Alejandro Baer forscht in Madrid und Bayreuth zu Antisemitismus und Erinnerungskultur, er wurde von Ina Boesch als "prädestiniert" für die transnationale Helferforschung vorgestellt.
Spanische Diplomaten verhalfen während des zweiten Weltkriegs etwa 50.000 jüdischen Spaniern aus den deutsch besetzten Ländern Europas zur Ausreise und bewahrten sie vor der Deportation in die Vernichtungslager. Das Franco-Regime vereinnahmte die Judenrettung später für sich und ihre angeblich "humanitären Richtlinien der Staatsführung". Eine andere Deutung sieht die spanischen Diplomaten als Helden, die aus Nächstenliebe ihre Karriere riskierten.
Baer möchte die Leistungen der Diplomaten würdigen und zugleich differenziert darstellen. Beispielhaft brachte er den spanischen Konsul im griechischen Thessaloniki, Sebastián de Romero Radigales, an. Im Januar 1943 stellten die Deutschen ein Ultimatum, dass Spanien die 500 spanischen Juden in der Stadt nach Spanien holen solle – ansonsten drohe ihnen gemeinsam mit den griechischen Juden die Deportation. Romero engagierte sich für ihre Rettung.
Die spanische Führung sah sich jedoch vor einem Dilemma: Einerseits wollte man aus ideologischen Gründen "so wenige Juden wie möglich" aufnehmen, andererseits würde eine Verweigerung Spaniens die Beziehungen zu den Alliierten belasten. Dieses Dilemma führte letztlich dazu, Romero zu ignorieren und eine Entscheidung hinaus zu zögern.
Ein anderer spanischer Diplomat beklagte, die spanische Führung habe durch ihr Nichtstun die Landsleute "automatisch zum Tode verurteilt". Schließlich erreichte Romero mit "unermüdlichem Eifer" so Baer, dass die Juden aus Thessaloniki "nur" nach Bergen-Belsen deportiert wurden, nicht nach Auschwitz. Im Februar 1944 entschloss sich die spanische Führung endlich, die Juden nach Spanien einreisen zu lassen. Das bedeutete für sie die Rettung.
Baer schätzt den Einsatz von Menschen wie Romero hoch ein. Er weist aber darauf hin, dass es sich um überzeugte Vertreter des Franco-Regimes handelte und ihr Engagement keine Gefahr für ihre Karrieren darstellte. Die Diplomaten handelten innerhalb vorgegebener Handlungsspielräume. Daran zeige sich, so Baer, dass eine "reine Gegenüberstellung von absolut Bösem und absolut Gutem" der Realität nicht gerecht wird.
Alejandro Baer äußert sich auch im