deren extremste Formen in der Leugnung des Holocausts gipfeln. Beispiele sind insbesondere in den Äußerungen und Verhaltensweisen rechtsextremer Parteien und ihrer Anhänger in Deutschland und Europa zu sehen.
Allerdings ist die Leugnung des Holocausts keinesfalls auf Europa beschränkt. Insbesondere die wiederholten Verlautbarungen des ehemaligen iranischen Präsidenten Ahmadinejad stellen ein prägnantes Beispiel dar. Eine 2006 im Iran abgehaltene Konferenz sollte sogar der Demontage der Forschungsergebnisse über den Holocaust dienen und ihn grundsätzlich widerlegen. Diese Konferenz traf zwar international auf Proteste, wies jedoch auch auf eine neue Problematik hin: Gruppierungen, die aus unterschiedlichen, ideologischen Motiven den Holocaust leugnen, vernetzen sich und dies zunehmend international. Sie wenden sich dabei nicht nur gegen das Existenzrecht Israels, sondern ziehen in ihrem Kern die Prinzipien westlicher Demokratien in Zweifel, indem sie oft zwischen der muslimischen und westlichen Welt polarisieren und die Positionen rechtsextremer Parteien in Europa zu stärken versuchen.
Die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb und das Zentrum für Antisemitismusforschung nahmen in diesem Kontext den Tag der Menschenrechte 2006 zum Anlass, um eine international besetzte Konferenz zur Bedeutung der Holocaustforschung im transnationalen Zeitalter zu veranstalten.
Auf dieser Konferenz hielt der renommierte amerikanische Historiker und Holocaustforscher Raul Hilberg, selbst ein jüdischer Flüchtling österreichischer Herkunft, die Eröffnungsrede. Den Kritikern und Leugnern des Holocaust entgegnete er zum Schluss folgende Schätzungen über die quantitative Dimension des Holocaust: In Ghettos wurden über 800.000 Juden ermordet. Es gab 1.400.000 Erschießungen, 2.900.000 Tote in verschiedenen Konzentrationslagern.
"Und es sind die Zahlen, die man ja immer bestreitet, von den Gegnern, von den Verleugnern. Aber hier sind sie."
Raul Hilberg, 11. Dezember 2006
Der Weg in den Holocaust
Dabei wissen wir über den Holocaust nach Hilberg bis heute lediglich ca. 20%. Die Holocaustforschung hat seiner Meinung nach noch lange nicht alles aufdecken können
Der Erfolg der Konferenz und die Vernetzung von Wissenschaftlern und Praktikern der politischen Bildung stellten den Ausgangspunkt für weitere Konferenzen zur Holocaustforschung unter jeweils spezifischen Themen dar. Die bisherigen Themen "Der Holocaust im transnationalen Gedächtnis", "Täterforschung im globalen Kontext", "Helfer, Retter und Netzwerker des Widerstands" und "Volksgemeinschaft - Ausgrenzungsgemeinschaft" eröffneten Perspektiven, die in der politischen Bildung über den Holocaust zuvor wenig Beachtung fanden.