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Das Böse beginnt bei 15 Volt | Helfer, Retter und Netzwerker des Widerstands | bpb.de

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Das Böse beginnt bei 15 Volt

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Philip G. Zimbardo, emeritierter Professor der Stanford University, Autor zahlreicher Publikationen über die Faktoren, die zur Übertretung der Grenze vom Guten zum Bösen führen, erläuterte in seinem Vortrag den Luzifer-Effekt und wie Menschen zu Helden werden.

Philip G. Zimbardo über das Gute und das Böse im Menschen Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Was bringt normale Menschen dazu, Böses zu tun? Sind Intervention und Prävention möglich? Zimbardo beschrieb die Erkenntnisse des Milgram-Experiments und des von ihm 1971 selbst durchgeführten Stanford-Prison-Experiments. Der Wechsel von freundlich zu grausam, sorgsam zu gleichgültig, erschaffend zu destruktiv sei von verschiedenen Einflüssen abhängig.

Es gäbe drei Einflusssphären des Handelns. Das Individuum ("the bad apple"), der äußere situative Einfluss ("the bad barrel") und der Einfluss des Systems ("the bad barrel-makers"). Die Linie zwischen "Gut" und "Böse" werde von der Mehrheit der Bevölkerung schnell überschritten. Dies zeige sich klar und deutlich im Gefängnis in Abu Ghraib im Irak aber auch beim Völkermord in Ruanda 1994 und bei den Taten des Reservepolizeibataillons 101 im Zweiten Weltkrieg. Das amerikanische Milgram Experiment zeige, wie leicht Menschen Grenzen überschreiten. Unter dem Vorwand, durch Bestrafung das Gedächtnis zu verbessern, unter "Anleitung" eines verantwortlichen Experten, aber auch unter dem Schreien des Bestraften, versetzten die Teilnehmer vermeintlich Stromstöße von 15 Volt bis zu tödlichen 450 Volt. Zwei Drittel der Teilnehmer gingen bis zu 450 Volt, niemand brach das Experiment ab. Denn, so Zimbardo, nur wenn man Helden sehe, werde man auch selbst zum Helden.

In Zimbardos eigenem Experiment, ursprünglich als Studie des Gefängnislebens bezeichnet, wurden gewöhnliche Studenten im Rahmen eines Experiments inhaftiert, andere übernahmen die Rolle der Wächter. Graduell wurden die "Inhaftierten" gedemütigt und gebrochen. Nach weniger als einer Woche war das Experiment außer Rolle geraten und musste abgebrochen werden.

Unser Leben finde in Institutionen statt, erklärte Zimbardo weiter. Familie, Schule, Kirche, Militär. Institutionen könnten Menschen durch Machtausübung, durch Propaganda und Manipulation, korrumpieren. Verteilung von Rollen und Verantwortung sei hierbei zentral.

Zuschauer gebe es viele, Passivität nennt Zimbardo "evil of inaction". Helden, das seien Menschen, die über den Willen zu Helfen verfügen und auch handeln, risikoreich und ohne eine Belohnung zu erwarten. Toleranz und Gerechtigkeit seien zentrale Werte, es gehe darum, aufzustehen und Ungerechtigkeit anzusprechen. Jeder von uns, sagt Zimbardo, habe nur geringen Einfluss, der sich aber zusammen mit anderen multiplizieren könne. Helden seien gewöhnliche Menschen, die mitfühlen und handeln.

Zimbardos Schlusswort: "Let us oppose the power of evil systems." Kampf dem Bösen. Aber Situationen richtig zu erkennen sei oft nicht einfach. So musste auch Zimbardo selbst auf die Eskalation seines Experiments und seine eigene Verstricktheit gestoßen werden.

Fussnoten